Riesenmaschine

14.12.2006 | 05:35 | Alles wird besser | Listen | Zeichen und Wunder | Papierrascheln

Schadenfreude ist ein Gewinner


Mag jemand Götterfunken darauf reimen? (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In irgendeinem schlimmen Film gibt es eine Autorin, die aufgeschnappte Schönworte säuberlich in ihre Kladde notiert, um sie später wieder von sich zu geben. Man könnte sich trefflich darüber aufregen, täte man es nicht auch, zum Beispiel bei Büchern, die nicht in der Muttersprache verfasst sind. Aber statt Kladden, Umschlagresten, Fahrkarten, oder Kassenbons, die man ins Buch klemmt, kann man seit ein paar Wochen endlich das Internet nutzen. Wordie, kürzlich in Wired vorgestellt, eignet sich vortrefflich zum Anreichern des eigenen Vokabulars mit Begriffen von Listen fremder Leute. Da viele dieser Worte lateinische oder griechische Wurzeln haben, lassen sie sie sich bequem ins Deutsche transferieren. Die Anschuldigungen der Anti-Anglizismenfront kann man geschickt mit der Wordie-Hitliste retournieren: Ganz oben steht mit Schadenfreude ein Germanismus. Ha. Fragt sich, ob in dem noch zu gründenden WortVZ auch Regio.Call ganz oben stünde – vielleicht könnten die Samwer-Brüder dafür mal ein paar Tausender versenken.

Für den obigen Beitrag wurden die folgenden Wortspiele geschont: Das ist ein mal ein Wort, jemanden beim Wort nehmen, mit eigenen Worten, zu Wort kommen, das Wort ergreifen, wortgewaltig, Wordiegung sowie der Unterschied zwischen Worten und Wörtern. Wir bitten um freundliche Beachtung.


13.12.2006 | 03:04 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Les orgasmes organisés


Hatte noch Keusches im Sinn: Pierre Teilhard de Chardin (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Als der Naturforscher Pater Teilhard de Chardin seine Noosphère postulierte, meinte er damit diejenige künftige Phase der Evolution, in der die Menschheit zu einem einzigen Geist verschmelze, also quasi den letzten grossen Aufstieg der Materie zum Geist. Auch wenn seine Idee heute noch recht platonisch im Global Consciousness Project in Princeton weiterverfolgt wird, dreht sich stellenweise die Entwicklung naturalistisch um, vom Geist hin zur Materie: Die Verschmelzung der Menschheit zu einem einzigen Orgasmus. Am 22. Dezember sollen als Vorstufe dazu in einem Global Orgasm Project alle Menschen am selben Tag ihre Liebesenergie orgastisch gebündelt in das Weltbewusstsein einfliessen lassen, um so dem Weltfrieden einen ordentlichen Ruck zu verpassen – "at the time of your choosing and in the place of your choosing". Wenn also am 22.12. auf dem Weg zur Arbeit der Busfahrer auf freier Strecke Halt machen sollte, um sich für den Weltfrieden zu betätigen, wäre dies sogleich eine konkrete Gelegenheit, sich in Selbstbeherrschung und Friedfertigkeit zu üben.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


10.12.2006 | 10:19 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Schnaftitudo novissima


Quod possumus. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Lingua Latina animos scriptorum machinae immensae laetitia implet, quis dubitet? Sed neque existentiae nuntiorum latinorum et similium paginarum latinarum neque illius musicae latinae memor solo libris eis contentos esse videbantur. Nunc probatio schnaftis contrarii emerget: His temporibus symphoniaci helvetici canticos omnino latine describabant multosque etiam intra se modos artium continentes: Nullus amator linguis antiquis illos canticos repudiabit! Sermo praecipue cum artibus novis coniungitur vetus – quod non valde est usu receptus in diebus nostris, praesertim cum lingua Latina emorta apelletur. Hoc refutamus vehementer.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (5)


08.12.2006 | 11:40 | Anderswo | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Revolutionäre Uhr


Schon wieder zwanzig vor!
Können Sie uns mal schnell sagen, wie spät es ist? Ach, da ist ja die Uhr links. Das war einfach. Schwieriger ist zu bestimmen, aus welcher Zeit die Uhr hier stammt und aus welchem Material der giftgrüne, transparente Block ist, in dem sie steckt. Auf Anhieb würde man wohl meinen: 20. Jahrhundert, Sechziger oder Siebziger Jahre, Acryl- bzw. Plexiglas. Und niemand würde sich wirklich wundern, wenn der Block morgen als "Uhr Tikka" bei IKEA stehen würde. Tatsächlich steht die Uhr aber in einer Vitrine des Militärmuseums der chinesischen Volksrevolution in Peking – und ist mindestens siebzig Jahre alt.

Das geht aus dem Schild neben der Uhr hervor, das besagt, dass sie von der chinesischen Roten Armee in der revolutionären Basis des Fujian-Zhejiang-Jiangxi-Gebiets verwendet wurde. Dieses Gebiet wurde von den Kommunisten nur von Januar 1929 bis Oktober 1934 gehalten, dann machte man sich auf der Flucht vor den Guomindang-Truppen auf den Langen Marsch nach Norden. Interessanter Weise wurde ungefähr zur selben Zeit (1928) das Acrylglas erfunden, das die deutsche Firma Röhm & Haas 1933 unter dem Markennamen Plexiglas auf den Markt brachte. Ist es also in der kurzen Zeit dieser revolutionären Plexiglas-Uhr gelungen, sich von Deutschland in ein chinesisches Sowjetgebiet durchzuschlagen, das obendrein von feindlichen Truppen umzingelt war?

Unmöglich wäre es nicht. Mag aber auch sein, dass der Block aus transparentem Bakelit ist, oder aus Glas, obwohl er nicht so aussieht. Dann müsste man sich nur noch über die Bauhaus-Form des Weckers wundern. Fragen kann man sich aber auch mal, warum die Zeiger auf zwanzig vor zwölf stehen? Vielleicht sollen sie uns ja darauf hinweisen, dass es im deutschen Sprachraum viel öfter zwanzig vor als zehn vor zwölf ist, aber niemals fünfzehn vor zwölf, weil man lieber Viertel vor zwölf sagt. Na, höchstwahrscheinlich nicht.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (6)


02.12.2006 | 19:04 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Die untere Etage


Vorsicht mit Chesterfield-Sofas! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Island, Elfen, Bevölkerung, entspanntes Verhältnis, Elfenbeauftragte des Bauamts Reykjavik, dazu müssen wir nichts mehr sagen, das hat inzwischen selbst die Apothekenrundschau mehrfach erledigt. Aber auf die neue isländische Betonpflasterplatte Huldufolk (via Mocoloco) kann man schon noch mal gesondert hinweisen. Sie ermöglicht auch etwas kleineren und unsichtbareren Isländern das bequeme Emporsteigen aus dem Untergrund trotz Flächenversiegelung. (Eine Version mit Aufzug für im Rollstuhl sitzende Elfen muss warten, bis die Isländer eine Elfengleichstellungsbeauftrage einführen.) Jedenfalls ein relativ kleines Entgegenkommen für relativ kleine übernatürliche Staatsbürger – in Hongkong werden schon mal ganze Etagen weggelassen, damit Drachen bequem durch das Haus gucken können.


... 31 32 33 34 35 [36] 37 38 39 40 41 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Unsittliche Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Spaß-Champagnerflasche mit Schleim drin

- Placeboeffekt

- Hotelbett unordentlich hinterlassen (Rock'n'Roll)

- Flötentöne aus der Flüstertüte

*  SO NICHT:

- Knirschen (Zähne, Kies)

- aufblasbare Sonne im Kofferraum

- Sudden Death (ausser beim Eishockey)

- Verlade für Doofe


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Carriers", Àlex Pastor / David Pastor (2009)

Plus: 37, 41, 42, 48, 64, 80
Minus: 1, 2, 117, 138
Gesamt: 2 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV