Riesenmaschine

17.07.2006 | 16:21 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Verschwörung der Bläser


Leicht zu umgehen: Alcokey (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Technische Lösung sozialer Probleme: LG LP 4100 (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Auto in Gefahr: Leicht zu verwechseln. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Als Saab kürzlich den 'Alcokey' ankündigte – einen Autoschlüssel, der seinen Dienst nur tut, wenn vorher nüchtern hineingeblasen wurde – war die Begeisterung nur mässig. Zu einfach kann dieser Selbstschutzmechanismus umgangen werden, indem man sich einfach ins Auto setzt und sich bei laufendem Motor besäuft. Schon besser dürfte hingegen das LG LP4100 funktionieren. Dieses Mobiltelephon, das in Korea bereits auf dem Markt ist, sperrt nämlich gewisse Rufnummern, wenn der Anrufende betrunken ist. Nie mehr morgens aufwachen und panisch die Liste der getätigten Anrufe durchgehen! Nie mehr auf fremden Anrufbeantwortern Kompromittierendes hinterlassen! Dieses Produkt stärkt auf überzeugende Weise unsere Hoffnung, dass es für jedes soziale Problem eine technische Lösung gibt.
Es bleiben jedoch Fragen: Warum sieht ein koreanisches Telephon genau so aus, wie ein gleichzeitig und völlig unabhängig davon in Schweden entwickelter Autoprototyp – und noch dazu ausgerechnet einer von Saab? Da muss man ja nachdenklich werden – was macht eigentlich das Blaue Kreuz mit all den Spendengeldern? Möglicherweise die internationale Designszene unterwandern? Und: Wie gefährlich ist es eigentlich, wenn Telephone zum Reinpusten aussehen wie Autos? Da ist nämlich schnell mal was passiert!


05.07.2006 | 18:41 | Fakten und Figuren

Assoziationskettenmassaker: Gio versus Carlo

Wem ist es nicht schon passiert: Man redet von Gio Ponti, meint aber Carlo Mollino. Dann wiederum erzählt man, dass letztes Jahr für 3,8 Millionen Dollar ein Esstisch von Gio Ponti versteigert wurde, aber natürlich war der von Carlo Mollino. Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Mollino ist der mit dem Satanismus, den Autos und den Weibern. Ein Architekt, der kaum je gebaut hat, sich dafür mit Autorennen, Fliegen, Satanismus, Photographie und Frauen vergnügte und daraus dann die Formensprache seiner Entwürfe generierte. Bekannt sind etwa die Stühle, deren Rückenlehnen einen gespaltenen Huf assoziieren. Oder die Tische, die Umrisslinien von Frauenkörpern verarbeiten – Umrisslinien, die Mollino aus dem von ihm selbst produzierten softpornographischen Material entnahm. Das tönt erstmal gut und wird bei Mollino ja auch gut, so einfach, wie man im ersten Moment denkt, ist es dann aber auch wieder nicht mit dem erotischen Mobiliar. Eine fein abgeschmeckte Mischung zwischen Kopie, Assoziation und Referenz zu finden und zu einem gelungenen Möbel zu verarbeiten, wird meistens scheitern, wie Mario Pilippona hier eindrücklich beweist. Wie es hingegen mit biomorphen Formen gehen könnte, beweisen Herzog und de Meuron mit ihrer Leuchte 'Jingzi', die ebenfalls irgendwie an den Biologieunterricht erinnert, aber als Leuchte auch ganz gut funktioniert, was man etwa im Café der Hypo-Kunsthalle in München überprüfen kann.

Was dort für eine Kaffeemaschine steht, wissen wir nicht, aber es wird kaum die 1949 von Gio Ponti für Pavoni entworfene sein. Dabei wäre es dann so einfach zu merken: Der mit dem Tisch ist Mollino, der mit der Kaffeemaschine ist Ponti. Vielmehr ist es aber wahrscheinlich so, dass dort, im Café des Hypomuseums irgend ein Vollautomat steht, der auf Knopfdruck Espresso, Latte Macchiato und Kaffee mit Haselnussaroma produziert. Immerhin, denn man muss heute ja schon froh sein, wenn man nicht Instantkaffee vorgesetzt bekommt. Instant an sich, auch das muss einmal gesagt sein, ist ja nicht per se schlecht. Zwar bleibt bei dieser Installation der Begriff so platt wie der "elektronische musik bau spiel automat", der sich auch nicht wesentlich von Spielereien wie dem Sven-Väth-Generator unterscheidet. Schon besser ist Instant allerdings als Haus, was man hier überprüfen kann und man beachte dabei auch Sascha Lobos ersten Auftritt als Photomodell. Die Seite Instant Anatomy hingegen hätte einem der beiden möglicherweise viel Arbeit gespart, hätte er doch die anatomischen Formen nicht mehr mühsam photographieren und abzeichenen müssen, sondern hätte sie einfach herunterladen können. Wobei: Instant waren die Photographien Mollinos irgendwie ja auch, bediente er sich doch der fast vergessenen Kulturtechnik 'Polaroid'.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Assoziationskettenmassaker


28.05.2006 | 23:22 | Anderswo | Sachen anziehen | Papierrascheln

Fatwa und Emel

Nicht jeder hat es so einfach wie unsere Leser, die hier bequem Antworten auf fast alle wichtigen Fragen des täglichen Lebens bekommen. Für gläubige Muslime etwa ist es deutlich schwieriger, ihr Leben gemäss den Gesetzen des Korans zu organisieren. Dieser hat ja auch schon einige Jahre auf dem Buckel und bei seiner Entstehung waren so wichtige Dinge wie Fussball, Haartransplantationen oder Audiokassetten noch praktisch unbekannt.
Deshalb erlassen Muftis sogenannte Fatawa, also Rechtsgutachten, in verwirrend grosser Zahl. Alleine der Grossmufti von Ägypten, Ali Gomaa, und sein Mitarbeiterstab sollen jeden Monat gegen 7.000 erlassen (Quelle: NZZ vom 26.05.2006).

