17.01.2006 | 18:44 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Viele Kinder wissen gar nicht, dass die Milch aus der Kuh kommt, hat mal jemand erzählt. Und wenn sie es dann erfahren, finden sie die Idee eklig. Hiesse Milch "Kuhsaft", wäre die Lage von Beginn an klarer, so wie bei Orangensaft. Dennoch kann man sich vorstellen, dass besonders dumme Kinder auch dabei noch denken, der Saft käme aus dem Tetra-Pack. Abhilfe schafft eine kleine aber kecke Erfindung aus England namens Juiceator. Das kleine Plastikteil wird einfach in die Orange reingesteckt und los gehts. Erscheint ziemlich praktisch und funktioniert bestimmt auch mit Grapefruit. Und mit Kühen.
16.01.2006 | 16:43 | Anderswo | Alles wird besser | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder
"Wer IFA fährt, fährt nie verkehrt, weil IFA nämlich gar nicht fährt!" An diesen flotten Spruch aus DDR-Zeiten – einer Verballhornung des IFA-Claims – erinnert sich Diplom-Informatiker Marcel Gnoth auf seiner privaten Homepage, und wundert sich gleich darauf, dass das gar nicht stimmt: "Auch 14 Jahre nach dem Zusammenbruch der DDR fahren erstaunlich viele W50 durch Vietnam und die sehen erstaunlich gut aus."
Tatsächlich stammen auch fünfzehn Jahre nach Ende der DDR noch rund ein Viertel der LKW, die man auf Vietnams Strassen sieht, aus dem Werk des führenden DDR-Lastwagenherstellers in Ludwigsfelde. Insgesamt 591.500 der robusten LKW vom Typ IFA W 50 und L60 wurden hier von 1966 bis 1991 produziert, wovon nicht wenige ins Ausland gingen. Dabei war das sozialistische Vietnam ein wichtiger Abnehmer. Die Vietnamesen waren es dann auch, die sich Ende 2002 noch schnell die letzten 500 fabrikneuen IFAs sicherten. Die hatten Jahre lang auf einer Wiese im nordbrandenburgischen Dorf Heiligengrabe herumgestanden, waren dort zwischenzeitlich zu einer kleinen Attraktion geworden, und erreichten erst Anfang 2003 vietnamesische Häfen.
Dass aber die DDR-LKW nicht allzu schnell von den vietnamesischen Strassen verschwinden werden, dafür sorgen neben ans Improvisieren gewöhnte, einheimische Kfz-Mechaniker auch die Nachfolgefirma der IFA, die IFA Gesellschaft für Internationalen Fahrzeughandel, ebenfalls in Ludwigsfelde, bei der selbst heute noch IFA-"Baugruppen, Verschleissteile von der kleinsten Schraube, Feder, Dichtung bis zu Kolben und Filter" lagern. Hier kann sich der Fanatiker obendrein mit Spielzeugmodellen des Lasters eindecken, der zwar nicht schön war, aber immerhin noch wie ein echter Lastkraftwagen aussah. Diverse Gimmicks, von der IFA-Tasse für 4,50 EUR bis zur IFA-Fahne für 45,00 EUR gibt es auch. Letztere könnte sich vielleicht auch Marcel Gnoth besorgen und zu Hause aufhängen, damit er sich jeden Tag daran erinnert, dass vieles, was der DDR-Volks- und Untergrundmund so von sich gab, zwar ganz lustig klang, aber eben der reine Blödsinn war.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Asien Spezial: Korea & Vietnam
15.01.2006 | 13:26 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser | Sachen kaufen
 Laserschwert 0.9 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Eigentlich ist das EU-Handelsrecht eine tolle Sache, weil es mit seinen vielen lustigen Bestimmungen dafür sorgt, dass unser schönes Geld auch hier im Kreislauf in Europa bleibt und uns nicht etwa arme oder sogar rassisch kulturell unterlegene Länder billigere Waren verkaufen. Manchmal schlägt die EU aber leider auch über die Stränge, und dann werden iPods leiser oder Laserpointer auf ein Milliwatt Ausgangsleistung begrenzt. Das Einhundertfache und mehr leisten jedoch die Laserpointer von Wicked Lasers, mit denen man zum Beispiel Klebeband durchschneiden (mpg-Film) oder Streichhölzer entzünden und Ballons zum Platzen bringen kann (mov-Film). Natürlich ist der Strahl auch tagsüber in der Luft zu sehen, und zwar bis zu 50 Kilometer weit. Lustigerweise ist der Betrieb als normaler Laserpointer explizit verboten, jedenfalls in Seminar- und Klassenräumen. In den Zeiten kurz nach der flächendeckenden Vermarktung von Laserpointern wurde fast jede Katze von fast jedem Deppen mit einem roten Lichtpunkt gefoppt. Eine neue Deppen-Ära scheint nun beginnen zu können: Die Katzenfernentzündung per Laserpointer.
