Riesenmaschine

03.10.2008 | 05:50 | Alles wird schlechter | Vermutungen über die Welt

On behalf of water


Foto, Lizenz
Offenbar glauben die Marxisten, dass Materie zwangsläufig erst Leben und vor dem Schlafengehen noch Geist hervorbringt, was natürlich Quatsch ist, wie man an den ganzen unintelligenten Universen da draussen sieht. Gleichzeitig bzw. unabhängig davon sehen wir leidlich belebten Wesen allzu oft mit elitärer Arroganz auf das Unbelebte hinab, nur um dann am Ende unter einem grossen Stein zu liegen. Dabei kann niemand, der auch nur ein bisschen Atomkram im Kopf hat, daran zweifeln, dass wir fest im Würgegriff der anorganischen Welt sind, und schon bald ist es vorbei mit unserem kurzen Freigang.

Die Anzeichen dafür mehren sich. Gerade erst fanden Naturforscher in einem entlegenen Teil Schottlands eine Strasse, die in wenigen Wochen gesperrt werden wird, und zwar, so behauptet die Welt, "ON BEHALF OF SCOTTISH WATER". Wasser also wird die Revolution des Unbelebten anführen, wie einst Robert the Bruce die Schotten. Erst wird sich die Materie unsere Strassen holen, dann unsere Frauen, und anschliessend die Stereoanlage. Und das war es dann auch schon mit der Zivilisation, wie wir sie kennen. Schalten Sie doch beim nächsten Mal wieder ein.


24.09.2008 | 12:05 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Waiting is a way of life


Bild: Martin Baaske
Sind wir alleine im Weltall? Anders gefragt, ist das Leben nicht entsetzlich anstrengend, so im Allgemeinen? Fragen, die man mit wissenschaftlicher Systematik angehen sollte, behauptet jedenfalls das WETI-Institut, eine Einrichtung von mehreren Riesenmaschineautoren und anderen Kapazitäten zur Erforschung von Leben im Universum. Der Ansatz ist weltweit einzigartig: Im Unterschied zu Gruppierungen wie dem amerikanischen SETI-Institut, das nach draussen geht und nach ausserirdischen Intelligenzen sucht, verzichtet WETI auf jeden Aktionismus und wartet darauf, von den Ausserirdischen gefunden zu werden. Das WETI-Institut gibt es zwar schon seit vielen, vielen Jahren, aber in der aktuellen Lage von globaler finanzieller Unsicherheit und Bestürzung erlebt es einen ungeahnten Boom. Nicht zuletzt ist WETI eine inhärent kostensparende und von den Aktienmärkten vollständig unabhängige Methode. Sie funktioniert sogar, wenn man gar keinen Computer hat. Man verwendet dann einfach ein Buch.


01.09.2008 | 03:47 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Im Bauch des Internets

Das Internet weiss alles, kann alles und macht alles (behauptet es jedenfalls). Im Jahr 2008 gehen immer mehr grosskalibrige Institutionen dazu über, der Kompetenz des Internets Rechnung zu tragen, und sich gar nicht mehr die Mühe zu machen, bestimmte Arbeiten selbst zu erledigen. Beispiel 1: Die chinesischen Sportbehörden kümmern sich nicht mehr um das Alter ihrer Turnerinnen, sondern lassen es nachträglich von amerikanischen Bloggern bestimmen.


Bärin in Alaska: Obwohl ihre Fruchtblase schon geplatzt ist, fährt sie munter fort im politischen Treiben. (Foto, Lizenz)
Beispiel Nummer 2: Der amerikanische Präsidentschaftskandidat John McCain musste am Freitag kurzfristig die Stelle der Vizekandidatin besetzen. Anstatt, wie üblich, dutzende von Kandidaten sauber zu durchleuchten und sich dann für den besten zu entscheiden, nahm er einfach die einzige gutaussehende Bewerberin, Sarah Palin, Governeurin von Alaska, und überliess das Durchleuchten dem treudoofen Internet. Und siehe da: Schon 48 Stunden später hatte das Internet nicht nur ein umfangreiches Dossier über die erstaunliche Biographie der Kandidatin angelegt (Auszug: "Sarah Palin places fossils in the ground to test your faith." – "Death once had a near-Sarah Palin experience."). Nein, zusätzlich hatte das unermüdliche Ding sogleich herausgefunden, dass Sarah Palin ihr letztes Kind, einen im April geborenen behinderten Jungen, gar nicht selbst zur Welt gebracht hat, sondern nur so tat, damit nicht auffällt, dass in Wahrheit ihre 16jährige Tochter die Mutter und Palin somit die Oma ist. (Wer jetzt verwirrt ist, der hat vollkommen recht.) Die Details dieser erstaunlichen, ja, bizarren, fast meta-katastrophalen Enthüllungsgeschichte soll jeder bitte selbst mühevoll nachlesen. Niemand kann derzeit behaupten, es handele sich hierbei um die volle Wahrheit, aber das dürfte keinen stören. Denn in seiner ununterdrückbaren Freude am Möglichen ähnelt das Internet allen anderen denkenden Wesen auf diesem Planeten.


23.08.2008 | 13:50 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Nordkorea rettet die Welt


Nordkoreanische Nudelflotte (Foto, Lizenz)
Eine obskure Nachrichtenquelle berichtet von einer sagenhaften Ernährungsinnovation aus den Forschungslaboren Nordkoreas, dem Weltzentrum des Hungers. Dabei beruft man sich auf Choson Sinbo, ein japanisches Organ, das offenbar den Vorgängen in Nordkorea positiv zugewandt ist. Choson Sinbo jedenfalls meldet laut BBC die Erfindung einer neuen Sorte Nudeln, die aus Mais und Sojabohnen anstatt aus Getreide hergestellt werden. Nun sind Nudeln aus Bohnen vielleicht gar nicht so neu, wie es sich zunächst anhört, aber mit unserem begrenzten Erkenntnisstand über den asiatischen Nudelmarkt wollen wir darüber nicht urteilen. Viel wichtiger scheint, dass die neuen Nudeln nicht etwa satt machen, sondern stattdessen, "das Hungergefühl verzögern"**. Aufmerksam nämlich haben Nordkoreas Strategen zur Kenntnis genommen, dass sich die Menschen im Land weniger über Nahrungsmangel, aber deutlich mehr über Hunger beklagen. Das weniger Essen, so hört man auf Nordkoreas (schlechten) Strassen, sei gar nicht so schlimm, wenn nur nicht immer dieser Hunger wäre. Zielgerichtet und intelligent also reagiert die Diktatur des Volkes auf die Klagen des letzteren. Nordkorea hat es wieder einmal geschafft.

**Wir geben hier den englischen Text der japanischen Meldung über ein Ereignis in Korea in deutscher Übersetzung wieder, bitten also um Verzeihung, falls es zu Ungenauigkeiten kommt.


19.08.2008 | 14:13 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Seegras für Abgehobene


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Endlich ein neuer Dreh in der allmählich wirklich nervigen Energiefrage: Auf der Verpackung der Seegras-Muffins der Firma Monchongloong erfolgt die Angabe der Nutrition Facts dreimal, wobei jedesmal andere Teile in chinesischen Zeichen gesetzt sind, darüberhinaus sind die Zahlenwerte auf kundenfreundliche Art sehr unterschiedlich. Die gesamte Hundert-Gramm-Packung enthält Portionen zu je 25 g, und zwar je nach Tabelle etwa 3,5 bis 4 davon. Eine der Tabellen ist offenbar gedacht für Menschen auf krasser Diät: pro Portion nur 88 kcal, 0,57 g Fett (davon gesättigt 1 g), 0,1 g Protein, 0,9 mg Kohlenhydrate (davon 2 g Zucker), 0,3 mg Salz. Was in den restlichen circa 23 g ist, erfährt man leider nicht. Die zweite Tabelle ist nur für Arktisreisende und Sahelzonenbewohner zu empfehlen: 352 kcal pro 25 g, in denen sich plötzlich auch fünfmal mehr Fett (2,26 g), zigmal so viel Zucker und viermal so viel Salz befinden. Wer diese Tabelle liest, wird endlich richtig satt. Die dritte Liste liegt energiemässig irgendwo in der Mitte zwischen den Extremen, mit etwa 100 kcal, aber total überraschend dann volle 8g Fett und 12g Zucker. Mathematisch macht das zum ersten Mal etwas Sinn, weswegen davon auszugehen ist, dass es sich hierbei um so was wie die Wahrheit handelt. Für die 2 Prozent nicht ernährungsgestörten Menschen auf dem Planeten. Monchongloong – hier isst jeder, was er sich selbst vorstellt. Und hier erlebt die Arithmetik ihre erste post-Riemannsche Renaissance.

Bei den Seegras-Muffins handelt es sich im übrigen um ein ausgezeichnetes Lebensmittel. Zu kaufen in Taiwan (vermutlich) und überall dort, wo sie im Regal stehen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Korrektes Zitieren auf Müslipackungen


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