Riesenmaschine

02.05.2006 | 14:07 | Alles wird schlechter

Tätowationen für alle


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nachdem der letzte Schmetterling auf der Schulter gelandet war, der letzte Delphin, der letzte Tribalquatsch sich um den Arm geschlängelt hatte, und alle Steissbeine mit Geweihen versehen waren, wurden die Tätowierer müde, sie legten ihre Nadeln beiseite und ruhten sich aus und überlegten, was man der nicht endenwollenden Schlange der Tätowiersüchtigen noch in die Haut stechen könnte. Der Junkie Pete Doherty war einer der ersten, der den Trend zum notizenhaften Gekritzel wieder populär machte, wie sein grosses Vorbild GG Allin, der, wie auch er, recht grosszügig auch mit einer anderen Nadel umging, womit er sich dann, wie er es angekündigt hatte, auf der Bühne ein pathetisches Ende bereitete, etwas, was Doherty noch bevorsteht. Und für all jene, die befürchten, dieser räudige Chic könnte für sie eines Tages karrierehemmend beim Vorstellungsgespräch sein, lanciert man nun, nachdem auch die nur in der Disco sichtbaren Tätowierungen, Tätowierungen für Hasenfüsse und die Stilmöbel bereits durch sind, den allerneusten Trend: Auf den Finger tätowierte Schnurrbärte. Und dann braucht man auch nicht mehr den kleinen albernen Taschenkamm, wenn man mal wie Mel Brooks den Hitler macht.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (5)


01.05.2006 | 13:54 | Anderswo | Supertiere

Jetzt gehts dem Wollschwein an den Kragen


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Dem Ideal einer allesbedienenden "Eierlegenden Wollmilchsau", die Freiherr von Goethe einst zusammenfabulierte, kommt das Mangalitzaschwein am allernächsten, auch wenn es sich, im Gegensatz zu Elchen und Birken, noch nicht so recht melken lässt, weil die Säue die Zitzen ihrer Milchleisten nach etwa 50 Millilitern erst einmal dicht machen und selbst eine Weile pausieren. Und es deshalb den ganzen Tag über dauern würde, bis man genügend Milch zusammen hätte für ein leckeres Schweinemilchfrappé, oder einen Schärbät, den aserbaidschanischen Erfrischungsdrink Nr. 1, Milch mit Basilikum.
Würste des Tieres dieser ehemals fast ausgestorbenen Rasse, die man mühsamst rückgezüchtet hat, aus alten Beständen von von der industrialisierten Massentierhaltung unberührten und durch unwegsame Täler abgeschnittenen Bauern der Karpaten, sollen nun, laut der ungarischen Riesenmaschine, nachdem der Feinschmeckermarkt offenbar damit gesättigt zu sein scheint, bei Spar verschleudert werden. Demnächst dann also auch Schweinepullover bei Aldi?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Bitte lasst den Puli leben!

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


29.04.2006 | 21:24 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Wer hat das Rädchen erfunden?


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Jeden Tag steht man immer wieder vor demselben Dilemma: Hat man das, was man gerade in der Hand hält, nicht schon mal woanders gesehen? Macht man sich der Verbreitung eines Plagiats schuldig, weil es nicht das Original ist? Jeder weiss, wer das Rad erfunden hat, der Xavier wars. Soweit, so einfach. Aber jetzt wird's kompliziert, wer hat das Rädchen erfunden? Waren es die Neurologen mit dem Nervenrad, die Schneider mit ihrem Kopierrädchen oder die Sadisten mit dem Wartenbergrad? Von irgendeiner dieser Berufsgruppen werden die Pizzabäcker wohl wegen ihrer Radgabel demnächst zur Kasse gebeten werden.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


27.04.2006 | 23:39 | Was fehlt

3000 Zimmer


Ersatzbild für dieses vermutlich nicht rechtefreie Bild
Hotel Post ist der beliebteste Herbergsname im deutschen Sprachraum. Google hat 191 Millionen Einträge zu diesem Namen, was hypothetisch bedeutet, dass sich jeder Deutsche in etwas mehr als zwei Posthotelbetten gleichzeitig breitmachen könnte, und auch für Österreicher, Südtiroler, Schweizer und Wolgadeutsche noch reichlich Platz wäre, wenn jedes Hotel auch nur ein einziges Bett hätte. Das grösste Hotel der Welt hingegen steht in Pjöngjang/Nord Korea. