Riesenmaschine

05.02.2006 | 05:11 | Berlin | Nachtleuchtendes

müllfunk aus dem all


Abbildung ähnlich (Foto: numb3r) (Lizenz)
Rund 330 Millionen menschengemachte Objekte schwirren im Erdorbit, schätzt das Institut für Luft und Raumfahrtsysteme. Kronkorken umkreisen leere Westerntopfdosen, Astronautensocken ziehen Buttersäurespuren durchs Vakuum, und Kekskrümelwolken verdunkeln den Himmel. Ein ganz kleines bisschen, jedenfalls.

Neuester Tänzer im Abfallreigen ist ein gebrauchter Raumanzug, der am Freitag aus der Internationalen Raumstation geschmissen wurde, mit einem alten Funkgerät drin, das vermutlich auch keiner mehr wollte. Jetzt umkreist der Anzug die Erde und funkt einmal pro Minute nutzlos seine Innentemperatur, fünfsprachige Grussbotschaften und ein Fernsehbild durch die Gegend – eine konsequente, multimediale Müllskulptur also. Ausgedacht haben sich das pfiffige Recyclingprojekt angeblich die Russen, was vermutlich ebenso gelogen ist wie die alte Legende, die Amerikaner hätten 12 Millionen Dollar für die Entwicklung eines Space Pen ausgegeben, der unter Schwerelosigkeit schreibt, während die Russen einfach Bleistifte mit ins All nahmen.

Wer dem leeren Anzug zuhören will, sollte seine riesige Antenne jetzt dann mal so langsam, nämlich gegen 6 Uhr in den Himmel über Mitteleuropa richten, wenn die ISS und ihre Müllwolke vorbeischwirren. (Nichteuropäer müssen selber nachgucken.) Aber nicht zuviel erhoffen, denn wie es aussieht, ist der Anzug entweder ganz kaputt, oder jedenfalls deutlich sendeschwächer als gedacht. Weltraummüll, eben.


03.02.2006 | 15:57 | Berlin | Alles wird besser | Alles wird schlechter

BVG goes Ballermann


Ilona & Peter wünschen den Berliner Verkehrsbetrieben
viel Erfolg bei der Neugewinnung von Kunden und
den Hörern des Titels viel Freunde bei diesem "Ohrwurm". (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wer für einen gummierten Fetzen Papier 650 Euro ausgibt, ist entweder Briefmarkensammler oder BVG-Kunde oder bescheuert, manchmal auch alles auf einmal. Wie um letzteres zu bestätigen, gibt die BVG ihren hochgeschätzten Abonnementkunden 2006 noch ein Geschenk obendrauf: einen Gutschein für eine CD mit dem BVG Abo-Song, einzulösen in jedem Servicecenter, solange der Vorrat reicht.

Der Song ist – wie nicht anders zu erwarten – absolut unterirdisch, der Text gleisbetterschütternd:

Willst du ins Hardrock-Café gehn / oder brauchst du Fitness pur
Im Revuetheater 'ne Show ansehn / ins Museum zur Kultur
Ob Grossereignis und Event / das ist ganz einerlei
Mit deinem Abo der BVG / bist du überall mit dabei

Refrain:
Da kannste fahren, sparen und noch vieles mehr
Und wenn du willst, dann steppt für dich sogar der Berliner Bär
Da kannste fahren, sparen, und was nicht jeder weiss
Du bekommst die ganze Stadt zum Sonderpreis

Musikalisch muss man sich das Ganze in etwa so vorstellen, als ob Mickie Krause eine U-Bahn von Berlin nach Arenal baut. Das durch Corporate Hymns verbreitete Grauen mag grenzenlos sein, doch da ist Licht am Ende des Tunnels: in England, wo man traditionell in praktisch allen Bereichen immer ein paar Schritte weiter ist, gibt es bereits erste Customer Hymns.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Drama Firmensongs geht weiter

Natascha Podgornik | Dauerhafter Link | Kommentare (9)


02.02.2006 | 13:18 | Berlin | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Servicewürste Deutschland


