17.10.2006 | 04:14 | Supertiere | Alles wird besser | Zeichen und Wunder
 Arbeitsbedingungen wie im Frühkapitalismus – was tun, Mikrobe? (Bild: Yuichi Hiratsuka et al.) Sklaven sind praktisch. Ob sie als Weinreinbringer die Wirtschaft am Laufen oder zur Volksbelustigung den Kopf hin halten, ob sie Baumwolle pflücken oder DVDs über den IDE Port brennen, immer und überall ist ihr Hauptvorteil, dass der Sklavenhalter die Arbeit nicht selbst machen muss. Die ersten Sklaven der Geschichte – sieht man mal grosszügig von den Opfern der Verbrechervisagen aus der Parasitologie ab – waren vermutlich Menschen, aber recht bald wurde auch das liebe Vieh in die Knechtschaft gezwungen. Ein Durchbruch in der Versklavungsforschung wurde jetzt mit der Konstruktion eines Hamsterrades für Bakterien erzielt. Das Gerät ist so klein, dass in einen handelsüblichen Hamster eine Fantastilliarde Exemplare davon passen. Bei 2.6 Umdrehungen pro Minute pro Stück sind das 2.6 Fantastilliarden Umdrehungen pro Hamsterminute, ein bis vor kurzem noch völlig unvorstellbarer Wert des Hamsterschwindels. Hut ab, Forschung.
16.10.2006 | 01:22 | Anderswo | Alles wird besser
 Sieht aus wie ein Unkrautjäti, ist aber keiner. (Foto: peyri) Es klingt wie eine ausgezeichnete Idee. Statt Felder mit grossen Mengen von Flüssigkeiten mit komplizierten Namen einzusprühen, damit böses Kraut zuhause bleibt und gutes Kraut frohlockt, schickt man niedrige Niedriglohnarbeiter mit der Nase an der Scholle ins Feld, die das Unkraut abschneiden, und Gift auf den Stumpf tun. Und wäre es nicht praktisch, wenn diese pflegeleichten Helferlein, statt Mittagspause zu machen, sich einfach von Sonnenlicht ernähren könnten? So dachten sich Studenten an der Universität von Illinois das, weil sie die Nase voll davon hatten, selbst durchs Feld zu krabbeln, und also bastelten sie sich einen autonomen Solarroboter zur Unkrautbeseitigung. Könnte dieses Meisterwerk sich auch noch selbst aus Ackerscholle und Pflanzenabfall replizieren, die grausame Herrschaft des Unkrauts über den Menschen könnte schon bald gebrochen sein – wenn, ja, wenn die Erfinder dem Jäti nicht auch noch einen Internetanschluss eingebaut hätten. Und wer Unkraut jäten ginge, wenn er auch im Internet Roboterporno gucken könnte, ist zum Jäten doch garantiert zu doof.
14.10.2006 | 18:45 | Anderswo | Alles wird besser | Zeichen und Wunder
 Auf dem Weg in eine bessere Zukunft geht es mit Riesenschritten voran. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Wer wie wir mit und durch Disneys Figurenzoo sozialisiert wurde, und kein kaltes Stück Blech in der Brust trägt, sondern einen Batzen blutvollen Muskelgewebes, der war ein Freund des Donald Duckschen Alter Ego Phantomias, eingeführt zuerst von italienischen Zeichnern, in Deutschland dann im lustigen Taschenbuch Nr. 41, das ursprünglich als "Donald mal ganz anders" erschien, neuerdings aber leider "Hier kommt Phantomias" heisst. Gut, dass Frau Doktor Fuchs das nicht mehr sehen muss. Zu den liebenswerten Ausstattungsstücken der kleinbürgerlichen Rächerfigur mit dem Entenschnabel gehörten auch die Sprungfederstiefel, die er sich bei Spring Heeled Jack, einer britischen Kreuzung aus Jack the Ripper und dem Yeti, ausgeliehen hatte. Manches Kind wird damals wohl Pläne gemacht haben, sich mit alten Gummistiefeln und Bettfedern selbst aus dem Alltag zu katapultieren, aber man braucht vermutlich einen ordentlich russisch kaputten Alltag, um aus dem Kindertraum mit blauem Cape tatsächliche Raketenstiefel zu bauen, mit denen man von jetzt an im Eiltempo vor all den Kleinwagen aus Pappe davonlaufen kann. Genau wie Phantomias eben.
14.10.2006 | 12:26 | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt
 Zukunft von früher (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)In den späten 90er Jahren brachte General Motors den EV1 auf den Markt. Der EV1 war die Zukunft: er wies den niedrigsten Luftwiderstand aller je in Serie gebauten Autos auf, verursachte mit seinem Elektromotor keinerlei Emissionen und war praktisch lautlos. Er konnte nicht gekauft, nur geleast werden, aber als die Leasingverträge ausliefen, weigerte sich GM, die Fahrzeuge weiter zu verleasen oder zu verkaufen. Bis auf ein paar wenige Museumsstücke wurden 2004 alle EV1 zerstört, darunter 79 fabrikneue. Dies, obwohl Hunderte von begeisterten Kunden ihren EV1 kaufen wollten. Der Film "Who Killed the Electric Car" erzählt die Geschichte der Zerstörung der Zukunft und führt sie auf den Einfluss der Öllobby, die mangelnde Standhaftigkeit der Bush-Regierung (die das ZEV-Gesetz aufweichte) und das fehlende Interesse der Autoindustrie zurück. Diese wiederum wehrt sich im Wesentlichen mit dem Argument: "Aber die Batterien! Die Batterien!".
Damit ist nun bald Schluss. Die in Texas ansässige Firma EEStor wird nämlich demnächst die Welt retten und dies, was besonders bemerkenswert ist, ohne eigene Homepage. Dafür mit einer neuartigen Batterie, die eigentlich keine Batterie ist, sondern ein Ultrakondensator. Ein Auto mit einem dieser 'Ultracaps' wird in 5 Minuten aufgeladen sein und dann ein paar Hundert Kilometer Autobahnfahrt abspulen können. Der EEStor-Ultracap wird trotzdem leicht sein und ungefähr so wenig kosten wie eine Lederausstattung. Die Stimmen der Ungläubigen muss man dabei nicht ernst nehmen, den schliesslich hat Kleiner Perkins kürzlich 3 Mio. Dollar investiert, und die haben ja schon einmal ein gutes Händchen bewiesen, als sie früh bei Google einstiegen.
Endlich keine leidigen Diskussionen um den Privatverkehr mehr und kein Bedürfnis, die lärmige und stinkige Stadt hin und wieder zu verlassen, um im Wald "aufzutanken", obwohl dieser dann ja auch noch gesünder sein wird. Endlich kann sich die Menschheit den wirklich wichtigen Problemen widmen: Einführung von flächendeckendem Funkinternet für alle sowie von längeren Tagen (Verlangsamung der Erdrotation), ausserdem der Erfindung von Schrauben, die nicht ausfransen.
12.10.2006 | 12:25 | Anderswo | Alles wird besser | Was fehlt
 Nur eines von vielen leuchtenden Beispielen (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Manchmal geschieht es, dass man in Europa Dinge erfindet, die in Amerika erst viel später oder gar nicht entdeckt werden – die SMS, das undurchsichtige Klopapier oder das rote Eichhörnchen zum Beispiel. Meistens aber ist es umgekehrt. Die Abbildung zeigt, dass gerissene Hotelmanager in den USA dahintergekommen sind, dass Hotelgäste nicht so sehr an "Rub-a-dub-dub in a heart-shaped tub" interessiert sind als vielmehr am Internet. "Free High Speed Wireless Internet" (Holiday Inn), "Free High Speed Internet" (Microtel Inns) "Complimentary Wireless Internet Throughout Hotel" (Comfort Inn), "Free High Speed Internet Access" (Quality Inn), "Free High Speed Wireless Internet" (Super 8 Motel), "Free Wireless Internet Access" (EconoLodge), "Free High Speed Internet" (Best Western) oder wenigstens "Free Internet w/Computer in Lobby" (Sunset Motel). "Je nun", müssen die Überlegungen der amerikanischen Hotelmanager in etwa gelautet haben, "unsere Gäste hättern gern kostenloses Internet, also sollen sie es haben." Ein neuartiges kapitalistisches Konzept, das sicher früher oder später auch seinen Weg nach Deutschland finden wird. Und sei es auf dem Weg der Kontinentaldrift.
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"Acolytes", Jon Hewitt (2008)
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