14.11.2005 | 20:23 | Anderswo | Alles wird besser | Was fehlt | Sachen kaufen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Wasser holen, Kochen, Waschen, Feldarbeit, Kinder kriegen, waschen und füttern – Afrikas Frauen stemmen so einiges. Zumindest ihre tragende Rolle beim Wasserholen könnten sie jedoch bodennah ablegen – mit dem Hippo Water Roller, einem 90 Liter Fass, mit dem sich mehr Wasser mit weniger Kraft und in kürzerer Zeit transportieren lässt als auf die traditionelle Art und Weise. Die so einfache wie geniale Erfindung verbessert nicht nur die Wasserversorgung und somit auch die Ernteerträge, sie schont auch den Rücken und erhöht bei korrekter Benutzung (schieben!) die Überlebenschancen in verminten Gebieten. Den Hippo Water Roller gibt es bereits seit 1996, trotzdem haben auch diverse Design-Blogs erst kürzlich davon erfahren. Warum sich trotz Spenden grosser Konzerne bisher weder die original Hippo Roller noch improvisierte Nachbauten welt- oder auch nur afrikaweit durchgesetzt haben, warum man die Dinger nur Familien im relativ wohlhabenden Südafrika spenden kann, all das bleiben ungooglebare Rätsel. Wer trotzdem für 60 US-Dollar einer südafrikanischen Frau den Kopf für andere Dinge als Wasser frei machen will, kann das hier tun.
12.11.2005 | 11:51 | Anderswo | Sachen kaufen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Die grösste Mall der Welt steht im Haidian-Distrikt im Westen Pekings, etwas ausserhalb, eigentlich nur mit Auto oder Taxi zu erreichen, und harrt noch des grossen Andrangs:  (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)"Like the rest of the world, the Golden Recources Shopping Mall is still waiting for a big Chinese consumption boom", schreibt der Economist. Zugegeben, die schieren Eckdaten vermögen zu beeindrucken: Mehr als 1.000 Geschäfte auf über 500.000 Quadratmetern mit 230 Fahrstühlen...  (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Der reale Eindruck bleibt jedoch weit dahinter zurück. Das liegt zum Teil auch an der Architektur. Die Golden Resource Shopping Mall ist kein Konsumtempel, keine glitzernde Kathedrale des chinesischen Wirtschaftswunders, sondern ein langer Riegel aus zusammengemorphten Kaufhäusern.  (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Fast folgt sie dem Vorbild der Strip Mall aus der amerikanischen Provinz – nur eben auf sechs Ebenen statt auf einer. Die langen Gänge im Inneren werden von keiner zentralen Halle, keinem Atrium unterbrochen, und es fehlt der Ort, an dem die bombastische Grösse als solche erlebbar würde.  (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Zwar sind anscheinend die meisten Ladenlokale vemietet, aber die Abwesenheit von Kunden verstärkt die Monotonie. Die Marken, die hier mit eigenen Geschäften Präsenz zeigen, sind weniger internationale Luxusmarken, sondern zum Grossteil merkwürdige Bastarde aus deren Assoziationsumfeld und vermutlich Chinas Reaktion auf den wachsenden Druck der WTO hinsichtlich allzu dreister Fakes: "Frognie Zila" statt Ermenegildo Zegna, "Rich Boss" statt Boss, "Prohans" statt ... gute Frage. Auch reine Phantasiegeschöpfe sind zahlreich vertreten, und senden fingierte Signale einer langen Tradition und westlicher Abstammung aus. Erstaunlicherweise scheint der deutsche Referenzraum hier besonders beliebt zu sein, um Retortenmarken mit dem Fluidum solider Qualität auszurüsten. Letztlich aber kein Wunder, dass dieses deprimierende Schattenkabinett der verwesenden Markenaura bei den neureichen Chinesen durchfällt wie ein kalter Stein oder ein Sack Reis. (Dank an Christian Y. Schmidt für das grosse Foto)
11.11.2005 | 18:21 | Sachen kaufen | Sachen anziehen | Zeichen und Wunder
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)"Was kostn des?" – "Des was druffsteht." – "Unn was steht druff?" – "Des was' kost." (Richy unn Headbängä) Gestern erreichte die Kunde eines neuen Trends der HipHop-Welt das vereinigte Königreich. Woran haftet der Geruch des gerade abgeschlossenen Kaufvorgangs am besten, was sagt noch mehr "FABRIKNEU!" als ein Paar boxfresh trainers? Klar, ein Preisschild. Frisch erworbene oder erst kürzlich angeeignete Kleidungsstücke oder Accessoires wie Basecaps sind deswegen ab sofort mit Preisschild zu tragen. Nun weist ja bereits die Tatsache, dass der BBC-Artikel, genau wie dieser hier, nicht ausgepreist ist, bereits überdeutlich darauf hin, dass es sich beim Pricetag-Trend nicht wirklich um eine brandneue Angelegenheit handelt (einzelne Riesenmaschine-Autoren haben das bereits Ende der 80er Jahre in Berlin mitansehen müssen). Bis er aber auch im Mainstream angekommen ist, also bis die ersten mit "359,99" bedruckten Truckercaps für 1,99 bei kik rumliegen, darf man sich auf seine möglichen Auswirkungen freuen: Schwere Zeiten für Ladendetektive, Szenen an der Kaufhauskasse ("Soll ich's Ihnen als Geschenk einpacken?" – "NEIN, BITCH!"), sowie Preisschild-Diebstahl als Mittelweg zwischen Coolness und geplanter Juristenkarriere für unentschlossene Mittelschichts-Nachwuchsgangsta. Neue Impulse für den übersättigten Tattoo-Markt: Tätowierungen, deren Motiv ihr Endpreis ist (schwarz, oder bunt mit Mehrwertsteuer). Auch die Ausweitung auf bedingt auszeichnungsfähige Bereiche wie Frisuren ist denkbar, also zählt die Tage bis zur Sichtung des ersten gebrandeten Friseurumhangs in ze Hood auf einer Mitte-Party.
