13.11.2005 | 11:20 | Anderswo | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt
Das seltsame stummelförmige Land Südkorea macht weiter von sich reden: Am letzten Donnerstag wurden in der Seouler U-Bahn eine Mutter nebst Kind und Kinderwagen dreissig Meter mitgeschleift, schon heute gehen die Bilder dieses irren Unfalls Nichtereignisses um die Welt. Am Ende kamen weder Mutter noch Kind zu Schaden, was nicht verwundert, handelt es sich doch, wie wir bereits an anderer Stelle bemerkten, bei den südkoreanischen U-Bahnen um die sichersten der Welt. Sie zählen gewiss auch zu den besten, was Streckennetz, Benutzerfreundlichkeit und Internetauftritt angeht. Zudem sind es die reinsten Musentempel, womit hier weniger die weltweit üblichen Auftritte von musikalisch anders begabten Gitarrespielern gemeint sind. In den brandneuen U-Bahnstationen von Gwangju beispielsweise überrascht man die Pendler mit einer Ausstellung von zum Teil sehr gelungenen Kinderzeichnungen, in den Seouler Metrolabyrinthen treten ganze Chöre auf. Selbst die Streckenpläne sind hier grafische Meisterleistungen. Besonders bemerkenswert: Diese kleine, nur von den üblichen Videokameras überwachte Bibliothek, die die Riesenmaschine in der Seouler U-Bahn-Station Jogno Sam Ga entdeckte. Zieht man diese Fakten in Betracht, stellt sich allerdings die Frage, ob es sich bei dem Mutter-Kind-Zwischenfall vom Donnerstag tatsächlich um einen Unfall handelte, oder nicht eher um eine hochkünstlerische Performance, die uns irgendetwas sagen soll. Wahrscheinlich irgendwas über Südkorea.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Asien Spezial: Korea & Vietnam
12.11.2005 | 19:19 | Fakten und Figuren
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Wenn man einen Trend als ungefähr Einmilionster wahrnimmt, aber trotzdem wegen brandneuer eigener Begeisterung aktuell darüber schreiben will, dann googelt man den Trend ordentlich durch und sucht sich ein, zwei neue Fakten als Aufhänger für den Beitrag. Das uns Cool People schon länger bekannte, mathematische Logikspiel Sudoku bringt inzwischen die für Supertrends üblichen Markt- und Medienblüten hervor. Zum einen wird es in Grossbritannien gleich zwei neue Fernsehshows geben (auf BBC und ITV), die sich um Sudoku drehen. Zum anderen versucht eine mehr oder weniger geschäftstüchtige Firma namens Cpro! eine Sudoku-Spielekonsole zu vertreiben und zwar in einem der weltweit armseligsten Online-Shops (für "Trendartikel und Lifestyle-Produkte") überhaupt: Vier Sudoku-Konsolen, dazu eine LED-Taschenlampe ohne Batterien und als besonderes Schmankerl eine an den Fernseher anschliessbare bunte "Tanzmatte Dance Master". Das Spiel selbst ist online bei vielen verschiedenen Anbietern zu finden, etwa beim Handelsblatt oder der Zeit, wo auch eine Handy-Variante angeboten wird. Das beste (Flash-)Spielinterface ist beim japanischen Anbieter Gamedesign zu finden, dort kann man pro Zahlenfeld auch vier Möglichkeiten an den Ecken notieren, was eine enorme Erleichterung, aber natürlich keine Vereinfachung für dieses gottverdammte Suchtspiel ist. Die Angst, dass einem die Zahlenrätsel ausgehen, muss man nicht unbedingt haben. Laut einer Berechnung von Herrn Bertram Felgenhauer gibt es 6.670.903.752.021.072.936.960 verschiedene Sudokus, was wiederum nach einer Berechung von Sascha Lobo bei einer Zeit von 15 Minuten pro Spiel für 31.729,95 Jahre durchgehende Suduko-Action reicht. Pro Erdenbewohner.
