10.06.2006 | 18:16 | Anderswo | Was fehlt
 Haha! Da ist gar nichts! (Foto: 45614557@N00) (Lizenz) Virtuelle Realität ist, von aussen gesehen, ein wenig demütigend. Man mag durch wundersame Welten schreiten und atemberaubend interagieren, von aussen sieht man dabei aus wie ratlos durch die Gegend taumelndes Obst oder ein Riesenhamster im Tarnrock. So wird es sicherlich auch bei der heute im Kopenhagener Statens Museum eröffnenden Ausstellung Invisible Maze sein. Besucher der Ausstellung bekommen Infrarotkopfhörer verpasst und werden damit in eine grosse, leere Halle geschickt, wo ihnen ein Summen im Kopfhörer verrät, dass sie sich gerade virtuell die Besucherrübe angestossen haben und also abbiegen müssen. Würdeloses Taumeln und albernes Gekicher der Besucher sind garantiert, aber im Grunde ist gegen die Beseitigung der lästigen Wirklichkeit und ihre Ersetzung durch vorerst summende Kopfhörer, und später dann hoffentlich gar nichts, nicht das Geringste einzuwenden. (via Technovelgy)
07.06.2006 | 21:57 | Was fehlt | Sachen kaufen
 Mohammed Atta (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Die Firma Panini mit ihren Klebebildchen ist ja der einzige Weltkonzern, der mit der Fussball-WM einen Riesenreibach macht, ohne Image und Street Credibility einzubüssen: Wenn erwachsene Männer und Frauen Fussballbilder tauschen, ist der Niedlichkeitsfaktor hoch. Das weiss die Firma Panini selbstverständlich auch und hütet dieses unschuldige Disney-Image aufs Sorgfältigste. Neuerdings kann man unter www.mypanini.com ein eigenes Passbild hochladen, in das berühmte Klebebild-Layout einpassen und sich 10 Sticker mit dem Bild seines Sohnes, Neffen oder Opas zu einem günstigen Preis bestellen. Süss! Dieses System ist leider todsicher und genau so wenig zu torpedieren wie die Eintrittskarten-Politik der FIFA. "Ein Freund von mir" hat es versucht und ist kläglich gescheitert. Zu Recht, denn so geht es ja nun wirklich nicht!
Sehr geehrter Herr Xxxxxxx-Xxxxxxxxxx, in unserer Datenbank sind wir auf Ihren Sticker "mohammed atta" gestossen. Zu unserem Bedauern können wir diesen nicht drucken und haben Ihnen deshalb den bezahlten Betrag wieder zurückgebucht. Wir können dies leider nicht mit unserer Firmenpolitik vereinbaren. Wir danken für Ihr Verständnis und verbleiben mit freundlichen Grüssen Panini New Media
07.06.2006 | 11:21 | Anderswo | Supertiere | Was fehlt
 Besonders pelzig ist das nicht. (Foto: kevinzim) (Lizenz) Tiere sind eine feine Sache. Man kann sie anschauen und sich wundern (Gürteltier, Anemone), man kann von ihnen lernen (Faultier, Biber) oder sich mit ihnen balgen (Hund, Termite), und man kann sich sogar von ihnen aufessen lassen (Schnappschildkröte, Grizzly). Ausgesprochen schade ist es daher, dass zahlreiche Tierarten schon den Weg in die Leckere Suppe angetreten haben; oder aufs Grosse Pausenbrötchen, oder woran man als frommes Tier kurz vor dem Artenerlöschen heutzutage sonst so glaubt. Diese allenthalbene Aussterberei erbost den Tierfreund natürlich. Der besonders in Deutschland und Österreich umstrittene australische Krawallschläger Peter Singer hat gerade in Buchform dargelegt, was man so essen darf, wenn einem das Wohl pelziger Organismen am Herzen liegt. Manchem aber ist diese Arterhaltung durch korrekte Speisenfolge nicht schnell oder irrwitzig genug. Paul Martin von der University of Arizona zum Beispiel veröffentlichte grade ein Buch, in dem er die umstrittene These zu untermauern versucht, wonach der Mensch vor 10000 Jahren beim Einwandern Nordamerikas sogenannte Megafauna einfach aufass. Mammuts, Kamele, Riesenfaultiere und die anderen Riesenureinwohner wurden, sagt Martin, allesamt Opfer menschlichen Riesenhungers. Bedauerlich, sagt Martin, aber nicht unumkehrbar, und argumentiert für Rewilding, also die Wiedereinführung von Tierarten, die den gegessenen entsprechen: von Nashörnern, Löwen und Kamelen.
