Riesenmaschine

06.03.2007 | 03:27 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Wasser kennt nur 5,6 Freunde

Der Mensch besteht zum überwiegenden Teil aus überzogenen Erwartungen und Wasser. Als sich einst Grossrechenanlagen zum Lösen all der Gleichungen für die Quantenchemie feilboten, dachten wir, bald alle chemischen und physikalischen Eigenschaften von Molekülen berechnen zu können, um daraus die Geschicke von Zellen, Organismen oder Grösserem zu prognostizieren; Nur ein paar Petaflops, und das Ganze würde fluppen.


1MFlop (Foto: jurvetson) (Lizenz)
Was für das Wasserstoffmolekül (H2) und andere Gase vernünftige Ergebnisse ergab, wurde bereits bei anderen einfachen Molekülen aufwändiger als erwartet und kam den experimentell ermittelten Daten nicht nahe. Man schraubte seine Ansprüche herunter und wandte sich verschämt pragmatischen Lösungen in hohen Stiefeln zu, um dieses oder jenes zu approximieren, indem die experimentell gewonnenen Daten miteinbezogen wurden.

In einem schmutzigen Fenster wurde nun ein Widerschein eines Silberschimmer am Horizont der Berechenbarkeit der Welt gesichtet: Die Berechnung wichtiger physikalischer Grössen des Wassers aus den first principles. So kamen Robert Bukowski und seine Mitstreiter zu einer Inneren Energie von -10,89 kcal/mol, einem Selbstdiffusionskoeffizienten von 2.4 x 10-5 cm2/s und der Koordinationszahl von 5,6, alles ganz in der Nähe der gemessenen Werte. Die Fortschritte in der Störungstheorie, die hier zum Erfolg führten, lassen sich bald vielleicht auf grössere Probleme anwenden, frohlockte man in Science verhalten. Bis dahin lässt sich die Zukunft begrüssenswerterweise noch nicht an einer Hand auf der Tastatur abzählen.


05.03.2007 | 21:17 | Fakten und Figuren

Archbishops of Klapphornvers


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Vor sehr kurzer Zeit war hier die Rede von sehr langen Spannen der Absenz Musikschaffender und ihrem unverhofften Comeback. Nun taucht plötzlich eine Band nach 23 Jahren wieder auf, mit der man absolut nicht rechnen konnte, die Zimmermänner mit der Platte Fortpflanzungssupermarkt , das ist deswegen so unerwartet, weil die Band nicht gerade kultisch verehrt wurde, weil sie so visionär und gut war, sondern so doof in einem üblen Knittelvers- und Knallgasfahrwasser dümpelte, Ulrich Roski ("alles nich so verbissen sehn"), Hanns Dieter Hüsch, der grässliche Leo Kottke ("Gänsefürze an einem schwülen Tag") und den schauerlichen Klapphornversen von Schobert & Black verpflichtet.

Und auch wenn ihr Hamburger Musikerkollege Felix Kubin ihre Musik als "unerträgliche Popjazzmischung" beschreibt, muss man dazu sagen, dass Kubin damals bei seiner Beurteilung noch ein Kind von 13 Jahren war, und man sich dennoch kaum den Texten entziehen kann, in denen sich Al Quaida auf Romy Schneider reimt und der dänische Astronom Tycho Brahe vorkommt, "Wenn du schon mit mir/ bis zum Basislager gehst/ Warum steigen wir nicht auf den Berg?/ Wenn du schon mit mir über Brahe diskutierst/ Warum schmust du nie mit meinem Gehirn?" Ein Blumfeldfan schrieb kürzlich im Intro-Forum "Blumfeld sind fort, aber die Zimmermänner helfen mir, die Tränen zu trocknen". Und Blumfeld reformieren sich sicher auch noch eines schönen Tages wieder, liebe Brillenfreunde und Gehirnschmuser.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Manchmal braucht es eben ein bisschen länger