10.11.2005 | 11:09 | Fakten und Figuren
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Unausrottbar hält sich noch Jahrzehnte nach deren Ende die unappetitliche, allunwissend wolllüstige und xenophobe Folklore, Yoko Ono sei schuld am Ende der Beatles gewesen und sowieso nur eine schrill krähende Schreckschraube, die sich im Schatten der Beatles gesonnt habe. Dabei kann sich jeder Vulgärpsychologe zusammenreimen, dass es nicht die grosse Fluxuskünstlerin gewesen sein konnte, sondern allein die Eifersucht Paul McCartneys, der durch die Präsenz der grandiosen Frau an der Seite des sie zu Recht bewundernden Lennons seine Rolle, äh, davonschwimmen sah. Lustigerweise hat sich kürzlich Yoko Ono bei McCartney dafür entschuldigt, dass sie seine Songs als "seicht" bezeichnete. Er wird halt nicht genau einschätzen können, ob sie es ironisch, "ironisch" oder ironisch meinte, z.B. einen Rassismus verniedlichenden Text wie "Ebony and Ivory" nicht anders als seicht bezeichnen zu können. Denn Paulchen hat die Entschuldigung noch nicht angenommen, es wird ihm ebenso schwer fallen, wie den Strafzettel für Falschparken zu akzeptieren. So gesehen enthält ihre Entschuldigung eine komplexe Assoziationsbreite, man kann sie natürlich auch als Rätsel belassen, da sie zu viele verschiedene Impulse in sich vereinigt, wie es Joseph Beuys 1968 über das "Schweigen" von Marcel Duchamp gemeint hatte, der gegen die seiner (Duchamps) Sicht nach seichten Fluxus-Künstler wetterte, allerdings für einen Mann seines Kalibers erstaunlich unironisch. Nicht so häufig kam bisher die Frage auf, inwieweit die Beatles von Frau Ono profitiert haben, und letztlich dann auch wieder Paule, denn wer weiss, ob er so geworden wäre, wie er ist? Mit dem Behindertenausweis seiner Frau Falschparkstrafen entgehen? Warum nicht einfach Yoko auch dafür die Schuld geben? Apropos Krähen: Auf ihrer Platte "Unfinished Music" befindet sich übrigens eine kesse Coverversion von John Cages berühmtem Meilenstein 4'33". Ihre Version nennt sie "Two Minutes Silence". Pop spart Zeit, Mull of Kintyre vernichtet sie.
04.11.2005 | 05:44 | Anderswo | Fakten und Figuren | Papierrascheln | Vermutungen über die Welt
 Bildunterschrift (Foto: 34929533@N00) (Lizenz) Die Welt ist schwer. Leicht aber hätte es gerne der Mensch. Darum denkt der Mensch, wenn ihm ein langes Wort begegnet: "So ein Unfug! Ist denn die Welt ein langes Wort? Aber nein, vier Buchstaben hat die Welt, nämlich Weh, Eh, El und Tee. Ein kurzes Wort also, wie Wort selbst ja übrigens auch." Und recht hat er, der Mensch, so zu denken. Eine wissenschaftliche Studie hat jetzt durch langwierige Forschung sogar einwandfrei nachgewiesen, dass lange und schwierige Worte schlechter Stil sind. Ausser natürlich, wenn sie unbedingt nötig sind, wie die klugen Köpfe hinter der Studie eilig anmerken. Nötig wie zum Beispiel in der Überschrift zu diesem Beitrag.
03.11.2005 | 12:30 | Fakten und Figuren | Listen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Heute ist der 3. November und ein besonderer Tag. Denn heute ist der "World Usability Day", der sich im weitesten Sinne mit der Vereinfachung von technischem Gerät und dessen Bedienung beschäftigt. Veranstaltet von einer Organisation namens Usability Professionals Association, die ärgerlicherweise nicht in der Lage ist, selbsterklärende Grafiken mit ausreichend grosser Schrift bereitzustellen (hier die deutsche Website). Heute ist aber auch Welt-Männertag, der offenbar im Jahr 2000 an der Uni Wien erfunden wurde, und zwar "von besorgten Männerforschern". Vor dem Hintergrund, dass ein mitteleuropäisches Durchschnittsjahr 365 Tage hat, ist eine Tage-Dopplung sogar wenig. Schliesslich gibt es für viele, viele Dinge spezielle Tage, am 23. Mai etwa ist Weltschildkrötentag. Den Tage-Rekord hält vermutlich der 21. März, der neben dem Äquinoktium und dem Frühlingsbeginn gleichzeitig auch Internationaler Tag des Waldes, Welttag der Poesie, Internationaler Tag zur Beseitigung der Rassendiskriminierung sowie Beginn der Woche der Solidarität mit den gegen Rassismus und Rassendiskriminierung kämpfenden Völkern ist, die sich auch noch über den Weltwassertag, den Welttag der Meteorologie und den Welttuberkulosetag bis hin zum Welttheatertag (27. März) erstreckt. Kein Wunder, dass sich das Tagewesen nach so einer Woche erstmal erholen muss: Am 28. März ist überhaupt kein Tag. Angesichts solcher Tag-Verwirrungen sind wir uns nicht für einen wortspieligen Abgang mittlerer Güte über ein neues Webtool zu schade, gefunden bei Herrn Kosmar: Es handelt sich um den Tagtagger.com, ein Tool, mit dem man ab demnächst seine vielen Tags (flickr, del.icio.us, technorati) organisieren (taggen) können soll. Zwecks besserer Usability, natürlich.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Burgfrieden geniessen
- friedlich arbeiten
- Dinkelpower (immer noch)
- Sachen dann irgendwann doch ändern
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- dem Kätzchen Milch im Aschenbecher hinstellen
- Spallozyten am Pregel
- Bubbles an den Märkten
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Populärmusik aus Vittula", Reza Bagher (2004)
Plus: 4, 12, 34, 35 Minus: 37 Gesamt: 3 Punkte
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