Riesenmaschine

18.01.2006 | 17:03 | Anderswo | Alles wird besser | Listen

Fastfremdwörter-Lexikon


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Das Problem: Ein Österreicher im Freundeskreis. Die Lösung: Droppen. Das Problem: Eine Österreicherin im näheren bis sehr, sehr nahen Freundeskreis. Die Lösung: In unregelmässigen Abständen nicken und sagen "Eh klar". Das Problem: Längerer Aufenthalt in Österreich. Die Lösung bisher: Alkoholismus, Selbstmord, wenn das nicht half, Umzug in Regionen, die verständlicher mit Sprache umgehen (West-Zongo, Japan). Die Lösung in Zukunft: Ostarrichi.org, eine Website, auf der viele, nämlich 2.500 spezielle österreichische Worte und Wendungen und die deutsche Übersetzung dafür zu finden sind. Obwohl um den Alkoholismus für Nichtmuttersprachler in dem kleinen, lustigen Land mit den vielen Depressiven kein Weg führen wird, denn selbst wenn man die Worte kennt, heisst das ja noch nicht, dass man sie auch gesprochen versteht.


12.01.2006 | 15:54 | Was fehlt | Listen

Masseinheiten für Gefühle


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Die zunehmende Verwissenschaftlichung unserer Gesellschaft verunsichert immer mehr Menschen. Eigenschaften, die wie Emotionen oder Überzeugungen, also Soft Skills, nicht in Zahl und Grad gemessen werden können, gelten nichts mehr oder werden als unglaubwürdig gebrandmarkt. Bei der Erklärung für Fehlzeiten beim Arbeitgeber etwa steht man mit einem "Ich fühlte mich nicht so wohl" als Trottel da, während eine Ausrede vom Format "Mir ist ein 16-Tonnen-Gewicht auf den Kopf gefallen" wegen ihrer eingängigen Messbarkeit problemlos akzeptiert wird. Als Gegenmassnahme soll hier ein Entwurf der Riesenmaschine dienen, Gefühlen endlich verlässliche Masseinheiten zu verpassen und so eine weltweite Renaissance d'Émotions einzuleiten. Damit wie bei den meisten Reformen der zweite Schritt auch hier vor dem ersten getan wird, möchten wir zunächst die Namen der neuen Einheiten vorschlagen, bevor eine internationale, paritätisch besetzte Gruppe von Wissenschaftlern daran arbeitet, der Übermacht der Wissenschaft Einhalt zu gebieten und dem Gefühl auf solide messbarer Basis wieder mehr Gehör zu verschaffen:

Angström
Verfahrenheit
Kilogram
Milliebe
Ohmg
Zuneigungswinkel

Weitere Masseinheiten für Gefühle können hier vorgeschlagen werden, wir werden dann dafür Sorge tragen, dass sie in der Feststellungskommission vorgelegt werden. Bewerbungen für die Feststellungskommission ebenfalls hierhinein (angemessene Begründung zwingend erforderlich).


02.01.2006 | 12:34 | Listen | Papierrascheln

Best Act today. Tomorrow. The day after that. And the day after that. And the day after that.


They're off their tits here (Oasis) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Humorlose Spex-Leser sind ein gern gedisstes Völkchen, ebenso wie das junge Feuilleton, das es den Grossen der Zunft in Puncto gesellschaftlicher Relevanz und kultureller Erhabenheit gerne gleichtun mag, aber doch nur über das Publikum bei Strokes-Konzerten schwadroniert oder anlässlich jedes Madonna-Albums die selben, nasebohrenden Elegien von sich gibt. Wie man Musik-Nerdismus zelebriert, ohne gleich zum unsympathischen Oberstreber aus der WG-Küche zu werden, kann man bei Indiepedia mitverfolgen, einem der besseren der zigdutzend Wikipedia-Nachmacher, in diesem Fall zum Thema Indiepop, -rock und allem drumherum.
Wer zum Beispiel nie verstanden hat, was denn nun der Unterschied zwischen Indiepop und Indierock sein soll, wer sich für die Trivia hinter "Wilhelm das war nichts" von Tomte interessiert, die herrischsten Aussprüche der Oasis-Brüder lesen mag, wer demnächst mit Wissen über Kraftwerk posen will oder die wichtigsten Alben des Jahres '75 oder eine launige Definition der Kastanienallee sucht – Indiepedia hilft. Und ist deshalb von den Spex-Lesern unter die 20 besten Websites des Jahres 2005 gewählt worden.


