Riesenmaschine

22.04.2007 | 01:08 | Anderswo | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Die Schwuppe


Schwuppe (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Je näher der Eurovisionssongcontest rückt (12. Mai in Helsinki), desto häufiger schlagen sie ein, die Blogeinträge des Hohepriesters der deutschen Songcontestgemeinde, Tazautor Jan Feddersen, inzwischen jeden Tag, auch werden sie von Mal zu Mal immer länger und immer dogmatischer, aber nichtsdestotrotz amüsanter. Feddersen, der seit 30 Jahre für die Bürgerrechtsbewegung der Homosexuellen arbeitet und ausserdem Mitgründer der Initiative Queer Nations ist, referierte in seinem Donnerstagspamphlet etwa über die Schwuppe. Wer nicht so genderfirm ist, grübelt bei der Lektüre kurz, eher er feststellt, dass Feddersen wohl doch eher nicht von dem auch Spitzpleinze genannten ("ökonomisch uninteressanten" Wikipedia) Fisch spricht. Eine Schwuppe ist offenbar das Synonym für jene Neigungsgruppe, die sich für den Songcontest interessiert und engagiert, und dadurch in den Genuss einer speziellen Fanakkreditierung kommt, wohl ein einmaliger Fall, dass eine sexuelle Ausrichtungsminderheit weder benachteiligt, noch gleichgestellt, sondern bevorzugt wird. Feddersen, der Spezialist, weiss auch klischeevermeidende Unterschiede zwischen homo- und heterosexuellem Fangebaren aufzuzeigen. Ersteres ist friedlich, bei zweiterem verkloppt und bedroht man sich üblicherweise mit Faustringen und abgebrochenen Bierflaschen. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Die schwulen Bulgaren, 380 würden sich, so prophezeit der Hohepriester, am 3. Mai um 30 Promo-CDs prügeln und dabei aussehen wie Oliver Kahn.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Verpasste Chance für den Sieg

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


21.04.2007 | 12:56 | Anderswo | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Konkrete Utopie


Bulgarien und Malta vertreten die EU

Voll besetzt und angereichert: Iran

Der letzte Vertreter der EU: Myanmar
Während die gerade zu Ende gehende Art Cologne sicher irgendwie zum Stand der Kunst in Deutschland Auskunft gegeben hat (liegt immer noch darnieder, liegt gar nicht mehr so darnieder, hat eigentlich nie darnieder gelegen), erfuhr man auf dem heutigen, von den ausländischen Vertretungen organisierten International Charity Bazaar Day in Peking doch einiges über die momentane Motiviertheit der internationalen politischen Szene. So hielten am reichlich verwaisten Stand der EU bereits zwei Stunden vor Ende der Veranstaltung nur noch Bulgarien und Malta die Stellung, während kaum zwanzig Meter weiter der Stand der islamischen Republik Iran immer noch voll besetzt war. Hier machte man mit allerlei islamisch-republikanischen Trödel gute Geschäfte. Die EU wurde ansonsten nur noch von einem kleinen burmesischen Jungen repräsentiert, der eine Basecap mit den EU-Sternen trug, dazu aber die Fahne des Schurkenstaates Myanmar schwenkte. An einigen anderen Ständen von Staaten, die hier nicht genannt werden sollen, liessen sich die Originalstaatsbürger des jeweiligen Landes durch ihre chinesischen Angestellten vertreten. Letztlich ist das gar keine schlechte Idee: Man könnte auch einfach die deutsche Kanzlerin und sämtliche Minister durch geschultes chinesisches Personal ersetzen; das fiele vielleicht am Anfang ein bisschen auf, käme aber auf die Dauer sehr viel billiger. Sind dann irgendwann alle Staatsoberhäupter dieser Welt Chinesen, verstünde man sich untereinander auch viel besser, die Kriege stürben aus und allen ginge es von nun an nur noch super.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link


21.04.2007 | 02:28 | Anderswo | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Unten durch


Vergangenheit: Superkontinent Pangäa
(Quelle, Lizenz)
Unermesslich viele Jahre (150.000.000) ist es her, da lag Alaska knapp neben Norwegen und Sibirien hätte sich nie träumen lassen, mal in seine Nähe zu kommen (siehe Bild). Zwölftausend Jahre ist es her, da lagen beide plötzlich dicht zusammen und waren durch eine Landbrücke miteinander verbunden. Die einfache Erklärung: Konvektionsströme im Innern der Erde lassen die Kontinente auf einer plastinösen Mantelmasse durch die Gegend rutschen. Genau null Dollar hat es die Russen zu dieser Zeit gekostet, dieses wertvolle Stück Land in den Wassermassen der schmelzenden Gletscher versinken zu lassen. Und nur 140 Jahre ist es her, da verkaufte Russland sein Alaska dann für sieben Millionen Dollar. Zu diesem Zeitpunkt ein gutes Geschäft, dachte man, denn der nächste Gletscher schien in ferner Zukunft (scheint er immer noch) und Alaska eine Wüstenei. Sieben Millionen Gewinn nur aus Konvektionsströmen und plastinösem Mantel, ein Geniestreich.

