Riesenmaschine

05.01.2006 | 21:44 | Sachen kaufen

20.000 Silben unter dem Meer


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Was hier aussieht wie Plastikfische, denen man den Kopf abgeschnitten und stattdessen eine Skibrille anmontiert hat, ist in Wirklichkeit etwas ganz anderes. Mit diesen Geräten kann man unter Wasser sprechen. Eine Entfernung von fünfzehn Fuss lässt sich so stimmlich zum Beispiel in Flüssen unter Brücken überbrücken. Was aus der Distanz wirkt wie ein etwas lächerlicher Versuch, Vorstadtkindern mit Poolelektronik 10.95 $ aus der Tasche zu ziehen, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Beitrag zur totalen Yps-mit-Gimmickisierung der Welt. Das Gerät funktioniert ganz ohne Elektronik, sondern besteht nur aus einem Plastiktrichter, ist angeblich von einem Kind erfunden und wie man vermutet, ist es wahnsinnig anstrengend, unter Wasser in ein Schnorchelende zu schreien, das alles ist so erbärmlich, man wird ganz traurig am Ende und fragt sich, ob die Welt wirklich so wundervoll ist, wie immer alle behaupten oder ob nicht hinter der Hochglanzschale der gesellschaftlichen Melone die ein oder andere faule Stelle versteckt sein könnte.


03.01.2006 | 20:09 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Politisch korrekt bechern


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Für Hamburg sieht es schlecht aus. Auch London, Buenos Aires, Kairo und Jakarta verschwinden im Türkisblau der Teetasse. Erst wenn man ausgetrunken hat, tauchen Länder und Städte allmählich wieder auf. Das Geheimnis des wunderbaren "Global Warming Mug" von der Unemployed Philosophers Guild ist nämlich eine wärmesensible Folie, die eine Weltkarte zeigt. Und diese Karte beantwortet folgende einfache Frage: Angenommen, der Meeresspiegel steigt um zehn Meter; wie sehen dann die Kontinente aus? Es ist wohl nicht übertrieben, zu sagen: Niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit konnte man dermassen politisch korrekt ein Heissgetränk zu sich nehmen! Nirgendwo wird einem das Drama der Erwärmung unseres Planeten derzeit drastischer vor Augen geführt, wie auf diesem einfachen Becher Made in China. Wer mit dem Begriff "abwarten und Tee trinken" bisher nur Zeitverschwendung assoziierte, wird in Zukunft an Klimaschutz denken müssen. So revolutionär kann Porzellan sein. Wer jedoch für diese Art der Bewusstseinsbildung zu sensibel ist oder sogar zu nah am Wasser wohnt, greift vielleicht lieber zu anderen Bechern mit anderen Motiven. Bei der VanGogh-Tasse verschwindet nur das Ohr des Meisters. Der Civil Liberties Mug löscht ein paar Bürgerrechte aus dem Bill of Rights. Und Heinrich VIII von England wird nur mit Hilfe von etwas heissem Wasser alle seine Frauen los. Ganz ohne Köpfen.

Jörg Meyerhoff | Dauerhafter Link | Kommentare (19)


31.12.2005 | 16:08 | Alles wird besser | Was fehlt | Sachen kaufen

Wunschzettel 06: Unified Gadgeting

Man taumelt benommen von den Strahlungen der 34 Akkus am Körper durch die bunten Verkaufshallen der Gadgetindustrie und fragt sich, ob es Absicht, Dummheit oder beides ist, dass trotz der technischen Möglichkeiten noch immer nicht das eine Übergadget entwickelt worden ist. Dabei sind die Bedingungen klar: Wir brauchen einen Video-iPod, mit dem man telefonieren und Filme/Fotos machen kann, und zwar mit GPS-Unterstützung, enthaltenem Organizer, W-LAN-fähig, zwei SIM-Karten für zwei Telefonnummern (privat, ganz privat) und voll bluetooth-mackompatibel.
Mithilfe der simplen "Wenn-schon-denn-schon"-Argumentation fordert sich dazu ein eingebauter Minibeamer wie von selbst, und wer wünscht sich nicht, dass 2006 das Jahr wird, indem man Speicherplatz endlich nicht mehr in jämmerlichen Gigabyte misst, sondern in Terabyte. Aber Unified Gadgeting ist noch weit weg, im Moment wäre man schon über Unified Ladegeräting heilfroh. Zwar gibt es durchaus Geräte, die einige technische Funktionen vereinen, aber meist auf vergleichsweise erbärmlichem Niveau, der VGA-Zoom in den meisten Handykameras etwa gehört zu den technologischen Zumutungen (Farbroulette, Auflösungsdrama), für die unsere Kinder uns dereinst verspotten werden, während sie ihren Folienbildschirm nervös aus- und einrollen. Und wo wir gerade dabei sind: Ein drahtloses Ladegerät sollte mit im Package sein.


