09.06.2008 | 13:21 | Supertiere | Sachen kaufen
Die Verbindung von Computerspielen und Clearsil bei Amazon ist auch anderswo notiert worden. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.) Seit der Entdeckung der Bakteriophagen – den Viren der kleinen Mikroben – vor über 90 Jahren hofft man auf deren Nutzung in der Therapie von bakteriellen Infektionen. Eigentlich sollten wir die Phagentherapie längst täglich praktizieren, während uns das Hoverauto ins papierlose Büro teleportiert, oder wenigstens ab morgen dann.
Die Idee ist wirklich gut: Jeder Typ Phagen attackiert nur einzelne Baketerienspezies, man könnte also nur die bösen Keime im Körper erledigen und den Rest der Mitbewohner am Leben lassen. Leider lässt sich die Phagentherapie hauptsächlich dann erfolgreich anwenden, wenn die Infektion direkt zu erreichen ist, und war hat heute noch Interesse an offenen, infizierten Wunden?
Nach all den Jahren berichtet nun der Short Sharp Scientist, dass dem Mikrobiologen Michael Davis die Infektionen in den Gesichtern junger Menschen – vulgo Akne – aufgefallen sind und er sich fortan ihrer Heilung verschrieben hat. Pubertierende geben ja bereits ihr sauer auf dem Schulhof abgezocktes Taschengeld für Gesichtswasser aus, für Designer-Viren sollte man doch da offen sein. Wir prognostizieren schon mal Werbung für Viren in Computerspielen, die gemeinsamen Verkäufe bei Amazon (im Bild) sprechen die deutliche Sprache des Marktes.
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28.05.2008 | 23:51 | Supertiere | Alles wird besser
Gegenwart des Haustiers (Foto, Lizenz)Tiere, auch nicht mehr das, was sie mal waren. Zum Beispiel der huggable robot Probo, eine Art berüsseltes Breitfussmammut, gerade tierähnlich genug, um nicht als Mensch durchzugehen, und angeblich in der Lage, Emotionen auszudrücken (PDF). Wie ein Grizzly, zum Beispiel, möchte man hinzufügen. Oder das streichelbare Robot-Kaninchen von Steve Yohanan: Ein gesichtsloses Hasentier, das auf liebevolle haptische Interaktion mit Ohrenbewegungen und Schnurrvibrationen reagiert (PDF).
Ein schnurrender Hase? Ein umarmbares Mammut? Nur zwei Beispiele für die Zukunft des Haustieres von der Convention der AISB in Aberdeen. Nicht diskutiert werden sollen hier die dort ebenfalls vorgestellten Erkenntnisse zum Thema Computational Humour, das können dann die automatischen Kommentatoren erledigen.
(via Technovelgy)
19.05.2008 | 18:35 | Berlin | Supertiere | Fakten und Figuren
Langeweile und Durchschnitt stehen in einer seltsamen Beziehung zueinander. Im Prinzip ist das Durchschnittliche natürlich das Langweilige, doch wie soll man sich dann das überdurchschnittlich Langweilige vorstellen? Ein grosses Rätsel, auf das niemand eine Antwort kennt, zumindest solange er zugunsten der schönen feuilletonistischen Paradoxie vergisst, dass im zweiten Fall ein anderer Durchschnitt als im ersten gemeint ist.
Zum Glück bringen die Berliner Unternehmer des StudiVZ-Konglomerats mit der Machete der Vernunft jetzt Licht und Klarheit in dieses Dickicht: In einer mehrere Millionen Dollar teuren, geheimen Studie haben sie in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut, der Bundeszentrale für politische Bildung und der Zeitschrift Playboy jahrelang Langweiligkeit und Durchschnittlichkeit erforscht. Die Ergebnisse nutzen sie nun, um ihre Line-Extension mit dem durchschnittlich langweiligen Namen meinVZ zu vermarkten: Interessierten wird der Screenshots einer meinVZ-Beispielseite angezeigt, deren Langweiligkeit empirisch so optimiert ist, dass sie durchschnittlicher, das heisst beispielhafter, nicht sein könnte.
Die langweiligste Frau der Welt, wir wissen es jetzt endlich genau, wohnt also in Berlin-Friedrichshain, spricht Deutsch und Englisch, sagt von sich selbst, sie sei "die Kreativität in Person" und ist Diplom-Grafikdesignerin. Sie interessiert sich für Kino, Schwimmen und Urlaub und hört Rock, Jazz und House, wobei sie auch Kino, Schwimmen und Urlaub hören könnte und sich für Rock, Jazz und House interessieren, weil es eh keinen Unterschied macht. Ihr Lieblingsbuch ist "Der Schatten des Windes", ihr Lieblingsfilm "Dirty Dancing" und ihre Lieblingspolitikrichtung "liberal". Ausserdem möchte sie andere wissen lassen, dass sie im Auto singt, Salsa tanzt, sich mit Web 2.0 beschäftigt und Niveau nur von unten aussieht wie Arroganz.
