Riesenmaschine

19.08.2007 | 12:49 | Anderswo | Alles wird schlechter

Gesetze schnell erklärt


An China verstorbenes Kloster (Foto, Lizenz)
China, neumodischer Zwergstaat am Rande Afrikas, macht wieder von sich reden und mischt sich in die Auferstehung seiner Bürger ein. Ab 1. September sind alle Reinkarnationen gesetzlich reguliert und wer glaubt, einfach so sein Geld als Dalai Lama verdienen zu können, nur weil er als einer gestorben ist, hat sich gründlich geirrt. Pro: Wenn man tot und staatsfeindlich ist, darf man genausowenig Führungsrollen übernehmen wie im lebenden Zustand, wo kommen wir da hin. Sonst wäre das Exekutieren von politischen Häftlingen ja auch komplett sinnlos, eine Verschwendung von Energie und Munition. Contra: Wer früher mal tot war, sollte schon heute bevorzugt behandelt werden, und nicht wieder ganz von vorne im ersten Level anfangen müssen. China verdirbt einem echt den Spass am Sterben. Synopsis: Ein lamaverachtendes Gesetz, das man anprangern muss, schon aus Sympathie mit orangenen Gewändern.

(via Technovelgy)


18.08.2007 | 02:53 | Anderswo | Alles wird besser

The Great Climb


Foto, Lizenz
BBC ist dort, wo es wehtut, und entdeckt das Bergsteigen als Live-Spektakel. Klar, in Zeiten von gedopten Radhelden, schwulen Basketballern und verletzten Fussballern bleibt kaum ein anderer Ausweg. Warum nicht Bergsteigen. Den kompletten Samstag nachmittag, heute also, sechs Stunden lang, wird der Sender mit grossem Elan The Great Climb übertragen, live und gestreamt aus den Cairngorm Mountains in Ostschottland. Seien Sie dabei, wenn Weltstar Dave MacLeod in Regen, Schnee und Sturm eine neue superschwere Route in Hell's Lum ausprobiert, einem Felsmassiv zwischen Cairn Gorm und Ben MacDui. Hier schonmal sein Eindruck von der Strecke, Dave: ... "E11" popped into my head. But yesterday I got stuck into it and found that I could actually pull on those holds. That was quite a surprise, and after a while I linked it in one go at hard 8a+. Thing is, falling from the hard part or the sustained moves above would mean certain death, no question. So where Indian Face is 7b with bad pro, this is top end 8a+ with even worse pro. Hmmm E10 for sure... Soweit Dave. No questions asked, whatever it takes, sechs Stunden Hardcore-Fernsehen. Endlich Rache für die ausgefallene Tour de France.

Update: Verschoben auf Sonntag, "adverse weather conditions". Schönwettersportler.

Noch ein Update: "The Great Climb" fällt reluctantly aus. Sportklettern scheint nicht unmittelbar geeignet zu sein für schottische Berge. Achwas, Berge, zur Zeit, an einem Sonntag im August, 10 Grad in den schottischen Niederungen, so geht das nämlich, Klimakatastrophe.


17.08.2007 | 22:58 | Berlin | Vermutungen über die Welt

Am Anfang war das Wort


Berlin, Schönhauser Allee (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Seit vielen Tausend Jahren versucht sich der Mensch den drögen, schnöden, spröden Alltag zu versüssen und erfand dazu irgendwann Kultur. Samen der Kultur ist die Sprache, das Wort. Als der Urmann der Urfrau eines Morgens einen Mammut versprach und am Abend wegen eines ausgedehnten Kneipenbesuchs mit einem Kaninchen zurückkam, wurde zuerst die Lüge ("hab' alles versucht, Mammut war zu schnell!") erfunden. Die Frau konterte mit der Erfindung der Ironie ("Ja, klar"). Der Mann wusste sich nicht anders zu helfen und erfand schnell die Stilfigur, also eine Mechanik, Worte nach Gutdünken finezutunen und interpretativ anzureichern. Er rechtfertigte sich unbeholfen metaphernartig ("schmeckt aber wie Mammut"), die Urfrau aber antwortete angemessen ("kurzbeiniger Lügner") und erfand so gleichzeitig Hendiadyoin und Pleonasmus. Der Mann war tödlich beleidigt und reagierte mit der Erfindung der Hassliebe, also eines waschechten Oxymorons. Um ein Haar wäre so am Oxymoron Hassliebe die Menschheit vermehrungstechnisch nicht in Gang gekommen. Deshalb beschleicht uns noch heute ein gewisses Unbehagen, wenn uns ein Oxymoron begegnet, erst recht, wenn es sich um ein so schmerzhaftes handelt wie "Kelleroase".


