Riesenmaschine

12.11.2007 | 19:04 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Sachen anziehen

Was ihr wollt.


Fetisch mit menschlichem Antlitz (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Kulturpessimisten beklagen, dass die Sitten allgemein verrohen. Bekannte (Frank Schirrmacher) und unbekannte (Alice Schwarzer) Feministen vermuten im Internet den Hort alles Bösen und in der Jetztzeit den Trend zu immer weiterer Verhärtung aller Dinge, was nur zum Teil zutrifft. Wenn auch die aus dem Boden schiessenden kostenlosen Videoplattformen klar anzeigen, dass in der Hardcorepornografie der Trend eindeutig zu reichlichem (Peter North), ja fontänenartigen (Cytherea) Flüssigkeitsausstoss, sowie zu eingehender Mundpenetration unter Tonsillenquetschung (Gagging) geht, soll doch andererseits nicht unerwähnt bleiben, dass in ebenjenem Internet auch ganz neue Softporno-Inspirationen schlummern. Hier sei exemplarisch www.wolltraum.de genannt, wo es herrliche Balaclavas, Willywarmer und grelle Unterwäsche gibt. Alles aus feinstem Mohair, Merino und weichsten Wollen. Einen Gagball hingegen sucht man vergebens.


12.11.2007 | 02:28 | Nachtleuchtendes

Intelligenter Massenselbstmord

Spätestens seit Blockbuster-Filmen wie Deep Impact und Armageddon weiss jedes Kind, dass die Menschheit irgendwann durch einen Felsbrocken aus dem All zu Tode kommen wird, so wie damals die Dinosaurier und noch früher eine besondere Art elfbeiniges Supereinhorn. Um zumindest rechtzeitig über unser nahendes Ende Bescheid zu wissen, scannen gewissenhafte Menschen jede Nacht mit Dutzenden von Teleskopen den Himmel ab, auf der Suche nach dem grossen Knallerzeuger. Letzte Woche war es wieder mal soweit: Ein neu entdeckter PHA ("potentially hazardous asteroid") sollte die Erde, den Berechnungen zufolge, nur um knapp 6000 km verfehlen – weniger als ein Erdradius, und damit wäre 2007 VN84 einer der gefährlichsten aller je entdeckten Asteroiden. Aufregung unter den Weltrettern, Alarm an alle Einheiten, nach draussen jedoch Ruhe bewahren: Niemand soll sich seine letzten Tage von Panik vermiesen lassen.

Erde, nach dem Einschlag (Foto, Lizenz)

Gestern dann die erfreuliche Entdeckung: Ein Experte aus Moskau mit dem enigmatischen Namen Denis Denisenko stellt fest, dass die Bahn von 2007 VN84 überraschend so ähnlich aussieht wie die der künstlichen Sonde Rosetta. Wie es der Zufall so will: Auf ihrem Weg zum Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko kommt Rosetta Mitte November tatsächlich knapp an der Erde vorbei, und zwar, weil es ganz genauso geplant war. Wenige Stunden später dann ist es offiziell: 2007 VN84 ist niemand anderes als Rosetta. Natürlich hätte man das schneller wissen können, wenn nur verschiedene Organisationen mehr miteinander kommuniziert hätten.

Alarm also abgeblasen, nochmal Glück gehabt. Wenn, dann wäre es ohnehin Selbstmord gewesen und nicht Totschlag aus dem All; dafür ist eine andere Behörde zuständig. Akte wird Montag überstellt.


11.11.2007 | 20:43 | Was fehlt | Zeichen und Wunder

Ein weiterer Tag in der Firma


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Letztlich war er selbst – Berzel dachte über sich stets in der dritten Person nach – der einzige, der ihn selbst wirklich verstand, dachte Berzel bei sich. Es war an der Zeit, seine eigenen Ratschläge aus "Berzel's Original Karrierephasenstrategie" zu beherzigen und von "Der Pilz – Berzel's Original Einbeinphase©" auf "Der Mensch – Berzel's Original Zweibeinphase©" umzustellen und sich ein strategisches zweites Standbein innerhalb des Konzerns aufzubauen. Als Assoziiertes Mitglied der Vizeleitung PC-Dienstleistungen war er schon dicht dran. Aber erst als Vorstand PC-Dienstleistungen würde er die Kompetenz bekommen, in der Firma den neuen Bereich aufzubauen, den er schon so lange plante – und jetzt wollte Beusecke weg: ein Angebot über zwovierzig plus Bonus, Dienstsänfte, Südbüro, zwei Sekretärinnen mit Sekretärin und volle Entscheidungsgewalt über Abteilung FFF.

Über den neuen Bereich hatte Berzel noch kein Wort verloren, vor niemandem, aber er arbeitete bereits fieberhaft an der Präsentation. Er wollte dem Vorstand, seinen zukünftigen Kollegen, zeigen, wo es strategisch hingehen müsse, auch von der Motivation her. Er hatte schon so lange die Gesichter der Kollegen beobachtet, alle schienen es zu wollen, das konnte er in ihren Augen sehen. Und dann friss oder stirb, dachte Berzel, wenn sie nicht wollen, macht er sich eben damit selbstständig.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ein schöner Tag in H0


11.11.2007 | 03:40 | Supertiere | Alles wird besser

Farben Farben Farben


Nur knapp 80 Jahre nach der Erfindung des Farbfernsehens sind jetzt auch Mäusehirne bunt. Laborwissenschaftler, in engen Käfigen gehalten von Harvard, haben es geschafft, vormals graue Proteine in den Farben des Regenbogens zum Leuchten zu bringen und so die graue Hirnmasse in ein buntes Wirrwarr zu verwandeln. Toll! Jetzt hat man abends also schon die Wahl zwischen Farbfernsehen, Waschmaschine (Buntwäsche) und Mausehirn aufschneiden.


09.11.2007 | 23:10 | Berlin | Fakten und Figuren

Fontana Blow up


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Ohne Hintergrundinformation schwer zu entscheiden: Hat hier ein Graffitimaler die aktuelle Outdoor-Kampagne für das Motorola RAZR 2 kongenial auf seine Weise interpretiert und konsequent weiterentwickelt, indem er mit scharfer Klinge das Blow-up-Plakat an der Berliner Torstrasse, Ecke Chausseestrasse perforierte, um sein an der dahinter liegenden Hauswand appliziertes Piece nicht nur freizulegen, sondern aufmerksamkeitsfördernd ins Passepartout des Plakats einzubetten? Oder hat hier die diensthabende Agentur die Spuren dieses Manövers als Pastiche emuliert, um die Kernbotschaft der Kampagne ("Noch schärfer") quasi auf einer Metaebene ins Bild zu hieven und aufmerksamkeitsfördernde Irritation zu stiften? Letzteres ist nicht ausgeschlossen: Wie im Bereich der bildenden Kunst Lucio Fontana bereits vor 50 Jahren danach drängte, die Leinwand zu durchstossen, um die dritte Dimension mit einzubeziehen, entdeckt die Outdoor- und Ambient-Werbung diesen Effekt in jüngster Zeit immer häufiger für sich. Für diese ausnahmsweise gelungene und selbstironische Anwendung gebührten den Machern dann allerdings alle Kreativpreise, die die Branche in der Sparte zu vergeben hat. Ein kleines Detail spricht jedoch gegen diese Version und für den anonymen Einzeltäter: Die vorab in hässlichem Rot mit Schatteneffekten aufgedruckten Schnitte, angesichts deren formal-ästhetischer Unzulänglichkeit sich Fontana schlechterdings im Grabe herumdrehen würde.


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