Wir hingegen können als Untersuchungsergebnis festhalten, dass Langeweile von unten aussieht wie Durchschnittlichkeit, von oben aber wie etwas ganz anderes, beispielsweise wie eine notwendige Bedingung begrifflicher Erkenntnis oder ein ausgestorbenes südamerikanisches Riesenfaultier.
07.05.2008 | 14:02 | Berlin | Supertiere | Vermutungen über die Welt
(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Vorbei die Zeiten, in denen alle Spielplätze gleich aussahen, in denen überall die wie buntangepinselte Holzsägearbeiten anmutenden Schaukeltiere pflichtbewusst ihren Dienst versahen, während der Rest der Plätze mit lieblosen Klettergerüsten von der Stange ausgestattet war. So wurde beispielsweise in Berlin-Friedenau erst vor einigen Wochen ein komplett durchgebrandeter Spielplatz im "Der kleine König"-Look eröffnet. In anderen Bezirken setzt man hingegen krampfhaft auf kreative und individuelle Lösungen, wobei in Kauf genommen wird, dass diese manchmal eine Spur an der Zielgruppe vorbeigehen – wie etwa der Drogenspielplatz vom Prenzlauer Berg.
Beim Platz an der Kreuzberger Ohlauer Strasse dürfte aber zumindest klar sein, mit welchen Argumenten die Gestalter bei der Präsentation im zuständigen Bezirksamt punkten konnten. Man wolle an die "Lebenswelt der vielen Menschen mit migrantischen Hintergrund im Kiez" anknüpfen und gleichzeitig den deutschen Kindern "schon früh eine Auseinandersetzung mit fremden Kulturen" ermöglichen, auf diese Weise "Brücken bauen" und "Integrationspotenziale aktivieren". Der Spielplatzbeauftragte von Friedrichshain-Kreuzberg war begeistert. Das Ergebnis sieht hingegen aus wie ein Schlachtfeld zu Zeiten der Kreuzzüge: Zwei geköpfte und gepfählte Moslems säumen das zentrale Klettergerüst, eine Kampfansage, die am anderen Ende von einem Paar gigantischer Krummsäbel erwidert wird. Auch das Kamel ist offensichtlich tot, streckt es doch alle Viere von sich. Da können ein paar friedliche Alibiholzpalmen auch nichts mehr retten.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Spielen auf Pilzen
04.05.2008 | 09:54 | Supertiere | Alles wird besser
Foto: Kai SchreiberWas genau eigentlich Leben von Nicht-Leben unterscheidet, darüber besteht weiterhin kein Konsens in der Wissenschaft. Weitaus einfacher ist es eventuell, ein Eichhörnchen von einem Nicht-Einhörnchen zu unterscheiden, zum Beispiel auf der Basis der in vielfacher Ausführung frei herumlaufenden Präzedenzfälle. Ein Eichhörnchen ist etwas, das so aussieht wie alle anderen Eichhörnchen und das Laute erzeugt, die denen eines Eichhörnches ähneln. Damit es nicht ganz so einfach ist, fügen wir noch ein arbiträres Feature hinzu, sagen wir Schwanzwackeln. Auf dieser theoretischen Basis wurde bereits im Jahr 2004 ein artifizielles Eichhörnchen gebaut, das von Artgenossen zumindest nicht sofort als Trick entlarvt wurde. Ein Meilenstein in der Eichhorngenese.
Ein weiterer Schritt nach vorne wäre möglich, wenn man, wie Experten vorschlagen, das obige Proto-Squirrel mit kletterfähigen Robotern paart, wie sie z. B. von der DARPA vor zwei Jahren entwickelt wurden. Nun hat RISE, der Kletter-Robot, zweifellos ein angenehmes Äusseres und sollte nicht an der Autobahnraststätte ausgesetzt werden. Aber es kann nicht verheimlicht werden, dass er sechs Beine hat und sich mit vieren vermutlich weniger erhaben am Baum benimmt. Ganz zu schweigen davon, dass er, um im Bewegungsablauf dem Original zu ähneln, mindestens zehnmal soviel Beine bräuchte.
Ernüchterung macht sich breit. Nach jahrelanger harter Arbeit stehen wir im Verständnis der Eichhörnchenseele immer noch ganz am Anfang.
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"Stuck", Stuart Gordon (2007)
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