Riesenmaschine

10.06.2006 | 12:07 | Anderswo | Supertiere

Alle wollen immer laufen


Wollen nicht mitlaufen (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
In etwa einem Monat, am 6. Juli, findet wieder das Stierrennen durch Pamplona statt. Es wird diesmal wieder weniger Verletzte oder gar zu Tode Getrampelte geben, weil man letztes Jahr nach 415 Jahren endlich darauf kam, dass die Glätte der kopfsteingepflasterten engen Gassen der eigentliche Grund ist, warum die Tiere so aggressiv sind, weshalb man sie vorher mit einer Antirutschschicht bestrich (nicht die Stiere). Immer mehr Zuschauer interessieren sich aber auch für die Gegenveranstaltung der Nudisten-Tierschutzorganisation Peta, die mit nichts als Plastikhörnern, Pixeln und dem obligaten roten Halstuch bekleidet bereits am Vortag durch die Strassen laufen. Die Halstücher werden übrigens nach beiden Rennen rituell an die Kirche San Lorenzo genagelt und angezündet, woran die Gruppe der Churchkicker und vor allem Burzum sicher eine helle Freude hätte. Am Tag nach der Fiesta, dem "encierro del día 15" laufen die, die den Hals nicht voll genug bekommen können, die gleiche Strecke noch mal, aber vor dem ersten Linienbus. Einen Ableger des Rennens gibt es mittlerweile auch, und zwar im neuseeländischen Nest Te Kuiti, dort sind es allerdings keine Stiere, sondern Schafe, und sie enden auch nicht in der Arena, sondern beim Frisör.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


07.06.2006 | 11:21 | Anderswo | Supertiere | Was fehlt

Aussterbende bitte hinten anstellen


Besonders pelzig ist das nicht.
(Foto: kevinzim) (Lizenz)
Tiere sind eine feine Sache. Man kann sie anschauen und sich wundern (Gürteltier, Anemone), man kann von ihnen lernen (Faultier, Biber) oder sich mit ihnen balgen (Hund, Termite), und man kann sich sogar von ihnen aufessen lassen (Schnappschildkröte, Grizzly). Ausgesprochen schade ist es daher, dass zahlreiche Tierarten schon den Weg in die Leckere Suppe angetreten haben; oder aufs Grosse Pausenbrötchen, oder woran man als frommes Tier kurz vor dem Artenerlöschen heutzutage sonst so glaubt.
Diese allenthalbene Aussterberei erbost den Tierfreund natürlich. Der besonders in Deutschland und Österreich umstrittene australische Krawallschläger Peter Singer hat gerade in Buchform dargelegt, was man so essen darf, wenn einem das Wohl pelziger Organismen am Herzen liegt. Manchem aber ist diese Arterhaltung durch korrekte Speisenfolge nicht schnell oder irrwitzig genug. Paul Martin von der University of Arizona zum Beispiel veröffentlichte grade ein Buch, in dem er die umstrittene These zu untermauern versucht, wonach der Mensch vor 10000 Jahren beim Einwandern Nordamerikas sogenannte Megafauna einfach aufass. Mammuts, Kamele, Riesenfaultiere und die anderen Riesenureinwohner wurden, sagt Martin, allesamt Opfer menschlichen Riesenhungers. Bedauerlich, sagt Martin, aber nicht unumkehrbar, und argumentiert für Rewilding, also die Wiedereinführung von Tierarten, die den gegessenen entsprechen: von Nashörnern, Löwen und Kamelen.

Aber Kameljagden in Texas sind nur der halbe Spass. Nach dem kürzlichen Durchbruch in der Mammut-Gen-Forschung ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der schon erfolgten ethischen Absegnung des Mammutklonens und der Planung eines Pleistozän-Parks erst elefantengrosse Klontaten folgen, und dann leckere Spanmammut-Grillabende (Tipp: mit Wassermelone im Maul bleibt das Tier schön saftig). Ziel ist womöglich ein Klonofen nach dem FIFO-Prinzip, bei dem man auf der einen Seite ausgestorbene Tierarten reinschiebt, und sie auf anderen bratfertig wieder rauszieht. Grade erst aussterbende Tiere – wie zum Beispiel der soeben neu entdeckte blinde Krebsartige aus einer Höhle in Israel – sollten sich also schon mal auf eine längere Wartezeit einrichten. Zuerst müssen schliesslich die Moas und Dodos zurückgebracht werden, die waren besonders lecker.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Die Frühjahrstiere 2006 sind da


06.06.2006 | 15:31 | Berlin | Supertiere | Vermutungen über die Welt

Furbyhaus

Man fragt sich ja immer, wo die Japaner die guten Ideen für ihr Character Design hernehmen. Manchmal ist es traditioneller Volksglauben, manchmal sind es komplett seltsame Zufälle. Manchmal schauen sie sich aber auch einfach ihre Urlaubsphotos an und sehen darauf Häuser wie das rechts unten abgebildete, das in Berlin in der Besselstrasse (in unmittelbarer Nähe zum Touristenhotspot Checkpoint Charlie) steht. Ein bisschen frei drüber assoziiert und fertig ist der Furby. Wir merken uns: Auf Reisen auch mal auf die vermeintlich hässlichen Häuser achten.

