Riesenmaschine

18.07.2006 | 02:16 | Supertiere | Alles wird schlechter | Papierrascheln

War nichts mit der Monogamie


So schön kann Promiskuität sein (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nur kurze Zeit, nachdem Dämonen als Erklärungsmodell für alles ausgedient hatten, kamen die Menschen auf die Idee, ihre liebgewonnenen, aber bisweilen problematischen Schrulligkeiten den Genen in die Schuhe zu schieben. Das funktionierte gut, Nachrichten über frischgefundene Gene, die für Intelligenz, Homosexualität oder Übergewicht verantwortlich sein sollen, plätschern heute noch im Wochentakt durch die Zeitungen.

Deswegen sei hier nur darauf hingewiesen, dass statt Genen auch andere biologische Faktoren zur Erklärung menschlicher Eigenarten hoch im Kurs stehen: Das Zusammenspiel der aus der menschlichen Darmflora weidlich bekannten Bakterienlangweiler Methanobrevibacter smithii und Bacteroides thetaiotaomicron wurde für die Fettpolster von Mäusen verantwortlich gemacht. Damit stehen uns neben Designer-Antibiotika, die verschiedene dickmachende Keime erledigen sollen, auch kaum vorstellbare T-Shirt-Aufschriften ins Haus. Hingegen zeichnen weder Maus noch Bakterium für die sexuelle Orientierung von Männern verantwortlich, sondern die Zahl der älteren biologischen Brüder – die Mechanismen, die dahinter stehen, sind unbekannt, werden aber sicher nachgeliefert.

Und wenn diese Meldungen von den Tickern verschwunden sind, werden sie üblicherweise alsbald widerlegt – so funktioniert das Wunderwerk Wissenschaft. Gerade zum Beispiel gibt es schlechte Nachrichten für alle Wühlmäuse, die unter Berufung auf ihr Genom die Seitensprünge der letzten Woche erklären wollen. Ihre Monogamie-Mutation wurde nämlich als nicht relevant enttarnt. Auch genetische Befindlichkeiten bleiben Befindlichkeiten.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Dopaminnesang


17.07.2006 | 16:21 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Verschwörung der Bläser


Leicht zu umgehen: Alcokey (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Technische Lösung sozialer Probleme: LG LP 4100 (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Auto in Gefahr: Leicht zu verwechseln. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Als Saab kürzlich den 'Alcokey' ankündigte – einen Autoschlüssel, der seinen Dienst nur tut, wenn vorher nüchtern hineingeblasen wurde – war die Begeisterung nur mässig. Zu einfach kann dieser Selbstschutzmechanismus umgangen werden, indem man sich einfach ins Auto setzt und sich bei laufendem Motor besäuft. Schon besser dürfte hingegen das LG LP4100 funktionieren. Dieses Mobiltelephon, das in Korea bereits auf dem Markt ist, sperrt nämlich gewisse Rufnummern, wenn der Anrufende betrunken ist. Nie mehr morgens aufwachen und panisch die Liste der getätigten Anrufe durchgehen! Nie mehr auf fremden Anrufbeantwortern Kompromittierendes hinterlassen! Dieses Produkt stärkt auf überzeugende Weise unsere Hoffnung, dass es für jedes soziale Problem eine technische Lösung gibt.
Es bleiben jedoch Fragen: Warum sieht ein koreanisches Telephon genau so aus, wie ein gleichzeitig und völlig unabhängig davon in Schweden entwickelter Autoprototyp – und noch dazu ausgerechnet einer von Saab? Da muss man ja nachdenklich werden – was macht eigentlich das Blaue Kreuz mit all den Spendengeldern? Möglicherweise die internationale Designszene unterwandern? Und: Wie gefährlich ist es eigentlich, wenn Telephone zum Reinpusten aussehen wie Autos? Da ist nämlich schnell mal was passiert!


17.07.2006 | 12:00 | Anderswo | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Gongye xue daqing!


Auf diesem Poster steht dasselbe wie oben, nur anders
Die Erdölfelder und Raffinerien von Daqing waren einmal das industrielle Vorzeigeprojekt der Volksrepublik China, weshalb Mao Tse Tung die Parole ausgab: "In der Industrie: Lernt von Daqing!" Das war vor mehr als 40 Jahren. In letzter Zeit war es um Daqing eher still, bis etwa vorvorvorgestern, als die Zeitung China Daily zum ersten Mal von der 46 jährigen Daqinger Bäuerin Cheng Shumei berichtete. Die sei süchtig nach Benzolhexachlorid-Pulver, einem mittelgiftigen Pestizid, das im Westen unter dem Namen Lindan bekannt ist. Die Frau, die zuvor jahrelang Benzin getrunken hatte, verspeist das Pulver täglich mit grossem Appetit, und das bisher offenbar ohne grössere Schäden. Einmal richtig ausschlafen, und die akuten Vergiftungserscheinungen sind weg.

Die Meldung dürfte die Lindan produzierende Industrie (Bayer, der spanische Konzern Inquinosa) freuen, hatte doch die Substanz, die auch am Menschen zur Vernichtung von Kopfläusen und Krätzmilben eingesetzt wird, in den letzten Jahren keine gute Presse. Lindan steht unter dem Verdacht, krebserregend zu sein, weshalb Pressure Groups wie Friends of the Earth ("Dreaming of a Lindane free christmas") auch ein weltweites Verbot fordern. Papperlapapp, könnten nun Bayer & Co. mit Hinweis auf Cheng Shumei argumentieren, sowie eine Kampagne mit dem Slogan schalten: "Beim Lindanverzehr! Lernt von Daqing." Sie könnten diese milbige Idee aber auch noch mal überschlafen.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (7)


17.07.2006 | 02:41 | Essen und Essenzielles

Wer hat Angst vor der schwarzen Möhre?


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Zahncrememischer von Blendamed haben gerade eine neue Farbe erfunden: Extreme Green. Das ist wunderbar, und scheint auch andere Bereiche zu erfassen, wie man z.B. Anfang des Jahres auf der Fruit Logistica feststellen konnte, als die so genannt BetaSweet Karotte den Innovationspreis bekam. Dabei ist sie im Grunde gar keine Innovation, sondern sie ist die Urmöhre. Das bekannte Orange züchtete man den Karotten erst im 17. Jahrhundert an, durch, wie könnte es anders sein, holländische Gärtner. Eigentlich ist sie schwarz wie die Nacht, so wie Kartoffeln blau sind. Es scheint, als würde die Chromophobie, eine noch relativ unerforschte Krankheit, langsam gesellschaftsfähig.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


16.07.2006 | 22:36 | Supertiere

Kategorienfehler im Rehparadies


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Kaum war der Mensch erfunden, so erfand er das Kümmern. Wie so oft übertrieb er ein wenig, indem er sich in der Folge um wirklich alles kümmerte, auch um Steine, Sterne und niedliche Tiere. Mittlerweile fragt man sich, wie die sogenannten Wildtiere es geschafft haben, viele Millionen Jahre ohne uns zurechtzukommen. Vermutlich aus Dummheit gelang es nicht allen Tieren rechtzeitig vor Erscheinung des Menschen ein Antlitz mit grossen Rehaugen zu entwickeln, was dazu führt, dass sie sich selbst vom Kümmertrieb der Menschheit auf lebensgefährliche Art und Weise ausschliessen (Beispiele: Bären in Bayern, Wölfe in Brandenburg). Jedoch die smarteren Waldbewohner lächeln freundlich in die Kameras, ergeben sich vollends dem Hegedrang und leben glücklich und zufrieden.


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