Riesenmaschine

11.11.2007 | 20:43 | Was fehlt | Zeichen und Wunder

Ein weiterer Tag in der Firma


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Letztlich war er selbst – Berzel dachte über sich stets in der dritten Person nach – der einzige, der ihn selbst wirklich verstand, dachte Berzel bei sich. Es war an der Zeit, seine eigenen Ratschläge aus "Berzel's Original Karrierephasenstrategie" zu beherzigen und von "Der Pilz – Berzel's Original Einbeinphase©" auf "Der Mensch – Berzel's Original Zweibeinphase©" umzustellen und sich ein strategisches zweites Standbein innerhalb des Konzerns aufzubauen. Als Assoziiertes Mitglied der Vizeleitung PC-Dienstleistungen war er schon dicht dran. Aber erst als Vorstand PC-Dienstleistungen würde er die Kompetenz bekommen, in der Firma den neuen Bereich aufzubauen, den er schon so lange plante – und jetzt wollte Beusecke weg: ein Angebot über zwovierzig plus Bonus, Dienstsänfte, Südbüro, zwei Sekretärinnen mit Sekretärin und volle Entscheidungsgewalt über Abteilung FFF.

Über den neuen Bereich hatte Berzel noch kein Wort verloren, vor niemandem, aber er arbeitete bereits fieberhaft an der Präsentation. Er wollte dem Vorstand, seinen zukünftigen Kollegen, zeigen, wo es strategisch hingehen müsse, auch von der Motivation her. Er hatte schon so lange die Gesichter der Kollegen beobachtet, alle schienen es zu wollen, das konnte er in ihren Augen sehen. Und dann friss oder stirb, dachte Berzel, wenn sie nicht wollen, macht er sich eben damit selbstständig.

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22.10.2007 | 12:21 | Fakten und Figuren

Ein schöner Tag in H0


Im Vordergrund aktuelle Fabriken, die Aktuelles herstellen, im Hintergrund aktuelle Stromerzeugungsformen (Foto: Kathrin Passig, Standort Berlin Ostbahnhof, aber auch Bremen et al.)
Es war wieder einmal Zeit für einen Katalog mit Novitäten. Der greise Herr Faller sog nachdenklich an seiner Pfeife und betrachtete die in Öl gemalte Präsentation, die seine Untergebenen gemessenen Schrittes an ihm vorbeitrugen. Viel war draussen in der Welt offenbar passiert in den letzten Jahren. Na, da würde man eben einen VW-Bus ins Sortiment aufnehmen müssen, und auch so einen modischen Fernsehturm, wie ihn die Berliner unlängst hatten errichten lassen. Sogar einige neue Bundesländer gab es, denen man sich wohl widmen musste. "Nach der Wende renoviertes Haus mit Ruinengrundstück, Graffiti an Garage und Schutzzaun", so mochte es gehen, oder war das doch eine Spur zu gewagt? Bedenklich wiegte Faller den Kopf. Das nächste Ölgemälde zeigte den neuen Freizeittrend "Camping", hier würde man unbesorgt einen Themenschwerpunkt setzen können. Auch die "Verladerampe mit Milchkannen" schien dem Patriarchen zukunftsträchtig, das "Zaunkonzept 2007" gediegen. Blieb nur noch ein letztes Problem zu lösen: Wohin mit den unzähligen Funktürmen, die man um die Jahrtausendwende herum voll Enthusiasmus über die neue Technologie hatte anfertigen lassen? Vom Kunden wurden sie nicht recht angenommen. Konnte man sie irgendwie umfunktionieren, zu einer Art Windmühlen vielleicht? Windmühlen, davon hatte man die Fallerschen Söhne in den letzten Jahren manches Mal reden hören. Nun, er war der Letzte, der einer sinnvollen Neuerung im Wege stehen wollte. Dann also in Gottes Namen Windmühlen.

(Quelle: Neuheiten Faller 2007, PDF, 11 MB.)

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09.10.2007 | 14:24 | Berlin | Sachen kaufen

Wiederum ein Tag in der Firma


Spezialgeschäfte neigen ab und an zur Überspezialisierung (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Aber Steiermann gab sich nicht geschlagen. Zeisel und Stilicke mochten einen Überraschungshit gelandet haben – der Vertrieb stand immer noch hinter ihm wie ein Mann. Das hatte er seinerzeit über die Einführung von doppelt rückvergüteten, nachträglichen Vorschüssen im Nichteintretensfall hinbekommen, inzwischen Branchenstandard, wie so viele Steiermann-Entwicklungen. Ausserdem hatte er Vonnebrink den Eigenbeleg in der Spesenabrechung durchgehen lassen. Als es im August an die Verteilung des Nächstjahresbudgets ging, hielt er sich an sein Lieblingsbuch, "Sun Tzu für Abteilungsleiter" – und beantragte zur Überraschung aller eine Halbierung seines eigenen Etats. Drei Tage gab es kein anderes Thema in der Kantine, dann ging der Plan auf: Vizepräsident Sasel gab die Maxime "Maximum Nullrunde" aus und das grosse Unterbieten begann, Zeisel und Stilicke taten cool, waren aber am Ende. Als die Gesamteinsparungen bei 24% angekommen waren, liess Steiermann die Bombe hochgehen und präsentierte seinen neuen Vertriebsplan, zu finanzieren aus dem freigewordenen Etat: die Zeit der grossen Verkaufsflächen sei vorüber, in Zukunft solle für jedes Zubehörteil eine eigene Filialkette aufgebaut werden. Noch aus dem Flugzeug stimmte Sasel per SMS zu, unter der Bedingung, dass McKinsey ein "ernstzunehmend teures Konzeptpapier drumherum" entwickle und man eingedenk der alten Firmenstrategie mit dem bescheuertsten Zubehörteil anfange – Funktionsbeweis des schwächsten Glieds der Kette, wie es Sasel zu nennen pflegte.

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04.10.2007 | 10:09 | Vermutungen über die Welt

Ein schöner Tag in einer kleinen Agentur


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es war alles so schwierig geworden in der Welt von heute! Die Mitarbeiter der namenlosen kleinen Agentur rangen die Hände. Wenn es doch nur ein verbindliches Nachschlagewerk gäbe, in dem man einfach nachsehen könnte, ob man nun "zu Hause", "Zuhause", "zuhause" oder "zu hause" schreiben sollte! Einfach irgendwas ausprobieren ging natürlich nicht, das sah man ja an den T-Home-Plakaten "Grenzenlos Zuhause", "Filmreif Zuhause" und "Neugierig Zuhause", die deutschlandweit von Germanisten mit Schmutz beworfen wurden. Das durfte der Familien für Kinder gGmbH auf keinen Fall passieren. Als die Not am grössten war, fasste sich das Mariechen ein Herz. Es war Praktikantin, und es sagte mutig: "Wir könnten alles gross schreiben, dann merkt man schon mal nicht, wie schwer das mit der Gross- und Kleinschreibung ist. Und dann lassen wir so eine ganz kleine Lücke zwischen 'zu' und 'Hause', und wenn sich dann jemand beschwert, dann sagen wir einfach 'Ist doch zusammen!' oder 'Ist doch auseinander!'. Also, das ist jetzt nur meine Meinung ..." Dann verstummte das schüchterne Mariechen wieder. Hei, war das ein Jubel in der kleinen Agentur!

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01.10.2007 | 02:33 | Alles wird schlechter

Ein schöner Tag bei der ARD


Demnächst auch auf dem Nintendo DS (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
"Haha, oder so: Wir bieten den Leuten unseren Videotext per Faxabruf an." – "Ja, genau, aber den Faxabruf können sie nur per SMS aktivieren. Sende TEXT + Seitennummer an 89234." – "... und die Nummer steht natürlich exklusiv nur auf unseren Videotext-Seiten." – "Genial! ... obwohl, noch besser: Wir lassen einen Praktikanten die Videotext-Seiten abfotografieren und verschicken sie als MMS." – "Ha! Wir lassen ihn die gefaxten Videotext-Seiten abfotografieren!" – "Juchhu! Der Preis für den dämlichsten crossmedialen Marketing-Approach des Jahrzehnts ist unser! Schon 2007!"

In diesem Moment bemerkten die beiden Assistenten des Cross-Media-Beauftragten der ARD, dass ihr Chef schon seit Minuten nichts mehr gesagt hatte. Sie verstummten, denn sein eisiger Blick verriet: Sein eingangs der Sitzung gemachter Vorschlag, dass man sich ausgewählte Seiten des ARD-Videotexts ab Herbst 2007 direkt auf ein internetfähiges Handy schicken lassen kann, um so endlich unterwegs über das ARD-Programm, Sportergebnisse und die neusten Nachrichten informiert zu werden, war vollkommen ernst gemeint.

"Diese Deppen", dachte der Cross-Media-Beauftragte. Aber die würden sich noch schön wundern, wenn sie erstmal von seinem nächsten grossen Wurf erführen: Dem ARD Text im Auto, bei dem der Fahrer Teletextnachrichten in seinem Rundfunkempfänger auswählen kann, um sie sich während der Fahrt von einem Sprachwiedergabesystem vorlesen zu lassen. Wenn ihm doch bloss endlich ein Weg einfallen würde, wie man das ganze BTX-kompatibel machen könnte.

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