Die Care-Seite der Medaille (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Deutschlands Fleischtheken sind Aushängeschilder für die praktisch stündlich geforderte nationale Neuorientierung Richtung Service. So sehr lag der Fokus der Fleischindustrie auf der freundlichen Bedienung des Kunden, dass hier und dort im Eifer des Dienstleistungsgefechts vergessen wurde, dass das Fleischprodukt möglichst unverdorben daherkommen sollte. Trotzdem wollen wir die Bemühungen um freundliche Fleischereifachverkäufer ausdrücklich loben – und sie hier dokumentieren. Das beidseitig fotografierte Schild stand einst in einem Extra-Markt in Berlin auf der Fleischtheke, bis Herr Andreas Sachwitz (danke!) es zu rein wissenschaftlich-dokumentativen Zwecken entwendete. Das Schild duzt den Verkäufer, siezt den Kunden und geht auch sonst vom PISA-Würstchen als Fleischfachkraft aus, die weder die Grundregeln der Dienstleistung am Mann noch zwischenmenschliche Höflichkeit kennt und schon gar nichts auswendig lernen kann – nach dem Motto "Vorne höflich, hinten dumm". Das ist fantastisch, denn auf diese Weise kann noch der letzte Hartz-IV-Horst in die Leistungslandschaft Deutschland integriert werden. Nur lesen sollte er können.


30.01.2006 | 12:21 | Berlin | Zeichen und Wunder

Space Invaders gegen Antisemitismus


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Den Zusammenhang von Space Invaders und Rassismus, Faschismus, Sexismus, Antisemitismus und Homophobie muss uns die TU-Berlin-Antifa eines Tages auch noch mal genauer erklären. Sind die kleinen gepixelten Freunde so von Mitgefühl erfüllt, weil man sie selbst bei jeder Gelegenheit mit schwerem Geschütz diskriminiert, ohne vorher das Gespräch zu suchen? Vielleicht lässt sich bei Gelegenheit das Aufkleberangebot noch ein wenig ausbauen mit "Sam&Max, Freelance Police gegen den Polizeistaat", "PacMan gegen Essstörungen", "Tetris-Steine gegen Parkraumbewirtschaftung", "Moorhühner gegen Geflügelgrippe-Massenschlachtung" und "Donkey Kong gegen Ölpreiskartelle" (bitte unsere URL mit aufdrucken). Sehr zu loben ist in jedem Fall die mutige und kontextsensitive Platzierung des Aufklebers auf den Damentoiletten des notorischen Antisemitentreffpunkts nbi.


29.01.2006 | 13:42 | Berlin | Sachen anziehen

Butterbrot & Boden


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Nein, von einer Schrumpfung durch die taktiererisch bedingten Umzugsmanöver von Messechef Karl-Heinz Müller war für den unbedarften Besucher der Bread & Butter zur Eröffnung am vergangenen Freitag nichts zu spüren. Die beiden riesigen Hallen wirkten gut gefüllt, sowohl was Aussteller, als auch Besucher anbetrifft. Dass das ein oder andere Label fehlt, vermag kaum zu schmerzen, denn
das bunte Einerlei von basic Streetware bis upper Urbanware ist so schon ermüdend genug. Immer noch bilden ausgewaschenes Denim und ausgemustertes Bundeswehroliv die Grundtöne, mit denen die Coolnessbranche operiert. Im Fashionbereich sticht die Multiplikation der Labels ins Auge, die im Kielwasser von Maegde und Knechte nur noch homöopathisch ironisch mit Deutschtümelei, Heimat- und Nostalgievokabular experimentieren. Am Stand von Adelheid gibt es Tannenzapfenbier aus dem Schwarzwald. Die Blut-und-Boden-Fraktion trifft sich am Stand von Blutsgeschwister. Einen wirklich spektakulären Messeauftritt legt jedoch Philipp Plein hin. In den Gondeln einer original antiken Geisterbahn wird man an rührenden Schreckeffekten vorbei in den hinteren Teil des Messestandes chauffiert, wo einen zwei schwule Matrosen und ein schmieriger Elvisimitator in Empfang nehmen. Offensichtlich scheint diese Verwirrungstaktik gut anzuschlagen, denn am Ausgang rissen sich die Besucherinnen die Orderformulare für die mit Svarowski-Strass bestickten Jeans und Militaria (Slogan: "Get rich or die") förmlich aus den Händen.


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