Riesenmaschine

24.12.2006 | 01:32 | Was fehlt

Abbildungen saugen (nicht)


Kommt wieder, wenn es euch gibt. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die schwedische Firma Electrolux hat einen gewissen Hang zum Design zukünftiger Haushaltsgeräte, was unmittelbar mit ihrem heutigen Geschäftsfeld "Haushaltsgeräte" zusammenhängen dürfte. Die Firma scheint aber auch einen Hang zur Kundenverspottung zu haben, denn sie wirft regelmässig die tollsten Produkte auf den Markt. Allerdings nur auf den Abbildungsmarkt. Dazu gehörten im letzten Jahr zum Beispiel eine eiförmige und eine eförmige Waschmaschine, die so schön sind, dass man sich an ihnen reiben und sie liebhaben möchte, aber es geht nicht, denn es sind nur Abbildungen.

Und nun kommt die Erfindung, auf die wir staubsaugegeschädigten Menschen seit langer Zeit warten, ohne dass wir es ahnten: Staubsaugerschuhe. In der Wohnung herumschliddern und dabei lästige Haushaltspflichten erledigen, das war unser Wunsch seit Jahren und Jahren. Nun, wer wartend lebt, stirbt scheissend, sagt ein neapolitanisches Sprichwort und die Enttäuschung des Wartens ist nicht konsequenzenlos an uns vorbeigegangen. Viele haben inzwischen abgeschliffene Dielen oder Putzfrauen. Und jetzt diese tollen Staubsaugerschuhe, vor Freude möchte man in jedem Zimmer Teppich legen. Zusätzlich zu unserem Trauma der vorhandenen Staubsauger haben wir aber jetzt auch noch ein Trauma des nicht vorhandenen Staubsaugers, denn auch die Saugeschuhe sind: Abbildungen, nichts als Abbildungen.


23.12.2006 | 13:33 | Berlin | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Instantkies vs. Virilio


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es ist gut, dass denkvermögende Menschen sich Gedanken machen über dieses und jenes, über gestern und heute und erst recht über übermorgen. Man nennt sie Philosophen und freut sich mit ihnen, wenn sie Richtfeste in ihren Gedankengebäuden feiern oder ihr Zettelkasten ein rundes Jubiläum begeht. Ihr hohes gesellschaftliches Ansehen und ihre Fähigkeit, komplizierte Dinge kompliziert auszudrücken, hält sie jedoch nicht davon ab, manchmal kontraproduktive Theoriefladen in die Welt zu setzen. Paul Virilio ist so einer. Er macht sich schon dadurch verdächtig, dass er Christ ist. Was ist ein Philosoph ohne die ständige Gefahr, für seine Ideen auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden, bzw. worden zu sein?

Abgesehen davon hat er mit seinem Bild des "rasenden Stillstands" viel Schaden angerichtet, indem er die Geschwindigkeit verteufelt hat und Stichwortgeber war für schirrmachereske, spenglerfürarme Leute, die den Rückgang handgeschriebener Briefe für ein sicheres Zeichen des nahenden Kulturuntergangs halten. Wahrscheinlich würde er es als Gegner des geschwinden Fortschritts auch doof finden, dass man sich in Berlin bei Baustoffe Malchow bis zu 34 Tonnen Kies in fünf Stunden überallhin liefern lassen kann. Unrecht hätte er, denn alles soll immer, überall und sofort! Das Ziel muss sein, fertige Häuser innerhalb von fünf Minuten überallhin liefern zu können, und zwar welche, deren Form wir selbst erst vor 30 Sekunden an die entsprechende Firma SMSt haben. Als ersten, kleinen Schritt könnte man im Zuge dieses Unterfangens eventuell Baustoffe Malchow die Umstellung von Fax auf Mail nahelegen.


22.12.2006 | 12:30 | Sachen kaufen

Less wireless


Hätte man gar nicht vermutet (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Telling Names, dieser Wahnsinnskunstkniff der Literatur von Biedermann bis Ui – längst hat er Eingang gefunden auch in die hinteren Nischen der bunten Marken- und Produktwelt. Blendamed, Klosterfrau Melissengeist, iPod, Produktnamen müssen heute um die Wette bedeuten. Wie schön, wenn eine Firma diesem ungeschriebenen Gesetz etwas Ideenreiches entgegensetzen kann. Wie schön, wenn man sich nicht wie bei dem Namen "C 230" von Mercedes mit der schieren Sinnlosigkeit eines Namens begnügt, sondern den Weg bis zu Ende geht und ganz nebenbei den Not Telling Name erfindet. Wir danken dem Unternehmen Creative und seinem nebenstehend zu sehenden SE 2300 Wireless Headphones.


21.12.2006 | 13:24 | Supertiere | Zeichen und Wunder

Ficken ohne Frau


Ein stinkender, giftiger Drachen inspirierte Mel Gibsons bibelverfassende Vorfahren zu einer irren Story. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Firma Livescience gibt bekannt, dass einem weiblichen Komodowaran eine Parthenogenese unterlaufen ist. Das wäre nicht weiter bemerkenswert, wenn Parthenogenese sowas bedeuten würde wie Tempelbau oder zu viele weisse Blutkörperchen, es heisst aber Jungfrauengeburt und das schockt dann schon. Bei Jungfrauengeburten entstehen traditionell und genetisch bedingt nur Weibchen, die sich dann ja wiederum allein fortpflanzen können; wo das hinführen kann, haben die Männchen bestimmter Eidechsenarten bereits erfahren müssen, sie sind nämlich ausgestorben, während die Weibchen nach Herzenslust herumparthenogenieren ohne sich zu genieren. Nun hat es also nach diesen mexikanischen Eidechsen, Marmorkrebsen, Strumpfbandnattern und Kopfläusen auch Komodowaranmännchen erwischt. Die Einschläge kommen näher.


17.12.2006 | 23:27 | Supertiere | Alles wird besser

Oktopenverherrlichung

Mäusemenschen, Rattenrennen, Biber (dentatae), es ist vollkommen klar, dass das 20. Jahrhundert den Nagetieren gehörte. Das 21. Jahrhundert ihnen auch vorschnell zusprechen zu wollen, könnte jedoch vorschnell sein. Nach Durchsicht des beiliegenden Videoausschnitts, gefunden in einem unverlinkbar waffenreaktionären Outdoorblog, kann jeder Beiverstandene nur zum Schluss kommen: Die Zukunft gehört dem Oktopus. Wer die Netzhaut aussen am Auge mit sich herumträgt, drei Herzen hat (nie wieder Liebeskummer!), wessen Arme auch Beine sein können und sich hirnunabhängig bewegen; wer darüber hinaus seine Farbe so ändern kann, wie er es gerade für angemessen hält, wer dann noch sogar mit einer Art modular abschnallbaren Penis in der Lage ist, auch kilometerweit entfernte Weibchen zu befruchten und – als wäre das alles nicht schon supersuper – durch zweieinhalb Zentimeter grosse Löcher durchglipschen kann, der kann kein schlechter Mensch sein. Bzw. eben überhaupt kein Mensch, und von da aus ist es zum Tier des 21. Jahrhunderts nur noch ein ganz kleiner Schritt, erst recht mit acht Beinen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Octopus's Grave


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