21.08.2006 | 01:38 | Alles wird besser
 "Komm mir nicht mit Urlaub! Die Ausrede höre ich tausend Mal am Tag." (Foto: racatumba)Die Zeiten, in denen man durch vermeintlich unpassendes Betragen beim Sicherheitspersonal von Flughäfen den Eindruck erweckte, man führe Finsteres im Schilde, folglich stundenlange Verhöre über sich ergehen lassen musste und mit bis zu den Knien herabgelassener Hose seinen Flug verpasste, dürften, wenn es nach einigen israelischen Wissenschaftlern ginge, bald der Vergangenheit angehören. Der Grenzbeamte der Zukunft hört auf den Namen Cogito und wird als Speerspitze im Kampf gegen Terroristen für die Präselektion am Security-Checkpoint zuständig sein, also entscheiden, wen die humanoiden Kollegen genauer in Augenschein nehmen müssen und wer die Hosen an behält. Menschen mit "feindlichen Absichten" will Cogito überführen, indem er den Verdächtigen – also allen Fluggästen – an Nationalität und Reiseziele angepasste, allerdings noch streng geheime Fragen stellt und dabei die Veränderung biometrischer Daten erfasst. Unbescholtene Bürger dürfen aber beruhigt sein, denn weder auf einfache Lügen noch auf Nervosität reagiert Cogito, sondern nur auf die Angst, entdeckt zu werden.
Aber auch, wenn Cogitos Fragenkatalog noch geheim ist, darf man jetzt schon davon ausgehen, dass die Frage nach dem Lieblingslied nicht gestellt werden wird. Denn die über 200 Jahre alte und oft zitierte Behauptung, Bösewichte interessierten sich gar nicht für Musik, wurde schon zu oft widerlegt.
20.08.2006 | 16:00 | Alles wird besser | Fakten und Figuren
 Zu klein, nehmen wir nichtPlattentektonik ist zweifelsohne die beste geheimnisvolle Kraft, die die Erde sich bisher ausgedacht hat, noch etwas besser als Brainslugs, die Todesstrahlen von Nikola Tesla und die seltsamen Zusammenrottungen von Staub unter Möbelstücken. Nicht nur gefährdet die Plattentektonik die Existenz der europäischen Aale, die zur Fortpflanzung aus Starrsinn immer bis in die Sargassosee fahren, nein, durch die Unstetigkeit der Erdoberfläche kommen wir auch in den Genuss von so herrlichen Katastrophen wie Vulkanausbrüchen und Erdbeben. (An dieser Stelle muss das ebenfalls herrliche Wort Subduktionszone zwar genannt, aber nicht unbedingt erklärt werden.) Jetzt kann man der internationalen Plattenfachpresse entnehmen, dass alles in Wahrheit NOCH besser ist, denn die Plattentektonik hat in einer beneidenswerten Glückssträhne nicht nur Amerika, sondern auch Australien zusammengewürfelt. Wie die Doktorandin Kate Selway aus Adelaide herausfand, entstand Australien in einem gekonnten Auffahrunfall von drei Landbrocken, die voller Hoffnung ihre Verwandtschaft verliessen, um nach Australien auszuwandern, aber weil es das noch nicht gab, stellten sie sich kurzerhand selbst als Australien zur Verfügung. Und zwar vor 1,6 Milliarden Jahren, weswegen es auch keinen Polizeibericht von der Massenkarambolage gibt, denn die Polizei wurde erst deutlich nach der Plattentektonik erfunden. Schön wäre jetzt noch, wenn man zwei Platten so zusammenhauen könnte, dass dabei ein extrem grossartiges Gebirge entsteht, dem man dann vielleicht einen total albernen Namen wie, sagen wir, Himalaja geben könnte. Das wäre wirklich irgendwie toll.
20.08.2006 | 11:39 | Anderswo | Alles wird besser | Sachen kaufen
 Vorläufiger Endpunkt einer unschönen Entwicklung. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Alles begann, so will es die Mär, damit, dass frühe Christen aus Langeweile mit dem Zeh in den Sand kritzelten. Gegen diese Langeweile erfanden die Römer dann zwar Zirkusspiele, aber es war zu spät, der Fisch hatte sich schon als Akronymbol unter den Frühgeeks etabliert und wollte nicht mehr weggehen. Hat ja auch gar keine Füsse, so ein Fisch.
Heutzutage findet der Fisch sich hauptsächlich auf den Autos von Menschen, die das Bedürfnis haben, es von den Bergen zu rufen, bzw von der Stossstange. "Es" ist dabei meist eine lächerlich unhaltbare Ansicht zur Evolution, zur menschlichen Sexualität oder zum geologischen Alter von Steinen. Diese Fische, so sagten säkularere Naturen, stanken vom Kopf her, und also erfand man den Darwin-Fisch und seine Freunde, um vernünftigere Ansichten auf ähnlich lächerliche Weise rumposaunen zu können wie die Christen.
