Riesenmaschine

01.05.2007 | 01:09 | Fakten und Figuren

Synchronforschen


Synchronizität: Belächelt und unterschätzt
(Foto: Digital Blue) (Lizenz)
Nur auf den ersten Blick überrascht es, dass gute Ideen oft von vielen Leuten gleichzeitig formuliert oder untersucht werden: Von der Vielzahl der schlechten Ideen liest man bestenfalls im Internet. Auch in der naturwissenschaftlichen Forschung werden scheinbar grosse Aufgaben von mehreren Arbeitsgruppen angegangen, gelöst und publiziert, schön demonstriert bei der Sequenzierung des menschlichen Genoms.

Dass drei Arbeitsgruppen gleichzeitig auf ein neues Gen in einem wichtigen Mechanismus stossen, würde einen trotzdem aufhorchen lassen. Aber da es sich um die Aufklärung der inneren Uhr handelt, waren die Forscher ohnehin Experten für Synchronisation.
Die Erforschung der circadianen Rhythmen ist ohnehin ein hübsches Feld, die Gene haben prima Namen (Clock, Period, Cryptochrome, BMAL1), jeder hat schon mal geschlafen und viele sind sogar irgendwann aufgestanden. Soll man sich nun voller Übermut rekombinantes FBXL3 in den Temporallappen injizieren, um die anstehenden Partynächte besser auszukosten? Bedeutend lockerer und zeitgemässer als das ewige Kaffeegeschlürfe ist es allemal. Irgendwer wird schon jemanden kennen, der in einem Forum von jemandem gelesen hat, bei dem das geholfen hat.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Was alles nicht geht


22.04.2007 | 01:08 | Anderswo | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Die Schwuppe


Schwuppe (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Je näher der Eurovisionssongcontest rückt (12. Mai in Helsinki), desto häufiger schlagen sie ein, die Blogeinträge des Hohepriesters der deutschen Songcontestgemeinde, Tazautor Jan Feddersen, inzwischen jeden Tag, auch werden sie von Mal zu Mal immer länger und immer dogmatischer, aber nichtsdestotrotz amüsanter. Feddersen, der seit 30 Jahre für die Bürgerrechtsbewegung der Homosexuellen arbeitet und ausserdem Mitgründer der Initiative Queer Nations ist, referierte in seinem Donnerstagspamphlet etwa über die Schwuppe. Wer nicht so genderfirm ist, grübelt bei der Lektüre kurz, eher er feststellt, dass Feddersen wohl doch eher nicht von dem auch Spitzpleinze genannten ("ökonomisch uninteressanten" Wikipedia) Fisch spricht. Eine Schwuppe ist offenbar das Synonym für jene Neigungsgruppe, die sich für den Songcontest interessiert und engagiert, und dadurch in den Genuss einer speziellen Fanakkreditierung kommt, wohl ein einmaliger Fall, dass eine sexuelle Ausrichtungsminderheit weder benachteiligt, noch gleichgestellt, sondern bevorzugt wird. Feddersen, der Spezialist, weiss auch klischeevermeidende Unterschiede zwischen homo- und heterosexuellem Fangebaren aufzuzeigen. Ersteres ist friedlich, bei zweiterem verkloppt und bedroht man sich üblicherweise mit Faustringen und abgebrochenen Bierflaschen. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Die schwulen Bulgaren, 380 würden sich, so prophezeit der Hohepriester, am 3. Mai um 30 Promo-CDs prügeln und dabei aussehen wie Oliver Kahn.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Verpasste Chance für den Sieg

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


21.04.2007 | 02:28 | Anderswo | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Unten durch


Vergangenheit: Superkontinent Pangäa
(Quelle, Lizenz)
Unermesslich viele Jahre (150.000.000) ist es her, da lag Alaska knapp neben Norwegen und Sibirien hätte sich nie träumen lassen, mal in seine Nähe zu kommen (siehe Bild). Zwölftausend Jahre ist es her, da lagen beide plötzlich dicht zusammen und waren durch eine Landbrücke miteinander verbunden. Die einfache Erklärung: Konvektionsströme im Innern der Erde lassen die Kontinente auf einer plastinösen Mantelmasse durch die Gegend rutschen. Genau null Dollar hat es die Russen zu dieser Zeit gekostet, dieses wertvolle Stück Land in den Wassermassen der schmelzenden Gletscher versinken zu lassen. Und nur 140 Jahre ist es her, da verkaufte Russland sein Alaska dann für sieben Millionen Dollar. Zu diesem Zeitpunkt ein gutes Geschäft, dachte man, denn der nächste Gletscher schien in ferner Zukunft (scheint er immer noch) und Alaska eine Wüstenei. Sieben Millionen Gewinn nur aus Konvektionsströmen und plastinösem Mantel, ein Geniestreich.

Geduld ist des Russen Sache jedoch nicht. Nur 140 Jahre nach ihrer Geschäftsidee werfen sie jetzt die Brocken hin, und sind bereit, 65 Milliarden Dollar, das sind 64.993.000.000 mehr als damals eingenommen (stimmt das?) für einen Monstertunnel auszugeben, der Sibirien und Alaska fix verbindet und damit den Zustand von vor 12.000 Jahren wieder herstellt. Nun ist gegen Tunnel im allgemeinen wenig einzuwenden, im Unterschied zu Brücken kann man sich zum Beispiel nicht von ihnen runterstürzen. Aber wenn man bedenkt, dass Sibirien in lediglich 250 Millionen Jahren nicht nur einen halben Planeten von Alaska entfernt liegen wird, der Tunnel somit zu einem hilflosen Stummel verkommt (also 260 Dollar Verlust pro Jahr), und Russland stattdessen direkt an das Kap der Guten Hoffnung, oder was davon noch übrig sein wird, andockt, wo man, ganz ohne Tunnel, Diamanten schürfen könnte, dann, ja, dann.


20.04.2007 | 19:10 | Fakten und Figuren

Tackertaktik


Nur ein starker Staat kann die Gefahr bannen, die von Marshmallows und Kakao ausgeht (Details zum Unfallhergang bei edrussell) (Lizenz)
"Die Zahl der häuslichen Unfälle mit Tackern", so erfahren wir via Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung aus dem Fachblatt Morbidity and Mortality Weekly Report, "hat sich in den Vereinigten Staaten seit 2001 annähernd verdoppelt. (...) Ursache der jährlich fast fünfzehntausend Unfälle seien unter anderem die sinkenden Anschaffungspreise. 96 Prozent der Opfer sind Männer, sechs Prozent müssen stationär behandelt werden." Versteckt ist hier eine Information von grosser Tragweite enthalten, nämlich, dass sich Haushaltsunfälle eindämmen lässen, wenn man die entsprechenden Unfallauslöser nur teuer genug macht. Wie viele der 6.240 laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2003 tödlich im Haushalt Verunglückten könnten noch leben, wenn die Preise für Höhenunterschiede (87% der alten Opfer), Feuer und Wasser (je 25% der jungen Opfer) durch den Staat vorausschauender gestaltet würden! Abschreckende Preise für ebene Flächen (Ursache für zwei Drittel aller Stürze), stumpfe Messer (Hauptursache für Schnittwunden) und Limonadenflaschen (Aufbewahrungsort gefährlicher Säuren und Laugen) könnten Leben retten. Von den verhinderten nichttödlichen Unfällen durch Gurkenhobel-Verteuerung ganz zu schweigen.


19.04.2007 | 19:17 | Anderswo | Fakten und Figuren

Die grüne Feder und die Rattenschlange


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wie dem heutigen Newsletter des japanischen Premierministers Shinzo Abe zu entnehmen ist, hat Abe von der Kischblütenkönigin die grüne Feder bekommen, zusammen mit einem Baseballschläger aus Holz.
Die grüne Feder ist das Symbol der Waldschützer, der Schläger wurde ihm vom Präsidenten der Baseballliga für seine Kampagne für nationale Hölzer überreicht. Hegen und Schlagen, es liegt so nahe zusammen. Und während er einerseits die wunderbaren Kirschblüten in seinem Garten bewundert, bemerkt er aber auch ein Biest: "The other day, I came across a large rat snake in the garden. I was rather surprised, but I am sure it was the guardian of the estate. Nature is so alive, even in this small garden in the middle of the city." Und dann betrauert er auch noch, dass sein Freund Iccho Ito, der Bürgermeister von Nagasaki gestern am Bahnhof in den Rücken geschossen wurde.

Ja, so ist die Natur, die unberechenbare Mutter, mal Sonnenschein, mal finsterste Nacht, unter den Blüten die fiese Rattenschlange, Feder am Revers, während der Freund stirbt. "This cannot happen. Violent acts of this nature are an affront to democracy and simply cannot be tolerated." Vielleicht mal ein ernstes Wörtchen mit der Natur reden?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Post von Onkel Abe

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


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