Riesenmaschine

03.09.2006 | 02:16 | Berlin | Supertiere | Was fehlt

Ausgestorbene Arten an ausgestorbenen Orten


Topfpflanzen und Kopffüsser der Urzeit (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Früher war alles besser, die meisten Tiere waren noch aus Stein, und die meisten Züge hielten am Berliner Ostbahnhof. Beides ist jetzt anders, weshalb man offensichtlich darauf spekuliert, dass wir hier jedesmal einen ganzen Thementag abhalten, wenn das jetzt nutzlose, aber so praktisch überdachte Areal zum Ausstellen von Riesentieren genutzt wird. Weil das natürlich nicht geht, sei über die Ausstellung Giganten der Meere nur gesagt, dass sie derzeit im Riesenfossil Ostbahnhof stattfindet. Nebenbei möchten wir aus diesem Anlass das Diktat der Sichtbarkeit und des Präfixes "Riesen-" geisseln: Wo bleibt die Ausstellung "Miniaturtiere" (Geisseltierchen, Tuberkelbazillus, Pudu), wo die "Unsichtbaren Grabbeigaben der Kelten" und die "Papierhüte aus der Qin-Dynastie"? Dann berichten wir auch wieder ausführlich und reich bebildert.


02.09.2006 | 11:13 | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Gebräuchliche Halluzinationen


Foto: photocatcher / Lizenz
Psychedelische Drogen haben, wie jeder weiss, die Eigenschaft, dem Konsumenten unglaublich tiefgründige Einsichten zu verschaffen, auf die sonst noch gar niemand gekommen ist. Das war jetzt schon eine dieser Einsichten, aber da gibt es auch noch die Sache mit dem autoritären Staat, der sich nur halten kann, WEIL Halluzinogene verboten sind. Und natürlich die Geschichte mit den Kaninchen, irrsinnig neuer Gedanke. Welches tatsächlich die gebräuchlichsten Halluzinationen sind, das sollte mal herausgefunden werden.

Ein erster Erfolg in diese Richtung kommt jetzt aus Australien: In einer kulturübergreifenden Studie weisen Psychologen aus "Gold Coast" (auch so eine Drogenidee, dieser Name) nach, dass Benutzer psychedelischer Drogen häufiger an Gott glauben, dafür weniger an Geld, allgemein spiritueller und überdies mehr mit dem Schicksal ihrer Mitmenschen befasst sind als eine Kontrollgruppe ganz normaler Trinker. Was das allerdings bedeutet, bleibt unverstanden. Entweder nehmen halt andere Menschen andere Drogen, das wäre möglich, hört man. Oder aber psychedelische Drogen lassen, egal auf welches Hirn sie losgelassen werden, immer dieselben Programme ablaufen, weil sie beschränkt und einfältig sind, also entweder die Substanzen oder die Hirne. Oder aber alles, was man da so sieht, ist die Wahrheit und deshalb immer gleich. Es gibt ja nur eine Wahrheit, und sie sieht ganz, ganz anders aus als das, was uns der Staat ständig vorzugaukeln versucht.


01.09.2006 | 18:19 | Anderswo | Vermutungen über die Welt

Scheibe, eben doch.


Etwas flacher als normal,
aber besser als gar kein Opossum
(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Technischer Fortschritt, das weiss jeder, der schon einmal an Virilio erkrankt ist, entsteht oft und gern aus militärischen Bemühungen heraus. So wären etwa moderne Alarmanlagen, viele beliebte Gesellschaftstänze und nicht zuletzt täuschend echt wirkendes Kriegsspielzeug ohne Krieg quasi undenkbar. Selbst Kommunikation, wie wir sie kennen, wäre ohne militärische Verbesserungsvorschläge nicht dieselbe – schliesslich will man in gewöhnlich uniformierten Kreisen nicht nur untereinander, sondern auch mit der Heimat in Kontakt bleiben, schon allein wegen der sogenannten Moral.

Aber, oh, Wendung: Während an diversen Fronten bereits der Teleporter als legitimer Nachfolger des Videotelefons in der Pflege patriotisch geprägter Distanzbeziehungen gehandelt wurde, stellt sich nun heraus, dass das nächste grosse Ding in Sachen "Maikäfer flieg" aus einer ganz anderen Richtung kommt, nämlich aus Pappe. Lebensgrosse zweidimensionale Papierabbilder der schmerzlich vermissten Pflichterfüller nehmen deren heimatlichen Platz ein, begleiten die sehnsüchtige Restfamilie schweigend zum Abendessen oder zur Beichte und bieten, so scheint's, echten Trost, während Papa im Ausland unauffindbare Massenvernichtungswaffen platt macht.

Setzt sich dieser bahnbrechende militärische Trend – wie so viele vor ihm – auch im Zivilleben durch, so dürfen wir demnächst mit einer verstärkten Verflachung der Gesamtwelt rechnen. Womöglich werden schon bald sehr flache Bildschirme, Autos, ja sogar Tarife oder Scherze in Blogs unseren ehemals dreidimensionalen Alltag zieren. Die Jungs von realdoll jedenfalls sollten sich schon mal richtig warm anziehen. Sell your shares, Gentlemen, and do it now.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Endlich: Amerika erfindet das Kampfübersetzen


01.09.2006 | 12:01 | Berlin | In eigener Sache

Politik und digitale Bohème


So sieht die Welt der digitalen Bohème aus (eventuell) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Digitale Bohème, das sind im Prinzip alle diejenigen, die weitgehend machen, was sie wollen, und mit ihrem Laptop dabei ein bisschen Geld verdienen. Sei es, weil sie Blogger sind und pro getestetem Opel bis zu 1.200 Euro bekommen, weil sie Parties veranstalten und ihr Kapital die Mailadressen sind oder weil sie irgendwas für irgendwen irgendwie zusammenklicken. Das hört sich alles noch klein und privat an, ist aber in Wirklichkeit hochpolitisch. In den USA gibt es vor allem wegen Richard Florida gerade eine Diskussion um die "kreative Klasse", und Berlin gibt es auch eine Diskussion, und zwar heute Abend um 19.00 Uhr. Der Name der Veranstaltung ist "Kulturpolitik und digitale Bohème – neue Formen der Kulturarbeit". Es wird vor allem darum gehen, was die Politik alles tun müsste, um die digitale Bohème zu fördern oder wichtiger noch, was sie nicht tun dürfte, um sie zu nerven.

Die Teilnehmer sind der Berliner Kultursenator Thomas Flierl, Ex-Universal-Chef und MotorFM-Gründer Tim Renner, WMF-Clubbetreiber Gerrit Schulz, Spreeblick-Multimedienmogul Johnny Haeusler und Holm Friebe von der ZIA sowie Sascha Lobo von der Riesenmaschine. Als Special Guest wird eventuell Kathrin Passig (ZIA) auftreten. Der Veranstaltungsort ist das Zentralbüro, Karl-Liebknecht-Str. 7, 10178 Berlin, Abteilung Kino, Eingang über die ausgeschilderte Aussentreppe in der Rosenstrasse. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei. Dies ist keine Schlusspointe.


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