Riesenmaschine

11.10.2005 | 19:15 | Berlin | Nachtleuchtendes

Blinkenlights 2.0


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
2002 und 2003 2001 und 2002 gab es in Berlin eine Lichtinstallation namens Blinkenlights, bei dem die Fenster des Haus des Lehrers am Alexanderplatz als Pixel für einen Riesenbildschirm benutzt wurden. Dabei konnte man auch interaktiv mit dem Handy verschiedene Spiele steuern, zum Beispiel Pong (die nebenstehende BreakOut Animation ist von Simon Deffner). Wie wir von Netzpolitik.org erfahren, wird es vom 13. bis zum 19. Oktober anlässlich des Festival of Lights in Berlin wieder die Blinkenlights-Installation geben, mit eingebauten Dimmern für die Graustufendarstellung. Wie auch schon damals wird Berlin als progressives Zentrum von ganz schön vielem gefeiert werden, zum Beispiel von Medienkunst, urbanem Witz und überhaupt. Oft übersehen (insbesondere von der Berliner Regionalpresse) wurde von der Presse damals, dass es in Brüssel bereits zur Jahrtausendwende ein Vorgängerprojekt namens Marnix 2001 gab, bei dem ein Bankgebäude sogar mit einem Fensterpixel-Farbbildschirm ausgerüstet wurde. Aber auch das war nicht das erste Displaygebäude: Neben schwer zu überprüfenden Gerüchten, Anfang der 90er hätte es im Londoner Canary Wharf ein Hochhaus gegeben, das Werbung mit beleuchteten Fenstern als Pixel gemacht hat, gibt es die gesicherte Information, dass am MIT in Cambrigde ein Universitätsgebäude bereits 1993 als Bildschirm inszeniert wurde. Glaubt man aber Erich von Däniken, so ist auch das epigonal. In Südamerika soll es nämlich ein riesiges Feld von regelmässig angeordneten Steineinbuchtungen geben, in denen jeweils kleine Feuer entzündet wurden, um den Ausserirdischen so Pixelbotschaften zukommen zu lassen (Quelle: Fernsehsendung in den 90er Jahren).

Update: Hier gibt es eine Webcam, die auf das Haus des Lehrers gerichtet ist.


11.10.2005 | 16:57 | Berlin | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Zwischenmenschlichkeiten


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Schaut man genau hin, so gibt es für Erfinder noch immer drängende Probleme rund um zwischenmenschliche Beziehungen zu lösen. Da wäre etwa die vielbeschworene Lagerfeuerromantik, die schon manchem Jugendlichen im Zeltlager die Entblumung brachte und generell Knutschen und all das zu fördern in der Lage ist, aber in den entscheidenden Momenten oft nicht oder nicht schnell genug zur Hand ist. Denn bisher waren Lagerfeuer eine weitgehend immobile und zeitraubende Angelegenheit. Nun aber legt Künstler Sandro Porcu* endlich das Instant Campfire vor, eingeschweisst in Plastik, aus brandfreudigem Birkenholz, komplett mit Streichhölzern.
Von der Transportromantik zur Ballsportromantik – das untere Kunstwerk löst ein altes Prioritätenproblem für viele Männer und verbindet die schönste Sache der Welt mit der schönsten Nebensache der Welt. Es handelt sich um einen Fussball mit einer Kautschukmuschi darin. Über die Botschaft dieses Werks kann man hervorragend spekulieren; ein Votum pro Damenfussball ist ebenso möglich wie Kritik an der bithematischen Fixierung des Kulturpatriarchats oder dass der vielzitierte Scheidepunkt inzwischen ein Scheideball ist. Vielleicht heisst es aber auch nur, dass Kunstwerke mit Muschi besonders gut gehen.