Aber Kameljagden in Texas sind nur der halbe Spass. Nach dem kürzlichen Durchbruch in der Mammut-Gen-Forschung ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der schon erfolgten ethischen Absegnung des Mammutklonens und der Planung eines Pleistozän-Parks erst elefantengrosse Klontaten folgen, und dann leckere Spanmammut-Grillabende (Tipp: mit Wassermelone im Maul bleibt das Tier schön saftig). Ziel ist womöglich ein Klonofen nach dem FIFO-Prinzip, bei dem man auf der einen Seite ausgestorbene Tierarten reinschiebt, und sie auf anderen bratfertig wieder rauszieht. Grade erst aussterbende Tiere – wie zum Beispiel der soeben neu entdeckte blinde Krebsartige aus einer Höhle in Israel – sollten sich also schon mal auf eine längere Wartezeit einrichten. Zuerst müssen schliesslich die Moas und Dodos zurückgebracht werden, die waren besonders lecker.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Die Frühjahrstiere 2006 sind da
01.06.2006 | 19:29 | Anderswo | Was fehlt
 Triumph des Scheiterns (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Dass bei Tieren und Pflanzen eine so verwirrende Vielfalt an Schnittstellen für Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung etc. vorgesehen ist, ist zwar rätselhaft, wird aber schon irgendeinen Zweck erfüllen, und sei es nur die Verhinderung von Pestbakterium-Blauwal-Bastarden. Dass es aber im Reich der Stromversorgung immer noch unmöglich ist, ein deutsches Gerät auch nur in der Schweiz an eine Steckdose anzuschliessen, und dass der Mensch dieses Problems auch durch meterlange Adapterregale in Flughafen-Elektronikmärkten bisher nicht Herr geworden ist, das beweist ganz sicher irgendwas Ungutes über das Universum. Egal, welches Adaptergerät man sich zulegt – es passen entweder noch nicht mal deutsche Stecker hinein, oder es funktioniert nicht in Australien oder nicht in Australien oder weder in Kanada noch in Südafrika, nicht in China, Grossbritannien und schon gar nicht in Ländern, in denen es keine Steckdosen gibt, und wenn ein Adapter mal überall, wenn auch nicht in Australien passt, dann hat er immer noch lange keinen 110/220-Volt-Konverter. So lange wir hier keine Lösung finden, brauchen wir uns über die echten Menschheitsprobleme (Umlautkodierung, Schnürsenkel gehen auf) überhaupt keine Gedanken zu machen.
26.05.2006 | 12:12 | Anderswo | Was fehlt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Mal abgesehen davon, dass über Slogans, die auch nur entfernt mit "Meer" und dem automatisch mitschwingenden Wortspiel mit "Mehr" operieren per se eine Art Mehltau liegt, der instantan narkotisierende Wirkung entfaltet, ferner abgesehen davon, dass angesichts der aktennotorischen Tümpeligkeit der Ostsee gerade im deutsch-polnischen Grenzgebiet der Claim "Meer der Abenteuer" als klassisches Over-Promising gelten kann – hat die aufstrebende Tourismusregion Zachodniopomorskie noch ein anderes, gravierenderes Markenproblem, das auch durch das schmissig-pastellige Logo kaum abgefangen wird. Und zwar ist das, Sie ahnen es, der Name: "Zachodniopomorskie" geht einfach nicht so gut über die Lippen wie etwa "Rügen" oder "Sylt". Vielleicht sollte das Tourismusmarketing, wo es schon mutig im Berliner Stadtraum plakatiert, hier einen radikalen Schritt erwägen und versuchen, das Kürzel "Zet-Oh" zu etablieren und in Zukunft ausschliesslich zu kommunizieren. So wie Königs Wusterhausen bei Insidern ja auch nur unter "Ka-We" läuft, und Kuala Lumpur unter "Käy-Äl". Obwohl. Andererseits. Vielleicht auch gerade eben nicht.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- interesseloses Wohlgefallen
- Bohnen mit Speck
- Polizeicola (Hälfte Jack D.)
- Wohnen in der Agglo
SO NICHT:
- Downtempomat
- künstliche Aromen
- Nachtigallen schlagen (unfair)
- Schurkentiere
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"C.R.A.Z.Y.", Jean-Marc Vallée (2005)
Plus: 12, 21, 24, 37 Minus: 3, 19, 52, 54 doppelt Gesamt: -1 Punkt
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