Riesenmaschine

24.06.2007 | 02:27 | Anderswo

Flederhaus


Fledermausgerüst (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Dass Architekten ganztags sinnlos an irgendwas herumdesignen, was es genau so schon nebenan und gegenüber gibt, ist ein bekanntes und oft beklagtes Problem vieler Grossstädte. Um den armen, netten und vom Aussterben bedrohten Geschöpfen unter die Arme zu greifen, hat die Stadt London das Bat House Project (vorher Javascript ausschalten, sonst ist das Unglück gross) ausgeschrieben, bei dem ein Wohngehäuse für Fledermäuse entworfen werden soll. Herkömmliche Architekturkunden leben nur selten kopfunter an der Decke und ertasten ihre Umgebung auch nur selten per Echolokation, so dass über die ästhetischen Vorlieben der Klientel nicht allzu viel bekannt ist. Elektrische Heizung und auch Belüftung werden jedenfalls gern angenommen, Lichteinfall von aussen gilt dagegen als dem Wohnkomfort abträglich. Wie echoverspiegelte Fassaden und kopfstehende Space-Invaders-Tapeten ankommen, wird man abwarten müssen. Teilnahmeberechtigt sind Säugetiere aller Altersgruppen und Kompetenzen, die ihre Entwürfe bis zum 10. September, 14:00 einreichen.


21.06.2007 | 06:35 | Anderswo | Alles wird besser

Die neue StVO


Gebot 15: "Du sollst Autos nicht zu einem Ausdruck machen von Macht und Herrschaft, und nicht zum Anlass nehmen zur Sünde." (Foto: burningmandecompression) (Lizenz)


Der Mensch in seinen Geworfenheiten, sagen wir in seiner von-den-eigenen-Kindern-der-Erbschaft-wegen-die-Treppe-runter-Geworfenheit, wäre ein ratloses, ein haltlos taumelndes und fallendes Ding, wie Spiralen von Stufe zu Stufe geworfen, hätte er nicht allerhand Regeln, Konventionen und Treppengeländer, an denen er sich festhalten und wieder aufrichten kann. Eltern soll man nicht Treppen runter schmeissen, sondern ehren, und seit Moses dieses praktische Gebot den Berg runterschleppte, sind also enorme Quantitäten an Elterngeworfenheit vermieden worden und das menschliche Glück vermehrt. Gebote sind toll, mehr Gebote sind logischerweise toller, und eine Welt, die aus Geboten statt aus Atomen bestünde, wäre dann wohl die beste aller möglichen – eine simple Einsicht. Warum der Vatikan trotzdem Jahrtausende brauchte, den ursprünglichen zehn jetzt endlich im Sequel die Gebote elf bis zwanzig folgen zu lassen, diesmal zu korrektem Verhalten auf der Strasse und im Auto, weiss der Teufel. Und den zu fragen ist sinnlos, denn der Teufel darf lügen, und seine Eltern die Treppe runterschmeissen darf er auch. Das gehört jetzt hier aber nicht hin.


19.06.2007 | 10:45 | Anderswo | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren

Are we rudy fer the bake shah?


Plase ramabar, averyune: tines es a vary rimuntec scene thit ends en trudgady (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Gerade orthodoxen David-Lynch-Fans sind zwei Aspekte im Oeuvre dieses singulären Meisters vollkommen unbekannt, einerseits, dass er ungeheuer komisch ist, eine Komik, die in allen seinen Filmen immer wieder herausblitzt (Der Cowboy in "Mulholland Drive", die Enten in der Zeichentrickserie "Dumbland"), sie scheint aber offenbar unwillkommen, man hat sich eingerichtet mit der Exegese, er sei düster, unheimlich und böse, und in dieser Schublade ist Klamauk und Klamotte nun mal kontraproduktiv. Darunter hatte schon Kafka zu leiden, der während Lesungen im privaten Kreis vor Lachen schon mal unter den Tisch gerutscht ist, während Freund und Nachlassverwalter Max Brod selber gern unter den Tisch gerutscht wäre, allerdings vor Scham.

Die andere unbekannte Tatsache Lynchs, und sie schliesst nahtlos an den ersten Aspekt an, ist eine Fernsehserie namens On the Air. Sie wurde erstmals 1992 ausgestrahlt und ist gnadenlos gefloppt, laut Lynch, weil sie im Sommer, am Samstag und in der Nacht lief, drei tödliche Komponenten, kein Mensch sitzt da vorm Fernseher, kein Mensch kennt sie demzufolge, und weiss deshalb, dass sie fraglos zu dem Lustigsten gehört, was je für den Film- und Fernsehsektor produziert wurde. Der eigentliche Grund wird aber vermutlich sein, dass OTA ganz knapp nach Twin Peaks lief, teilweise parallel zu Twin Peaks gedreht wurde, die Leute waren konditioniert auf den Grusellynch, und wollten oder konnten einen alle und alles mit Slapstick der billigen Art zerstörenden Lynch nicht akzeptieren.

