Riesenmaschine

13.12.2005 | 05:57 | Nachtleuchtendes | Sachen kaufen

Konsequent hell


Gibt es auch in bunt (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Weihnachten, das heisst Oktober bis Ostern, ist leider die Zeit der Punktwolkenaufhellung. Was das bedeutet, erkläre ich gleich, aber vorab sei angemerkt, dass Licht, auch gern sehr viel Licht, prinzipiell gut und richtig ist. Entscheidend dabei ist jedoch die Struktur der Beleuchtung: Weihnachten hat das Ziel, durch möglichst viele, meist unregelmässig verteilte punktförmige Leuchten eine Art Besinnung hervorzurufen. Dies ist der völlig falsche Ansatz, und er funktioniert ja auch nicht, wie die hohen Selbstmordraten beweisen. Viele, kleine Lichter verwirren nur, sie verbreiten Irrsinn und Kleingeist und lenken von den grossen Problemen ab, also zum Beispiel, aber das weiss wohl jeder selbst. Zudem verweisen sie implizit ständig auf die grosse Finsternis zwischen ihnen, und das muss ja wohl nicht sein.

Die Gegenmassnahme ist so einfach, dass man sich fast schämt, es hinzuschreiben: Grosse, gleichfömige Beleuchtungsapparate, die Licht in breiten Strömen, ähm, ausströmen. Zum Beispiel diese einigermassen neuartigen "Twist Together" Lichtschirme von Glide, die man, und hier muss man fast in helle Begeisterung ausbrechen, sogar kaufen kann, nagut, nicht überall (zum Beispiel nicht in Puerto Rico, deshalb fast), aber immerhin nur für ein paar hundert Dollar. Aus schön rechteckigen Kisten (nein, Behagliches muss nicht rund sein) läuft die Photonensuppe ruhig, gleichmässig, aber kraftvoll in den Raum und ergreift alle Anwesenden, vermutet man jedenfalls, mit einer solchen Zuversicht, dass man sie gleich noch den Sommer durch anlässt. Die Sonne ist ja vergleichsweise eher nervös und hektisch.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


13.12.2005 | 05:31 | Supertiere | Fakten und Figuren

Killerbienen V2.0


Mörder während der Mittagspause (Foto: vickyb) (Lizenz)
Erinnern Sie sich noch? Mit erhobenem Stachel brummten sie vor ein paar Jahren eine Zeitlang durch alle unverschlossenen Sommerlöcher – afrikanische Bienen waren von einem irren Wissenschaftler mit europäischen verpaart worden, und wälzten sich jetzt als tödliche Lawine aus Killerbienen durch Mittelamerika. Niemand widerstand dem Vormarsch der entsetzlichen Insekten, und heute ist Nordamerika eine menschenfeindliche, honigverklebte Wüste, in der jeder sich selbst der Nächste ist. So weit, so furchtbar. Nun aber kommt alles noch viel schlimmer, jetzt haben nämlich andere irre Wissenschaftler herausgefunden, dass Bienen sich menschliche Gesichter merken können. Wenn jetzt den Kleinkriminellen noch jemand Schlagringe und Baseballschläger beibringt, wird es zappenduster für die menschliche Zivilisation. Sollten Sie neunmalklug einwenden wollen, dass diese Gesichtserkennungsmeldung genauso irreführender Blödsinn ist wie damals die Meldung, dass Tauben Picasso erkennen, dann nehmen Sie sich in acht! Eine Killerbiene mit ihrem Gesicht drin ist womöglich schon unterwegs – irre Wissenschaftler verstehen keinen Spass.


13.12.2005 | 02:08 | Alles wird schlechter

Um die Ecke gebracht


Schiesst in mehrere Richtungen: Der Corner Shot (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Viele Elemente der Kriegführung scheinen direkt aus dem Geschehen in den Kinderzimmern abgeleitet; eine der jüngsten Neuerungen auf diesem Gebiet ist das Um-die-Ecke-Schiessgerät. Der bei gizmag gesehene Corner Shot ermöglicht das Umbringen des Feindes, noch bevor er einen gesehen hat und sorgt damit für einen schönen Überraschungseffekt. Wo soll das, wenn wir die Frage noch einmal strapazieren dürfen, alles hinführen? Schüttelt man sich in amerikanischen Militärgefängnissen nur noch mit versteckten Elektroschockern die Hand? Und an der Front, im Stinkbombenhagel? "Lasst mich zurück! Ich bin auf ein Furzkissen getreten!"? Zeit, dass der Krieg einmal erwachsen wird.


12.12.2005 | 18:20 | Essen und Essenzielles

Am Ende einer langen Nacht


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wer sich professionell mit Genussgiften befasst wird feststellen, dass der Umgang mit dem Drumherum der Genussgifte dem immergleichen Vier-Stufen-Muster folgt: Egalheit, Trendhinterherhechelei, Rückkehr zu den Wurzeln, völliger Klassizismus. Beispiel Rauchen und Feuer. Zuerst ist es völlig wurst, womit man sich die Zigarette anzündet, dann muss es eines dieser komischen Gasfeuerzeuge sein, die eine blau leuchtende, scharf abgegrenzte Stichflamme erzeugen, dann findet man das doof und kauft sich stolz ein Zippo, das findet man dann erst recht doof und landet folgerichtig dauerhaft bei Streichhölzern.

So ist es auch beim Trinken. Der Schädel wird zunächst unkundig mit Aspirin bekämpft, was töricht ist, wie man weiss, denn es erzeugt Mikroblutungen im Magenbereich. Dann bildet man sich und schluckt trendgemäss Paracetamol. Merkt aber irgendwann, dass das die arme Leber umso mehr ärgert. Es folgt Rückkehr zu Alka-Seltzer, das hat zwar auch Acetylsalicylsäure, hat aber basische Komponenten, und dann – dann geht es richtig zurück: Heilerde. HEILERDE! Man kann es nicht oft genug sagen. HEILERDE!!

Wer je den Genuss verspürte, das schlammfarbene Heilerde-Wasser-Gemisch nach einer langen durchsoffenen Nacht zu trinken, ist für alle Zeiten süchtig. Der Geschmack erinnert an eine brackige Pfütze, nach dem Schlucken knirscht es überall leise im Gebiss. Ein Genuss, den man erst mit der Zeit würdigen kann. Heilerde stoppt augenblicklich wie eine Pause-Taste jedwede Schmurgeley im Magen, man kann jeden Alkohol damit subito neutralisieren und anstatt des Morgens vom eigenen Sodbrennen aufzuwachen, schläft man tief und fest wie ein Säugling (Fäustchen!). Möge es die gute, gute Heilerde immer geben!


12.12.2005 | 14:16 | Berlin | Nachtleuchtendes | Zeichen und Wunder

WM-Faser

Öffentlicher Fussball ist heutzutage, sowas wissen auch diejenigen, die ihn mögen, nichts weiter als eine weitere Gelegenheit zum Geldverdienen für diejenigen, die ihn veranstalten (Gruppe 1), und nur eine weitere Partylocation für diejenigen, die tatsächlich noch hingehen (Gruppe 2). (Hier folgt ein langer Abschnitt über Marken, Subversion, Antifa-Reflexe und anderes langweiliges Zeugs.) Damit nicht andere unbefugt Geldströme abzwacken, wacht die Schirmmütze von Gruppe 1, die FIFA, streng über die Verwendung des WM-Logos, dessen immanentes Scheissesein jedem Betrachter klar ist (in der Fachsprache ist das ein sogenannter "Wegkucker"). Erstes Opfer ist der Zwei-Komponenten-Kleber Ferrero-Panini, der doch nichts weiter wollte, als ganz uneigennützig ein paar Balljungenalben unters Jungvolk zu bringen.

Original (links) und Parodie (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Zweites Opfer wird demnächst der Partyausstatter Hoolywood sein, der das Logo unerlaubt gepimpt hat: weg vom ungekämmten Mitgrölen, hin zu Frisur mit Statement, Gesicht mit Pegelzeiger und Kleidung mit Mehrfachfunktion. Die Ehrlichkeit, mit der der Händler für "british shoes and clothing for work'n'play" das Bild von blutigen Fashion Victims (Gruppe 2) mitschwingen lässt, nötigt Respekt ab. Zumindest aber hat er eine fähigere Grafikabteilung als die FIFA.

Markus Kempken | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


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