17.08.2007 | 02:46 | Effekte und Syndrome

Der Mögel-Dellinger-Effekt


Gemeinsames Warten auf das Ende der toten Viertelstunde (Foto, Lizenz)
Was genau mag man unter der toten Viertelstunde verstehen? Die Zeitspanne, die das Universum nach dem Urknall brauchte, um die ersten Otter zu erfinden? Die, ähm, organisch bedingte Totzeit zwischen zwei Orgasmen? Die Zeit, die im Film vergeht, wenn ein Countdown von 10 Sekunden abläuft? Oder eine kurzfristige Funkstille im Kurzwellenbereich nach einem Sonnensturm? Klingt eigentlich alles total plausibel, bis auf die vollkommen wirre letzte Variante, bei der es sich aber, so kennen wir die Welt, um die wahre handelt. Kurz und rabiat ausgeholt: Die D-Schicht rekombiniert nach Sonnenuntergang sehr schnell (Wikipedia), so dass unter normalen Umständen die Raumwellen der Kurzwellen an der Ionosphäre reflektiert werden – und darum rings um die Welt schwappen können, im Unterschied zu den bodengebundenen Mittel- und Langschläfern. Bei erhöhtem Strahlungsaufkommen auf der Sonne jedoch wird die unterste D-Schicht der Ionosphäre, na, genau, ionisiert, und absorbiert darum den Kurzwellenquatsch – der berühmte Mögel-Dellinger-Effekt. Die Konsequenz: Das Radio fällt erstmal aus. Der Mutterstern gebietet 15 Minuten Schweigen, als ionisierende Schicksalsmacht in unserer technologisch-verspielten Kurzwellenexistenz, eine Art angewandte Astrologie also. Der Physiker Hans Mögel, trotz steiler Karriere zum Oberst-Ingenieur, starb am 10. April 1944 in Paris nach langer Dienstbesprechung an einem Herzschlag – exakt 26 Jahre vor der Trennung der Beatles.


16.08.2007 | 14:43 | Anderswo | Essen und Essenzielles

Man schmeckt nur mit den Augen gut

Über grüne Getränke zu berichten, das ist seit jeher eine der Hauptaufgaben der Riesenmaschine. Gern würden wir auch über blaue Getränke berichten, aber erstens eins nach dem anderen und zweitens hat sich auf dem Blaue-Getränke-Sektor seit dem stuhlgrünfärbenden Fanta Berry Blue nicht viel getan, was vielleicht an der mangelhaften Lichtbeständigkeit von Brillantblau FCF liegt.

Wenn alle wieder vom Studium von "The Implications of Food Dye on Poop Color" zurückgekehrt sind, kann es weitergehen. Und zwar mit "Grøn Sport", einem Produkt der dänischen Bryggeriet Vestfyen. Das Sodavand erinnert in der Farbe an Manufactums Pine Cleaner, schmeckt aber nicht so gut. Die vom Hersteller angestrebte Geschmacksrichtung ist weder durch Etikettlektüre noch durch Verkostung zu identifizieren, es dominieren rauchige Synthetikaromen mit einer dezenten Legosteinnote. Farbgebung allein ist eben nicht alles, schliesslich trinkt der Mund mit.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Durst? Grünwein!


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