Riesenmaschine

29.11.2006 | 02:29 | Anderswo | Was fehlt

Schon wieder out: Chinesische Würgefrisuren

Eigentlich alles, was es gibt, kommt ursprünglich aus China. Allein während der Tang-Dynastie (618 – 907) wurde hier so unterschiedliches Zeugs wie der Buchdruck mit Stempeln, die tickende Wasseruhr, Diabetes, der Kometenschweif, Hartporzellan, Streichhölzer oder die Zeitung erfunden. In den letzten Jahren allerdings tun sich die Chinesen, wie man weiss, etwas schwerer mit eigenen Kreationen. Das mag daran liegen, dass sich eine Innovation in China noch nicht richtig auszahlt. Dieser interessante Würgefriseurladen an der Pekinger Chao Nei Dajie beispielsweise ist schon wieder geschlossen. Vielleicht liegt aber auch die Besitzerin hinter dem seit Monaten geschlossenen Rollgitter auf dem Boden, alle Viere von sich gestreckt und an der eigenen Erfindung erstickt. Tragisch? Wie man's nimmt. Auf jeden Fall wird sie so nie erfahren, dass sie eventuell nicht die erste Würgefriseurin war. Und das hätte ihr dann doch einen harten Schlag versetzt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: The Writing on the Wall (is the wall)

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link


28.11.2006 | 19:46 | Supertiere | Alles wird besser

Blaue Ersatzflüssigkeit ersetzen


Don't eat the blue snow either (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Der Begriff Blaumachen geht bekanntermassen auf die Wollfärber im Mittelalter zurück, wollten sie Stoffe mit Indigo färben, mussten sie eine Farbstofflösung mit einem bestimmten pH-Wert anrühren. Dieser pH-Wert wurde durch Anreichern der Färbelauge mit alkoholgesättigtem Urin erreicht. Um die erforderlichen Mengen an diesem Cocktail zu erhalten, waren die armen Färber gezwungen grosse Mengen Alkohols zu vertilgen. Mit der Konsequenz, dass sie an diesen Tagen unbrauchbar waren. Es wurde eben "blau gemacht". Deshalb wohnt bis zum heutigen Tage dem Menschen der Drang inne, Körperflüssigkeiten, Inkontinenz hin oder her, beispielsweise in der Werbung, blau darzustellen, vom Katzenurin bis zum Kinderharn. Diese blau gefärbte Stellvertreterflüssigkeit, die bisher in unterirdischen Geheimlabors angerührt wurde, kann nun, wie cre.ations.net berichtete, auch im eigenen Körper produziert werden. Das Verfahren wurde bereits Anfang der 80er Jahre in der Weibliche-Ejakulations-Forschung dazu eingesetzt, herauszufinden, ob es sich beim Ejakulat um Urin handelt oder nicht. Wem das allerdings nicht ganz geheuer ist, wegen des darin enthaltenen Methylenblaus, halte sich an den blaupissenden Kaninchen schadlos, die werfen nur ein paar leckere Wegdornbeeren ein und erzielen genau das gleiche Resultat (Bild).

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


28.11.2006 | 16:57 | Supertiere

Happiness is a warm Manatee


Nicht vergessen: Am 27. und 28. Januar findet wie jedes Jahr das
Orange City Blue Spring Manatee Festival statt. (Bildquelle) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nachdem die Natur die Säugetiere einigermassen sinnvoll thematisch wegsortiert hatte, bemerkte sie, dass noch ein Haufen ziemlich verschiedener Tiere über war. Eines davon war die Seekuh. "Hätte die nicht eigentlich zu den Robben ... ?" dachte die Natur sich noch, aber dann: "Ach, zu spät. Stecke ich sie einfach mit zu den Afrotheria, merkt ja doch keiner." So feiert man bei Seekuhs also seit jeher gemeinsam mit Elefanten, Schliefern, Erdferkeln, Tenrekartigen und Rüsselspringern die anfallenden Geburtstage und Familientreffen, und zum aktuell laufenden Manatee Awareness Month in Florida kommen die sicher auch alle wieder gern zum Seegraskaffee vorbei, denn heimlich waren die Elefanten schon immer in die Seekühe verliebt.

Auch unter Menschen hat die Seekuhverehrung eine lange Tradition, früher verglich man sie mit Sirenen oder Meerjungfrauen, wenngleich Columbus 1493 enttäuscht feststellte, die Sirenen vor Indien wären gar nicht so schön, wie von Horaz beschrieben. Ihre drei kulturgeschichtlich bisher wichtigsten Cameo-Auftritte hatten die Seekühe, wie es sich gehört, bei Sam and Max (wo sie in "On The Road" von Landpiraten entführt werden, die sie heiraten wollen), bei den Simpsons (wo in der Episode Bonfire of the Manatees eine Seekuh Homer vorübergehend im Atomkraftwerk vertritt) und in Monkey Island (das muss man jetzt halt wissen).