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


04.03.2007 | 13:31 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren

Magnetisch fabriziert


Foto: Nick Russill, Lizenz
Was wäre die Welt ohne Magnetfelder. Es gäbe keine Sterne, weil man magnetische Kräfte beim Zusammenknüllen von Gas dringend benötigt, schlimmer noch, es gäbe auch keine Flecken und keine Protuberanzen und damit nichts anzusehen auf der Sonne. Es gäbe keinen elektrischen Motor und damit auch keine Brotschneidemaschine, es gäbe keinen Maxwell, keine Magnetohydrodynamik, Aale und Zugvögel fänden nicht nach Hause, und schliesslich, und das täte jetzt endgültig allen leid, es gäbe keine Polarlichter. Die nämlich entstehen, wenn schnelle Teilchen aus dem an schnellen Teilchen nicht armen Kosmos, abgeschickt übrigens vom Magnetfeld der Sonne, vom Magnetfeld der Erde in die Atmosphäre getrieben werden, dort mit allem möglichen herumkollidieren und in der Folge Funken schlagen. Wie das genau allerdings abläuft, war bis dato rätselhaft, und ist es auch immer noch, wenn man auch der wie üblich erschreckend unordentlichen Wahrheit näher zu kommen scheint: Mit ganzen Feldern aus Satelliten kreuzen wir inzwischen durch die Polarlichter dieser Welt, um das Magnetfeld der Erde, das dazugehörige elektrische Feld und die sämtlichen Feldern hilflos ausgelieferten geladenen Teilchen nicht unbeobachtet ihrem konfusen Treiben nachgehen zu lassen. Denn: You can observe a lot just by watching. (Yogi Berra) Und wenn wir uns das Polarlicht lange genug von oben angesehen haben, werden wir als Nächstes bestimmt auch grossangelegte Schritte unternehmen, um endlich die ganzen anderen magnetischen Rätsel der Welt zu lösen, die Sache mit den magnetischen Monopolen zum Beispiel, von denen die ganzen Felder ausgehen, und die man bestimmt nur deshalb noch nicht gefunden hat, weil sich im Inneren des Magnetfeldes ein Loch verbirgt, eine Fehlstelle im der elektromagnetisch beherrschten Welt, und damit die einzige Stelle, an der es nie Internet geben wird. Nagut, im Pansen von Kühen gibt es auch keines.


01.03.2007 | 12:37 | Fakten und Figuren

Manchmal braucht es eben ein bisschen länger


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Der Grund, warum bestimmte Bands oder Musiker irgendwann verschwinden, kein Lebenszeichen mehr von sich geben und sehr sehr lange in der Versenkung bleiben, weil erfolglos und resigniert, obwohl sie enorm einflussreich waren, visionär, aber vor ihrer Zeit, liegt wohl einzig daran, dass diejenigen, die sie beeinflusst haben, sie wie ein kleines Geheimnis hüten, unter Verschluss halten und davon nicht gross herumposaunen, auch kein grosses Interesse daran haben, dass ihre Lieblinge was Neues machen, es könnte ja etwas Enttäuschendes dabei rauskommen. Das hat auch ein bisschen mit Eifersucht zu tun, das gehört mir, das hab ich entdeckt, das verstehst du nicht. Aber irgendwann fliegt das Geheimnis auf, wenn die Geheimnishüter zu viele werden, dann platzt der Dampfdruckkochtopf.

Zwei enorm einflussreiche Bands bzw Musiker halten wohl den Rekord im Wegbleiben, beide sind kürzlich wieder aufgetaucht, frisch und munter. Nur 35 Jahre liegen zwischen der ersten und der letzten Platte von Vashti Bunyan, nachdem sie ihren Namen im Internet auffallend häufig von jüngeren Musikern erwähnt als Einfluss gefunden hat. Die letzte, die nach Vashtis Art Lieder flüstert und haucht, ist momentan Carla Bruni, interessanterweise beides Protégés Mick Jaggers. 41 Jahre nach der letzten Platte der bizarren Monks, die der schrille Werber und ihr Manager Charles Wilp als Anti-Beatles installieren wollte und als "das stählerne Geschnatter eines Herbert von Karajan" beschreibt, und Uschi Nerkes Augen leuchten, weil es "dieses Lied übrigens noch nicht auf Schallplatte gibt", läuft jetzt überall die empfehlenswerte Dokumentation The Transatlantic Feedback, in der quasi jeder schon immer Monkfan gewesen ist, und diese quasireligiösen Geständnisse kommen so erleichtert raus, so als sei eine grosse Last von ihnen geplumpst, wie ein Druckkochtopf vom Herd.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


27.02.2007 | 16:18 | Supertiere | Fakten und Figuren

Linksschwimmen gegen Rechts


An exercise in futility (Foto: You are the conductor / Lizenz)
Donnerwetter. Kaum glaubt man, es liesse sich nichts mehr unternehmen gegen die starke Strömung, die einen mitsamt dem notdürftig gezimmerten Floss den donnernden Fluss hinunter auf die tödlichen Stromschnellen zutreibt, da liest man im bordeigenen Internet von einer möglichen Rettung, die sich ausgerechnet das Bakterium Escherichia coli ausgedacht hat, von dem man eigentlich am wenigsten Hilfe erwartet hatte: Man muss sich nur mit einem Propellerantrieb aus Flagellen versehen, damit hydrodynamisch nach links kreiseln und so effektiv helizitär gegen den Strom schwimmen, bis sich am Ufer eine Crevasse zeigt, in der man überwintern kann. So, schreibt Prof. Hür Köser aus Yale, der mit seinem Namen im Zirkus auftreten könnte, kann man, jedenfalls ungefähr, unter anderem einen Blasenkatheter hinaufschwimmen, wenn einem daran etwas liegt, oder eben auch irgendeinen anderen Fluss. Think simple, so sagt Survivalpapst Bakterie, und hält sich konsequent links. Was aber letztlich egal ist, denn derselbe Mechanismus würde auch komplett andersherum funktionieren.


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