Riesenmaschine

15.07.2005 | 12:14 | Fakten und Figuren | Papierrascheln

Biografie als Hummelflug


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
"Was kommt nach Wellness?" fragt ein Werbeflyer des Zukunftsinstituts, der heute mit der Post ins Haus flatterte. Und gibt auch gleich die Antwort, nämlich: "Der Selfness Trend" (Matthias Horx, 80 Seiten, 90,- Euro). Wir dürfen darunter wohl etwas Ähnliches verstehen, wie das, was Michel Foucault im dritten Band von "Sexualität und Wahrheit" als "Die Sorge um sich" fasst. Dass diese in unseren Tagen nur allzu begründet ist, macht eine beigefügte Grafik unter dem Titel "Krisen als Übergänge – die zyklische Biografie" deutlich. Jetzt verstehe ich auch, warum mir in letzter Zeit immer so schwindelig ist ...


13.07.2005 | 14:18 | Anderswo | Papierrascheln | Tagwerk

Reise nach Jerusalem


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Mit der U-Bahn zur Arbeit zu fahren ist anstrengender als ein Kampfflugzeug zu fliegen. Deshalb ist es überlebenswichtig, möglichst schnell einen Sitzplatz zu finden, ein Thema, mit dem sich Hajime Yorozu in den letzten Jahren gründlich befaßt hat, und zwar in der Commuter-Hölle Tokio, wo das Spiel "Die Reise nach Jerusalem" zu einem Kampf um Leben und Tod wird. Sein (bisher nur auf Japanisch erschienenes) Buch "Die Kunst, im Pendlerzug einen Sitzplatz zu finden", das auf knapp 200 Seiten Ratschläge und Diagramme enthält, empfiehlt sehr genaue Beobachtung der (sitzenden) Mitreisenden. Frauen, die sich gerade die Frisur richten, oder Handytelefonate, die mit "Bin in fünf Minuten da" enden, sind überraschenderweise sichere Zeichen, dass gleich ein Platz frei wird. Umgekehrt sind Menschen mit dicken Büchern zu meiden, genau wie solche, die mit offenem Mund schnarchen. Hat man herausgefunden, wer bestimmt gleich aufsteht, so platziere man sich leicht seitlich versetzt, so dass eine Gasse für den Aufstehenden freibleibt und gleichzeitig konkurrierende Platzsuchende abgeblockt werden. Kenntnisse über die Standorte großer Firmen und über die Mechanismen des Schlangestehens vor den U-Bahn-Türen sind ebenfalls hilfreich. Dagegen gilt es als unhöflich, Betrunkenheit zu simulieren. Das sind alles unglaublich kluge Erkenntnisse.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


01.07.2005 | 21:35 | Berlin | Alles wird besser | Papierrascheln

Vice Deutschland


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Vice, die vielleicht beste Zeitschrift der Welt*, kommt nach Deutschland. (Diesen Hinweis verdanke ich Sascha Lobo. Danke, Sascha Lobo.) Man kann sich auch bewerben: "If you think you have what it takes to work at VICE please send your CV, examples of work, and a short cover note to info@viceland.de. We are looking for writers, photographers, filmmakers, designers, models, illustrators, ad sales and, basically, smart people who think they can contribute to our quest to conquer the world." Verdammt! Wenn wir selbst nicht so mit der Erringung der Weltherrschaft beschäftigt wären!

Update: Die Opening Party findet am 23. Juli ab 22:00 in der Kunsthalle Pankow statt.

* Wem das jetzt womöglich nicht ganz so viel sagt, der erwerbe umgehend dies und das. Glück, Weiterbildung und Läuterung werden nicht ausbleiben.


09.06.2005 | 06:52 | Anderswo | Alles wird besser | Papierrascheln

Overdose

Es gibt mehrere, ganz verschiedene Gründe, in Kanada zu leben. Einer davon ist DOSE, das täglich erscheinende, kostenlose Stadtmagazin. Während die meisten Nachrichtenmagazine ihre Webseiten so gestalten wie die Printausgabe, wählte man hier den umgekehrten Weg – DOSE ist eine Art "website to go". Angesichts des amerikanischen Zeitungsverteilmodells, das im Wesentlichen auf Blechkisten an Kreuzungen beruht, ist klar, dass der typische DOSE-Leser gerade auf die Straßenbahn wartet. Daher ist Knappheit das Grundprinzip – wer Ausführliches will, kann auf sauber verlinkten Webseiten weiterlesen. Man erfährt, wieviele US-Bürger eine Petition unterschrieben, die ein Wahlrecht für Untote fordert, wie Roboter demnächst den Barkeeper ersetzen werden und was diese Woche die gefährlichsten Orte der Welt sind. Fakten, die nachdenklich stimmen ("One Canadian in six keeps his or her bills in random piles around the house."), unverzichtbare Veranstaltungshinweise ("Hawaii's Kauai Polo Club season opens this Sunday. Tally friggin' ho, dude.") sowie das hilfreiche Horoskop ("This morning you will either buy a Mini, shrink to the size of an ant or buy 10 mini dough-nuts. Everything will be small.") füllen die zahlreichen, übersichtlich angeordneten Lücken. Der Stumpfsinn des täglichen Weges zur Arbeit hat hiermit ein Ende.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


01.06.2005 | 22:00 | Alles wird besser | Papierrascheln

Wiki-Wahlprogramm

"Jetzt, wo wir über dreissig sind, können wir ja auch mal eine vernünftige Partei wählen", so dachten wir, und warteten mit unserer Entscheidung nur noch auf den Start des Wahlomaten zu den nächsten Wahlen. Aber mit ihrer Entscheidung, den Programmteil "Digitale Gesellschaft" ihres Wahlprogramms online in einem Wiki zusammentragen zu lassen (noch bis zum 4. Juni), haben sich die Grünen wieder in unser Herz gespielt. Na gut! Einmal noch! Das mit den vernünftigen Parteien hat sicher noch ein bisschen Zeit.


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"Stuck", Stuart Gordon (2007)

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