Das Thema der siebenteiligen OTA-Serie ist der regelmässige Versuch 1957 sowas wie das erste Livefernsehen mit der "Lester Guy Show" zu installieren, etwas, was dann aber regelmässig gewaltig in die Hose geht. Das beste an dieser Serie ist das haarsträubend unkompatible Personal, unter diesen Bedingungen kann natürlich nichts gedeihen, ausser Chaos. Lester Guy (Ian Buchanan), bekannt aus Twin Peaks, als Lucy den Kopf verdrehender Warenhausbesitzer, ist ein abgehalfterter, eitler Schauspieler, der unter der Leitung des heillos überforderten Regisseurs Vladja Gochktch einerseits versucht, das Zentrum des Geschehens zu sein und sein Gesicht zu wahren, und andererseits, Intrigen zu spinnen. Hier weiss niemand was der andere macht bzw. vorhat, es gibt kein Zentrum, keine Orientierung, deswegen muss alles scheitern. Der einzige Kitt des Zusammenhalts ist der schreiend komische Dialekt Vladja Gochktchs (eine auffallende Analogie zu den rückwärts sprechenden Zwergen in Twin Peaks): "Sha cun wutch ot un talavosion en yir un hime" ("She can watch it on television in your own home").

Leider kann man es eben nicht im Fernsehen zuhause anschauen, es existieren weltweit nur eine Handvoll mürber Videos, DVDs überhaupt nicht, deshalb die Serie als bulgarische Filmspulen am 22. Juni, 21 Uhr in der Möbel- und Getränkehandlung Phil, Gumpendorferstrasse 10, 1060 Wien, und, um es noch verwirrender zu machen, mit japanischen Untertiteln.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (6)


18.06.2007 | 12:02 | Anderswo | Listen

Klagenfurt-Totalisator


Wie jedes Jahr findet in Klagenfurt auch heuer wieder das Ingeborg-Bachmann-Wettlesen statt, wie jedes Jahr sind 18 Teilnehmer, 9 Juroren, ungezählte Journalisten und Verlagsmitarbeiter am Start, und wie jedes Jahr weiss die Riesenmaschine auch in diesem Jahr den Gewinner im voraus.

Das Wettlesen – für alle, die es nicht kennen – orientiert sich in groben Zügen an den Erfolgsformaten 'natürliche Auslese' und 'Deutschland sucht den Superstar', wird live auf 3sat übertragen und hat mit Literatur zu tun, jedenfalls teilweise. Drei Tage lang tragen die Kandidaten Selbstverfasstes vor, dann sagen die Juroren Wohlüberlegtes, und am Ende spielen alle zusammen Fussball gegen die Fernsehtechniker und verlieren.

Die Riesenmaschine bietet überforderten Zuschauern, Lesemuffeln und Verlagsagenten, die kieloben im Wörthersee treiben, als Serviceleistung und zum Zweck frühzeitiger Favoritenerkennung deshalb eine Aktienbörse an. An dieser Börse kann jeder teilnehmen, der eine E-Mail-Adresse hat und sich zuvor bei Inklingmarkets registriert. Dort findet sich auch eine Anleitung, Auskünfte zu den Autoren usw.

Als Startkapital erhält jeder Teilnehmer 5.000 Dollar Spielgeld, die in Aktien der 18 Kandidaten investiert werden können. Die Aktien haben einen Startwert von $5,55, und nur die Aktie des späteren Ingeborg-Bachmann-Preisträgers wird zum Börsenschluss am Sonntag mit $100 ausgezahlt. Wer dann das meiste Geld hat, gewinnt. Und zwar folgende Preise:

1. Platz: Grosses Riesenmaschine-Buchpaket der qualitativ hochwertigen, von Fachleuten zertifizierten Literatur
2.-4. Platz: Passig / Scholz: Lexikon des Unwissens (gleich nach Erscheinen, also im Juli irgendwann) oder Rubinowitz: Das staubige Tier oder Herrndorf: Diesseits des Van-Allen-Gürtels (Buch oder Hörbuch) oder Friebe / Lobo: Wir nennen es Arbeit nach Wahl
5.-10. Platz: ein Riesenmaschine-T-Shirt nach Wahl

Teilnehmende Frauen können zusätzlich eine Nacht mit Jochen Schmidt gewinnen. (Bildeinsendung erforderlich, ein Rechtsanspruch besteht nicht.)

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Bilder von Menschen, die vor Kameras Sachen machen


14.06.2007 | 13:21 | Anderswo | Supertiere

Must beat all humans


Haben Robo-Torwarte Angst vor elektronischen Bällen?
(Foto: Robogames)
Wer sich in der Science-Fiction-Literatur ein wenig auskennt, weiss, dass die Roboter, die wir Menschen zusammenbauen, irgendwann furchtbare Dinge mit uns anstellen werden. Vielleicht löschen sie uns in einem Atomkrieg aus, vielleicht bauen sie schleimige Batterien aus uns, vielleicht liefern sie uns nach Millennien des Nachdenkens unverständliche Antworten auf schlecht gestellte Fragen. Vielleicht lernen sie auch einfach nur total gut Treppen zu steigen, Leute umzuschubsen und sich wie Kleinkinder zu benehmen, und machen uns dadurch überflüssig. Was auch immer davon nun genau stimmt, toll ist das natürlich alles, und jede Anstrengung, die den Vorgang beschleunigt, ist rundum gutzuheissen. Ganz wunderbar zum Beispiel die dieses Wochenende stattfindende Roboterolympiade, mit Ringkampf, Fussball, Hockey, Wetttreppensteigen und schlichtem, altmodischem gegenseitigem Kaputtmachen unter den vielen Disziplinen. Die Spiele finden in Fort Mason in San Francisco statt, was für Menschen, die am richtigen Ort wohnen, ja kein Problem ist. Die anderen müssten eben mit dem damals für die Makers Faire gebauten Überschallflugzeug aus Cornflakespackungen und Hustensaft anreisen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wir nehmen den Fichtenelch!


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