Riesenmaschine

11.08.2005 | 17:25 | Berlin | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Counter-Targeting


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)


Erst kürzlich war Kreuzberg praktisch flächendeckend mit Werbung für den DSL-Provider "Alice" plakatiert; keine Pizza konnte man bestellen, ohne dass einem Alice vom Karton entgegengrinste. Dabei waren Alice-Anschlüsse im weiten Umkreis gar nicht zu haben. ("Aber ich kann von hier aus das Plakat auf der anderen Straßenseite sehen!" – "Ja, aber auf der anderen Straßenseite sind wir auch nicht verfügbar.") Damals glaubten wir noch, die Werbeagentur hätte vielleicht quasi nur den Pinsel leergemalt.

Ganz ähnlich geht derzeit die FDP in Kreuzberg vor. "Mehr Arbeitsplätze", hallo, FDP, würden wir nicht vielleicht in München wohnen, wenn wir "Arbeitsplätze" wollten? Und "weniger Steuern", also, wenn wir noch weniger Steuern zahlen würden, müssten wir ja noch Geld rauskriegen, und das ist selbst für ein Wahlversprechen ein bisschen gewagt.

"Targeting" heißt es, wenn man Werbung dort anbringt, wo die Zielgruppe sie mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu sehen bekommen könnte. Analog handelt es sich hier anscheinend um die revolutionäre Taktik des Counter-Targeting, über deren geheime Wirkungsweisen wir noch viel zu wenig wissen. Aber die Riesenmaschine bleibt am Ball.


10.08.2005 | 14:59 | Berlin | Fakten und Figuren

Konsumkritik


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)


Der Sommer ist die Zeit, da auf den Plakatwänden in den entleerten Städten häufig sogenannte "Goodwill"-Kampagnen auftauchen. Weil niemand mehr für die Daheimgebliebenen werben will, wird für irgend einen guten Zweck geworben und irgendeine Werbeagentur darf sich dazu austoben und auf irgendwelche goldenen Nägel oder Löwen spekulieren. In Berlin Mitte um die Münz- und Torstraße herum sind nun eine Reihe von Plakaten aufgetaucht, die Ähnliches vermuten lassen, aber den Absender auf Anhieb nicht preisgeben. Im schlecht kopierten Roy-Lichtenstein-Stil äußern darauf Personen Dinge wie "Manchmal glaube ich, wir können diesen Preiskampf überhaupt nicht gewinnen" oder "Du weißt es, ich muss einkaufen, Schatz". Dahinter verbirgt sich, wir ahnten es, eine Kunstaktion. Gestaltet hat die Plakate der Berliner Grafikdesigner Stefan König, vertreten von der Galerie Genausoundanders. Heute lesen wir in der Berliner Zeitung über die Hintergründe und Stefan König: "Der Mann ist kein Konsummensch: Er trägt keinen modischen Schnickschnack, stattdessen Turnschuhe, Kapuzenshirt und Basecap, darunter einen Fusselbart. König hat seine eigene Meinung vom Leben in der Konsumgesellschaft. Ständig werde dort eine Gier nach neuen Produkten produziert. Dabei sei alles wie eine große Inszenierung, die ohne Werbung nicht funktionieren würde ..."
usw.
Auch wenn das ganze im Umfeld der von uns durchaus geschätzten ABC-Ausstellung stehen mag – das ist genau die Form von Konsumkritik, die wir meinen, wenn wir sagen: Das ist so doof, dass es schon wieder doof ist.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Rebelart


09.08.2005 | 16:53 | Berlin

Preiswerte Lösungen für den Fachmann


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Landrover Freelander, Toyota Landcruiser, SUV, Chrombügel, Allradantrieb, 800-Gang-Mountainbike, everesttaugliche Krawatte aus atmungsaktivem Drei-Wege-Goretex – es gibt unzählige Möglichkeiten für Stadtbewohner, sich als wildniskompetente Überlebensfachleute im Dschungel der Großstadt zu gebärden. Gerade in Kreuzberg reicht das Geld stattdessen leider häufig gerade mal für ein Survival-Werkzeug im Scheckkartenformat. Jedoch! Wo der nötige Stilwille vorhanden ist, genügt schon ein einziger Eimer Dreck (kostenlos), um entscheidende Signale zu setzen.


08.08.2005 | 14:28 | Berlin | Zeichen und Wunder

Wählt Groucho!


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Vorwahlzeit ist für den Bürger eine mühsame Zeit: Ständig gilt es Wahlplakate mit Bart und Brille zu verzieren. Umso mehr ist SPD-Direktkandidat Ahmet Iyidirli zu loben, der bereits fertig vorkonfiguriert in Umlauf kommt. (Ob er auch über einen schwarzen Schneidezahn auf Position 2-1 verfügt, wissen wir nicht.) Die so gewonnene Freizeit nutzen wir bitte, um über Herrn Iyidirlis Wunsch nachzudenken: "Ein Auto, das auch bei Regen fährt." Da muss sich doch was machen lassen! Die Riesenmaschine arbeitet dran.


06.08.2005 | 22:43 | Berlin | Alles wird besser

Innenstadtmöblierung


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Berliner Stadtreinigung hat ihren Gebrauchtwarenverkauf eingestellt, weil inzwischen jedermann seinen Sperrmüll über ebay versteigert. Das aber steigert die Transportkosten unnötig, denken sich inzwischen die Berliner, und statt nun erst die Möbel mühsam zum Recyclinghof zu schleppen, von wo sie wiederum an notleidende soziale Einrichtungen verteilt werden, tragen sie das Sofa dahin, wo es wirklich gebraucht wird. Bürger, möbliert eure Anlagen!

Markus Kempken | Dauerhafter Link


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