Riesenmaschine

23.03.2008 | 14:58 | Was fehlt | In eigener Sache

Zen-Sportberichterstattung


Bei Minute 81 scheint die Welt noch in Ordnung. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Und wieder mal gibt es einen neuen Journalistenpreis: Den Preis für die beste Onlineticker-Einzelleistung (Sport). Gewonnen wurde er gestern abend von einem namenlosen Mitarbeiter von sportal.de im Rahmen der Berichterstattung vom 3. Spieltag des Playoff-Viertelfinals der DEL. Kurz als Erläuterung: Ein Eishockeyspiel dauert normalerweise 3 mal 20 Minuten, wobei so etwa vier bis fünf Tore fallen. Seit dieser Saison gilt in den DEL-Playoffs die Regel, das anschliessend so viele Verlängerungen à 20 Minuten gespielt werden, bis ein einziges weiteres Tor fällt. Iserlohn und Frankfurt lieferten deshalb am Donnerstag gleich mal ein Rekordspiel, das erst kurz vor Ende der dritten Verlängerung entschieden wurde – was aber gestern abend von den Kölner Haien und den Adler Mannheim locker getoppt wurde. Sie standen insgesamt rund 168 Minuten auf dem Eis, also fast dreimal so lange wie geplant.

Die besondere Leistung besteht nun darin, wie der Ticker sich im Laufe der 108 torlosen Verlängerungsminuten immer weiter vom eigentlichen Spielgeschehen löst und eine ureigene, hochzynische Identität entwickelt. Er wird zu einem Protokoll des Wartens, in gedanklicher Verbundenheit mit Bruno Moravetz und der Berichterstattung von Reif/Jauch vom umgefallenen Tor in Madrid. Nach einer kurzen Phase der Verzweiflung ("Ein Alternativvorschlag. Das nächste Spiel zählt doppelt! Und hier sofortiger Abbruch") besinnt sich der Ticker schnell, und treibt fortan leicht dahin auf den Wellen der Ereignislosigkeit; spielt kurz mit der eigenen Existenz und der Welt an sich, um schliesslich im Fluss völliger Entspannung zu enden – so stellen wir uns Zen-Sportjournalismus im 21. Jahrhundert vor. Der Preis, ein Riesenmaschineshirt nach Wahl, kann bis Ende Juni im Haus der frohen Zukunft eingelöst werden.


26.02.2008 | 01:44 | Berlin | Papierrascheln | In eigener Sache

Doctorow kommt


Foto: Bart Nagel
Die Riesenmaschine macht neben ihrer derzeit etwas dezenter verfolgten Kerntätigkeit als Blog auch noch andere Dinge: Sie veröffentlicht Printkolumnen, schreibt Bücher, verkauft T-Shirts, gewinnt Preise, baut Altare und veranstaltet dann und wann auch Lesungen. So etwa am 28. Februar, also Donnerstag, um 20.30 Uhr. Zu Gast ist Cory Doctorow, Blogger bei einer unserer Lieblingsquellen (Boing Boing), Digital-Rights-Aktivist und Science-Fiction-Autor, dessen Texte grösstenteils unter einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht wurden und dessen vorletzter Roman Backup genau wie das Riesenmaschine-Buch als PDF zum Download angeboten wird. Ausserdem ist er Kanadier! Im Mudd Club in Berlin (Grosse Hamburger Strasse 17) wird Doctorow aus seinem neuen Roman "Upload" lesen und sich anschliessend mit Philipp Albers, Holm Friebe und dem Publikum über seine Arbeit unterhalten, der Eintritt beträgt 5 Euro.


21.02.2008 | 20:38 | Alles wird besser | In eigener Sache

Normal ist, wenn man trotzdem


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In der Kategorie "Texte, die wir gern selbst genau so geschrieben hätten" erreichte uns vergangene Woche ein Beitrag aus der Rubrik "Das Prinzip" im SZ-Magazin. Andreas Bernard beschreibt hier anlässlich der jüngst publik gewordenen Ankündigung von Aral, sein Normal-Benzin abzuschaffen, die schleichende Abkehr vom Prinzip Normal und stellt fest: "Vertraute Eichpunkte, Standards und Normgrössen lösen sich auf und werden von Kategorien ersetzt, die ursprünglich für einen besonderen Mehrwert, einen Überschuss standen. Wie an den Zapfsäulen nun kein 'Normal' mehr getankt werden kann, gibt es in Cafés oder Kinos die Getränkegrösse 'Medium' nicht mehr (geschweige denn die Einheit 'klein'.) Die Kaffeegrössen bei Starbucks beginnen bekanntlich bei 'tall', gefolgt von 'grande'; die Skala besteht also nur noch in Varianten von gross." Was ehemals als normal galt, kommt laut Bernard dann allerdings schon wenige Jahre später auf den Markt zurück: Gelabelt als "Classic" oder "Original".

