Riesenmaschine

24.11.2006 | 19:55 | Anderswo | Alles wird schlechter

Arme kranke Sofas


Infiziertes Hotelsofa in Kashgar

VIP-Sofas im Bahnhof Urumqi mit infizierter Vase

Sofas in der Softsleeperklasse mit nicht entführtem Kind
Alle tollen neuen Krankheitsinnovationen wie Vogelgrippe oder Sars kommen heutzutage aus China. Die allerneueste Seuche ist eine Abart der Elephantiasis, die bisher noch keine Menschen oder Tiere, sondern nur Möbel und hier besonders Sofas befällt. Massiv ist die neue Plage bisher in der chinesischen Provinz Xinjiang aufgetreten, wo fast alle Sofas in Hotelfoyers Elephantiasissymptome aufweisen. Einen Seuchenschwerpunkt bildet auch der neue Bahnhof von Urumqi. Hier wesen in gleich drei Wartesälen des Todes infizierte Riesensofas vor sich hin, wobei gilt, je höher die Warteklasse, desto infizierter das Möbel. Wie man sieht, hat das spielende Kind in Moment noch nichts von dem kranken Sofa zu befürchten; es wurde leider auch immer noch nicht entführt. Was allerdings morgen sein wird, weiss mal wieder keiner, aber vielleicht ist es das oder, eventuell noch infizierter, dieses.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


23.11.2006 | 12:00 | Anderswo

Das Land des Mitte

Dass Berlin das neue New York ist, weswegen viele New Yorker nach Berlin ziehen, ist lange bekannt. Seit kurzem gilt es aber auch als gesichert, dass eine weitere Weltstadt sehnsüchtig gen Deutschlands arme aber sexy Hauptstadt blickt, und zwar direkt auf deren kultigsten Kult-Stadtteil. Vor kurzem hat in Tokios Stadtteil Meguro eine Cafe-Lounge namens Mitte eröffnet, die – um alle Doppeldeutigkeiten aus dem Weg zu räumen – den Berliner Fernsehturm im Logo trägt. Wie im übrigen Tokio nimmt man es hier, zumindest, was die Preise angeht, mit der Unterscheidung zwischen Gastronomie und Astronomie nicht so genau: eine Flasche frisch eingeflogenes Beck's kostet ca. 5,80 Euro, dazu gibt es Erdnüsse und es lässt sich in älteren Ausgaben deutscher Design-Zeitschriften blättern. Alles eben richtig mittemässig, was dadurch nur verstärkt wird, dass die Bediensteten kein Deutsch sprechen, geschweige denn aus Berlin kommen.


21.11.2006 | 18:28 | Anderswo | Sachen anziehen

Die besten vollgerotzten Ärmel aller Zeiten

Genauso wie Tausendfüssler nur in feuchten Ritzen stecken, findet man Satire normalerweise nur an bestimmten Orten, die man mit etwas Gespür leicht erkennt. Klo-Innenwand? Ja. Sarg-Innenwand? Nein. FIFA-Tagung? Ja. Astronomen-Tagung? Nein. Ein wenig paradiesisches Biotop für satirische Botschaften sind gemeinhin auch Volksbildungsmassnahmen der Stadtverwaltung Toronto, weswegen das nebenstehende Plakat, gefunden unter anderem in der örtlichen U-Bahn, vermutlich ernst gemeint ist, und einen verzweifelten Versuch darstellt, die Wege von Mikroorganismen (wir reden nicht von Tausendfüsslern) in eine bestimmte Richtung zu lenken. Sucht man nach der Quelle der ingeniösen Ärmelniesidee, so stösst man ohne grosse Umstände auf die Familie Lounsbury aus Ann Arbor (Michigan), die zur Promotion des Ärmelniesens unter dem Label Lounsburgology ein spektakuläres Lehrvideo vertreibt, das mittlerweile in zahlreichen Kinos von Nebraska bis Maine läuft, aber zum Glück auch auf jedem modernen Rechner. Im Internet vertriebene Filme, die Menschen bei albernen Verrichtungen zeigen, das ist schon eher eine Umgebung für Satire, und daher weiss niemand so recht, ob sowohl die Stadtverwaltung Torontos als auch die "Centers for Disease Control" zahlreicher Staaten der USA auf einen Scharlatan hereingefallen sind. Aber solange es zu einem Paradigmenwechsel in der Nieschoreographie führt, soll es uns recht sein. Paradigmenwechsel können nie schaden.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


21.11.2006 | 10:42 | Anderswo | Papierrascheln

Volk ohne Daum?

Fast täglich meldet China Daily auf der ersten Seite, wie sehr die chinesische Wirtschaft brummt. Die Spitzenmeldung von heute z. B. lautet, dass die Börse von Shanghai gestern ein Fünf-Jahres-Hoch erreichte – noch besser ging es nur der Börse von Shenzhen. Ganz, ganz selten schafft es auch eine Meldung aus Deutschland auf die Titelseite. Heute war es wieder so weit. Eine gute Sache, denn besser als viele Worte, die in dicken Büchern stehen, gibt uns diese Kombination von Meldungen Auskunft über den aktuellen Zustand der Welt: China gehört die Zukunft, Deutschland hat Christoph Daum. Was nun besser ist, mag jeder für sich entscheiden. Die Chinesen jedenfalls scheinen Daum zu bewundern, insgeheim zumindest, siehe Bildbetextung. Das heisst, irgendwann in ein paar Jahren haben sie ihn nachgebaut. Dann hat Deutschland gar nichts mehr. Auch daran könnte man vielleicht mal denken, wenn man über China spricht. Oder über Christoph Daum.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (7)


21.11.2006 | 04:22 | Anderswo

Second Life Business Plan Contest


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Dass man in Second Life Geschäfte machen und sogar richtiges First-Life-Geld verdienen kann, ist mittlerweile allgemein bekannt, so sehr, dass es auch der Letzte verstanden hat. Dabei befindet sich Second Life derzeit noch in einer Phase des ungezügelten Kapitalismus, was sich aber bald ändern könnte – unverwirklichte Geschäftsideen sollte man also zur Sicherheit bald umsetzen, und wem bisher das Startkapital fehlte, der macht einfach beim Second Life Business Plan Contest der Electric Sheep Company mit. Bis zum 20. Dezember können Exposés mit gewinnversprechenden Geschäftsideen eingereicht werden, der Gewinner erhält 350.000 Linden-Dollar für die Umsetzung. Tipp von uns: Die Gründung eines Dixiekloverleihs, eines Taxiunternehmens, einer Landvermessungsfirma, eines Internetcafés, eines Krankenhauses oder eines Botox-Studios, sowie Ideen, die auf einer Beschäftigung als Kunst- oder Kirchenrestaurateur, Fluffer, Staubsaugervertreter, Putzfrau, Hot-Dog-Verkäufer, Minensucher oder Physiotherapeut hinauslaufen, dürften keine besonders hohen Siegchancen haben.


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