Riesenmaschine

01.12.2005 | 18:34 | Papierrascheln | Vermutungen über die Welt

Virtuelle Anthropologie


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Zum Jahresabschluss lassen sich die US- niederländischen Kollegen von Trendwatching.com, statt wie üblich einen neuen sexy Trendbegriff in die Welt zu römern, einmal in die Karten schauen – nicht ohne dabei einen neuen sexy Trendbegriff in die Welt zu römern: Virtuelle Anthropologie (Anthropologie hier im aufgeklärt amerikanischen Sinne, nicht im anrüchig europäischen) beschwört euphorisch die Möglichkeit für Unternehmen, aus der Vielfalt der Spuren und Lebensäusserungen, die Menschen online hinterlassen, herauszulesen, was ihnen als Konsumenten noch zusagen und gefallen könnte. Damit verbunden die eindringliche Warnung, dass es nicht darum gehe, Konsumenten auszuspionieren, geschweige denn, ihnen bei der Gelegenheit direkt irgendwelche Dinge andrehen zu wollen – wobei diese Grenze in der Praxis fliessend sein dürfte. Auch wenn wir dem Ganzen etwas skeptischer gegenübertreten, weil wir die Lern- und Empathiefähigkeit von Unternehmen für deutlich begrenzter halten, als sie hier vorgestellt wird, halten wir es doch für einen lesenswerten Artikel und eine gute Zusammenstellung dessen, was manche neuerdings unter Web 2.0 oder Social Web verstehen. Der Ausverkauf kann beginnen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Hypertrend Hygienia


30.11.2005 | 14:11 | Alles wird besser | Papierrascheln

Is This It?


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Onlinemarketing ist, man kann es gar nicht oft genug betonen, eine ganz tolle Sache. Das Wundervolle daran ist, dass Onlinemarketing offenbar nicht nur wenig Hirnschmalz braucht Geld kostet, sondern auch noch zielgruppengenau auf Interessen und Vorlieben eingeht und so die Leserschaft alsbald zur Käuferschaft werden lässt. Das funktioniert – hex, hex – total gut und total einfach.
SPOILER für Marketingbudgetverwalter Um allerdings den Zusammenhang zwischen der New Yorker Band The Strokes (um die es in einem Bericht des Musikmagazins Intro geht) und Michael Hellbachs Werk "Brush Strokes, Zen-To-Day" (das unter eben jenem Text beworben wird, siehe Bild) zu verstehen, muss man sich schon etwas tiefer in die Logik des Zen einarbeiten. Ganz grob: Zen ist nichts, kann nichts, macht nichts, will nichts und gerade das ist es, was Zen so toll macht. Was selbst wiederum wie eine New-Economy-Idee klingt, erklärt nun tatsächlich den Zusammenhang zwischen New Yorker Rock und buddhistischem Pinselstrich: Es gibt ihn nicht. Bzw. gerade deswegen. Und damit funktioniert er jedenfalls ganz ähnlich wie Onlinemarketing.


29.11.2005 | 19:07 | Berlin | Anderswo | Papierrascheln

Kölnbuch Release


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Ein Tipp für ziemlich kurzentschlossene Berliner: Heute Abend ab 20:30 wird im Festsaal Kreuzberg das Kölnbuch, erschienen im Verbrecherverlag, vorgestellt, in dem auch Riesenmaschine- Korrespondent Christian Y. Schmidt mit einem Beitrag vertreten ist. Der ausgesprochen kurzweilige Text, in dem Schmidt seine traumatischen Erinnerungen an einen Monat Kölner Comedy-Gulag Revue passieren lässt, wird von Verbrecherchef Jörg Sundermeier höchstselbst eingelesen, da der Autor bekanntlich in Asien weilt. Der Eintritt beträgt 4 €. Eine ausführliche Rezension des Bandes folgt eventuell demnächst hier.


15.11.2005 | 09:17 | Papierrascheln | Vermutungen über die Welt

Der weltgrösste Poetry Slam


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Aus dem immer sehr nützlichen Informationsbulletin Dose, erhältlich an allen guten kanadischen Kreuzungen, erfahren wir vom spektakulären neuen Buch von Prof. Bruce Lawrence: "Messages to the World: The Statements of Osama bin Laden" enthält nämlich alle Statements von Osama bin Laden, und, das ist das Besondere, zum ersten Mal in sauberem Englisch. Schnell wird klar, so Lawrence sinngemäss, dass OBL, wie ihn Freund und Feind nennen, historisch und literarisch verblüffend gebildet daherredet, und zudem auch noch Kasuistik, Metonymien, Albernheiten und lyrische Strukturen beherrscht, was man bei Terroristen ja eher selten findet. OBL hat nicht nur ein einwandfreies Alibi für fast alle grossen Verbrechen (Prager Fenstersturz, Vergiftung Cäsars, Erfindung der Stechmücke), sondern ist auch "one of the best prose writers in Arabic", so Lawrence jedenfalls. Zieht man jetzt noch in Betracht, dass OBLs wichtigster Gegenspieler, Donald H. Rumsfeld, in Insiderkreisen schon länger als herausragender zeitgenössischer Lyriker verehrt wird, so ergibt sich ein völlig neues Bild der Weltlage. Irak, Afghanistan, 9/11, war das alles nur ein grausames Missverständnis? Ist der "Clash of Civilisations" in Wahrheit nur ein Gedichtewettstreit, ein interkontinentales Wettlesen, ja, der weltgrösste Poetry-Slam? Wir jedenfalls wissen es nicht. Zum Abschluss noch Lyrik: zunächst ein klassischer Fünfzeiler aus der grossen arabischen Masochistentradition, dann ein Meisterwerk des Neuen Amerikanischen Nihilismus.

Let me be a martyr / dwelling in a high mountain pass / among a band of knights who / united in devotion to God / descend to face armies.

Once in a while / I'm standing here, doing something. / And I think, / "What in the world am I doing here?" / It's a big surprise.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


04.11.2005 | 13:03 | Supertiere | Papierrascheln

Stirb, Tier


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Die Riesenmaschine war Tieren bisher wohlgesonnen. Wir versuchten, die Andersartigkeit ihrer oft bizarren Lebensweisen zu respektieren, von ihnen zu lernen, ja, oft zogen wir ihr absurdes Sozialverhalten den komplizierten Mechanismen des menschlichen Miteinanders vor. Dabei verloren wir leider etwas aus den Augen, dass Tiere immer noch die grössten Feinde des Menschen sind. Nichts ist besser geeignet, diese These zu belegen, als "Bitten" von Pamela Nagami, eine gerade erschiene, hyperinformative Sammlung von medizinischen Fallstudien über Tierbisse und -stiche. Es steht jetzt unzweifelhaft fest: Alle Tiere sind grausame Monster. Alle, ausnahmslos. Wir wussten, dass Ratten gemein sind, aber muss man unbedingt Leprakranken die Zehen abfressen? Wir ahnten etwas von giftigen Schlangen, aber mehrere Tausend Tote pro Jahr? Vom Komodowaran hört man Grauenvolles, aber muss er zusätzlich 57 Krankheitserreger in seinem Mund herumtragen? Viel schlimmer ist, dass kein Mensch weiss, was für Monster Kegelschnecken sind, die ihre Opfer mit hochgiftigen Harpunenzähnen erdolchen. Knochenhechte sind in der Lage, aus dem Meer herauszuspringen und den arglosen Angler im Flug abzustechen.

Das ist kein Spass mehr, Freunde, und es hilft euch auch nicht, dass ihr euch untereinander nicht besser benehmt: Ein brasilianische Fliegenart etwa legt ihre Larven in die Körper von Feuerameisen (die wiederum Menschen problemlos umbringen können, also kein Mitleid). Wenn die Larve schlüpft, "borgt" sie sich den Kopf der Ameise und setzt dort Enzyme frei, die zum Abfallen des Kopfes führen. Das geht nicht, Leute, so nicht. Bei heise.de lesen wir von einer Assel, die zuerst die Zunge eines bestimmten Fisches isst, um dann selbst die Rolle der Fischzunge zu übernehmen (siehe Bild). Das ist so pervers, dass Auto-Tuning im Vergleich dazu wie eine harmlose Schrulle aussieht. Nein, das muss alles weg, Hechte und Hähne, Makaken und Moskitos, Frettchen und Fiebererreger, Hund, Katze, Pferde natürlich, ach. Zecken, Spinnen! Aber schweigen wir von Spinnen, das ist, also, unerträgliche Alpträume, gar nicht daran denken. Quallen, formlose Killer, weg damit. Kamele, Todesmaschinen, alles weg. Ein blutiger Kampf steht uns bevor, aber sie lassen uns keine Wahl; vernichten muss man sie, diese Tiere, wofür haben wir diese ganzen Bomben denn gebaut, ausrotten, mit Stumpf und, ähm, Beinen, ein für allemal. Naja, Eichhörnchen könnte man eventuell begnadigen.


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"Deathgasm", Jason Lei Howden (2015)

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