* beide Werke gesehen auf dem Berliner Kunstsalon 2005


07.10.2005 | 01:44 | Berlin | Alles wird besser

Rollergrill


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Bauchladenbetreiber haben es schwer. Nicht nur, dass ihnen der Verkauf von orthopädischen Fussstützen und Bäumen nach §56 (Abs.1,1d und Abs.3) GewO verboten wird, nein, sie müssen auch die ganze Zeit stehen. Nun gibt es Menschen, die amtsärztlich bestätigt gar nicht stehen können, aber trotzdem ihr Menschenrecht auf Bauchladenbetrieb ausüben wollen. An dieser Stelle drückt der Gesetzgeber offenbar ein Auge zu: Auf dem Alexanderplatz in Berlin stehen nicht nur die hier erfundenen Bratwurst-Bauchläden namens Grillwalker, sondern sitzt seit einiger Zeit auch ein Grillroller (siehe Abbildung). Eine schöne Gesetzesvolte der unbeabsichtigten Behindertenbevorzugung, die vielleicht hilft, die hohe Arbeitslosenquote unter Behinderten zu senken. Und während normale Grillwalker zu zweit arbeiten, weil sie sich abwechseln müssen, kann der Grillroller problemlos eine komplette Schicht durchbraten. Man sieht: Die ach so vielgelobte Standhaftigkeit ist nicht immer von Vorteil.


28.09.2005 | 21:31 | Berlin | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Sie sind am Flughafen

"Sie sind am Flughafen", so steht es auf ansonsten weissen Plakaten am Flughafen Berlin-Tegel zu lesen. Der werbegestählte Leser erkennt: Hier konnte eine Werbefläche nicht vermietet werden. So wird sie stattdessen dazu genutzt, die Vorteile von Plakatwerbung – in diesem Fall: Kontextsensitive Ansprache des Verbrauchers – zu verdeutlichen. Studiert man das Kleingedruckte, stellt sich allerdings heraus, dass das Plakat für eine Organisation wirbt, die sich der Alzheimer-Krankheit widmet. Das wirft natürlich Fragen auf: Wenn es schon dem gesunden Betrachter nicht gelingt, dieses Plakat korrekt zu dekodieren, welche Schlüsse wird dann erst eine demente Zielgruppe daraus ziehen? Und macht das Plakat seinen Nutzen für Alzheimer-Patienten nicht womöglich durch den Schaden zunichte, den es bei Paranoikern ("Verdammt! Jetzt haben sie mich!") anrichtet? Es ist nicht immer einfach mit den Werbezielgruppen.

Eine Abbildung zu diesem Beitrag fehlt, da die Feldforscherin der Riesenmaschine zwar durchaus wusste, dass sie sich am Flughafen befand und sogar den Grund dafür erinnerte, jedoch vergass, das Plakat zu fotografieren.


28.09.2005 | 17:43 | Berlin | Alles wird schlechter | Vermutungen über die Welt

Sch(m)erzhaft


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Bei Lesern, die unvorbereitet die Riesenmaschine aufgeschlagen haben und aus dem Nichts mit der sehr ekeligen Überschrift konfrontiert wurden, möchten wir uns entschuldigen. Das Klammerwortspiel aber ist Symbol für den Trend in Werbung und Medien, auch noch das schlechteste Wortspiel mitzunehmen. Selbst, wenn es überhaupt nicht passt. Es ist sowieso schon fragwürdig, ob eine stark fischorientierte Fast Food-Kette eine Kooperation mit einem Waffeleis unter dem Namensdach "2 Höhepunkte" eingehen sollte. Dann aber auch noch "fisch verliebt" dazuzuschreiben, ist nicht nur eine verbale Zumutung, sondern erklärt auch die schlechte Qualität des Fotos (Augenkrämpfe).


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Das Deutschlandradio lässt von einem höheren Niveau aus ähnlichen Scheiss fallen: "Über Beuys. Über Girls. Überall." Man hört förmlich durch, wie in der Präsentation der Werbeagentur die Rede war von der "entertainy-intellektuellen Wirkung der Homophonie Beuys-Boys" und vom "Dreisprung, der das 'Über' fast antifreudianisch zur Vorsilbe degradiert". Dazu die "Brand Values Kultur (Beuys), Menschliches (Girls), empfangbar in ganz Deutschland (Überall)". Toll.

Der eigentliche Auslöser der sch(m)erzhaften Überschrift aber liegt in einer Gaststätte im Berliner Zoo und ist eine Serviette. Darauf steht "GastZoonomie", eine Wortspielstilblüte in voller Pracht, die wie der Ton einer 20 cm entfernten Schiffshupe auch dann noch wehtut, wenn die Ursache entfernt wurde. Schlimmer als alle schlechten Wortspiele selbst ist aber, dass ihre Verwendung notorischen Kulturpessimisten Material in Hülle und Fülle gibt, auf dass sie ihre weinerlichen Feuilletons zum Meckermekka (argh!) ausbauen können.


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