Riesenmaschine

14.05.2007 | 13:42 | Anderswo | Alles wird besser

Ersatzsaft


Man kann Blut auch aus kleinen Fotos zusammensetzen. Aber kommt die Forschung auf sowas? Sie kommt nicht.
(Foto: genista) (Lizenz)
Mancher wissenschaftliche Durchbruch basiert auf so grossem Unfug, dass man als normaler Mensch niemals draufgekommen wäre. Verbogene Raumzeit? Wellenteilchen? Doppelhelixförmige Säurestrickleitern? Get outta here, gimme a break, what the fuck! Andere Neuheiten sind so unmittelbar einleuchtend und gleichzeitig so nützlich, dass man ihre Autoren beim besten Willen (und wer hat den schon) nicht ernst nehmen kann. Blutersatz aus Plastik, mit einem Eisenkern zum Sauerstofftransport? Sowas kann mein Dreijähriger auch, dazu muss man doch nicht an der Universität studieren. Und das alles von unseren deutschen Steuergeldern! Obwohl, wo ist dieses Sheffield noch mal?


11.05.2007 | 09:33 | Anderswo | Was fehlt | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

teutographie mäde in ÜSÄ


Looks so falsch but feels so richtig (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Gut zehn Jahre, nachdem die "Fette Fraktur" unter viel "Aber, aber..." von Grafikdesignlehrern und teils spitzen Schreien von Kreativdirektoren durch grelle Farbgebung, experimentelle Handhabung und harsche Dekontextualisierung faktisch entnazifiziert wurde, haben die Typomanen von House Industries die Weiterentwicklung der längst wieder im Mainstream angekommenen gebrochenen Schriften in Angriff genommen. Die gestern erschienene Schrift Blaktur ist eine zackige gotische mit dekorativ-mutwilligen pseudo-diakritischen Punkten, die anderswo auf der Welt beim Betrachter offenbar ein fritziges Bratwurstfeeling erzeugen. Sie kommt nicht nur zum denkbar lustigsten Zeitpunkt, erwägt doch gerade die Zeitung für Deutschland, ihre Titelschrift abzuschaffen – sondern auch mit einem "umlaut randomizer" und Alternativ-Schnitten, deren offene Versalien und Lang-s sich für die Hausindustriellen so anfühlen wie "a bunch of archaic letter forms that only a 16th century German papal scribe could decipher". Nun fehlt eigentlich nur noch eine aufgebohrte Version des umlaut randomizers, die auch ein bis drei getürmte diakritische Punkte oder zwei unterhalb der Grundlinie erzeugt – fertig wäre der perfekte Zeitgeistfont für deutsche Nationalisten mit Kufiya, die Brot- und Pideschrift für die Fans von Fler und Bushido.

Dieser Beitrag ist ein Üpdate zu: Ünd mörgen die gänze Welt

Natascha Podgornik | Dauerhafter Link | Kommentare (17)


10.05.2007 | 19:52 | Anderswo | Nachtleuchtendes

Das Mooresche Gesetz


Credits: aesop, Lizenz
Alle 50 Jahre strahlt die BBC eine Jubiläumssendung von Sir Patrick Moore's The Sky at Night aus, so auch am 6. Mai 2007 zum 50. Jahrestag der ersten Sendung. Zu diesem Anlass kann man den Rest der Welt ruhig mal daran erinnern, dass er noch lebt, Patrick Moore – Xylophonvirtuose, Ritter, Komponist, Autor tausender Bücher und vermutlich berühmtester Amateurastronom der Welt. Bei der Gelegenheit kann man sich auch gleich noch mal ins Gedächtnis rufen, wie er einst in seiner Sendung eine Fliege verschluckte, wie er 2004 fast an einem schlechten Gänse-Ei starb und in der Folge zum ersten Mal eine Sendung ausfiel, dass er Füchse gut leiden kann, dafür Ausländer nicht so. Seit 50 Jahren sitzt er jeden Monat in seinem Arbeitszimmer inmitten von Globen, die Hose bis zum Kinn, die Krawatte in der Hose, das Monokel zieht seinen Kopf auf die Brust, wo er sanft auf mehreren Kinnausbildungen ruht. Es ist eine grauenvoll langweilige Show, und schon aus der Tatsache, dass es sie nach 50 Jahren noch gibt, kann man irgendwas Wichtiges über das englische Fernsehen lernen. Was das ist, sagt der alte Mann uns auch gleich: "The trouble is the BBC now is run by women." Sogar bei Star Trek gäbe es jetzt weibliche Commander, so Moore. Skepsis ist angebracht, hat derselbe Mann doch auch schon behauptet, die Erde sei flach, Grossbritannien gehöre nicht in die EU, es gäbe weder Aliens noch UFOs und Cricket wäre ein attraktiver Sport. Keine Ahnung, was er davon ernst meint und was nicht.


10.05.2007 | 13:56 | Anderswo | Nachtleuchtendes

60 Grade der Ratlosigkeit


Luxusseele. (Foto: 72486075@N00) (Lizenz)
Wie sieht es aus in den Köpfen der Menschen? Liegen verwarzte schwarze Klumpen in leeren Hallen? Erstrecken sich endlose Pampas mit argentinischem Rindfleisch in Kuhform darauf bis zum geistigen Horizont? Schwimmen bizarre Fische durch die Bullaugen eines längst gesunkenen Luxusdampfers? Das sind drei plausible Modelle für die Seele, ein viertes erdachte die Künstlerin Eva Lee jetzt, verführt vom süssen Summen der Zahlen. EEG-Daten fünf verschiedener Gefühlszustände bei 12 Probanden, also die von der Kopfhaut abgeleiteten elektrischen Impulse weitgehend unbekannter Herkunft, hat die Künstlerin genommen, und den hochdimensionalen Datensalat in Landschaftsform gebracht. Sie spricht von der "Innenwelt von zwölf Individuen", aber in Wahrheit zeigt der entstandene Film natürlich keine Gefühlswelten, sondern die Landschaft, in der die Hirnforschung sich gern und oft verläuft, und dann staunend steht wie's argentinische Rindfleisch vor dem inneren Gefühlsberg.


09.05.2007 | 18:22 | Anderswo | Supertiere | Zeichen und Wunder

Weniger tot als ein Dodo


In other news.
Foto: queso.monkey') (Lizenz)
Der Drache, den Trurl und Klapauzius, Lems Robotkonstrukteure, aus zwei negativen Drachen kreuzen, richtet allerlei Schaden an. Obendrein hatten sie vergessen, das Tier (Bestand ~1) auf die Liste der bedrohten Tiere zu setzen, um sich so das Wohlwollen der Bevölkerung zu sichern. Glücklicherweise geht man in unserer Welt bedeutend umsichtiger vor, wenigstens in Kanada, wo nun Bigfoot (Bestand < 0.05) auf der Liste der bedrohten Tiere landen soll. Vielleicht könnte Herr Lem aber auch noch eine Geschichte über Tiere schreiben, die durch blosse Medienmanifestation zu wirklichen Wesen werden. Oder halt sein komplex-imaginärer Teil mit dem von Lewis Carroll.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Endlich: Bigfoot hat einen Namen


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