Riesenmaschine

19.02.2007 | 20:18 | Was fehlt | Sachen kaufen

Erst Sünde, dann Adam


Wo ist Adam? (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In einer öligen Pfütze auf dem Boden einer grauen und klammen Welt liegt eine hässliche Leiche, zerschrumpelt, aufgequollen, bleich, stinkend. – Das könnten Sie sein, schon nach der ersten Testrunde des neuen Ego-Shooters BioShock 1.0, der im Frühjahr endlich, endlich draussen sein soll. Diese Ankündigung erzeugt vor allem deswegen Vorfreude, weil BioShock abrückt vom vorherrschenden Motiv bisheriger Zockerspiele (dumme, böse Aliens erobern die Welt, Sie müssen's ausbaden): Rasch geht die Fahrt hinab in die Sauerstoffglocke der Unterwasserstadt "Rapture", ein geplantes, aber gründlich missglücktes Utopia und nun grosser Basar für Bio-Waffen. In der verwesungssatten Atmosphäre von Rapture wetteifert man mit Laborversuchspersonen, tuberkulosekranken Klonkindern und haufenweise Überwachungskameras ums nackte Überleben – das Waffenarsenal originell angereichert durch gefügige Killerinsekten, denen das eigene Spielerfleisch als Wirtskörper dient. Überlebenspunkte erhält man durch eine biogenetische Substanz namens "Adam", welche besagte Kinder aus Kadavern saugen und die man ihnen danach auf abenteuerlich unmoralische Weise entwenden muss. Das ist doch mal was, das machen nicht schon alle, das ist nicht 08/15, also: Kaufen!

Wenn jetzt noch die Leute mit ihrem Post-Tschernobyl-Shooter Stalker endlich fertig werden, nimmt der Metakampf gegen die Vormachtstellung der Aliens im Spielegenre eine glückliche Wendung.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (9)


14.01.2007 | 12:14 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Eine Galaxie in Chalmers' Kopf?


"If I believe p, then p" – Prof. Chalmers allwissend. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenn einem eine buntscheckige Gestalt durch zottiges Haargewirr hindurch verkündet, sie sei allwissend und unfehlbar, so wird in den meisten Fällen jedermann die Lage korrekt einschätzen und sich weiteren Peinlichkeiten entziehen. Aufpassen mit solchen Urteilen muss man allerdings, wenn es sich bei jener naturbelassenen Person um David Chalmers handelt. Erstens wurde noch kein vollgültiger Beweis dafür erbracht, dass der an Descartes erinnernde Philosophieprofessor und Tausendsassa Chalmers nicht tatsächlich allwissend ist, zweitens wird es sich bei der wunderlichen Behauptung höchstwahrscheinlich um Werbung für sein neues Paper über Frank Plumpton Ramsey und George Edward Moore handeln. Die Peinlichkeit der Situation bestünde sodann höchstens für den strikten Atheisten Ramsey selbst, dem Chalmers nachweist, dass aus seinen Thesen folgt, dass er allwissend und unfehlbar sei und dass "Ramsey + Moore = God".
Chalmers selbst scheint bei bestem Verstand zu sein und schart wie eh und je in ausgelassenen Festen alles um sich, was philosophiert und musiziert. Liest man sich allerdings durch Chalmers' Weblog über das Geist-Gehirn-Problem, schwinden angesichts der Komplexität schnell die Sinne und man weiss nicht mehr so recht, aus wessen Haargewirr heraus man da gerade angequatscht wurde – vielleicht von einem metaphysischen Zombie.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


12.01.2007 | 11:48 | Alles wird besser | Alles wird schlechter

The official Iraqi-Strike


Michael Brake spielt Irakkrieg noch analog.
Wenn Sie, verehrter Ego-Shooter, gerade mit einem sauberen Präzisionsschuss einem Wesen, das sonst nur in Phantasien Delirkranker vorkommt, den Schädel vom Torso getrennt haben, mag dieser vielleicht ob des Unglücks den passend verärgerten Gesichtsausdruck haben – aber halten Sie doch mal inne: Ist das alles nicht ziemlich unrealistisch? Die etwaige frappante Ähnlichkeit des Ungeheuers mit dem eigenen Klassenlehrer mag zwar die Grenzen zwischen Ballerspiel und Realität bisweilen zerfliessen lassen, aber die Verzerrung der Wahrnehmung durch falsche Analogieschlüsse macht noch so feinpixelige Märchenkitschfiguren nicht echter. Zum Glück gibt es Spiele mit realistischerem Inhalt. Wer diese aber obendrein noch mit Leben und Geschichte, ja sogar Lebensgeschichten füllen will, der braucht nicht extra bis nach Stalingrad in die Vergangenheit zu schweifen, sondern kann sich gleich bei der neuen Version des offiziellen Computerspiels der US-Armee bedienen. Die ganze tagespolitische Front liegt interaktiv und in schillernden Farben vor unseren Zockerfingern. Real Heroes! Spätestens nächste Weihnachten unter den Baum, vormerken! Wer's hingegen mit den Amis aus Überzeugungsgründen nicht so hat, der muss nicht leer ausgehen, denn die Hisbollah ist selbstverständlich mit ihrem eigenen Spiel am Abzugshahn.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Softair-Kriegsbewältigung

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


07.01.2007 | 14:19 | Alles wird besser

Aus dem Archiv der Riesenmaschine: Würdevoll beschleunigt


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (13)


06.01.2007 | 13:56 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Everlasting Joy 6.10


Mit Matthäus-Icons! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Dass das Christentum eine OpenSource-Religion ist, darüber kann kein Zweifel obwalten. Wie im Lizenzvertrag mit dem himmlischen Urheber verbrieft, soll der Quelltext regelmässig eingesehen und unablässig weitergegeben und weiterverarbeitet werden. Die rastlose Produktivität im Bereich theologischer Publikationen legt hierfür ebenso feierliches Zeugnis ab wie die jüngste politisch korrekte Umdichtung des Quelltextes selbst. Ob letztere in der Lizenz inbegriffen ist, wird allerdings bestritten, dafür erquickt uns aber die seelengute Idee, OpenSource im OpenSource zu feiern: Ein christliches Linux – "mit verbesserten Standardeinstellungen für ein besseres christliches Erleben der Benutzeroberfläche". Und mit dem integrierten Hebräisch-Feature lassen sich auf evangelischen Kirchentagen gewiss noch viele weichgespülte Bibelübersetzungen vollbringen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Auf Kulanz zählen

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


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