Riesenmaschine

23.03.2007 | 19:02 | Anderswo | Supertiere | Papierrascheln

Flavoured with Dragon

Die längste Küstenlinie, die ältesten Chili-Schote oder die besten Autobahnen: jeder Einwohner kann auf irgendein Alleinstellungsmerkmal seiner Heimat stolz sein.
Die Nationen können derweil ungestört niedliche Tiere ausrotten, souveräne Staaten unsouverän angehen oder Gitarrenmusik verbieten.


Zu revidierende Darstellung des chinesischen Drachen ohne Flügel (Foto: splitbrain) (Lizenz)
China konnte es wirklich nicht dabei belassen, dass die Tiere, die Drachen am nächsten kommen, bisher eher im Land der Sekundärtugend ausgegraben wurden. Die Anstrengungen wurden kürzlich mit dem Fossil einer kleinen, gleitenden Echse beglückt, welches flugs ins Liaoning Museum getragen wurde. Perfektioniert wurde der PR-Coup in dem der geglückte Fund in den Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America der Nation mit dem überdetailierten Banner unter die Nase gehalten wurde.

Der Fund kommt einem Drachen übrigens in vielen Dingen recht nahe: Die Schwingen werden nicht auf Fledermaus- oder Vogelmanier an die vorderen Extremitäten getackert, sondern bestehen aus verlängerten Rippen. Ausserdem lassen sich unschwer fünf Krallen an den Pranken ausmachen, die zeigen, dass die Echse keine verirrter Import aus Korea oder Vietnam ist. Unbestätigten Berichten zufolge haben verschiedene westliche Staaten Sonderforschungsmittel für die Suche nach niedlicheren Pandas bereitgestellt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Saurier - Tiere ohne Perspektive

Roland Krause | Dauerhafter Link


20.03.2007 | 17:47 | Was fehlt | Listen

Lidls of the free word


Natürlich hat Freebase nichts mit Drogen zu tun, sondern mit freien Datenbanken, also von Englisch Free und Database, das Data muss man sich dazudenken. Geht ganz gut eigentlich. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Namen der neuen Internetfirmen und ihrer Produkte sind nun zur Genüge belächelt; spätestens nach dieser Überschrift soll Schluss damit sein. Überraschend sind aber Begriffe, die nun kommen: Das Unternehmen Metaweb, das sich aus altgedienten Internetrecken rekrutiert, von Tim O'Reilly und den frühen Adaptoren gefeiert wird, benennt ihre allumspannende Datenbank homonym zu einer wohlbekannten Drogen-Darreichungsform, die auch der Begriff ist, den Wikipedia unter Freebase führt.

Noch ist die Datenbank im Alpha-Stadium, erzeugt aber ein wohliges Summen im Internet, das als solches zu begrüssen ist. Uns erwartet vermutlich ein grosses Verzeichnis von allem, in dem beispielsweise Arnold Schwarzenegger in der Datenbank als Person, gleichberechtigt als Body Builder, Filmstar und Politiker geführt wird. Das anfangs ebenfalls gefeierte Google Base beispielsweise, das den Benutzern zwar ebenfalls das beliebige Hinzufügen von Datenkram erlaubt, bleibt bei dessen Kategorisierung auf der Strecke und bietet die unautorisierten Myspace-Profile der Schutzhand von Florian Henckel von Donnersmarck an.

Aber wo Metaweb draufsteht, kann schliesslich Metaweb auch drumherum, darüber und drinnen sein.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: I've seen the futr and it wrks (in beta)


16.03.2007 | 02:59 | Fakten und Figuren | Essen und Essenzielles

Für die kleinen Wissenshungrigen


Hier passiert nichts. Ehrlich.
Ist es nicht beruhigend zu wissen, dass in all dem Wiedergekauten, was uns täglich als Nachrichten vorgesetzt wird, doch immer auch ein kleines bisschen niedliche Neuigkeit stecken könnte? Mit unserem wohl aufbereiteten Detailwissen können wir nicht nur Dinnerparties und Taufen aufwerten, sondern auch Chats mit der Liebsten.

