Riesenmaschine

30.10.2005 | 17:33 | Nachtleuchtendes | Sachen kaufen

LEM & LED


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Bereits 1996 hat der Science Fiction-Literat Stanislaw Lem in einem Interview mit dem Spiegel (Textmitte) vor dem Internet gewarnt, weil wir "in einer Flut von Informationen" ertrinken würden und verdeutlichte gleich auch die Dimensionen der Gefahr: "Ich fürchte das Internet, das für mich die wahre Sintflut darstellt, mehr als die Antimaterie". Und das, obwohl es 1996 noch keine Blogs gab (ausser der 1905 gegründeten Riesenmaschine). Angesichts der nebenstehend abgebildeten, ständig weitere Informationen ausstrahlenden LED-Gürtelschnalle dreht sich Stanislaw Lem wohl nur deshalb nicht im Grabe um, weil er überraschenderweise noch gar nicht tot ist*. Die Leuchtschnalle ist bei Spreeware.de (weder verwandt noch verschwägert) für 58,90 Euro zu kaufen und wird dort mit den Worten "NEU + GENIAL + HIP!!!" und "ABSOLUT KULTIG!!!" beschrieben. Dem können wir uns nur anschliessen, vor allem, weil man bis zu 6 durchlaufende Nachrichten à 256 Zeichen in die Schnalle einprogrammieren kann. An dieser Stelle müsste das Rad des HiTech nur eine Winkelsekunde weitergedreht werden, ein klitzekleines Bluetooth-Empfangsmodul an die Gürtelschnalle montiert werden und schon wäre die Welt noch ein bisschen informierter, bzw. informationsreicher. Wem diese technische Neuerung schlicht zu doof ist, der sollte aber auch wissen, was Lem über kluge Apparaturen, also Künstliche Intelligenz gesagt hat: "Der Mensch sollte sich besser bemühen, selber intelligent zu werden."

*inzwischen aber leider schon (März 2006)


25.10.2005 | 18:48 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Essbare Städte von morgen


Hier war ein schönes Bild von San Francisco aus Götterspeise, das man hier noch besichtigen kann
Aus Götterspeise, einer der edelsten Erfindungen der Menschheit, kann man Brustimplantate (die altmodischen ohne Bluetooth) und Haargel für Synchronschwimmer machen, man kann mit ihr die Lichtgeschwindigkeit oder das EEG von Götterspeise messen und Schusswaffen testen, aber auch Prototypen erdbebenfester, wohlschmeckender und gutaussehender Städte herstellen (im Bild Elizabeth Hickoks San Francisco, gesehen bei Boing Boing). Für den besonders erdbebengebeutelten indischen Subkontinent wird sich schon irgendeine rindergelatinefreie Lösung finden lassen. Verschwörungstheorien, es handle sich insgesamt nur um einen weiteren Schritt in Richtung der totalen Überwachung im durchsichtigen Privathaushalt, sind wackelige Verschwörungstheorien auf götterspeisenen Füssen, die wir entschieden von der Hand weisen müssen.


25.10.2005 | 04:21 | Nachtleuchtendes | Was fehlt

Flurbereinigung


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Es ist unerhört, dass die weltweit grösste Werbeplattform noch immer von zahlungssäumigen Kunden wie den "Alten Griechen" oder der "Sagenwelt des Olymp" belegt ist. Jede Nacht wird man beim Blick an den Himmel mit den Liebesqualen der Andromeda, dem Machogehabe von Orion und der Ausrottung der Medusa (siehe Bild) genervt, die abgesehen von ein paar Amateurfetischisten niemanden interessieren. Damit muss endlich Schluss sein! Es ist Zeit für die überfällige Reform der Sternbilder – eventuell finanziert von McDonalds, die ganz sicher Interesse am funkelnden W der Kassiopeia (einfach umdrehen) hätten, das immerhin mehrere Quadratlichtjahre gross ist. Und welcher Autohersteller würde sich nicht die Finger nach dem Grossen Wagen lecken? Weltweite und ganzjährige Visibility (fast)! Unbegrenzte Zuschauerzahlen (wetterabhängig)! Der Himmel sollte den Zeichen unserer Zeit gehören, also vielleicht Flugzeug statt Leier, Vibrator statt Schlangenträger und iPod statt Fuhrmann. Und wieso muss man ein schlichtes Quadrat auf zwei komplizierte Sternbilder wie Pegasus und Andromeda verteilen, wenn es ein so hervorragendes Sternbild wie, naja, "Quadrat" bilden könnte? Es kann auch nicht sein, dass Tiere wie Phönix und Zentaur, die noch nichtmal ausgestorben sind, weil es sie nie gab, den Platz wegnehmen für lustige Zeitgenossen wie Eichhörnchen und Gürteltier, die schon seit langem auf einen Platz im Himmel warten. Vielleicht zum Schluss noch eine Staubmaus statt "Kleiner Magellanscher Wolke", das Sternbild Wettervorhersage statt "Haar der Berenike" (schon lange tot) und eine Riesenmaschine statt Herkules, dann könnte man schon aufhören. Nur auf die Sternbilder Luftpumpe und Grabstichel möchten wir auch in Zukunft ungern verzichten.


