Riesenmaschine

19.07.2005 | 01:13 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Ein Schokoriegel sucht die Wahrheit


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Firma Nestle kämpft weiterhin verzweifelt dagegen an, dass ihr Schokoriegel Kitkat mit dem Katzenfutter ähnlichen Namens verwechselt wird. Vielleicht aber ist es auch ganz anders, und man hat versehentlich einen pathologisch geschmacklosen und außerdem größenwahnsinnigen Lebensmittelchemiker eingestellt. Warum auch immer, jedenfalls führt Kitkat, ehemals ein klassischer, puristischer Riegel, seit einiger Zeit einen globalen Feldzug, in dessen Verlauf an scheinbar zufälligen Orten der Welt immer neue, immer absurdere Geschmacksrichtungen auftauchen. Hier eine sicherlich unvollständige Zusammenstellung (Ergänzungen willkommen): weiße Schokolade, Caramel, Erdbeere, Orange, Erdnussbutter (einzig gelungene Variante), Banane, grüner Tee (konsequent grün), Vanille, Nougat, Zitrone. "Und jetzt", sagt der Schokoriegel, "mache ich alles nochmal, nur umgekehrt." und bringt die Variante "Inside Out" auf den Markt (siehe Bild). Das Team der Riesenmaschine verfolgt die Entwicklung seit Monaten mit wachsender Besorgnis und hat mittlerweile in aufwändigen, nicht ganz ungefährlichen Tests fast alle dieser Kreationen auf ihre Tauglichkeit überprüft. Gemitteltes Ergebnis: Kittikittikitti kitkat kitkot katkotkatkotkatkot.


17.07.2005 | 22:58 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Schöne Geräte, die niemand braucht


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Zwei wirklich extrem nützliche Neuigkeiten aus Welt der Audio-Gadgets, deren Siegeszug sicherlich kaum noch aufzuhalten ist: Das Audiopad wandelt die Bewegungen von irgendwelchen Objekten auf einer flachen Oberfläche in Musik um, und erlaubt so einen "visuellen und fühlbaren Dialog zwischen dem Gerät, dem Musiker und dem Publikum". Großartig, denn endlich können auch Blinde Brettspiele erlernen. Ähnlich innovativ auch ein Produkt mit dem Namen "Connect...Draw...Remix. Dabei handelt es sich um eine Art interaktive CD-Hülle, die es erlaubt, beliebige Musik zu mixen, und zwar indem man mit einem Stift auf der CD-Hülle herummalt, die per USB an einen Computer angeschlossen ist. Spass für die ganze Familie, verspricht der Erfinder. Sowohl das Audiopad als auch dieses Musikmalgerät sind leider leider noch nicht auf dem Markt angekommen, dabei ist es so unzweifelhaft klar, dass Millionen Endanwender hechelnd darauf warten, um endlich, ja, vielleicht, mal sehen, irgendwas Bestimmtes damit zu tun.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


17.07.2005 | 13:38 | Alles wird schlechter | Vermutungen über die Welt

Shave the truth


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ist das alles wirklich wahr? Das fragt man sich natürlich ziemlich oft beim Studium neuer Beiträge in der Riesenmaschine. Die Antwort lautet: Ja und nein, aber es spielt keine Rolle. Nach Ralph Keyes leben wir in der "Post-Truth Era" (zwar mitten im US-Wahlkampf, aber noch nicht in Deutschland erschienen), in der Lüge und Wahrheit dermaßen ununterscheidbar sind, dass am Ende ohnehin niemand mehr weiß, wo hinten und vorne ist. Zwar ist es immer noch unstatthaft, richtig ehrlich zu lügen, aber stattdessen steht uns ein gewaltiges Arsenal an Euphemismen zur Verfügung, von denen einige mittlerweile im "Oxford English Dictionary" gelandet sind. Ein paar besonders schöne Beispiele aus der Grauzone zwischen Lüge und Wahrheit: "erweiterte Wirklichkeit", "kreative Anreicherung", "Parallelwahrheit", "angereicherte Wahrheit", "strategische Falschangabe", "Wahrheit lite". Die tägliche Schwindelei beginnt mit "Es geht mir gut." und endet mit "Wir haben die Massenvernichtungswaffen gefunden."; die Palette der Ausreden reicht von "Ich habe es ja nur gut gemeint." bishin zum ultimativen "Und überhaupt, was ist diese Wahrheit eigentlich?". Genau das werde ich auch erwidern, sollte jemand eine kleine Wahrheitsverbiegung in irgendeinem Posting finden.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


14.07.2005 | 01:23 | Nachtleuchtendes | Vermutungen über die Welt

Planetenbaustelle gefunden


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
In "Hitchhiker's Guide to the Galaxy" wird dem erstaunten Arthur Dent ein unfassbarer Ort gezeigt, an dem neue Planeten zusammengeschraubt werden. Es ist so weit: Genau so ein Ort wurde jetzt gefunden. Leider sieht das Ganze etwas weniger spektakulär aus als der Planet Magrathea, auf dem von Slartibartfast eine Ersatzerde konstruiert wird. Aber! Mit Hilfe dieses erstaunlichen Gerätes (das übrigens schon von Jodie Foster in "Contact" zum Abhören von Außerirdischen verwendet wurde) stellte sich heraus, daß zentimetergroße Staubklumpen um einen noch relativ jungen Stern kreisen. Daraus könnte mal etwas Brauchbares werden, denn Planeten bestehen nun mal nicht überwiegend aus Fußgängerzonen und Badeseen, sondern vor allem aus einfachem Dreck. Wir werden das Ganze sorgsam im Auge behalten, und berichten, sobald aus dem Staub die ersten außerirdischen Klingeltöne entstanden sind.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


13.07.2005 | 14:18 | Anderswo | Papierrascheln | Tagwerk

Reise nach Jerusalem


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Mit der U-Bahn zur Arbeit zu fahren ist anstrengender als ein Kampfflugzeug zu fliegen. Deshalb ist es überlebenswichtig, möglichst schnell einen Sitzplatz zu finden, ein Thema, mit dem sich Hajime Yorozu in den letzten Jahren gründlich befaßt hat, und zwar in der Commuter-Hölle Tokio, wo das Spiel "Die Reise nach Jerusalem" zu einem Kampf um Leben und Tod wird. Sein (bisher nur auf Japanisch erschienenes) Buch "Die Kunst, im Pendlerzug einen Sitzplatz zu finden", das auf knapp 200 Seiten Ratschläge und Diagramme enthält, empfiehlt sehr genaue Beobachtung der (sitzenden) Mitreisenden. Frauen, die sich gerade die Frisur richten, oder Handytelefonate, die mit "Bin in fünf Minuten da" enden, sind überraschenderweise sichere Zeichen, dass gleich ein Platz frei wird. Umgekehrt sind Menschen mit dicken Büchern zu meiden, genau wie solche, die mit offenem Mund schnarchen. Hat man herausgefunden, wer bestimmt gleich aufsteht, so platziere man sich leicht seitlich versetzt, so dass eine Gasse für den Aufstehenden freibleibt und gleichzeitig konkurrierende Platzsuchende abgeblockt werden. Kenntnisse über die Standorte großer Firmen und über die Mechanismen des Schlangestehens vor den U-Bahn-Türen sind ebenfalls hilfreich. Dagegen gilt es als unhöflich, Betrunkenheit zu simulieren. Das sind alles unglaublich kluge Erkenntnisse.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


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