Doch gibt es frevelhafterweise auch Seekuhfeinde. Die fahren mit ihren Motorbooten umher und sorgen für viele tödliche Unfälle, weil die Seekuhknochen brüchig wie Porzellan sind. Problematisch ist auch, dass Seekühe zwar so klug wie Delfine sind, dabei aber eher über eine Trial-and-Error-Intelligenz verfügen: "Manatees learn on their own. They are curious and inquisitive. They don't recognize danger by sight, but they do recognize danger by sound, especially after they have been hit by a boat once." (Pat Purcell, Seekuhexperte). Wer nachhaltig helfen möchte, kann deshalb für gerade mal 25 $/Monat eine Seekuh adoptieren, als Bonus bekommt man ein Foto und eine Biografie von seiner Adoptivseekuh. Die Elefanten werden ganz schön neidisch gucken, wenn sie das erfahren.


28.11.2006 | 02:39 | Supertiere | Alles wird besser

Haustiertrends durch die Jahrhunderte


Unterschätzes Haustier: Die Mexikanische Springbohne (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Um 1850 spazierte Gérard de Nerval in Paris herum und hatte als Haustier einen Hummer an der Leine, weil Hummer "friedliche, ernste Geschöpfe" seien, die "die Geheimnisse der Tiefe kennen und nicht bellen". Er erfand damit vermutlich das ungewöhnliche Haustier als urbane Lifestyle-Disziplin, wenigstens aber den Hummerhaustierhoax. Relativ sicher wahr ist dagegen die 1869er Todesanzeige des Hauswombats von Dante Gabriel Rossetti. Knapp einhundert Jahre später kochte Dali den städtischen Haustiertrend mit Hilfe eines durch die Metro geführten Ameisenbärs hoch und inzwischen gibt es Internetseiten, die Frettchen-Fun heissen. Das liegt an dem grossen Haustiertrend des 20. Jahrhunderts, der Demokratisierung des exzentrischen Spezialhaustiers. Ein deutsches Haustierforum teilt seine Unterforen in die Rubriken Streifenhörnchen, Chinchillas, Frettchen, Kaninchen und sonstige Heimtiere (Ratten, Meerschweinchen, Lemminge, Fische etc.) – der Haustierhalter wird in den nuller Jahren mit Hund oder Katze nicht ernst genommen, sondern so gerade eben nicht ignoriert.

Die nach ihrem Zeugungsort benannte Gazettengazelle Paris Hilton hält sich einen Wickelbär und kackt damit noch deutlich gegen den Flughund einer Berliner Durchschnittshundefriseuse ab, ein Leguan als Haustier gilt als Middle of the Road, ebenso Stadtbienen. Das Minischwein hat mit der "IG Minischwein" bereits eine eingetragene Lobby. Der Nasenbär wird über "Nasenbaerversand.de" als Haustier für die Masse gehandelt. Halter von Tausendfüssern tauschen Futterrezepte aus. Und das Zwergpony hat sogar schon eine eigene Liebhaberschar im Ficksinne des Wortes. Been there, done that.

Wie sich qua Haustier aber im 21. Jahrhundert angemessen von der frettchenfütternden Masse abheben, nachdem Versuche elektronischer Haustierimitate sich nicht so recht durchsetzen konnten? Keine befriedigende Lösung bietet der Hautpilz, der zwar anschmiegsam, streichelfreudig und genügsam im Unterhalt ist, den aber auch schon 20 Millionen Menschen allein in Deutschland hegen und pflegen. Nein, die Zukunft der persönlichkeitsbildenden Haustierhaltung muss woanders liegen. Eventuell im Axolotl.


27.11.2006 | 20:09 | Supertiere

Der Willibird hat die Fliege geklaut


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Um vorweg mit einem hartnäckigen Irrglauben aufzuräumen: Namensgeber der Charterfluglinie Condor ist nicht die Legion Condor, auch wenn beider Mission eine ähnliche war und ist, nämlich Spanien zu verwüsten. Der Aasvogelname der Touristenbomber stammt vom Backpulverdynasten Dr. Oetker und feiert dieses Jahr sein fünfzigjähriges Bestehen; unter anderem mit einer Jubiläumssonderlackierung und einem neuen Maskottchen. Die Lackierung soll noch ca. zwei Jahre an der Boeing 757-300 mit dem Namen Willibird haften, dann wird sie wieder in den Urzustand zurück versetzt. Das Maskottchen ist eine Fliege. Und das ist das Problem, denn die Fluglinie des Exrennfahrers Niki Lauda, NIKI, hat bereits seit drei Jahren die Fliege als CI-Tier. Natürlich auch auf den bei dieser Linie so genannten Speibsackerln. Wenn jetzt im Willibird auf den Toilettentüren auch noch "Scheisshaus" stünde, wäre das zwar einerseits eine weitere vulgäre Laudaparallele, würde aber angesichts der Fliege nur eine zwingende Konsequenz bedeuten.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


1 [2] 3 4 5 6 7 8 9 10 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Twi, Ga, Fon oder Kwa sprechen

- Spontaneität

- Schlattenschammes

- Castor

*  SO NICHT:

- ein Zeichen setzen

- mit dem Fahrrad auf Berliner Gewässern (Ordnungswidrigkeit)

- Ukulelentabulatur

- Castorf


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Cowboys & Aliens", Jon Favreau (2011)

Plus: 8, 11, 14, 18, 21, 24, 31, 73, 75, 80, 93, 96, 123, 129, 130 doppelt
Minus: 1, 10, 13, 17, 38, 138
Gesamt: 10 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV