Riesenmaschine

28.06.2006 | 16:36 | Alles wird besser

Nano, Nano


Wundersame Nanotechnologie (Foto: jurvetson)
Homöopathen und Nanotechnikgläubige eint die Ablehnung der wohl als plump empfundenen Alltagsmaterie, die kleingehext oder gleich ganz wegverdünnt wird, um dann unsichtbar oder abwesend als Mythos paradoxerweise viel besser zu funktionieren als in ihrem mangelnden Erdendasein. Neben dem Weltraumlift versprachen uns die beiden Wenigerlehren so allerlei, und wenigstens die Nanonanos liefern auch. Jüngst zum Beispiel verwirklichten sie tatsächlich den uralten Menschheitstraum von Spinnensuperkräften. Man könnte sich also wirklich nicht beschweren, glühte nicht praktisch zeitgleich die empörende Nachricht durch die Drähte, dass stark verdünntes, böses Nano-Titania in der Sonnenmilch schlecht fürs Gehirn ist. Schon 1986 warnte Nanopapst K. Eric Drexler in seinem Buch Engines of Creation vor "grundlegenden Gefahren für Menschen und das Leben auf der Erde", die von der Nanoprodukten möglicherweise ausgingen. Ob er dabei an homöopathische Sonnenmilch gedacht hat – wer kann es sagen?


28.06.2006 | 10:29 | Berlin | Fakten und Figuren | In eigener Sache

Heute: Weltfusstag im nbi


Gerd Müller (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
What's the Use of Feet If You Haven't Got Legs? fragten sich einst die fantastischen Telefon Tel Aviv. Doch eigentlich müsste die Frage umgekehrt lauten, zumindest heute, wenn wie an jedem letzten Mittwoch im Juni in Deutschland der Tag des Fusses gefeiert wird, dessen unzweifelhafter Höhepunkt die Lamisil-Fusswahl 2006 darstellt.

Obwohl, Moment, "unzweifelhafter Höhepunkt"? Das ist natürlich Quatsch, der Höhepunkt eines letzten Mittwochs im Monat ist traditionell das Après Bunny Format. Und was läge am heutigen Tag näher, als aus Autobiographien von sechs berühmten Podologen bzw. Fussballern zu lesen? So wurden wir Weltmeister, heute abend ab 20.00 Uhr im nbi in der Schönhauser Allee 36, u.a. mit dem Hilfscheckerbunny und drei Bachmannpreisträgern als Gerd Müller, Günter Netzer, Jimmy Hartwig und Franz Beckenbauer.


28.06.2006 | 07:22 | Supertiere | Essen und Essenzielles

Welt am Draht


Bislang unbekannt:
Theremins Heringe holten grad Bier. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Über das Leben der Fische ist dem Menschen zu wenig bekannt. Dem Abhilfe zu schaffen hat sich jetzt eine Wissenschaftlerhorde formiert, die unseren schlüpfrigen Freunden Elektronik unter die Schuppen schieben wird, um dann mit einem Netzwerk aus Empfängerstationen in den Weltmeeren allerhand über die Lieblingswanderwege der Beinlosen zu ermitteln. Die dabei verwendete Technik basiert auf RFID-Tags, die ja sowieso schon bald an allem und jedem baumeln werden. Das ist praktisch und poetisch zugleich, denn nicht nur wird das Bezahlen erleichtert, wenn die Thunfischdose selbsttätig mit der Kasse plauschen kann, auch erfährt man so den Lebensweg des verehrten Verzehrten und wird damit holistisch Teil der Schöpfung und eins mit dem aufgefressenen Kosmos.

Als Erfinder der RFID-Tags gilt übrigens der Russe Leon Theremin, der ansonsten mehr fürs Rumfuchteln vor der gleichfalls von ihm erfundenen Ätherwellengeige bekannt wurde, und über dessen Bewegungen man im Westen jahrzehntelang auch sehr wenig wusste, bis sich Steven M. Martin seiner annahm. Das hat jetzt aber mit Fischüberwachung eigentlich überhaupt nichts mehr zu tun.


27.06.2006 | 19:50 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

Das No Logo Logo


Wiederverwendbares Universallogo (Multibrandsignet) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ohne Marken wären wir bedeutend schlimmer dran als die Marken ohne uns. Marken geben uns Halt und sind Garanten für einen Haufen anderer wichtiger Dinge, findet jedenfalls der Markenverband. Aber was sind Marken, diese tollen Hechte, wirklich? Gehen wir in der Zeit etwas zurück, und zwar bis damals. Hans Domizlaff gilt als derjenige, der in den 20er und 30er Jahren die Marke an sich gewissermassen mit Kerosin betankte, sie dann in einen gesellschaftspolitischen Kontext stellte und 1932 das Buch schrieb "Propagandamittel der Staatsidee", mit dem er unter Reichskanzler Brüning Werbeleiter des Deutschen Reiches werden wollte. Das Buch ist dann anderweitig zum Einsatz gekommen. Domizlaff, Entwickler von Marken wie Ernte 23 und Siemens, wurde 1943 Vorsitzender der Lüneburger Heide. Seine Idee der Marke war, der Masse der Kunden Anhaltspunkte für ihr Vertrauen zu geben.

"Anhaltspunkte für Vertrauen", dafür braucht man doch keine Marke, wird sich ein findiger Bierglasproduzent gedacht haben und hat das nebenstehende Gefäss auf den Markt geworfen. Denn bierausschenkende Wirte haben oft das Problem, dass sie von irgendeiner Biermarke die Gläser geschenkt bekommen haben, aber Bier von einer anderen Marke ausschenken. Und es ist genauso doof, Warsteiner aus einem Beck's-Glas zu trinken wie aus einem Glas, wo gar nichts draufsteht, dann könnte man ja gleich Noname-Bier ausschenken, das will doch auch niemand, wer weiss, was da drin ist! Abgesehen davon, dass auch die glühendsten No-Logo-Verehrer noch stets eine Lieblingsbiermarke haben, "aber nur, weil sie schmeckt!", gibt es bei Biergläsern also das Problem, dass sie das traute Markengefühl erzeugen sollen, ohne sich festlegen zu müssen. Sieht aus wie ein Markenglas, fühlt sich auch so an, und mit "Bier-Spezialität", "meisterlich gebraut" kann sich vermutlich jede Biermarke irgendwie identifizieren. Nur mit dem Spruch "Hopfen und Malz, Gott erhalt's" könnte es in seltenen Fällen inhaltliche Kollisionen geben.


27.06.2006 | 15:08 | Anderswo

Tango und Erbsen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Jeder stellt sich doch ein ums andere Mal in diesen fussballbegeisterten Tagen die Frage: Wo ist eigentlich der finnische Fussball? Die Frage kann sehr leicht beantwortet werden: Er ist abgeschafft worden. Und das ist in diesem Fall das einzig Vernünftige einer Nation, die so reich an anderen Massenbelustigungen ist. Weil nämlich die finnischen Fussballplätze sowieso zu feucht sind, haben sie gleich die Schlammfussball-WM erfunden, die alljährlich vom 14. bis zum 16. Juli in Hyrynsalmi ausgetragen wird, im Winter kommt am gleichen Ort noch der Tiefschneefussball dazu.
Und auch die Freunde der dritten Aggregatsstufe werden bedient, denn zwischen 30. Juni und 1. Juli gibt's die Wasserlauf WM.

Die Meisterschaft im Erbsenessen könnte überall stattfinden, weil die Finnen sowieso Weltmeister im Erbsenessen sind, so wie sie Kaffeetrinkweltmeister (1300 Tassen pro Jahr/Kopf) sind. Und weil die klugen Finnen gemerkt haben, dass die Argentinier sowieso scheinbar kein Interesse mehr am Tango haben, ausser wenn mal ein paar deutsche Frauenfrauenfrauen vorbeikommen, haben sie das auch übernommen. Vom fünften bis zum neunten Juli findet in der Kleinstadt Seinäjoki das grösste Tangofestival der Welt statt, bei dem wie jedes Jahr 100.000 Tänzer vier Tage und Nächte ohne Schlaf, und nur versorgt von Erbsen und Kaffee durch den hässlichen Ort schieben. Im Bild die letztjährige Tangokönigin und ihr Gemahl bei einer kleinen Rast und Stärkung, die einzelne Erbse ihn ihren Händen ist mit blossem Auge kaum auszumachen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Die listigen Gärtner

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


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