Geduld ist des Russen Sache jedoch nicht. Nur 140 Jahre nach ihrer Geschäftsidee werfen sie jetzt die Brocken hin, und sind bereit, 65 Milliarden Dollar, das sind 64.993.000.000 mehr als damals eingenommen (stimmt das?) für einen Monstertunnel auszugeben, der Sibirien und Alaska fix verbindet und damit den Zustand von vor 12.000 Jahren wieder herstellt. Nun ist gegen Tunnel im allgemeinen wenig einzuwenden, im Unterschied zu Brücken kann man sich zum Beispiel nicht von ihnen runterstürzen. Aber wenn man bedenkt, dass Sibirien in lediglich 250 Millionen Jahren nicht nur einen halben Planeten von Alaska entfernt liegen wird, der Tunnel somit zu einem hilflosen Stummel verkommt (also 260 Dollar Verlust pro Jahr), und Russland stattdessen direkt an das Kap der Guten Hoffnung, oder was davon noch übrig sein wird, andockt, wo man, ganz ohne Tunnel, Diamanten schürfen könnte, dann, ja, dann.


20.04.2007 | 19:10 | Fakten und Figuren

Tackertaktik


Nur ein starker Staat kann die Gefahr bannen, die von Marshmallows und Kakao ausgeht (Details zum Unfallhergang bei edrussell) (Lizenz)
"Die Zahl der häuslichen Unfälle mit Tackern", so erfahren wir via Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung aus dem Fachblatt Morbidity and Mortality Weekly Report, "hat sich in den Vereinigten Staaten seit 2001 annähernd verdoppelt. (...) Ursache der jährlich fast fünfzehntausend Unfälle seien unter anderem die sinkenden Anschaffungspreise. 96 Prozent der Opfer sind Männer, sechs Prozent müssen stationär behandelt werden." Versteckt ist hier eine Information von grosser Tragweite enthalten, nämlich, dass sich Haushaltsunfälle eindämmen lässen, wenn man die entsprechenden Unfallauslöser nur teuer genug macht. Wie viele der 6.240 laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2003 tödlich im Haushalt Verunglückten könnten noch leben, wenn die Preise für Höhenunterschiede (87% der alten Opfer), Feuer und Wasser (je 25% der jungen Opfer) durch den Staat vorausschauender gestaltet würden! Abschreckende Preise für ebene Flächen (Ursache für zwei Drittel aller Stürze), stumpfe Messer (Hauptursache für Schnittwunden) und Limonadenflaschen (Aufbewahrungsort gefährlicher Säuren und Laugen) könnten Leben retten. Von den verhinderten nichttödlichen Unfällen durch Gurkenhobel-Verteuerung ganz zu schweigen.


20.04.2007 | 13:10 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Aus dem Grunde meines Herzens

Ohne Arztbesuch fehlt einem was: Zum Beispiel gute Businessideen, wenn man in der Park Avenue liest, wer die 300 meist eingeladenen Partygäste sind. Mit einer Website und ein paar Freunden zum Einladen müssten sich die Charity-Ladys doch ausstechen lassen. Oder das Gefühl, wieder jung zu sein, weil alle älter sind oder wenigstens so aussehen, Charity benötigen, nicht bringen.


Nachholbedarf bei Robot-Chirurgen: Herzen sind zum Behalten da. (Foto: rightee) (Lizenz)
Aber man muss nur noch pro forma in die Sprechstunde. Früher, da hat einem der Landarzt noch die Tropfen in den Löffel gezählt, jetzt schlucken wir unsere Pillen anonym zwischen erstem und zweitem Kaffee. Heute geht es noch zur Herz-OP ins Krankenhaus, morgen können wir die Prozedur minimalinvasiv von einem Roboter erledigen lassen, während man sein Blog befüttert.

"Nervt ein bisschen diese Prozedur. Liest aber wahrscheinlich eh keiner. Warum mache ich das eigentlich? Weiss doch eh keiner was man mit diesem Leben anfangen soll." Hoffen wir nur, dass dann nicht "Wir können es auch lassen" aus dem Brustkorb ertönt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Eine kurze Geschichte des Pillen-Endoskops


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Gesamt: 3 Punkte


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