Riesenmaschine

14.08.2005 | 01:17 | Anderswo | Supertiere

Rapp aus Österreich


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Städtemarketing ist immer eine schwierige Sache, denn letztlich, machen wir uns mal nichts vor, sind sich Städte alle ziemlich ähnlich. Die meisten Städte haben sich irgendwann in den letzten zehn Jahren städtemarketingtechnisch beraten lassen, mit recht einheitlichen Ergebnissen: meist wurden einfach ein paar bunt bemalte Löwen aufgestellt, Frösche, Bären, Haie, Orcas, Büffel, Elche, Fische, Schweine, Schweine, Hans-Hummel-Figuren, Lipizzaner oder Dinosaurier, je nachdem halt, und alle Städte, denen gar nichts einfiel, nahmen Kühe. Im niederösterreichischen Waidhofen an der Thaya hat man sich zum Glück gegen solchen Unfug und für die Errichtung einer Waldrapp-Voliere entschieden.
(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Eine so grossartige Waldrapp-Voliere gibt es sonst nirgends, genaugenommen gibt es andernorts noch nicht einmal weniger grossartige Waldrapp-Volieren und man kann also ohne weiteres sagen, dass Waidhofen an der Thaya sich mit diesem Coup an die internationale Spitze der Waldrappvolierenstädte katapultiert hat. Da ist die dazugehörige Waldrappstatue (überlebensgross) aus massivem Silber nicht übertrieben, und weit grössere Städte können waldrapptechnisch einfach mal einpacken. So geht es nämlich auch!


14.08.2005 | 00:35 | Sachen kaufen

Alt, aber schön


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Neue, verrückte Technik schön und gut, aber irgendwann muss man sich auch einmal fragen, wie das denn am Ende aussieht. Es ist z.B. nicht möglich, einen gutaussehenden MP3-Player zu bauen, oder aber einen hässlichen, weil, naja, weil sie so klein sind, dass man den Unterschied kaum sieht. Beim Discman hingegen (für Leser, die jünger als 50 sind: es handelt sich dabei um einen tragbaren CD-Player, ja, ich weiß, CDs, das sind diese unförmigen, riesigen Schallplatten), beim Discman also war die ästhetische Orientierung noch sehr einfach. Zum Vergleich: hier ein nachdrücklich hässlicher Vertreter, und nebenan abgebildet das eindeutig schönste Exemplar der Gattung, der Philips AX7201. Er sieht genauso aus wie dieses tolle Raumschiff aus diesem einen Film da. Zunächst glänzt er kühl, intellektuell, silbrig, in einem fast schon arroganten Understatement. Dann ist er nicht nur extrem dünn, sondern gar "super slim" (so dünn, dass der handelsübliche Kopfhörerstecker zu dick ist), außerdem so extrem leicht, ja "ultra lite", dass man sein Gewicht erst spürt, nachdem man die Akkus eingebaut hat – natürlich spezielle, extrem leichte und dünne Akkus. Da spielt es keine Rolle, dass dieses tolle Ding nicht zum Joggen oder Skaten geeignet ist, nein, es braucht schon eine ruhige Umgebung, z.B. eine Magnetschwebebahn, aber es ist sowieso nicht zum Mitnehmen gedacht, eigentlich auch nicht zum Musikhören, es soll einfach nur daliegen, gutaussehen und andere Leute beeindrucken. Und genau das beherrscht das Gerät am besten. Solche Antiquitäten hebt man gerne für besondere Anlässe auf.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


13.08.2005 | 21:44 | Was fehlt | Papierrascheln

Briefe, wie wir scannen


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Liebende auf Distanz haben in diesen Zeiten grosse Vorteile, wo man SMS to Skype per Mail via WAP-Handy qua MMS eine Voicemail von überall auf dem Planeten für überall auf dem Planeten hinterlassen kann (ausser E-Plus bei mir im Schlafzimmer). Ein neuer Liebesbrief-Trend begegnet dem Mangel an persönlicher Intimität, den die elektronischen Botschaften oft mit sich bringen. Man schickt sich inzwischen gescannte, handschriftliche verfasste Liebesbriefe. Die sind obendrein fast vollkommen abhörsicher, bei einigen Menschen für Unbefugte bzw. Ungeübte sogar absolut überhaupt nicht zu entziffern. Auf einen Workaround, der die früher gepflegte Sitte ersetzt, einen ordentlichen, sehnsüchtigen Liebesbrief mit diversen körpereigenen Aromen zu versehen, warten wir jedoch noch.


13.08.2005 | 14:09 | Sachen kaufen | Sachen anziehen

Folgt der Zimtsandale


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es wäre uns ein Leichtes, an dieser Stelle aus den Textbausteinen "Jean 'Darm und Po' Pütz" und "jetzt auch in den Varianten 'Quattro Formaggi', 'Pilzragout' und 'Sport'" im Handumdrehen einen zynischen und zimtsandalenverachtenden Kommentar zu basteln. Brüder oder Schwestern, fassen wir uns stattdessen an den Händen oder Füßen und feiern die Vielfalt der Warenwelt, den Segen des tiefen Sortiments und die Tatsache, dass es immer mehr von allem gibt. Es ist nicht die Existenz der Zimtsandale, die wir hier ausdrücklich loben, sondern eine Welt, in der die Zimtsandale möglich ist. Anderswo* wären die Kinder froh, wenn sie so schöne Zimtsandalen hätten.

* Wir wissen nicht genau, wo, aber irgendwo da draußen gibt es ziemlich viele Orte, an denen das gleichzeitige Auftreten von Kindern, Frohsein und Zimtsandalen zumindest denkbar erscheint.


13.08.2005 | 02:59 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Mehr Öl, weniger Tiere


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es gibt ja viele gute Gründe, gerade in der Arktis Erdöl zu fördern, z.B. kann man ausgelaufenes Öl auf dem Schnee leicht finden, und man muss nicht mühsam Frischfleisch einfliegen, weil die Karibus direkt vor der Haustür grasen. So denkt man, wenn man morgens im Halbschlaf erst an der Tankstelle mit den Benzinpreisen, dann an den neuen WWF-Plakaten vorbeiläuft. Moment aber, WWF, fragt man sich Stunden später, war das wirklich die Vereinigung der Ölfördergesellschaften, oder nicht vielleicht doch eher diese Tierschutzgeschichte?

Einerseits ist intelligente Werbung prinzipiell lobenswert, und ganz schön clever, etwas zu verdammen, indem man so tut, als fände man es sinnvoll. Andererseits werden Menschen zwar per Default mit einer Art Großhirn ausgestattet, verwenden dieses Modul doch aber, das zeigen eigentlich alle Untersuchungen, eher selten, und zwar weil es ja auch irgendwie ohne geht. Wäre es da nicht etwas weniger riskant, einfach weiter an die niederen Instinkte zu appellieren und Bilder von ölverschmierten Vögeln mit großen, anklagenden Augen auf die Plakate zu drucken?

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


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