Riesenmaschine

23.02.2006 | 19:47 | Supertiere | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Die Welt wird immer niedlicher

Die Evolution arbeitet offenbar sehr viel schneller, als bisher angenommen. So hat sich die giftige Aga-Kröte, die einst aus Venezuela als Schädlingsbekämpfung nach Australien eingeführt wurden, in nur 70 Jahren der neuen Umgebung angepasst und längere Beine entwickelt. Und die rotbäuchige Schwarzotter (eine Schlangenart, die Kröten frisst) wiederum, hat sich in ebendieser Zeit an die eingeschleppte Kröte angepasst. Sie hat jetzt einen kleineren Kopf und einen grösseren Körper – weil sie so nur noch kleine Kröten fressen und diese erst noch besser verdauen kann, stirbt sie nicht mehr an der aufgenommen Giftmenge.

Daher muss einem die neu auf dem Markt befindliche Lemurenart, die "Mirza zaza", die gerade eben von deutschen Forschern auf Madagaskar entdeckt wurde, zu denken geben. Denn letzlich ist heute der Mensch doch der gefährlichste Feind jeder Tierart. Die Evolution tut also gut daran, ihre Neuentwicklungen darauf auszurichten, dass sie dem Menschen gefallen und im Niedlichkeitsraster von Tierschutzorganisationen hängen bleiben. Nur so kann das Überleben neuer Naturprodukte gewährleistet werden. Mit dem oben abgebildeten Halbaffen ist ihr dies eindeutig gelungen: die süsse kleine Riesenmaus versammelt in nur dreihundert Gramm Lebendgewicht so wichtige Eigenschaften wie Riesenaugen, einen buschigen Schwanz, süsse Ohren, plüschiges Fell und bizzarerweise aussergewöhnlich grosse Hoden.

Schön und gut für den Mirza zaza, aber es stellt sich uns doch die Frage: Was kommt da noch? Spinnen mit riesigen Augen? Nacktmulle mit kuschligem Fell? Orange, knubbelige Fischchen mit weissen Streifen? Ein Trend zu Silikon-Hodenimplantaten für den erfolgreichen Manager? Einen etwas eigenen Humor dürfte übrigens der Namengeber des neuen Lemuren haben. 'Mirza zaza' nämlich scheint noch etwas ganz anderes zu bedeuten, wie die Google Bildersuche beweist, zumindest im Land mit der Top-Level-Domain '.ro'. Nur was?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Possierlichkeits-Attacke


21.02.2006 | 17:57 | Anderswo | Supertiere

Evropského šampionátu v roce 2012


Ungarokroate (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Während Neve und Gliz (Schneeball und Eiswürfel) langsam aber sicher als olympische Maskottchen in Turin ihrem Ende entgegenschmelzen und Aster, der Schneeflocke, offizielles Symbol der Paralympics, das erst zwischen 10.-19.3. bevorsteht, wird es nicht mehr lange dauern, bis in Deutschland zwei Tiere um Aufmerksamkeit buhlen. Paule, das DFB Maskottchen (konnte sich kürzlich bei einer Wahl durchsetzen gegen Knipsi, Butzi und Horst) und Goleo, der sattsam bekannte Löwe ohne Hose.
Und dann wird es auch schon bald Zeit, sich schon mal geistig und körperlich auf die Fussballeuropameisterschaft 2012 vorzubereiten, für die sich interessanterweise auch das bis jetzt noch nicht so bekannte europäische Land Aserbaidschan, das Land mit den letzten Pistazienwäldern der Erde, bewarb, aber bedauerlicherweise unlängst ausschied.

Pistazien knabbernde Hooligans, die sich am Nationalgetränk Schärbät, Milch mit Basilikum, laben, hätten sicher nicht nur kerneuropäische Sicherheitskräfte nicht ungern gesehen. Neben Italien und Polen/Ukraine sind jetzt noch Ungarn und Kroatien als Doppelpack im Rennen, und wie unsere Kollegen der ungarischen Riesenmaschine recherchiert haben, soll deren Maskottchen dann dieser struppige Puli sein, entworfen von einem 56 jährigen Strassenmaler namens Fábián István. Erregende Vorstellung, wie ihn dann im Rahmen der k.u.k. (kroatisch-ungarisch-koreanischen) Freundschaft Hwang Jung-moak ins Googlelogo fummeln wird.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


20.02.2006 | 14:24 | Supertiere

Ausbildung am Käselappen


Heissen Blaue Trüffel, sind aber lila Kartoffeln (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Norwegische Fischer haben erkannt, dass bald der letzte mittelasiatische Stör ausgewrungen sein wird, und weil Ersatz für Kaviar hermuss, beginnen sie Seeigel im grossen Stil zu ernten, deren Inhalt, ein bisher nur von Chilenen und Japanern geliebter Glibber, für den grossen Reibach sorgen soll, den bisher windige Zwischenhändler zwischen kaspischem Meer und weiter westlich wohnenden Dekadenzlern einfuhren. Und auch auf dem Schlauchpilzsektor gibt es immer wieder Versuche, am hochpreisigen Marktsegment mitzunaschen, sei es mit Trüffeln aus Bottrop, sei es mit dem Terfezia Pfeilii Henning, dem Kalahari-Trüffel, beide allerdings bei weitem nicht so lukrativ wie die Brüder aus Italien und Frankreich.

