24.07.2005 | 02:12 | Berlin | Alles wird besser | Selbstversuche
In Berlin findet dieser Tage die xplore05 statt, "ein Wochenende mit 45 Workshops zur Kunst der Lust". Dass die Website wie auch im letzten Jahr etwas unbeholfen geraten ist, mag ebenso wie manche Workshopbeschreibungen ("In diesem Workshop wollen wir über die Eigen- und Fremdwahrnehmung unserer Schwänze sprechen. Wir werden sie in einem kleinen Ritual in geschützter Atmosphäre zeigen, berühren und an ihnen schnüffeln") dazu verlocken, das Ganze für großen Nillenkäse zu halten. Aber wer so denkt, der denkt verkehrt, das möge man mir bitte mal einfach so glauben. In einer Zeit, in der die Leute sogar Workshops belegen, in denen ihnen die korrekte Nordic-Walking-Technik beigebracht wird, ist es ja wohl kein bisschen absurd, auch mal an ein paar Workshops zu ungleich komplexeren Themen wie der Kopulation und ihrer anverwandten Gebiete teilzunehmen. Man kann bei solchen Veranstaltungen die allererstaunlichsten und nützlichsten Dinge erfahren, von denen hier geschwiegen werden soll, denn schließlich gibt es ja z.B. die xplore05, auf der jeder selbst herausfinden kann, wo das 21. Jahrhundert den Most holt.
21.07.2005 | 15:24 | Berlin | Zeichen und Wunder
Nicht die wenigsten halten Paul Snowden für komplett verrückt. Die allermeisten halten ihn jedoch für den besten Art Director im Printbereich, den Berlin derzeit aufzubieten hat. Seine kollidierenden Schriftblöcke können es durchaus mit denen von David Carson aufnehmen. Jetzt hat offensichtlich auch die Kunstwelt Notiz von Paul Snowden genommen. Am 29. Juli wird in der Villa Grisebach (Fasanenstr. 25, 18h) seine Ausstellung mit dem schönen Titel "Black steel in the hour of chaos" eröffnet.
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Sensibilisiert für das Thema Schrift fiel uns bei ebay diese schöne Ausgabe unseres analogen Vorbildes "Das neue Universum" auf, das tatsächlich schon Ende des vorletzten Jahrhunderts "Die interessantesten Entdeckungen und Erfindungen auf allen Gebieten" versammelte.
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ob wohl die schlanke Helvetica-Abart irgendeine Schriftart aus unserem Logo – sie stammt übrigens aus einem "Das neue Universum"-Band der späten 50er – dermaleinst für kommende Generationen ähnlich anachronistisch erscheinen und in Widerspruch zum futuristischen Inhalt geraten wird, wie uns heute die schnörkelige Fraktur auf dem Cover von 1890 vorkommt? Wie auch immer. 118 Euro sind dann aber doch ein wenig happig.
20.07.2005 | 16:22 | Berlin | Vermutungen über die Welt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Was hat es eigentlich mit diesen .tk-Domains auf sich, in denen die Eintagsfliegen unter den Netzangeboten hausen? Steht .tk für "Temporärer Kunde", der am Abend des Beantragungstages wieder vom Netz abgeklemmt wird? Oder doch eher für "Totaler Käse", den anzugucken sich sowieso nicht lohnt oder "Totgeborenes Konzept"? Alles richtig, aber auch wieder falsch, denn .tk steht für das 10 Quadratkilometer große Land Tokelau, das netterweise seine Top-Level-Domain verschenkt, anstatt wie z.B. Tuvalu 1000% des Bruttosozialprodukts damit zu erwirtschaften.
Dass auf der Website des hier abgebildeten Projekts berlin-umsonst.tk nur ein spinnwebverhangenes Nichts wohnt die meiste Zeit nur ein spinnwebverhangenes Nichts wohnt, muss aber nicht an der .tk-Domain liegen. Die von "Berlin Umsonst" initiierte "Pinker Punkt"-Kampagne vom April 2005, deren Aufkleber und Plakate sich an schlechter gewarteten Stellen Berlins noch finden, widmete sich offenbar dem gemeinsamen Schwarzfahren und der Verteilung von Umsonst-Fahrscheinen. Wie sich hier Luftnummer-Domain, richtig schlechte Geschäftsidee und todgeweihter Inhalt zu einem Gesamtkunstwerk von tollkühner Hirnverbranntheit fügen, das hat Größe, vor der wir uns verneigen.
20.07.2005 | 12:21 | Berlin
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Sehr gut hat uns ja bereits das Kompendium Rebelart 01 aus dem vergangenen Jahr gefallen, das im Kontext von Streetart und Polit-Aktivismus der Frage nachging "How to provoke today?" – die in der Tat keine triviale Frage ist in einer Zeit, da jede Provokation bereits in die kommende Marketingstrategie eingepreist ist, sozusagen. Ab kommenden Freitag, den 22. Juli, wird in der Galerie "Neurotitan" (Berlin, Rosenthalerstr. 39) von den Rebelart-Machern kuratiert die Ausstellung "The ABC – Zur Semiotik des Widerstandes" zu sehen sein. Mit dabei: Die legendären 0100101110101101.org, die für die schöne Aktion "Nikeground" in Wien verantwortlich zeichnen, Hans Bernhard, der Mitbegründer von etoy und ubermorgen.com, sowie Heidi Cody, Elka / Lokiss, Erosie, GRRRR, Influenza, Olivier Liégent, Monafloe, Mongomania, Francois Morel, Matt Siber, Ira Waldron etc., die uns alle noch nichts sagen. Auf der hübsch gemachten Website the-abc.org wird das alles noch mal ausführlich erklärt. Zur Eröffnungsparty wird Riesenmaschine vertreten sein und den Zeichen den Krieg, bzw. dem toten Hasen die Zeichen erklären.
20.07.2005 | 11:44 | Berlin | Alles wird besser | Zeichen und Wunder
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Wie man etwa an der Vorstellung des neuen VW Fox (Project Fox) sieht, ist Street Art bereits weit auf dem Weg in die akzeptierte Gegenwartskultur gelangt. Wer Street Art immer noch mit bloßer Schmiererei verwechselt, kennt nicht die vielfältigen Arten, wie hier mit der visuellen und inhaltlichen Gestaltung des öffentlichen Raumes umgegangen wird. Hinter dem Charme von Street Art steht die Erkenntnis, dass die Straße der urbane Teil einer dynamischen Öffentlichkeit ist, ein immobiles, anarchisches Medium. Und wie sich die Medienlandschaft, zum Beispiel durch das Internet, verändert hat, hat sich auch der Bezug der Menschen zum Medium Straße verändert. Dass dort echte Kunst entstehen kann, ist spätestens seit Jean-Michel Basquiat (mit Vorreitern wie Harald Nägeli) international akzeptiert. Dass diese Kunst auch mehr leisten kann als Provokation und Protest, nämlich inhaltliche Auseinandersetzung, Kommunikation und besonders Entertainment, zeigt das Beispiel auf dem Foto (aufgenommen am 12.07.05 in Berlin, Rosa-Luxemburg-Straße, Urheberin vermutlich: paulahorn@hotmail.com).
... 66 67 68 69 70 [71] 72 73
|
IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Frittierte Föten
- konkludentes Handeln
- Burgfrieden geniessen
- Spargelfeldblues
SO NICHT:
- Pappkameraden
- Als Mann alleine nachts Damenfussball spielen
- Joystick aufs Pausenbrot
- Times New Roman
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Snowpiercer", Joon-ho Bong (2013)
Plus: 11, 79, 80, 89, 142, 147, 153 Minus: 93, 96, 97, 99, 102, 115, 182, 206 Gesamt: -1 Punkte
KATEGORIEN
ARCHIV
|
|