23.10.2005 | 18:37 | Nachtleuchtendes | Sachen kaufen

Shoot to kill


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Endlich! Endlich ist käufliche Wirklichkeit, was wir alle uns seit Jahren herbeisehnen! Das US-Unternehmen Crimson Trace bietet Ziellaser für Faustfeuerwaffen. Leicht in die meisten gängigen Modelle einzubauen, verbessert der Ziellaser nachweislich die Trefferquote. Das nebenstehende Modell, die halbautomatische Pistole Sig Sauer P226, ist bereits zu einem Spottpreis von nur 329,00 US$ mit dem schönen, roten Ziellaser nachzurüsten. Der Hersteller verspricht, dass der Ziellaser im Überfallfall eines "Bad Guy" durch Abschreckung "die Resultate bewaffneter Konflikte dramatisch verbessert". Die Pistole selbst, ein Schweizer Qualitätsfabrikat Kaliber 9 mm, ist in diesem Online-Waffenshop für nur 865,11 US$ zu erwerben. Nebenbei bemerkt ist die SigSauer eine der zuverlässigsten Pistolen der Welt und die bevorzugte Wahl vieler Geheimdienste. Anders als zum Beispiel einzelne russische Makarov-Fabrikate, von denen die Anekdote erzählt wurde, man solle den Lauf beim Schuss auf sich selbst richten, weil die Pistole häufiger nach hinten als nach vorne losgehe. Apropos nach hinten: Bevor man das schöne Lasergadget erwirbt, sollte man sich genau über den späteren Verwendungszweck im Klaren sein. Denn nach einer Untersuchung des National Center for Injury Prevention and Control [pdf] gehörten 2002 (USA) nur 39% aller Erschossenen zu echten, absichtlichen Mordtaten. Die verbleibende übergrosse Mehrheit gehörte zu Selbstmorden (57%) und Unfällen (3%), und da wäre die Anschaffung so eines teuren Ziellasers natürlich rausgeschmissenes Geld. Ein Schuss in den Ofen, gewissermassen.


19.10.2005 | 14:24 | Anderswo | Nachtleuchtendes

Vietnam III: Quán 30, HCMC


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Keine Garküche im herkömmlichen Sinn, sondern der hipste Ort zum Ausgehen in Saigon alias Ho Chi Minh City ist derzeit eindeutig und mit Abstand das Quán 30 an der Nguyen Thai Hoc, P. Cau Ong Lanh. Tagsüber unsichtbar versteckt hinter einem Garagentor, füllt sich abends das breite Trottoir der vierspurigen Magistrale mit kniehohen Plastikspritzgusstischen und Monoblocksesseln im Miniformat, wie sie in ganz Vietnam üblich sind. Im kleinen Geschäftsraum hinter dem Tor werden Seafood-Spezialitäten in erstaunlicher Vielfalt und Qualität zubereitet, während auf dem nach aussen gedrehten TV-Geraet internationaler Fussball läuft. Halb auf der Fahrbahnfläche waltet zudem ein Grillmeister seines Amtes und komplettiert das Küchenangebot.

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Die unterschwellige Hipness des Ladens offenbart sich erst auf den zweiten Blick. Das ausnehmend hübsche weibliche Personal trägt täglich wechselnde sexy-enge T-shirts mit Motiven ortsansässiger Designer, am einen Tag sind es stilisierte Stilettos, am nächsten der Slogan "Love is perfect". Es gibt Valet Parking fuer die Kleinmotorräder, mit denen die lässig aufgebrezelte Klientel geschmeidig vorfährt. Vom aufmerksamen männlichen Personal werden sie ordentlich in Reih und Glied auf dem gegenüberliegenden Gehsteig geparkt, der an Wochenenden auf einer Länge von 200 Metern zugeparkt ist. Die bestuhlte Fläche expandiert über den gesamten Strassenzug, während immer neue Mofabesatzungen mit zwei oder drei amüsierwilligen Grossstädtern eintreffen. Das Publikum setzt sich zusammen aus Studenten sowie den selbstbewussten jungen Professionellen der optimistischen Metropole, die souverän mit einem Bein im Westen, mit dem andern in der Tradition stehen und abends lieber unkomplizierten Spass haben, während sich die Nouveau Riche in ihren auf Kühlschranktemperatur heruntergekühlten Diskos erkältet.

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Grosse Tischgesellschaften sitzen an langen Tischen um dampfende Hot Pots und veranstalten bankettartige Gelage. Was aber das Quán 30 deutlich von anderen Strassenrestaurants unterscheidet, ist, dass man hier auch zum Trinken herkommt. Das Bier wird gezählt, indem ein leerer Kasten unter den Tisch gestellt wird, der sich im Abendverlauf mit leeren Flaschen fuellt. Gern kommt dazu auch die ein oder andere Flasche Schnaps auf den Tisch. Wenn nicht die unberechenbare Obrigkeit irgendwann mit einer schlagstockbewehrten Patrouille anrückt und dem Ganzen ein jähes Ende setzt, können die Nächte im Quán 30 bis in den frühen Morgen andauern.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Asien Spezial: Korea & Vietnam


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