Wer möchte denn nicht wissen, was die durchschnittlich 38 Larven der sarkophagischen, parasitoiden Fliege Emblemasoma auditrix so machen, wenn ihnen langweilig ist, es aber zu lange zur Geburt ist, weil keine Zikade zur Hand ist? Oder muss nicht alles weitergegeben werden, was der Scientific American für erwähnenswert hält?


07.03.2007 | 01:46 | Nachtleuchtendes | Supertiere | Fakten und Figuren

WBR! WBR! WBR!


Running with Text-Bild-Schere (Foto: chikawatanabe) (Lizenz)
"Mensch" bzw. "human" klingt doch eigentlich ganz gut. Man kann sich über den Vielfrass beugen und ihn belächeln, im Englischen sind nach ihm Death-Metal-Platten und Superhelden benannt, im Deutschen kichert es auf dem Schulhof, wenn sein Name fällt.

Aber welcher Witzbold hat eigentlich die dosenhaften Meeresbewohner Botrylloides leachi im Deutschen "Seescheide" und im Englischen "sea squirt" getauft? Für die ertragene Malaise und die Aussicht, wegen des Namens nicht einmal in "Searchmashing Nemo" (deutscher Verleihtitel "Findet Nemo 6 – Im Ozean hört dich niemand schreien") zu erscheinen, kann es doch keine Entschädigung geben. Ausser vielleicht dem Schicksal, sich aus seinen Kleinteilen regenerieren zu können, wie in gerade in Plos Biology zu lesen steht. Whole Body Regeneration, bald in der Headerzeile Ihrer Spammail.

Natürlich kann sich keiner der Berichterstatter verkneifen, die phylogenetische Nähe zwischen dem Wabbel aus der See und dem edlen Menschen hervorzukehren. Schliesslich sind beide Chordaten, die Seescheide also praktisch ein Mensch; bestimmt kann sie Augustiner von Oettinger unterscheiden. Im Menschen wird fortan die Hoffnung genährt, auch aus jedem Teil des Körpers, der Blutgefässe enthält, in eigenen Kopien wiederaufzuerstehen. Falls es doch gelingt, der Seescheide ihr Geheimnis zu entreissen, sollte sich die Menschheit zum Ausgleich wenigstens in "Blödsack" und "Scumbag" umbennen.


06.03.2007 | 03:27 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Wasser kennt nur 5,6 Freunde

Der Mensch besteht zum überwiegenden Teil aus überzogenen Erwartungen und Wasser. Als sich einst Grossrechenanlagen zum Lösen all der Gleichungen für die Quantenchemie feilboten, dachten wir, bald alle chemischen und physikalischen Eigenschaften von Molekülen berechnen zu können, um daraus die Geschicke von Zellen, Organismen oder Grösserem zu prognostizieren; Nur ein paar Petaflops, und das Ganze würde fluppen.


1MFlop (Foto: jurvetson) (Lizenz)
Was für das Wasserstoffmolekül (H2) und andere Gase vernünftige Ergebnisse ergab, wurde bereits bei anderen einfachen Molekülen aufwändiger als erwartet und kam den experimentell ermittelten Daten nicht nahe. Man schraubte seine Ansprüche herunter und wandte sich verschämt pragmatischen Lösungen in hohen Stiefeln zu, um dieses oder jenes zu approximieren, indem die experimentell gewonnenen Daten miteinbezogen wurden.

In einem schmutzigen Fenster wurde nun ein Widerschein eines Silberschimmer am Horizont der Berechenbarkeit der Welt gesichtet: Die Berechnung wichtiger physikalischer Grössen des Wassers aus den first principles. So kamen Robert Bukowski und seine Mitstreiter zu einer Inneren Energie von -10,89 kcal/mol, einem Selbstdiffusionskoeffizienten von 2.4 x 10-5 cm2/s und der Koordinationszahl von 5,6, alles ganz in der Nähe der gemessenen Werte. Die Fortschritte in der Störungstheorie, die hier zum Erfolg führten, lassen sich bald vielleicht auf grössere Probleme anwenden, frohlockte man in Science verhalten. Bis dahin lässt sich die Zukunft begrüssenswerterweise noch nicht an einer Hand auf der Tastatur abzählen.


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