Auch der Darwinfisch, seiner Beinchen zum Trotz, ging nicht wieder weg, und also bauten die Christenmenschen in Notwehr einen noch grösseren Fisch namens Wahrheit, der den Darwinfisch auffrisst. Dieser vorläufige Sieg des Jesusfisches ist aber nur scheinbar, denn die Tatsache, dass er zur Evolution gezwungen wurde, ist als Metapointe ein klarer Punkt für die Agnostikerfraktion. Es bleibt spannend.
18.08.2006 | 11:54 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt
 Immer abwechselnd A/B drücken, ganz fix (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Hiesse von Paul Watzlawick lernen, tatsächlich siegen lernen, wäre wenigstens allgemein bekannt, dass das Leben ein Spiel ist, dessen erste Regel lautet: dies ist kein Spiel. Doch solange im Leben weder Neustart noch Zwischenspeichern funktionieren wollen und solange Springen und Rennen nicht direkt in die Arme von herzwolkenumflogenen Prinzessinnen führen, wird man sich wohl noch mit den armseligen Zwischenstufen zwischen Leben und Spiel zufrieden geben müssen.
Ein fabelhafter Trailer des belgischen Gesundheitsministerium gibt bereits heute einen recht guten ersten Eindruck davon ab, wie das Leben 3.0 einmal aussehen könnte. Das Dasein als jugendliche Mutter gestaltet sich da ähnlich adrenalin- und dopamin-intensiv wie das Hantieren mit schwerem Geschütz in wirren Naziburgen oder alienübersäten Raumschiffen – und auch das Energielevel sinkt entsprechend rapide.
Was könnte der Menschheit mit entsprechenden Spielproduktionen erspart werden! Schulabgänger würden sich nicht vom einfach ersten Level des Studentendaseins – saufen, vögeln, saufen – einlullen lassen, sondern vorab ritalingeschwängerte Nächte vor dem Abgabetermin durchexerzieren können. Hochschulabgänger würden sich nicht mehr von einem Bürostuhl, einem Flachbildmonitor und einer monatlichen Überweisung in die blutigen Gefechte der Arbeitswelt locken lassen und liebesumnachtete Männlein und Weiblein würden nicht auf das sinnlose Salbadern und das aufregende Rumgeschraube an unbekannten Körpern hereinfallen, sondern könnten sofort mit dem keifenden und Teller werfenden Endgegner konfrontiert werden.
Es wäre, wie uns Futurama lehrt, eine fabelhaftes Computerspiel (vulgo: Leben), das der Menschheit bevorstünde, in der Münzspeicher unter der Erde warten, in der man in kniffligen Situation mal eben einen Unverwundbarkeitsschutzschild aktiviert und in der man durch die Einnahme von Pilzen im Handumdrehen seine Grösse verdoppelt. Und wenn das Leben zu hart, komplex und gewaltsam erscheint, wechselt man einfach zu Monkey Island, klaut Gummihühner und beschimpft Piraten. Oder lässt das erfolglose Herumgedaddel im Alltag einfach ganz bleiben, ist ja sowieso nur Zeitverschwendung. Sure you want to quit now and leave without saving? Yes/No? Yes.
16.08.2006 | 19:58 | Alles wird besser
Die erstklassige Do-it-yourself-Talentschmiede instructables.com macht zur Zeit auf ein äusserst kompetentes Kompendium zur Vortäuschung schwerer Verletzungen aufmerksam, für die man nicht mal eine schwere Verletzung braucht. Genau das ist ja oft der Punkt: Um nicht zur Schule zu müssen, den hundsgemeinen Ex-Freund zu bestrafen oder beim Literatur-Wettbewerb Aufmerksamkeit zu erregen, muss man ernsthaft zumindest die oberen Schichten der Haut zerschneiden, wovor viele schon mal zurückschrecken, weil es meist zu Schmerz und Pein und einer erheblichen Sauerei führt. Schluss damit. In einem offenbar mehrteiligen Kurs beschreibt die erste Folge das Anbringen von tiefen Fleischwunden in sechzehn attraktiv bebilderten Schritten, und zwar hochpräzise und detailreich. Wer möchte hinterher schon feststellen, dass es eher wie ein zerkratzter Mückenstich aussieht? In der nächsten Folge kommen dann Schusswunden dran. Go scare the crap out of your Bachmann-Jury!
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Stiefel (alle Farben)
- Quetschkommode mit Schraubzwinge verwechseln
- Braunsche Molekularbewegung
- Seitfallschüsse
SO NICHT:
- Lyrik ("Pentameter", etc.)
- Klempnerfalte
- den Guru ankumpeln
- Begemann-Paraphrasen (real life!)
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Centurion", Neil Marshall (2010)
Plus: 12, 14, 35, 79, 80, 89 Minus: 13, 93, 99, 135, 137, 138, 140, 171, 188 Gesamt: -3 Punkte
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