Riesenmaschine

05.05.2008 | 09:01 | Anderswo | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Ein durchschnittlicher Tag in der Aufzugfirma


Das Bild oben rechts zeigt eine verwirrte Person (Foto: Kathrin Passig)
Nein, man könne den Lift nicht mehr zurücknehmen, nur weil er elf Knöpfe und das Hotel siebeneinhalb Stockwerke habe. Schliesslich sei er schon aus der Originalverpackung entnommen worden. Nein, nicht einmal, wenn der Absender das Porto trage. Und was das überhaupt sei, ein Stockwerk "3M". Man fertige gern für jeden Sonderwunsch der Kunden einen Spezialaufzug an, gegen entsprechenden Aufpreis natürlich. Davon sei hier aber nie die Rede gewesen, im Gegenteil, im Auftrag seien ausdrücklich betrunkene spanische Studenten als Zielgruppe des smart city hostel Edinburgh genannt, für die "irgendein alter Flaschenzug mit Eimern" allemal ausreiche. Diese Spezifikationen habe man ja wohl übererfüllt. Man schlage vor, dass der Kunde sich mit der Lieferung irgendwie arrangiere oder eben einen neuen Auftrag erteile. Was ihm jederzeit freistehe. Und einen schönen Tag noch.

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20.01.2008 | 17:29 | Berlin | Vermutungen über die Welt

Ein schöner Tag in der Unibibliothek


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Höbelmanns Telefon klingelte. "Spontan-Telko", bellte Bibliotheksleiter Möckel aus der Leitung. "Issue: Handyproblem." – "Hmhm", brummte Höbelmann, der schon lange bitterlich bereute, dass die Abteilung Möckel zum Geburtstag das Buch 'Marketingdeutsch für Anfänger' geschenkt hatte. – "Sehen Sie: Die Leute telefonieren immer noch. Sie scheinen unsere Verbotsschilder nicht zu bemerken." – "Aber, hm. Glauben Sie nicht, die Leute sehen die Schilder und es ist ihnen bloss egal?" – "Neinnein. Höbelmann, ein bisschen mehr Customer Trust! Da muss die Attentiveness erhöht werden." – "Vielleicht ... grössere Schilder?" – "Neinnein. Das Look+Feel muss stimmen. Nicht einfach nur Schilder. Das muss irgendwie begreifbarer werden. Ausserdem müssen wir edgier werden. Was machen diese junge Leute denn gerne?" – "Nun, im Int..." – "Genau, surfen. Beach! Wasser! Da müssen wir auch hin. Den Kunden in seiner Lebenswelt abholen, Consumer Insight ist das Stichwort." – "Ah, und ..." – "Höbelmann, kaufen sie Luftmatratzen. In Handyform. Viele!" – "Wie, ich ..." – "Genau, wir sehen uns dann zum um vier beim Profitcenter-Meeting im Konfi."

Möckel lehnte sich lächelnd zurück. Das Ganze war in Form einer Backloading Strategy angelegt, im Q2 2008 würde er den Werbedruck weiter steigern. Bloss wie? Mit Leuten, die als Handy verkleidet durch die Bibliothek laufen und von anderen Leuten, die als Polizisten verkleidet sind, vollkommen lautlos niedergeprügelt werden? Einem Zeppelin über dem Gebäude in Form eines durchgestrichenen Handys? Oder, er hatte es: einfach durch laute Durchsagen im 30-Sekunden-Takt!

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28.12.2007 | 17:27 | Berlin | Alles wird schlechter | Zeichen und Wunder

Noch ein ganz anderer Tag in der Firma


Bremerhaven (Honolulu) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Vizepräsident Sasel hatte die Abteilung "Forschung & Entwicklung" komplett umstruktieren lassen; sie hiess jetzt "Entwicklung & Forschung". Auch Büschelings Abteilung "Innovation" erschien Sasel zu wenigversprechend und wurde in "Innovationen" umbenannt. Büscheling sah sich dadurch erheblichem Erwartungsdruck ausgesetzt, reagierte jedoch vorbildlich und lobte nach einer achtmonatigen Motivationsevaluationsstudie eine Hawaiiinseltour für den innovationsfreudigsten Mitarbeiter aus. Das Resultat konnte sich durchaus sehen lassen: Kellerbach hatte eine Erweiterung für die Navigationssoftware geschrieben, mit der man Start und Ziel gleichzeitig eingeben konnte – für den Fall einer Rundreise. Nachdem Zeisel aus der Planungsplanung in einem Nutzerscanning hatte feststellen können, dass das mit Abstand beliebteste Navigationsreiseziel Baden-Baden in Baden war, zögerte Büscheling keine Minute, die Learnings daraus direkt implementieren zu lassen. Kellerbach schwärmte noch lange von Mauna Loa.

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11.11.2007 | 20:43 | Was fehlt | Zeichen und Wunder

Ein weiterer Tag in der Firma


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Letztlich war er selbst – Berzel dachte über sich stets in der dritten Person nach – der einzige, der ihn selbst wirklich verstand, dachte Berzel bei sich. Es war an der Zeit, seine eigenen Ratschläge aus "Berzel's Original Karrierephasenstrategie" zu beherzigen und von "Der Pilz – Berzel's Original Einbeinphase©" auf "Der Mensch – Berzel's Original Zweibeinphase©" umzustellen und sich ein strategisches zweites Standbein innerhalb des Konzerns aufzubauen. Als Assoziiertes Mitglied der Vizeleitung PC-Dienstleistungen war er schon dicht dran. Aber erst als Vorstand PC-Dienstleistungen würde er die Kompetenz bekommen, in der Firma den neuen Bereich aufzubauen, den er schon so lange plante – und jetzt wollte Beusecke weg: ein Angebot über zwovierzig plus Bonus, Dienstsänfte, Südbüro, zwei Sekretärinnen mit Sekretärin und volle Entscheidungsgewalt über Abteilung FFF.

Über den neuen Bereich hatte Berzel noch kein Wort verloren, vor niemandem, aber er arbeitete bereits fieberhaft an der Präsentation. Er wollte dem Vorstand, seinen zukünftigen Kollegen, zeigen, wo es strategisch hingehen müsse, auch von der Motivation her. Er hatte schon so lange die Gesichter der Kollegen beobachtet, alle schienen es zu wollen, das konnte er in ihren Augen sehen. Und dann friss oder stirb, dachte Berzel, wenn sie nicht wollen, macht er sich eben damit selbstständig.

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22.10.2007 | 12:21 | Fakten und Figuren

Ein schöner Tag in H0


Im Vordergrund aktuelle Fabriken, die Aktuelles herstellen, im Hintergrund aktuelle Stromerzeugungsformen (Foto: Kathrin Passig, Standort Berlin Ostbahnhof, aber auch Bremen et al.)
Es war wieder einmal Zeit für einen Katalog mit Novitäten. Der greise Herr Faller sog nachdenklich an seiner Pfeife und betrachtete die in Öl gemalte Präsentation, die seine Untergebenen gemessenen Schrittes an ihm vorbeitrugen. Viel war draussen in der Welt offenbar passiert in den letzten Jahren. Na, da würde man eben einen VW-Bus ins Sortiment aufnehmen müssen, und auch so einen modischen Fernsehturm, wie ihn die Berliner unlängst hatten errichten lassen. Sogar einige neue Bundesländer gab es, denen man sich wohl widmen musste. "Nach der Wende renoviertes Haus mit Ruinengrundstück, Graffiti an Garage und Schutzzaun", so mochte es gehen, oder war das doch eine Spur zu gewagt? Bedenklich wiegte Faller den Kopf. Das nächste Ölgemälde zeigte den neuen Freizeittrend "Camping", hier würde man unbesorgt einen Themenschwerpunkt setzen können. Auch die "Verladerampe mit Milchkannen" schien dem Patriarchen zukunftsträchtig, das "Zaunkonzept 2007" gediegen. Blieb nur noch ein letztes Problem zu lösen: Wohin mit den unzähligen Funktürmen, die man um die Jahrtausendwende herum voll Enthusiasmus über die neue Technologie hatte anfertigen lassen? Vom Kunden wurden sie nicht recht angenommen. Konnte man sie irgendwie umfunktionieren, zu einer Art Windmühlen vielleicht? Windmühlen, davon hatte man die Fallerschen Söhne in den letzten Jahren manches Mal reden hören. Nun, er war der Letzte, der einer sinnvollen Neuerung im Wege stehen wollte. Dann also in Gottes Namen Windmühlen.

(Quelle: Neuheiten Faller 2007, PDF, 11 MB.)

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