(Hinweis von Dirk Krischenowski)
12.01.2006 | 12:14 | Anderswo | Alles wird schlechter | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt
"Der hipste Ort zum Ausgehen in Saigon alias Ho Chi Minh City ist derzeit eindeutig und mit Abstand das Quán 30 an der Nguyen Thai Hoc", befand im Oktober letzten Jahres unser temporärer Vietnam- Korrespondent. Jetzt hat das teuerste, weil rechercheaufwändigste Blog Deutschlands noch mal nachgekuckt, und musste feststellen: Aber sehr unhip, wenn es ans Bezahlen geht. "Das ausnehmend hübsche weibliche Personal" verwandelt sich in eine Horde Furien, wenn man es wagt, die überhöhte Rechnung zu reklamieren. Es versucht sodann, den einfach mal so ausgedachten Vollmondpreis durch Aufschlüsseln in Einzelpositionen zu rechtfertigen, wozu es eines etwa halbstündigen Beratungsprozesses bedarf, um auch exakt auf die zusammenphantasierte Summe zu kommen. Rechnet man den Damen in den "täglich wechselnden sexy-engen T-Shirts" schliesslich anhand der vietnamesischen Speisekarte kurz vor, was man tatsächlich zu bezahlen hat, kommt eine angestürmt, ersetzt den falschen Preis kurzerhand durch den echten und knallt sehr böse die Rechnung auf das Tischchen. Dabei wird man von einem stilisierten Stilettoblick durchbohrt, als habe man persönlich Ho Chi Minh erschossen.
Überhaupt gebärdet sich nahezu die halbe vietnamesische Dienstleistungsbranche so, als sei der "amerikanische Krieg", wie der Vietnamkrieg hier heisst, noch lange nicht zu Ende. Der moderne Vietcong kämpft allerdings nicht mehr gegen das US-Imperium, sondern gegen die Touristen im Lande, wobei es egal ist, ob es sich um Koreaner, Europäer oder Bangladeschis handelt. In diesem Volkskrieg neuen Typs verlangen die Kämpfer das Doppelte bis Fünffache des regulären Preises für Obst oder Zigaretten, schlagen beim Auschecken eine zehn- bis fünfzigprozentige "Government Tax" auf die Hotelrechnung (hauptsächlich in Mini-Hotels in Hanoi) oder arbeiten mit manipulierten Taxiuhren oder gefälschten Eintrittskarten.

Dabei stellen sich die Guerilleros nicht immer so geschickt an wie das historische Vorbild. Der Wirt des Cafe Maxx im schön gelegenen Dalat drückt einem zwar gleich freudig seine englischsprachige Speisekarte in Hand, hat aber im Inneren des Lokals leichtsinnigerweise noch eine vietnamesische liegen. Fragt man ihn interessiert, wie sich denn die höheren Preise für die Ausländer erklären, behauptet er: "Die bekommen grössere Portionen." Wer dann nicht locker lässt, ihm die Getränkeliste zeigt und fragt: "Auch grössere Bierflaschen?", der wird mit der entsetzlichsten Waffe konfrontiert, die die Devisen-Befreiungsfront im Repertoire hat: Einem breiten, stummen Killerlächeln.
Lächelnd wurde der RM-Korrespondent auch von einer niedlichen Strassenverkäuferin in Hanoi abgezogen. Auf die Frage, weshalb ihre Brötchen denn so viel kosten, flötete sie: "Weil Schokolade drin ist." Zur Strafe für diese hundsgemeine Schummelei soll jedes Gericht, das sie in diesem Jahr verzehrt, nur nach Nutella schmecken.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Vietnam III: Quán 30, HCMC
11.01.2006 | 20:51 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles
 Eine ganz andere Marmelade (Foto: bip / Lizenz)"Neu und nur im Winter: Der Ofenschlüpfer. Ein winterlicher Fruchtaufstrich – wie Tango im Glas!" Man ahnt nichts Gutes, wenn man so auf den Seiten der Leiendecker Marmeladenmanufaktur begrüsst wird. Weitere Produktnamen wie "Hattu Möhrchen" und "Erdbeere Erotika" bestätigen schlimmste Vermutungen und zwingen fürs neue Jahr zu eisenharten Massnahmen: Stullenboykott (oder Nutella), Sartre lesen (oder selber ekeln). So oder so gelten auch 2006 die weisen Worte des Philosophen: "Ich hasste diese widerliche Marmelade".
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- vegetabile Andeutungen
- Plötzlichkeiten
- Warnhinweise von Preisträgern formulieren lassen
- Hingabe
SO NICHT:
- sich selbst rickrollen
- Schnappatmung
- Mixtapes nur auf CD
- Besessenheit
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Frontier(s)", Xavier Gens (2007)
Plus: 80, 89, 102, 104 Minus: 3, 103, 119 Gesamt: 1 Punkt
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