Riesenmaschine

27.01.2006 | 17:28 | Sachen kaufen

Das vorhandenste Taschenmesser der Welt


In Wirklichkeit etwas grösser (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ein Taschenmesser besitzen und ein Taschenmesser dann haben, wenn man eines braucht, ist bekanntlich nicht dasselbe. Aber das uralte Menschheitsproblem der – manchmal jahrtausendelangen – Abwesenheit von Taschenmessern kann durch den Erwerb des Black Bear One Hand Action ein für allemal aus der Welt geschafft werden. Zwar lässt sich das Messer keineswegs, wie der Name zu suggerieren scheint, mit einer Hand bedienen, aber das ist ja beim Einhandsegeln nicht anders. Auch die eher zurückhaltenden Kundenbewertungen ("Schrott!", "Schlechtes Plagiat!", "Etikettenschwindel!") sollten kein Kaufhindernis darstellen, denn die eigentlichen Features dieser Wunderwaffe unter den Taschenmessern sind der Preis von 2 Euro 50 und eine Öse am Hinterende. Wer also zehn Stück zum Preis eines einzigen herkömmlichen Taschenmessers erwirbt und mit Schnüren an zentralen Punkten seiner Behausung festknotet, dem wird nichts mangeln. Denn eine mittelmässige, aber vorhandene Lösung ist einer exzellenten, aber gerade unerreichbaren jederzeit vorzuziehen, wie jeder weiss, der sich mit One Hand Action auskennt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wunderwaffenwoche in der Riesenmaschine


23.01.2006 | 12:20 | Sachen kaufen

Die Uhr des Architekten


Gehry (links) und seine Uhr (rechts) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wenn es eine Berufsgruppe gibt, die absolute Enttäuschungsresistenz als Grundvoraussetzung mitbringen muss, sind es Architekten. Während des Studiums arbeiten sie acht Monate rund um die Uhr am viermilliardensten Entwurf einer Hundehütte, der anschliessend noch nicht mal umgesetzt wird. Nach ihrem Studium wird ihnen gesagt, in einem gutem Büro gearbeitet zu haben, das ist schonmal die halbe Miete, sie verdingen sich bei geisteskranken drittklassigen Architekten, arbeiten rund um die Uhr und siehe da: Sie bekommen dafür ein Gehalt ziemlich genau in Höhe der halben Miete. Dann machen sie sich selbständig, verlieren erst jede Menge unbezahlte Wettbewerbe, dann die Hoffnung und schliesslich auch noch den Glauben an die Architektur, wenn tatsächlich endlich etwas von ihnen gebaut wird, denn in ArchiCad sieht es immer ganz anders aus als in echt. Je erfolgreicher man wird, desto schwieriger und schmieriger werden Dinge und Menschen, mit denen man zu tun hat, Immobilienhaie, Maklermuschis, Bauherrenhengste, Amtsschimmel, die Tierwelt gibt ihr Ekligstes.

Aber! Wenn! Man! Es endlich geschafft hat und berühmt ist, was natürlich nicht jeder wird, aber jeder will, dann brechen rosige Zeiten an. Man kann machen, was man will, und Heerscharen arbeitsloser Architekten und Architekturjournalisten (also erfolgloser Architekten) jubeln über jede neugestaltete Türklinke. Darüber kann man schon mal die Bodenhaftung verlieren und sich als Architekt einbilden, man könne auch Uhren designen. Frank Gehry, der mit seinen ge- und ab und an auch behämmerten Metallfassaden inzwischen der Friedensreich Hundertwasser für die Generation Cirque du Soleil geworden ist, hat eine Uhr designt. Mehr noch, es sind in Zusammenarbeit mit der Firma Fossil insgesamt sieben Uhren für Frauen (und mindestens eine für Männer), die in der Reihe "Frank Gehry with Fossil" erscheinen und eines der leuchtenden Beispiele für plattestmögliche Ausnutzung eines prominenten Namens für Konsumprodukte (Brand Licensing) sind neben der bekannten "Hautnah Face Cream" im Glas von Uschi Glas.
Das abgebildete Modell benutzt laut Pressemitteilung, und das habe ich mir keinesfalls ausgedacht, ehrlich, das von Fossil so bezeichnete "revolutionäre digitale Display 'Gehry Writes Time', das inspiriert ist von der universellen Art, Zeit zu verbalisieren und vom Stil her dramatisch Frank Gehrys Architektur interpretiert". Uff. Vielleicht haben es PR-Menschen doch noch etwas schwerer, ihren Beruf würdevoll auszuüben als Architekten.


21.01.2006 | 10:32 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen | Sachen anziehen

Antipoden quälen


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ist es Zufall, dass die zwei Körperteile, die vom Besitzer am meisten gequält, gedemütigt und gefoppt werden, ausgerechnet des Körpers Pole, der Kopf und die Füsse sind? Bei Mariah Carey korrespondieren sie sogar direkt miteinander, sie bekomme ohne High-Heels Kopfschmerzen, weil sie über keinerlei Erfahrung im Laufen ohne Absätze verfüge, meinte sie Freitag in einem Münchner Gesellschafts-Magazin. Und ihr Berliner Kollege Farin Urlaub bemerkte ebenfalls (in einem ringelnatzschen Liedchen) eine Bereitschaft zur Kommunikation, wiewohl okkulteren, zwischen beiden Antipoden: "Am Ende meines Körpers (von den Füssen aus gesehen) wachsen Haare, der Weg dorthin ist lang, ... die Reise dauert 7 Jahre. An regnerischen Tagen sind die Haare von hier unten kaum zu sehen ... sie sind ein bisschen unheimlich und seltsam und nachts machen sie oft Krach." Menschen setzen sich "Basketball- oder Rappermützen" (Joachim Lottmann), auf den Kopf, hinten hängt ein mit einem Frotteering zusammengehaltener Zopf heraus, und auf den Schirm wird die Sonnenbrille geschoben, wo sie so lange bleibt, bis die Mütze verwest ist. Bei den Füssen das gleiche Schauspiel, alles, was geht, bekommt Absätze, Turnschuhe und Gummistiefel und dazugehörige Schonbezüge, und man wartet, nachdem die Gesundheitsfirma Birkenstock nun die neue Saison wieder mal mit Flip Flops angeht, deren Eleganz der einer Scheibe Graubrot mit Tilsiter in nichts nachstehen, wann sie wohl mit Ballettschuhen "antanzen" wird.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (7)


21.01.2006 | 03:07 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Sägezensur


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Was wären Film, Literatur, Kriegsdienstverweigerung und Eugen-Egner-Witze ohne die segensreiche Macht der Säge? Aber zivilisierende Kräfte rücken an allen Fronten vor und wollen uns daran hindern, Wiener Würstchen (Abb.) und andere Körperteile durchzusägen. Coolest-gadgets.com verdanken wir die Nachricht von diesem jüngsten Einbruch in die Domänen des bisher ungehinderten Amputierens und Blutvergiessens: Die SawStop-Säge wittert (anhand der elektrischen Leitfähigkeit) innerhalb von 3 bis 5 Millisekunden den Unterschied zwischen Holz und Mensch und weigert sich, letzteren durchzusägen (Video-Beweise). Wer weiss, vielleicht gibt es ja doch Hoffnung auf die noch schmerzlicher vermisste Sofortbremse bei Verdacht auf niedere Heimwerkerpläne ("Sitzecke", "Garderobenschrank") analog zur Geldscheinkopierverhinderung.


19.01.2006 | 23:01 | Berlin | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Kundenfreundlichkeit reloaded

Supermärkte neigen dazu, ausgeblendet zu werden aus einem Kosmos voller Designershops, hipper Frittenbuden und exotischen Märkten voller ausreichend guter, aber billiger Produktfälschungen. Ab und zu, wenn sie z.B. mal renoviert werden, lohnt sich ein genauerer Blick dann doch. Nicht ins Sortiment, das wird ihnen, wie wir wissen, von monopolistischen kartellrechtlich unbedenklichen Grosshändlern in die Regale gedrückt. Nein, es sind die kleinen Nebensächlichkeiten, durch die konkurrierende Ketten Profil gewinnen.

Sie verlassen den reizlosen Sektor (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Kaisers z.B. hat seit neuestem lustige Substanzen ins Sprinklersystem gemischt, die wohl dann freigegeben werden, wenn jemand mit Pudelmütze vor der Bäckertheke "Ein Roggenbrot, aber in kleinen Scheiben!" verlangt und kein passendes Kleingeld dabeihat. Wahrscheinlich werden demnächst auch Drehkreuze in den Kassengang eingebaut und mit Starkstrom belegt, wenn die Geldkarte mal wieder streikt.


Kassen-TV (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Konkurrent Reichelt hingegen sorgt sich um die Unterhaltung der Kassiererinnen und hat ihnen deshalb gleich unterhalb der Falschgeld-UV-Lampe einen Bildschirm installiert. Auf diesen überträgt pro Kasse eine eigene Kamera von unterm Laufband die Sicht auf den Schrittbereich der Kundschaft, und wer da kein ausreichend dickes Portemonnaie stecken hat, braucht seine drei Joghurtse gar nicht erst zwischen die Kundentrennhölzer zu stellen.

Markus Kempken | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


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