20.12.2005 | 18:04 | Berlin | Anderswo | Listen

Das Grosse Hässliche Ding


DGHD Berlin (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

DGHD Wien (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

DGHD Hamburg (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Jede Stadt hat ein Das Grosse Hässliche Ding (DGHD): ein Gebäude, dessen Verschandelungspotential so gewaltig ist, dass ihm Landmark-Charakter zuwächst. In Berlin handelt es sich dabei um den grössten Umlauf- und Kavitationstank der Welt im Tiergarten, der dem Studiengang Nautik an der FU als Strömungssimulator und Versuchsanstalt dienen sollte, allerdings neben seinem Äusseren mit dem Makel behaftet ist, niemals in Betrieb gewesen zu sein, da zum Zeitpunkt der Fertigstellung die Computersimulation gerade so weit fortgeschritten war, dass man seiner nicht mehr bedurfte. In Wien ist es ganz eindeutig die Müllverbrennungsanlage von Hundertwasser, zu der sich jeder weitere Kommentar erübrigt. Hamburg schickt als Kandidaten den Flakbunker auf dem Heiligengeistfeld ins Rennen.
Bisher steckt die flächendeckende systematische Erfassung aller DGHDs im deutschsprachigen Einzugsgebiet allerdings noch in den Anfängen. Ganz anders in Grossbritannien, wo der Sender Channel 4 sich dankenswerterweise dieser Aufgabe angenommen hat. Für die Serie Demolition ging er sogar noch weiter, und befragte die Briten unter der steil formulierten Annahme, Grossbritannien sei "vermüllt mit Häusern, die scheusslich sind, ihre Funktion nicht erfüllen und die Gesellschaft demoralisieren", welche Gebäude sie am liebsten abgerissen und dem Erdboden gleichgemacht sähen. Aus dem immensen Rücklauf, den die Sendung generierte, wurde das Dirty Dozen, die zwölf abrissreifsten Gebäude Englands, ermittelt, wozu neben mehrheitlich Nachkriegs-Verwaltungsbauten auch ein Supermarkt in Yorkshire und das neue Schottische Pararment in Edinburgh zählen.

Nun ist die Riesenmaschine bekanntlich jeder Form des Populismus abhold, der hinter der quotenträchtigen Forderung nach Plattmachen und Kaputthauen steht. (Wobei wir die archaische Faszination, die von implodierenden Häuserkomplexen ausgeht, sehr wohl nachvollziehen können.) Nichtsdestoweniger wollen wir dem Beispiel folgen und unsere Leser aufrufen, uns Vorschläge für DGHDs aus anderen Städten zu senden, auf dass eine möglichst vollständige Übersicht entstehe. Die Einsendungen, nach Möglichkeit mit kurzer Beschreibung und Begründung, werden wir in loser Folge hier veröffentlichen.


18.12.2005 | 20:26 | Sachen kaufen | Listen

Elektrottel


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nehmen Sie phantasiefördernde Substanzen. Setzen Sie sich. Lehnen Sie sich zurück. Schliessen Sie die Augen. Entspannen Sie sich. Lassen Sie Ihren Gedanken vollkommen freien Lauf. Stöbern Sie in den entferntesten Winkeln des dunklen Teils Ihres Gehirns. Stellen Sie sich jetzt einen Alltagsgegenstand vor, in den man keine Elektronik einbauen kann. Lassen Sie naheliegenden Kram wie Nummernschilder und Stifte weg. Sie denken also an Manschettenknöpfe und Visitenkarten, Ich gebe Ihnen einen Rat, vergessen Sie es schnell wieder. Drehen Sie jetzt bitte vollkommen am Rad. Eine Butterschale also, ja, das ist schon besser, aber noch nicht weit genug. Eine Kaffeetasse? Auf keinen Fall, das ist doch Kinderfasching, Sie waren schon besser. Tasten Sie sich langsam weiter vor in der Abstrusität, ja, eine Cocktailzitrone, das hätte ein Treffer sein können. Hätte. Ist aber nicht. Weiter. Ah, Sie geben alles, Sie kommen mit einer Fussmatte. Reicht leider nicht. Schlagen Sie sich jetzt bitte nochmal heftig vor die Stirn, ja, genau so, drehen Sie total ab, was sehen Sie? Einen Pickelstift? Noch viel zu normal, die Elektronik muss wirklich jenseits des Erahnbaren sein. Das Rad eines Einkaufswagen? Ein Grabstein? Alte Hüte, hat meine Oma im Dutzend, hauen Sie endlich auf den Schlamm! Ein mobiles Bidet? Meine Güte, was soll das, wo bleibt Ihre Phantasie, können Sie sich denn gar nichts vorstellen, wo man keine Elektronik einbauen kann? Verdammt, Ich gebe Ihnen noch eine Chance, eine einzige! Und? Was? Ein elektronischer Pastalöffel, den man nicht mal richtig anfassen kann, weil man sonst alle Knöpfe auf einmal drückt? Wie nahe liegt das denn? Ich gebe auf. Sie sind ein hoffnungsloser Fall.

(E-Schrott komplett gesehen bei Strange New Products)


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"Der Knochenmann", Wolfgang Murnberger (2009)

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