Die Füsse vom Haus sind durch die Büsche verdeckt (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)


06.06.2006 | 11:44 | Anderswo | Supertiere

Wer will Wale


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Japans Ministerpräsident Junichiro Koizumi hat eine wohltuend statische Homepage, unter dem saloppen Motto "What's up around the Prime Minister" präsentiert er Woche für Woche stolz auf der Eröffnungsseite, welchen seiner Kollegen er gerade wieder getroffen hat, das wird festgehalten mit einem immer nach dem gleichen Schema choreografierten Foto, auf dem er regelmässig mit seiner grotesken, fluffig aussehen sollenden, aber vermutlich steinhart gesprühten Frisur den Gast vollkommen erstarrt und identisch mit allen zur Verfügung stehenden Händen begrüsst oder verabschiedet, während er immer rechts steht, so als sei er auf seinem linken Ohr taub. Zuletzt Äthiopiens lustigen Präsidenten Meles Zenawi, Lettlands noch bei seinen Eltern wohnendes Dickerchen Aigars Kalvitis, den Saudiprinzen Sultan Bin Abdulaziz Al-Saud, Azerbeidjans magenkranken Riesen Ilham Aliyev, und seine allernächste Verwandte Tarja Halonen, Finnlands fesche Ministerpräsidentin.

Am ersten Juni traf er nun Baldwin Spencer (Bild), den Ministerpräsidenten und Aussenminister von Antigua und Barbuda, und es scheint als sei Koizumis Handknäuel diesmal ein ganz besonders inniges, vielleicht weil sich Baldwin Spencer gerade verständnisvoll für Japans staatlich hochsubventioniertes Walforschungsprogramm ausgesprochen hat, bei dem ausprobiert wird, ob man den Meereskoloss längerfristig zu Hundefutter und Speiseeis verarbeiten kann, weil die Bevölkerung ja sowieso noch kaum Interesse an dem fetten, nach ranziger Makrele schmeckenden Fisch hat. Aber vielleicht kann Koizumi ja mit grösseren Posten davon demnächst die Bevölkerung von Antigua und Barbuda beglücken.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (9)


06.06.2006 | 04:22 | Supertiere | Fakten und Figuren

Neunauge Can't Jump


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Im 19. Jahrhundert betrat ein seltsames Wesen amerikanischen Boden und liefert den Ureinwohnern seitdem einen erbitterten Kampf. Dabei kann man noch nicht einmal von "betreten" sprechen, denn das Meeresneunauge, so genannt, weil es neben den Augen über sieben augenähnlich aussehende Kiemenlöcher verfügt, hat gar keine Beine, und muss sich daher schwimmend fortbewegen, wie die meisten anderen Fische auch. In Europa mittlerweile fast ausgestorben, wanderte der aalförmige Schmarotzer den St.-Lorenz-Strom hinauf und immer weiter ins Land hinein, bis er in den 30er Jahren den Oberen See erreichte. Wo er hinkam, hinterliess er Elend und Verwüstung.


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Art und Weise, wie das Neunauge mit seinen Fischkollegen umspringt, ist nicht manierlich: Mit seinem vollverzahnten Saugmaul verbeisst er sich in seine Opfer, saugt sie bis auf den letzten Blutstropfen aus und hinterlässt sie dann in jämmerlichem Zustand. Bestimmt erzählt man Fischkindern Schauermärchen vom Ungeheuer Neunauge. Innerhalb von nur 20 Jahren tötete die Neunaugenarmee 90% des Forellenbestandes im Oberen See. Dann schlugen bezeichnenderweise nicht die Forellen, sondern die Amerikaner zurück: Sie erfanden das Lamprizid (lamprey: engl. für Neunauge), Chemikalien also, die exklusiv den Fischvampir erledigen. Seit 1958 werden jedes Jahr ausgewählte Lieblingslaichflüsse der Neunaugen mit dem populären Lamprizid TFM (3-Trifluoromethyl-4-Nitrophenol) behandelt. Zusätzlich enthalten die wichtigen Zuflüsse der Grossen Seen Dammanlagen, die Forellen und Lachse überspringen können, die unsportlichen Neunaugen jedoch nicht. Derart angefeindet, zogen sie sich in den Untergrund zurück und führen seitdem einen zermürbenden Partisanenkrieg. Neulich zum Beispiel tauchten sie überfallartig in Vermont auf.

Seit einigen Monaten gibt es bahnbrechende Neuigkeiten in der Neunaugenforschung, die den Parasiten nicht gefallen dürften. Neunaugen laichen in Flüssen und leben im Meer (oder in grossen Seen, das sieht man nicht so eng) – im Prinzip genau wie Forellen und Lachse. Im Unterschied zu diesen aber wandern sie nicht stupide wie Maria und Josef zu ihrem Geburtsort zurück, sondern gehen dorthin, wo Eierlegen am meisten Spass macht, an die Orte nämlich, die von den Neunaugenlarven mit Hilfe von Duftstoffen als kinderfreundliches Idyll markiert wurden. Diese Duftstoffe gelang es im letzten Jahr synthetisch herzustellen, so dass das gemeine Neunauge schon bald statt im Familienparadies in der Todesfalle landen wird, angelockt von billigem Chemie-Tand. Man wird sehen, ob das Neunauge diesem neuen Trick etwas entgegenzusetzen hat, oder ob es sich vielleicht doch nur um einen sehr, sehr dummen Fisch handelt.


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