Riesenmaschine

22.09.2005 | 00:19 | Papierrascheln

OHNE TITEL


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die alten Herren der amerikanischen Literatur, Wolfe, Updike, Mailer etc. haben in den letzten Jahren eher durch zickige, in Zeitungen ausgetragene Streitereien unterhalten als durch ihre Werke. So verglich Norman Mailer zum Beispiel Tom Wolfes Roman "A Man in Full" damit, Sex mit einer 150 Kilo schweren Frau zu haben: "Wenn sie erstmal oben ist, ist es vorbei. Verlieb dich oder ersticke.", während John Updike noch recht moderat meinte, dass Wolfe keine Literatur, sondern bloße Unterhaltung fabriziere. Wolfe revanchierte sich damit, dass er Updike und Mailer als "zwei alte Haufen Knochen" bezeichnete.
Nun macht Tom Wolfe wieder Schlagzeilen. Dieses Mal geht es um seinen letzten Roman, "I Am Charlotte Simmons", dessen Titel nicht auf der Paperbackausgabe erscheinen wird. Stattdessen sind auf dem Cover nur die Zeichnung einer jungen Frau und, in sehr großen Lettern, der Name des Autoren zu sehen. "Anstelle des Buchtitels benutzen wir Tom Wolfes Namen als Markenzeichen. Er ist selbst eine Ikone." sagt Tanya Farrell, die Publicity Direktorin von Picador USA, Wolfes Verlag. Angesichts der eher durchwachsenen Kritiken scheint dies nicht die schlechteste Strategie zu sein.


08.08.2005 | 15:40 | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Denkeinladung


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Geradezu rührend muten die rhetorischen Fragen auf den Plakaten der SPD an, auf denen der Wähler angespornt wird, sich inhaltlich mit dem Wahlkampf auseinderzusetzen. Nun muss man nicht gleich zum Lippenlesen einladen, um effektiv zu sein, doch irgendwie wird man durch die SPD Plakate unweigerlich an die angeblichen Warnungen auf amerikanischen Mikrowellengeräten erinnert. Die Schnittmenge zwischen den Leuten, die vorhaben, wirklich ihre Katze zum Trocknen in die Mikrowelle zu legen und denen, die Produktwarnungen aufmerksam lesen, wird relativ klein sein. Daher muss man kein Zyniker sein, um anzunehmen, dass wahrscheinlich ein Großteil der Leute, die nicht wissen, wofür "die anderen" stehen, nicht in die nächste CDU-Geschäftsstelle eilen werden, um das neueste Parteiprogramm zu studieren.


04.08.2005 | 16:26 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Gelynchtes Wetter

Über das Wetter sollte man nicht reden und schon gar nicht schreiben. In diesem Fall muss jedoch eine Ausnahme gemacht werden, geht es doch um die Möglichkeit, täglich mit einer Wetteransage beglückt zu werden. Genau, keine Wettervorhersage, sondern eine Wetteransage, eine Wetterzustandsbeschreibung aus einer der wahrscheinlich stabilsten Wetterregionen der Welt: Los Angeles. Täglich kann man David Lynch hier dabei beobachten, wie er aus dem Fenster seines Studios schaut, um einem das Wetter zu beschreiben. Diese tägliche Dosis Charme und Glück versöhnt einen wieder mit der letzten Lynchmeldung, der zufolge er zur Zeit sieben Milliarden Dollar an Spenden sammeln möchte, um überall in der Welt transzendentale Meditationszentren zu errichten, die ein gemeinsames Ziel haben: Weltfrieden.


27.07.2005 | 09:24 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Frohe Kreuzigung

Irgendwann kommt für jedes Kind der Tag, an dem es erfahren muss, dass der Weihnachtsmann nicht wirklich existiert, sondern bloß ein weiterer, von Coca Cola entsandter Bote des Großkapitalismus ist.


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Aber auch in anderen Kulturkreisen sind Konzerne untrennbar mit der Feier der Geburt Christi verbunden. So wird in Japan Weihnachten gefeiert, wenn auch nicht aus besonders religiösen Gründen, schließlich sind nur ein Prozent der Bevölkerung Christen. Weihnachten kennt man in Japan vor allem in zwei Variationen: Romanchikku Kurisumasu und Kentucki Furaido Kurisumasu. Beim ersten handelt es sich um das "Romantische Weihnachten", bei dem es darum geht, teuer essen zu gehen, um danach in einem (Stunden-)Hotel für eine Liebesnacht einzukehren. Beim letzteren handelt es sich um "Kentucky Fried Chicken Weihnachten". Zu Weihnachten gibt es in Japan unendlich lange Schlangen vor KFC Restaurants, warum ist nicht ganz klar. Manche sagen, dass Colonel Sanders in den Augen der Japaner dem Weihnachtsmann verteufelt ähnlich sieht, andere meinen, dass die kleinen Hähnchenkeulen sich prima in den kleinen japanischen Öfen, in die nie ein Truthahn passen würde, erhitzen lassen. Die wahrscheinlichste Theorie ist die, dass KFC mit geschickten Marketingkampagnen in Japan den Eindruck erweckt hat, dass für Amerikaner ein traditionelles Weihnachtsessen bei KFC ein MUSS ist.

Vor diesem Hintergrund lässt sich auch dieses Bild (hier in groß) erklären, das nicht etwa in einem Museum hängt, sondern das Erscheinen der DVD von Mel Gibsons erfolgreichem Slasherfilm "Die Passion Christi" bewirbt. Hier werden noch einmal alle beliebten japanischen Weihnachtsmotive versammelt: ein Weihnachtsmann, eine Packung Kentucky Fried Chicken, und viele romantische Rosen, besonders hübsch auf der Spitze des Kreuzes. Dass Weihnachten eher wenig mit der Kreuzigung Jesu zu tun hat, scheint da nicht weiter ins Gewicht zu fallen, sind schließlich beides Tage-mit-Jesus.


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