Riesenmaschine

30.08.2005 | 13:47 | Berlin | Alles wird besser

Jenseits der guten Sitten


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Zukunft der Sexualität liegt, wie man mit einem Blick in dieses Internet leicht feststellen kann, in der Diversifikation, hat man doch in letzter Zeit herausgefunden, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Dinge interessant finden. Einer der durchaus drittgrößten Interessenbereiche ist am Samstag, den 3. September, in Berlin auf dem Folsom Europe*-Straßenfest vertreten: es geht um Leder/Fetisch, wie die Schwulen sagen bzw. SM, wie die Heteros sagen, in jedem Fall um "eine Veranstaltung, die jenseits der guten Sitten liegt und an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten ist", wie die Berliner CDU sagt. In San Francisco, wo es dasselbe schon seit 1984 gibt, zieht die Folsom Street Fair um die 300.000 Besucher an, und hey! Diese Sexualitätsangelegenheiten könnten ja eventuell ein Wirtschaftsfaktor sein! So denkt man sich im Berliner Senat, bei der IHK und bei der Berlin Tourismus GmbH; vermutlich, nachdem man einen Blick in dieses Internet geworfen hat. Wir sind stolz auf unsere Stadt, in der man sich so kluge Dinge denkt, und erwarten gespannt weitere Entwicklungen und Ausdifferenzierungen (gemeinsame Fußfetisch-/Flipflop-Messen, DB-Sonderfahrten der bisexuellen Trainspotter), die wir, wenn es demnächst so weit ist, uneingeschränkt befürworten werden. Schon aus Prinzip.


30.08.2005 | 12:41 | Anderswo | Vermutungen über die Welt

Die meisten wissenschaftlichen Arbeiten sind falsch!


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Dr. Ioannis Ioannidis, Epidemiologe von der Universität Ioannina: Auf so einen schlechten Fake fallen wir nicht rein! In Wirklichkeit heißt der Epidemiologe mit dem spaßigen Namen vermutlich Epimenides und ist Kreter (natürlich wäre es ein Traum, wenn die Universität Ioannina auf Kreta läge, vermutlich tut sie das nicht – aber ich bin nicht bereit, mir dies durch voreiliges Googeln falsifizieren zu lassen). Dr. Ioannidis hat jetzt folgendes herausgefunden: Die meisten veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten sind wahrscheinlich falsch! Probleme mit den Versuchsanordnungen und statistischen Verfahren führen dazu, dass eine Wahrscheinlichkeit von weniger als 50 Prozent besteht, dass die Ergebnisse einer beliebigen wissenschaftlichen Arbeit richtig sind. Ioannidis macht dafür die geringe Größe der Samples, ein schlechtes Studiendesign, die Befangenheit der Wissenschafter, eine selektive Auswertung und andere Probleme verantwortlich. Sogar große, gut geplante Studien stimmten nicht immer. Und das hat Dr. Ioannidis veröffentlicht. Natürlich in einer wissenschaftlichen Studie.

Die Pointe erspare ich mir, aber sie erinnert dann doch stark an den Kreter Epimenides, der behauptet, dass alle Kreter lügen.


30.08.2005 | 11:32 | Berlin | Zeichen und Wunder

Genuss durchs Telefon


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Mehr etwas für die Hohlspiegel-Ecke, wenn man kapiert hat, was Berlins dümmste Zeitung uns da heute eigentlich mitteilen und anpreisen will. Wenn nicht, kann man gut und gerne schon mal minutenlang vor dem Aufsteller verweilen und in meditatives Grübeln verfallen, was für rätselhafte Genüsse sich da wohl im Rahmen der großen Telefon-Aktion mit dem Abnehmen des Hörers einstellen mögen.


30.08.2005 | 03:42 | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

There will be light


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Es gibt Zukunftsvisionen, die sind so erschreckend phantastisch, dass man vor lauter Verzückung nicht mehr weiß, wo vorne und also gehen wir es mal logisch an. Es geht um Licht. Licht kann einerseits Dinge beleuchten, Beispiele Sonne, Glühbirne, Kerze. Licht kann zum anderen aber auch Informationen übermitteln, entweder einfach durch Farbe, Beispiel Ampel, oder durch kompliziertes Herumspielen an diesen Wellen, aus denen Licht ja wohl besteht, Beispiel Glasfaserkabel. Und jetzt folgendes: Man könnte eigentlich auch beides miteinander verbinden, und zwar indem man endlich die mittelalterliche Glühbirne abschafft und durch schöne, leistungstarke LEDs ersetzt. Es ist schwer, die Konsequenzen dieser Entwicklung auszumalen, ohne sofort vor Freude völlig durchzu, aber plötzlich könnten alle Geräte, die Licht aussenden (und das wird bald jedes Gerät können wollen), miteinander kommunizieren; Autos werden mit Ampeln sprechen, Kühlschränke mit Brotschneidemaschinen, Straßenlaternen mit Straßenlaternen (sie mögen keine Fremden). Und es geht noch weiter: Die Tageszeitung, die SMS, ja, das komplette Internet wird direkt aus der Schreibtisch-LED kommen – endlich wird der Laptop mit Recht sagen können "geh mir aus dem Licht, ich verstehe nichts". Man wird Kabel durch Lichtschranken ersetzen, es wird light-mails geben und light-commerce, und am Schluss wird das Elektron, die Geißel des 20. Jahrhunderts, verzweifelt aufgeben und das Feld dem würdevollen, unantastbaren, masselosen Photon überlassen. Zu diesem Zeitpunkt sitzen wir alle schon in leeren, weißen Räumen, von allen Seiten mit Power-LEDs angestrahlt, starr vor Begeisterung und Euphorie.


29.08.2005 | 23:47 | Alles wird schlechter | Vermutungen über die Welt

Madonna wird alt


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Wenn einen von Zeit zu Zeit das Gefühl beschleicht, dass trotz großer Warenvielfalt und allgemeiner Buntheit der Welt alles immer gleicher und ähnlicher wird, dann liegt das vor allem an der Marktforschung. Jedes neue Produkt und die Werbung dafür werden ordentlich durchgetestet, bis es entweder erfolgversprechend ist oder sein Waterloo in Hassloch erlebt. Dieser Marketingtrend hat schon länger Eingang in die Kultur gefunden – die meisten Hollywood-Produktionen werden ganz selbstverständlich einem Testpublikum vorgeführt, dessen Urteil über Umschnitt oder Änderung des Endes entscheidet. Madonna, die Popikone von sich selbst, scheint ihr vielgelobtes Gespür für Trends und Strömungen verloren zu haben, denn für ihr neues Album greift auch sie zu den Methoden der Marktforschung. In Clubs zwischen Liverpool und Ibiza wurden im Juni die Tracks des neuen Albums (ohne ihre Stimme) gespielt. Die Reaktion des unwissenden Publikums entschied über die Trackauswahl auf dem Album "Confessions on a Dancefloor". Wir sind hin- und hergerissen. Auf der einen Seite könnte nach den beliebten Geheimkonzerten ein schöner neuer Trend Geheimsongs werden – eine charmante, ausbaufähige Antwort auf die andauernde Hit- und Chartattacke mit kleinen Liedern von großen Namen. Auf der anderen Seite ist es keine angenehme Vorstellung, irgendwann nur noch Filme, Songs, Bücher zu bekommen, die jemand anderes schon mal gegessen hat. Wer möchte schon, dass tausend betrunkene 18-jährige Engländer über die Lieder entscheiden, die man hört? Niemand (außer Madonna offenbar).


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