Mit diesem beklagenswerten Niedergang der Mittelmässigkeit beschäftigt sich auch "Gut genug", die erste Folge eines neuen Kulturformates der ZIA: Der Radioreihe Folge 137, die 2008 alle zwei Monate auf Deutschlandradio Kultur zu hören sein wird. Jede Ausgabe ist jeweils die 137. Folge einer Sendung für gesellschaftliche Grossgruppen ohne eigenes Sendungsbewusstsein. Gut genug wird dabei auf ausreichend okaye Weise die Freuden und Sorgen einer untergehenden Mittendringruppe wiederspiegeln: Der Reisereporter berichtet aus dem beschaulichen Molpe, der "matten Perle im Moor", der Haus-Lyriker lobt das lauwarme Wasser und der Wissenschaftskorrespondent beklagt die Erkenntnis, dass durchschittliche Gesichter nun doch nicht die schönsten seien, was aber letztendlich okay sei, denn extreme Schönheit schade ohnehin. Ausgestrahlt wird Gut genug in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 0.05 Uhr – nicht die optimale Sendezeit, aber hey. Der Link zum Podcast wird dann am Montag in den Kommentaren nachgereicht, einen schnell zusammengeschraubten Teaser kann man bereits hier hören:


20.02.2008 | 02:57 | Supertiere | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Die Frühjahrsfiguren 2008 sind da


Quelle: Leonhart (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Lange erwartet, ist sie nun endlich auf dem Markt: Die neue Kickerfigurenkollektion vom Traditionshersteller Leonhart. Während die Fachwelt über die Füsse diskutiert ("Ist die Breitseite des Fusses ein bisschen dicker? Wäre ja schön für Tick-Tack"), interessiert uns vor allem die markant veränderte Gesichtsgestaltung. Es ist die Lust an der Simplifizierung, die die Leonhart-Designabteilung trieb, und damit eine Tendenz, die schon beim Übergang von der dritten zur vierten Generation sichtbar wurde, fortsetzt – ausschlaggebend für diese Entscheidung dürfte das höhere Identifikationspotential mit den neuen Figuren sein (vgl. Scott McCloud/Ligne Claire). Ansonsten sind diverse zeitgenössische Einflüsse unübersehbar, die zugleich auf einen breit gefassten Kulturbegriff im Hause Leonhart schliessen lassen: Viel Bob the Builder, eine Portion Ness, ein klarer Einfluss aus der Emoticon-Ecke und alles verfeinert nach dem Kawaii-Prinzip – so sieht Tischfussball im 21. Jahrhundert aus. Und das sagen die Experten zum neuen Design: "Die Mütze scheint höher (runder) zu werden – was bei hochgestellten Figuren nicht ganz so toll ist, weil der Ball dann noch leichter an den Köpfen hängen bleibt." So kann man es natürlich auch sehen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Der Ball ist klein


04.02.2008 | 09:16 | Anderswo | Fakten und Figuren

Wer hat's erfunden?


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Alle schönen Erfindungen, von denen man eigentlich dachte, sie kämen aus Deutschland, wurden in Wirklichkeit in Holland gemacht: Der Geschwindigkeitsmesser, das Mikroskop, das U-Boot und auch der Wahl-O-Mat.

Das Original heisst "Stemwijzer", und anders als die deutschlandzentrierte BPB gibt es ihn aktuell auch in einer zeitgemässen US-Edition. Und Holland wäre nicht Holland, wenn es nicht inzwischen noch ein zweites, schöneres Wahlhilfetool gäbe: Den Kieskompas, ebenfalls für die Präsidentschaftswahlen einsetzbar, der mit feineren Abstimmungsmöglichkeiten (fünfstufig) und verbesserten Auswertungsgrafiken (siehe Bild, und das ist noch nicht alles) glänzt. In einschlägigen Foren gab es dabei schon vor längerer Zeit Diskussionen, welches Tool nun das bessere sei – so dass man vermutlich irgendwann erst einen Wahl-O-Mat-O-Maten bedienen muss, bevor man in die eigentlichen Fragen einsteigen kann.

Ein kurzer interner Testlauf ergab übrigens allgemeine Obama-Übereinstimmung, und im Prinzip sollte es für jeden normalen Europäer vollkommen unmöglich sein, in die Nähe der Republikaner-Kandidaten zu gelangen. Leider wählt Europa nicht den amerikanischen Präsidenten, warum eigentlich nicht, alles wäre so viel einfacher. Zum Ausgleich dürften die Leute in Florida dann auch den Bundeskanzler wählen. Na gut, die aus Iowa... Arkansas? Connecticut? Hm, okay: Oregon. Aber das ist unser letztes Wort.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Länderwahlomat


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