Im Gegensatz zu einem weit verbreiteten Vorurteil rufen die Fatwas aber keineswegs ständig zum Töten von Salman Rushdie auf, sie sind auch nicht immer verbindlich, und wer mit einer Fatwa nicht zufrieden ist, kann durchaus eine Zweitfatwa einholen. Heutige Fatwas, die man etwa hier oder auch hier auf deutsch nachlesen kann, beschäftigen sich schon mal mit Fragen wie "Darf Parfum, das Alkohol enthält, benutzt werden" (Ja), "Darf man bei Haarausfall Haare verpflanzen" (Nein), "Darf man im Internet Ehepartner suchen?" (eher nicht) oder "Dürfen Heiratsverträge auf Audio-Kassetten gespeichert werden?" (Nein). Eine Fatwa, deren Echtheit allerdings nicht unumstritten ist, beantwortet die Frage, ob Fussball gespielt werden darf, mit "Ja", allerdings soll auf die vier Linien auf dem Platz, die von Gottlosen erfunden wurden, verzichtet werden.

Muslimische Lebenshilfe der etwas weltlicheren Art gibt es aber seit einiger Zeit zumindest in England auch an jedem gut sortierten Kiosk im emel. Das "muslim lifestyle magazine" stellt Modestrecken zwar konsequent kopflos dar, um die leidige Kopftuchfrage zu umgehen, ist aber trotzdem oder gerade deswegen schön gestaltet und soll auch sehr lesenswert sein. Wie die iranische Fussballmannschaft allerdings mit derjenigen Fatwa umgehen soll, die vorschreibt, dass Vergehen im Fussball nicht nach den Regeln der FIFA, sondern nach den Gesetzen der Scharia geahndet werden sollen, wird auch dort nicht erklärt.


07.05.2006 | 00:06 | Alles wird besser

Lachen endlich verboten (zum Weltlachtag 2006)

Während dem ersten Mai ja nach wie vor jedes Jahr eine grosse Medienpräsenz zuteil wird, obwohl die damit verbundene Gefährdung des Einzelnen mittlerweile fast vernachlässigbar klein ist, wird der Weltlachtag von heute, Sonntag, dem 7.Mai, in der Presse so gut wie totgeschwiegen. Dabei ist die Gefahr, unversehens in eine der vielen weltweit und öffentlich durchgeführten Lachveranstaltungen zu geraten, nicht zu unterschätzen. Unzählige Lachklubs gehen heute auch in Deutschland, wo "das regnerische Wetter und die Übellaunigkeit der Menschen häufiger von Gästen und Einwanderern beklagt wird" (Wikipedia), aggressiv gegen Nichtlacher und Denker ("Wer denkt, lacht nicht; wer lacht, denkt nicht", wie unter www.hoho-haha.de nachzulesen ist) vor. Eine düstere Ahnung, was heute zu erwarten ist, gibt möglicherweise die im Februar in Bern durchgeführte "fröhliche Aktion mit Lachsack".

Lachbefürworter, die wissenschaftlich über das Lachen nachdenken (wann nur?) und schreiben, wissen zu berichten, dass sich die Bewegung in Indien konstituiert und von dort über die ganze Welt verbreitet habe. Die Lachbewegung wird dabei gerne in die Nähe fernöstlicher Dinge wie Yoga oder Qi-Gong gerückt, dessen bekanntesten Ausprägungen wiederum der Daoismus und die Falun-Gong-Bewegung sind. Wer jetzt denkt, "China, du hast es gut", der denkt falsch. Das für seinen Mut ausdrücklich zu lobende Amtsgericht Recklinghausen nämlich hat kürzlich in einer einstweiligen Verfügung das therapeutische Lachen verboten, zumindest einem gewissen Joachim B. auf öffentlichen Parkplätzen. Das ist immerhin ein Anfang und heute kann man ja auch einfach mal zu Hause bleiben.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Morgen ist auch noch ein Tag


18.04.2006 | 02:10 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Car Girls

Erst kürzlich fragte Kollege Lobo verzweifelt, ob auch nur ein einziger verdammter Hersteller das Mülleimerproblem im Auto gelöst habe. Man kann ihm nun entgegnen: Autohersteller nicht, aber Nicole Veress und Christine Frank schon. Der 'Car-Boy', der auf dieser sympathisch schlecht gestalteten Seite bestellt werden kann, löst das Problem so einfach und elegant, dass sich jeder weitere Text eigentlich erübrigt. Dafür bleibt dann leider noch etwas Platz für dumme Fragen: Warum wurden die Car-Boys eigentlich auf einem Kiesbett photographiert? Ist die Schweiz nun plötzlich Pop oder warum heisst das unvermeidliche Schweizer Kreuz plötzlich 'Pop Art'? Und welcher Pilz ist schuld am Design von 'Pop Art Schluck' und 'Pop Art Schmunzel'?

Pop Art Schmunzel, Pop Art Drache, Klassik Rot & Rot, Klassik Schwarz & Schwarz (v.l.n.r) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Automatic or the people


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