11.11.2005 | 16:10 | Berlin | Alles wird schlechter | Sachen kaufen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Einige sehr ärgerliche Trends finden mit besäufniserregender Regelmässigkeit immer wieder ins Rampenlicht der öffentlichen Aufmerksamkeit zurück. Zu ihren erbärmlichsten Vertretern gehört die kokett vorgetragene Infantilität Erwachsener. Beispiele dafür gibt es wie Sand auf dem Spielplatz: Von der Miniplayback-Show über die Schnullerschwäche einiger Jugendlicher und das Diddldrama bis zur Teletubbietragödie. Ein konstant bleibendes Ärgernis aus dieser Kategorie ist Kinderkunst. Zeichnungen von Kindern sind für genau drei Personen etwas Schönes – für das Kind selbst und die Eltern. Schon Geschwister sollten nicht mehr damit belästigt werden und erst recht nicht Kollegen im Büro oder arglose Passanten, die nichts getan haben ausser zum falschen Zeitpunkt an einem beklebten Fenster vorbeizulaufen.
In der Wrangelstrasse in Berlin Kreuzberg gehen die Teilzeiterwachsenen der "Ist-doch-süüüüss"-Fraktion noch einen Schritt weiter und hängen kommentierte Kinderzeichnungen an alle Strassenbäume. In manchen Ländern ist visueller Terror strafbar. Offenbar jedoch nicht in den USA, wo sich tagtäglich ein von Kinderhand designtes Drama abspielt. Die Website Small Hands Creations bietet entzückt-entrückten Eltern an, Zeichnungen ihrer Kinder einzuschicken. Diese werden dann in Sterling Silber dreidimensional nachgebildet (Foto). Da bleiben eigentlich nur zwei Fragen offen: Wie reagiert das Unternehmen, wenn man keine Kinderzeichnung, sondern etwa eine stilisierte Hamsterschändung einschickt? Und bis wann muss man seine Zeichnung eingeschickt haben, damit sie noch rechtzeitig als Worst-Case-Weihnachtsgeschenk zu verwenden ist? Die eine der Antworten ist "10. Dezember". Die andere Antwort kann gern selbst erfragt werden.
10.11.2005 | 16:38 | Alles wird besser | Sachen kaufen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Es sollte viel mehr Dinge zum Mieten geben. Das gilt sowohl für Gegenstände, die man so selten braucht, dass sich ein Kauf wirklich nicht lohnt (Kochtopf, Spiegel, zweiter Stuhl) als auch für Sachen, die man sich unter normalen Umständen allenfalls im Traum zulegen würde, zum Beispiel Hubschrauber, Panzerfaust oder einen echten Hauselch. Aus Prinzip sollte man aber auch Dinge mieten können, die man eigentlich nie braucht, zum Beispiel ein Dorf. Und weil zumindest das Letztgenannte seltsamerweise schon funktioniert, aber noch viel zu wenig populär ist, weisen wir hiermit einigermassen begeistert auf Rent-a-Village hin, das nicht nur Mondsee, Trittenheim und Pertisau, somit Dörfer in zwei verschiedenen Ländern vermietet, sondern auch schon den nächsten Schritt vollzogen hat und ein komplettes Land anbietet. Ok, es handelt sich nur um Liechtenstein (siehe Bild), aber dafür kostet es auch nur eine Viertelmillion (pro Tag natürlich). Man würde annehmen, dass man sich mit einem so hervorragenden Schachzug vor Kunden nicht retten kann, aber erst 2006 wird Liechtenstein das erste Mal komplett vermietet werden (übrigens anlässlich der 750-Jahr-Feier der Riesenmaschine, was aber niemand wissen darf). Als nächstes würden wir gern die Bahamas mieten (schön warm da), dann vielleicht Litauen oder das Mekong-Delta, die Internationale Raumstation, Area 51, das Great Barrier Reef, oder halt einfach einen Flugzeugträger im Persischen Golf. Übrigens: Wir vermieten neuerdings die komplette Riesenmaschine; 400 Dollar pro Person und Tag, mindestens 150 Personen, halber Preis für Kinder und Informatikstudenten.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Rudeness
- nicht weggehen (das neue Dableiben)
- Gläser, wo "Caipirinha" draufsteht
- In Spelunken raven
SO NICHT:
- Stanzabfälle (scharfe Kanten)
- "Diskutier-Bernd" o.ä. genannt werden
- Slackness
- Unkenrufe
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"The Rebel", Charlie Nguyen (2007)
Plus: 80 Minus: 99, 141 Gesamt: -1 Punkt
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