Aber auch Eigenbau treibt nur mühsam Knospen, denn der Trüffel liebt alte Baumbestände, die sich so schnell nicht kultivieren lassen. Bleiben die Tiere, und hier vor allem Hunde und Schweine, die allerdings so unzuverlässig sind, dass man immer auf der Hut sein muss, dass sie die Knolle nicht alleine auffressen.

Hunde abrichten ist einfacher. Es beginnt, wenn der Hund zirka sechs Monate alt ist. Er wird dazu stimuliert Gegenstände zu apportieren und im Boden zu scharren, indem man etwas in der Erde versteckt, das einen signifikanten, scharfen Geruch hat, z.B. einen Lappen mit starkem Käsegeruch. Aber weil Hunde in letzter Zeit wichtigeres zu erschnüffeln haben, etwa Borkenkäfer und Krebs, bleiben nur noch die Fliegen. Die Trüffelfliege (Suillia pallida) orientiert sich am Geruch von Trüffeln und nutzt entsprechende Stellen zur Eiablage, dem muss man natürlich zuvorkommen, auch ist die Haltung eines Schwarms Fliegen nicht ganz unproblematisch. Also warum nicht ganz verzichten und stattdessen eine schöne, geräucherte Makrele essen?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Heute: Pilztag in der Riesenmaschine!

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


17.02.2006 | 11:46 | Supertiere

Fliegende Bikinizonen


Immer wieder ein Spass: Fell abmachen, selber anziehen (hier nicht mehr abgebildet, war aber eh nicht schön)
Das Tier hat häufig Fell, der Mensch hat meistens keines, oder wenn, dann an den falschen Stellen (Nase, Ohren, Rücken). Das gibt dem Tier seit Jahrtausenden Anlass, den Menschen heimlich zu verlachen, dem Menschen jedoch dazu, das Tier zu erlegen, aus seinem Fell herauszunehmen und es dann zu verlachen. Irgendwie auch lustig ist es natürlich, das lebende Tier durch Demontage der Haare zu demütigen, das geht bei schwarzen, blonden und anderen Katzen. Eigene Tests an gutwilligen Langhaarkatzen (n=1) verliefen jedoch so unbefriedigend, dass wir dem Katzenrasieren kaum eine Zukunft als Breitensport vorhersagen können. Rasierte Biber hingegen – aber davon ein andermal.

Improbable Research macht uns jedenfalls auf eine Forschungsarbeit aufmerksam, bei der herausgefunden werden sollte, ob Fledermäuse etwa nur fliegen können, weil sie so haarig sind. Natürlich ist klar, dass die Forscher der Ohio University nur einen Vorwand suchten, Fledermäuse mit Enthaarungscreme der Marke Nair zu behandeln, und wir wollen ihnen daraus auch gar keinen Vorwurf machen, sondern vielmehr weitere Forschungsarbeiten beantragen, die es zwingend erfordern, noch ganz viele andere Tiere (gern auch haarige Spinnen) zu epilieren, nass und trocken zu rasieren und vielleicht auch schonend und dauerhaft per Laser zu enthaaren. Womöglich ergibt sich daraus ja sogar irgendwas Nützliches, etwa dass behaarte Flugzeuge seltener abstürzen als nackte.


15.02.2006 | 12:51 | Supertiere

gewürgte Garderobenhaken


Nagetier bei der Arbeit – Ersetzt bis zu drei Designklassen (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Früher einmal war das Leben eines Designers ein einfaches. Er musste im wesentlichen Faktoren wie Ergonomie, Funktionalität und Angemessenheit berücksichtigen und diese dann material- und produktionsgerecht in eine gefällige Form umsetzen. Es waren gute Zeiten für Designer, doch sie sind längst vorbei. Fast jedes Produkt gibt es mittlerweile funktional und in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Natürlich könnte man diese bewährten Dinge noch etwas verfeinern oder man könnte sich auch ganz neuen Herausforderungen stellen wie etwa dem Design von Orangensaftpackungen, die auch über 60jährige noch selber öffnen können. Man könnte auch versuchen, organische Naturformen sinnfällig in Produkte zu übertragen, wie es zum Beispiel Alvar Aalto immer wieder tat, etwa bei seiner Vasenserie 'Savoy', der Gerüchten zufolge eine Zeichnung 'Lederhose einer Eskimofrau' und in Wahrheit die Form finnischer Seen zugrunde lag. Aber natürlich ist das alles sehr langweilig.

Viel lieber sitzen zum Beispiel diese müden Designerinnen doch in ihrem Atelier und spielen ein bisschen mit Mäusen und Schlangen. Natürlich wird das auch irgendwann langweilig, aber wenn sie dann merken, dass man den Tieren nur das richtige Spielzeug hinwerfen muss, damit sie die Arbeit für einen machen, ist es bis zu Ruhm, Ehre und Auszeichnungen nicht mehr weit. Sie müssen jetzt nur noch den tierischen Produkten (von einer Schlange gewürgte Tonstangen, von Hasen gebuddelte Gänge) willkürlich irgend einen Zweck zuordnen, zum Beispiel 'Garderobe', 'Lampe' oder 'Vase' und fertig. Das Resultat ist zwar weder schön noch praktisch, aber ergibt volkswirtschaftlich natürlich Sinn, teuere Designschulklassen können jetzt massiv verkleinert und in den Räumlichkeiten des städtischen Zoos untergebracht werden. Und es zeigt sich hier auch, wie richtig die Riesenmaschine liegt, wenn sie immer wieder das Aussterben der richtig grossen Tiere bemängelt, hätten doch diese auch noch ganze Architekturfakultäten überflüssig gemacht.


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