Riesenmaschine

01.11.2006 | 04:59 | Anderswo | Supertiere | Alles wird besser

Equity-Kisuaheli in Mombasa

Während man in Europa denkt, der ganze afrikanische Kontinent sei nichts weiter als eine Elendsregion und tauge höchstens als Roh- bzw. Schundstofflieferant, glaubt man in China, Afrika sei das nächste grosse Ding. Wie gross genau, das ist an den gigantischen Werbetafeln abzulesen, mit denen ganz Peking in den letzten Tagen tapeziert wurde, und die dicke Elefanten zeigen. Noch dicker wird nur der Chinesisch-Afrikanische-Gipfel an diesem Wochenende werden, die grösste Gipfelkonferenz in China seit 50 Jahren.

Wenn aber die Chinesen denken, Afrika sei im Kommen, wird da was dran sein. Immerhin muss die hiesige Regierung 1.000.000.000.000 US-Dollar, die, wie soeben verkündet, sich in Chinas Geldspeichern an Währungsreserven angesammelt haben, irgendwann und irgendwo auch wieder ausgeben. Warum nicht in Afrika, wo man ganz viel Geld investieren kann, weil noch so wenig Infrastruktur (Autobahnraststätten, Skulpturenparks, Ölpipelines nach China) da ist? Im Jahr 2005 wurden bereits 1,18 Milliarden chinesische US-Dollar in 49 verschiedenen afrikanischen Ländern angelegt. Wer als junger, karrieregeiler Riesenmaschinenleser also nach einer Chance sucht, vom nächsten, fetten Wirtschaftsboom zu profitieren, sollte sofort aufhören, Wirtschaftssinologie in Konstanz zu studieren. Der chinesische Zug ist gestern abgefahren und alle Abteile sind besetzt. Besser legt man sich an den Strand von Mombasa, lernt BWL-Amharisch, Invest-Yoruba, Money-Hausa, Real-Estate-Wolof, Cash-Flow-Zulu oder Equity-Kisuaheli und fängt sodann als Korrespondent der Jambo-Maschine an.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


31.10.2006 | 13:05 | Alles wird besser

Die Eltern vom Bahnhof Zoo


Keine Macht den Drogen (vor der Pubertät)
Man sollte sich von Gadgets, bezahlten Praktika und treudoofen Kinderaugen nicht einlullen lassen: Die Welt ist schlecht. Und wo sie es nicht ist, da kann man nachhelfen. Zum Beispiel bei Neugeborenen, diesen bis zur ersten durchgeplärrten Nacht unschuldigen Dingern. Durch gezielten Einsatz von Drogen und Alkohol kann die geneigte Mutter schon vor der Geburt das Leben des Kindes zur Hölle machen – und das eigene, fair enough, gleich mit. Weil das natürlich ein Eingriff von der Grössenordnung eines Computerkaufes ist und wohl bedacht sein will, hält die Delmenhorster Babybedenkzeit GbR Trial-Versionen für die Testphase bereit: Auf Drogen- bzw. Alkoholsucht getrimmte Babypuppen, die einen lebhaften Eindruck davon vermitteln, was wäre wenn und angehenden Eltern aufzeigen, wie schlecht die Welt noch werden kann. Noch schlechter, denkt sich die genervte Mutter dann womöglich, muss nun wirklich nicht sein.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Teenage Mum Kicks All Through The Night


30.10.2006 | 12:02 | Anderswo | Alles wird besser

Romantik regelt und rollt

Die Welt ist schlecht, das Leben schön und das hat natürlich auch einen Grund, bzw. hat es ganz viele Gründe und einer davon ist Kontrast. Kontrast ist, wenn zwei, die eigentlich nicht zusammengehören, aneinandergenagelt werden; es ergibt sich etwas Neues, auch wenn es den ungeübten Beobachter zunächst schmerzt im Nerv. Der geübte Beobachter hingegen weiss: Das Aufeinanderprallen von Unähnlichem ist der Ursprung von Leben und Kultur. Und genau so pathostriefend steil werden die Menschen gedacht haben, die die aktuelle Caspar-David-Friedrich-Ausstellung in Hamburg an den Zuschauer bringen wollen.

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Die Schau heisst nicht umsonst "Die Erfindung der Romantik", denn der Kreidefelsenmelancholiker Friedrich ist für die Deutsche Gemälderomantik, was Günter Grass für das Geständnisliteratur-Marketing ist: der stilprägendste Bartträger. Dass der romantischste Maler, hier im Bild sein "Wanderer über dem Nebelmeer", aber beworben wird mit dem unromantischsten Werbemittel neben Pissoirplakaten, dem Diesel-LKW mit unaerodynamisch angeflanschtem Konkavposter, zeugt von so lebensbejahender Liebe zum Kontrast an sich, dass man den Verantwortlichen zurufen möchte: Ja! Ihr seid auf dem richtigen Weg! Lasst Obdachlose Bank-Promotion machen! Schreibt Kettenmails gegen Spam! Und vor allem: schaltet als nächstes Motiv auf den LKW dringend eine Anzeige gegen den grossen CO2-Ausstoss der Industrieländer.


29.10.2006 | 03:54 | Anderswo | Alles wird besser

Another Brick gegen den Strom


It's a Stony
Die Elektronikfirma Sony, 1946 in den Trümmern eines völlig zerbombten Tokios gegründet, bringt mittlerweile jährlich über 500 neue High-Tech-Produkte auf den Markt, die alle dasselbe Problem haben: Sie benötigen Strom, um zu funktionieren. Nun wurde im bengalischen Jessore erstmals ein Sony-Produkt entdeckt, das auch ohne Strom ganz gut funktioniert. Ein genialer Schachzug des Konzerns, da in Bangladesh bereits seit Jahren Stromausfall trainiert wird. Ob sich die Sony-Designer dieses bisher konkurrenzlosen Öko-Gadgets von den Ruinen des damaligen Tokios oder gar vom hauseigenen "Backstein-Handy" P800 inspirieren liessen, lässt sich anhand des Fotos leider nicht erkennen. Es scheint sich jedoch ziemlich sicher um das erste Produkt einer neuen Low-Tech-Abteilung Sonys zu handeln, die den Konzern in Zukunft durch schwere Zeiten bringen könnte, wenn Elektronen nicht mehr so einfach aus Steckdosen herauszuholen sind.


27.10.2006 | 03:13 | Anderswo | Alles wird besser

Weltraumrock


Fels, auf Rock, auf Gasbein. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Dass die Jugend uns über ist, ist nicht neu. Sie ist trinkfester, kommt wegen stetig steigender Prozessortaktraten sehr viel schneller von null auf hundert und ist ausserdem stets und gleichbleibend jünger und sieht besser aus als wir. Sie muss wohl auch klüger sein, denn warum sonst sollte die neunzehnjährige Daniella Della-Giustina aus Arizona kürzlich auf die Idee gekommen sein, auf Asteroiden zum Mars zu reiten, und nicht wir, die wir für dergleichen Quatsch doch wohl eigentlich zuständig sind. Beruhigend, dass das junge Ding offenbar aufgeblähte Gasbeine hat, die man unter einem ausladenden Rock verstecken und mit dicken Steinen beschweren muss, damit sie nicht hilflos an der Zimmerdecke baumeln, denn andernfalls wären wir ja komplett überflüssig. Aber gegen unsere Beine stinkt so schnell nichts an.


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