Auch Amateurlösungen im Bereich Unified Gadgeting entwickeln einen gewissen Charme (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)


Dieser Beitrag ist ein Update zu: Dahin führt unser Weg


31.12.2005 | 03:01 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Snapy


Verdammtes Drecksviech (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Es gibt mehrerlei Spielarten, eine Wespe zu exorzieren. Man kann zum Beispiel das Fenster öffnen und sie bitten, zu gehen. Man kann aber auch mit einem zusammengerollten Nachrichtenmagazin draufhauen. Oder – und das ist wohl die favorisierte Methode – man befleissigt sich einer Postkarte und eines Glases, stülpt und schiebt und entlässt das Mitlebewesen in die Freiheit.
Nun gibt es auch noch Snapy. Es handelt sich dabei um die evolutionär nächste Stufe des Glas-Postkarten-Prinzips. Am Ende eines Plastikgriffs trägt Snapy einen unten offenen Plexiglaskörper, der über das zu exorzierende Insekt gebracht wird. Dann wird vermittels eines simplen Schiebemechanismus der Plexiglaskörper mit einer stichdichten Plastikscheibe verschlossen. Die verdammte Dreckswespe sitzt in der Falle und ist unserer Willkür hilflos ausgesetzt.
Versuche an der hauseigenen Scheibe mussten jahreszeitbedingt bisher ausfallen, doch haben Erstnutzer nicht nur den hohen Funfaktor des Gerätes gelobt. Auch die Guillotinierungsrate, die ja bei der herkömmlichen Methode recht hoch ist, sei zu vernachlässigen gewesen.
Im Übrigen ist die Internetseite des Snapy-Konzerns wirklich und tatsächlich rührend.


27.12.2005 | 19:23 | Alles wird besser | Was fehlt | Sachen kaufen

Wunschzettel 06: Der fbw-1


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Zeit ist ja – wie man weiss – relativ. Das ist schnell gesagt, aber noch lange nicht verstanden. Deshalb soll dies hier anhand eines kleinen Beispiels erklärt werden: 6 Uhr morgens kann etwa für eine freiberuflich tätige Grafikerin sehr früh, für eine Bäckerin hingegen sehr sehr spät sein (zum Aufstehen). 2 Uhr nachts hingegen ist für die Bäckerin sehr spät, während es für die Grafikerin grad so mittel ist (zum Biertrinken). Ganz so einfach ist es aber nicht, denn 6 Uhr morgens ist für die Grafikerin manchmal auch wieder etwas spät, denn normalerweise geht sie um 5 ins Bett. Weil dem so ist, wäre es eigentlich seit der Begründung der allgemeinen Relativitätstheorie (1916) höchste Zeit, neue Weckprodukte auf den Markt zu bringen – solche für Freiberufler nämlich. Die Aufstehzeit würde damit nicht absolut, sondern relativ zur Einschlafzeit gemessen.

Bei einem solchen Gerät müsste der Freiberufler – der ja nicht jeden Tag zur gleichen Zeit im Büro erscheinen muss – die Aufstehzeit nicht jeden Abend an die jeweilige Einschlafzeit angleichen, indem er vom voraussichtlichen Zeitpunkt des Wegdämmerns die nötigen 6 Stunden (z.B.) addiert und so die vernünftige Weckzeit berechnet und sich dann auch noch mühsam und fehleranfällig (am/pm!) zur berechneten Aufstehzeit durchklickt (Digitalwecker! Bis zu 59 Mal drücken allein für die Minutenanzeige!). Bei diesem neuartigen Wecker für Freiberufler drückte man einfach die Taste go! und wird dann eine bestimmte Anzahl Stunden später geweckt. Beim Spitzenmodell stellte der Freiberuflerwecker automatisch anhand der Atemfrequenz die Einschlafzeit fest und würde dann die individuell eingestellte Anzahl Stunden mit dem Wecken warten. Dieses Modell verfügte – für Freiberufler mit einem Zweitjob oder mit einem Partner mit Festanstellung – auf der Rückseite zusätzlich über einen konventionellen Lohnsklavenwecker, der jeden Morgen um halb sieben klingelt.

Die Abbildung zeigt einen Prototypen, den Freiberuflerwecker 1 (fbw-1), der im nächsten Jahr von der Riesenmaschine auf den Markt gebracht werden soll, um aktiv zur Weltverbesserung beizutragen. Der fbw-1 verfügt über eine analoge Anzeige der noch zu schlafenden Stunden, die mit dem griffigen Drehregler einfach höher oder zurück geschraubt werden kann sowie über die erwähnte go!-Taste. Die Abbildung zeigt die beliebte Ausführung in extrem haltbarem Bakelit mit Tasten und Einsätzen aus gebürstetem Edelstahl. Alle Beschriftungen sowie das RM-Logo sind eingeprägt und somit ewig haltbar. Wir lassen dieses Produkt in einem thüringischen Uhrmacherbetrieb von Hand fertigen. Das Gehäuse stammt aus Unterfranken. Für Reisende liefern wir den fbw-1 in einem Lederetui aus festem, grubengegerbtem Allgäuer Rindsleder. Eine weitere Besonderheit: Wir geben auf dieses Produkt 10 Jahre Garantie.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Dahin führt unser Weg


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