Riesenmaschine

22.02.2007 | 01:29 | Alles wird besser | Sachen anziehen

Für appe Arme


Die Zukunft der Fotografie in der Halbtotalen.
(Foto: The Lancet)
Die Zukunft wird nicht immer nur rosig dargestellt. Manchmal soll sie bewohnt sein von finsteren Mächten mit Lichtschwertern, und enthält Dasistkein-Monde, manchmal finden in ihr das Waldsterben, die nächste Eiszeit, die Überschwemmung New Yorks wegen Klimakatastrophe und die Frankfurter Buchmesse gleichzeitig statt, und das ist nicht schön. Dann wieder werden Affen die neuen Menschen sein, Klingonen die neuen Affen, und Rasierer die ... ach, genug. Ein Haufen noch nicht entdeckten Drecks, so sollen wir glauben, sei diese Zukunft. Das aber, liebe Zukunftsunker, galt auch mal für Amerika.

Die in der britischen Zeitschrift The Lancet (Das Lichtschwert) beschriebene Armprothese zum Beispiel, kann von ihrer Inhaberin nicht nur wie ein eigener Arm benutzt werden, sondern kann im Prinzip auch wie ein eigener Arm Sinneseindrücke zurückliefern, ersetzt also nicht nur das Greifen, sondern fantastischerweise auch gleich noch den Phantomschmerz und das Kribbeln. Von diesem Meilenstein des Prothesenbaus ist es nicht weit bis zum Terminator – gebaut vermutlich von Google – und zum Krieg gegen die Maschinen, den wir dann zumindest theoretisch gewinnen können (eventuell mit Hilfe von Delphinen mit Flossenprothesen), weil er immerhin endlich begonnen haben wird. Zukunft, wir glauben an Dich.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Apple für Arme


21.02.2007 | 11:50 | Was fehlt

Angst essen Mathe auf


Davor muss man doch keine Angst haben. (Foto: slifex) (Lizenz)
Die Wissenschaft hat festgestellt, dass schon kaum vorhandene, weil von grossen Augen und Rundumniedlichkeit noch völlig überstrahlte Frischgeborene eins und eins zusammenzuzählen verstehen, und dabei womöglich auch die akkurat zutreffende Antwort – nämlich "zwei" – in ihrem Kleinkinderballonkopf formen – in Babysprache natürlich. Irgendwann später dann tritt, aus bislang nur unzureichend geklärten Gründen, die Angst vor der Mathematik ins Leben der Menschen, und Verwirrung greift um sich, Eins und Eins soll dann plötzlich wieder Eins sein, oder Drei, oder vielleicht zweimal die "einsamste Zahl", die dann "genauso schlecht" sein soll, es ist ein kolossaler Unfug. Immerhin hat jetzt aber jemand herausgefunden, dass die Menschen nichts dafür können. Die Angst vor der Mathematik selbst nämlich blockiert, einer Studie aus dem Zahlenparadies Las Vegas zufolge, das zur Rechnerei dringend benötigte Kurzzeitgedächtnis, vermutlich mit endlosen rekursiven Erinnerungsschnipseln, erst daran, dass man Angst vor der Mathematik hat, dann daran, dass man grade Angst vor der Mathematik hatte, und so fort. Wären die Bildungsmächtigen in der Lage, eins und eins zusammenzuzählen, es müsste ihnen klar sein, dass die erste Aufgabe des Unterrichts folglich nicht die Vermittlung der gefährlichen Zahlenstrahlen (warum nicht gleich Zahlenraketenwerfer oder Zahlenneutronenbomben?), sondern die Humanisierung des Bestiariums der Mathematik sein müsste: weg mit Brüchen, Ableitungen, Unstetigkeitsstellen, her mit Liebe und Menschlichkeit. Aber davor haben diese Bildungsmächtigen da oben vermutlich zuviel Angst.


10.02.2007 | 01:15 | Supertiere | Fakten und Figuren

Neues vom Nasenaffen


Gegen soviel Niedlichkeit müssen die Conspecifics erst mal anstinken.
Vor ein paar Monaten machte eine Forschergruppe in Berkeley Schlagzeilen, weil sie Männer und Frauen mit verbundenen Augen über den Rasen krabbeln und an braunen Spuren schnüffeln liess. Was klingt wie eine etwas ratlose Studie zur menschlichen Sexualität, war tatsächlich eine Untersuchung des menschlichen Riechvermögens. Das, wie sich herausstellte, dem der Hunde insofern ähnlich ist, als auch Menschen einer Duftspur – in diesem Fall war es Schokolade – ziemlich akkurat folgen können. Nun hat dieselbe Gruppe erneut publiziert, diesmal tatsächlich zur menschlichen Sexualität, es ist verwirrend.

Der Titel der Studie – "Smelling a Single Component of Male Sweat Alters Levels of Cortisol in Women" – ist obendrein ein bisschen beängstigend, nicht nur wegen der nicht völlig überraschenden Implikation, Männerschweiss sei eine Frauendroge, sondern vor allem wegen dieser mysteriösen Single-Komponente, die er enthalten soll. Der erste Satz dann aber – "Rodents use chemosignals to alter endocrine balance in conspecifics" – versöhnt den besorgten Leser sofort völlig. Wenn Nagetiere dergleichen auch haben und machen, dann kann dagegen nichts einzuwenden sein. Letztendlich müsste man vielleicht sogar in treuer Nagetiernachfolge zum verstärkten Einnebeln der Conspecifics aufrufen. Stinkt mehr für Eure Nächsten! Sie werden es Euch danken, und zwar mit einem Cortisol-Level, dessen Schlussmonster sich gewaschen hat.


08.02.2007 | 10:31 | Anderswo | Alles wird besser

Die Kirche ins Dorf lassen

In der Dreifaltigkeit der traditionellen Frauenplagen mit K, also unter Kindern, Küchen und Kirchen, sind die Kirchen wohl das mit Abstand immobilienartigste Element. Zwar sind auch Kinder im Spielzeugladen und Küchen ganz im Allgemeinen nur schwer von der Stelle zu bewegen, aber das felsengleiche Beharrungsvermögen der Gotteshäuser und ihrer Insassen steht konkurrenzlos und selbst unbeweglich an der Spitze der Unbewegtencharts. Das weiss jeder, in dessen Nachbarschaft häufiger mal gebimmelt wird, und der also versuchte, das lärmige Kirchlein ein kräftiges Stück die Strasse runter zu schieben: geht nicht.

Mit Liedbegleitung und in hübschen Bildern zu sehen, wie eine komplette Kirche einmal ums Dorf gefahren und schliesslich an neuem Ort geparkt wird, ist darum nicht nur kathartisch und geradezu apostasieinversiv, sondern gibt uns auch Hoffnung, dass bald schon auch Küchen und Kinder dahin gebracht werden können, wo sie wirklich gebraucht werden. O Seligkeit.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ein feste Hüpfburg ist unser Gott


06.02.2007 | 19:22 | Anderswo | Nachtleuchtendes

Watch out where the Kazakhs blow


Kasachische Staubstürme, kaltgestellt (Serviervorschlag).
(Foto: diongillard) (Lizenz)
Schnee ist der Welteislehre zufolge das pulverförmige Sublimat des Weltall-Phantoms und bringt also beim Rieseln immer auch ein Stück des Kosmos und seiner Geheimnisse mit auf die Erde runter. Wenn man ihn warm macht, geht er kaputt, wenn man ihn zu Kugeln formt, kann man ihn werfen, und wenn man ihn sich in die Nase steckt, wird man klug: Schnee ist Sternenstaub.

Würde man nicht vermuten, wenn er sich mal wieder weiss wie ein Laken über die Landschaft breitet. Deshalb wohl ging der Schnee jetzt in die Offensive und färbte sich in Sibiren gelb. Die Farbe für diesen kleinen Scherz stahl der Schnee überraschend nicht bei der sibirischen chemischen Industrie, sondern nebenan bei einem kasachischen Staubsturm. Pfiffiges Kerlchen, dieser Schnee. Schade, dass er ausstirbt.


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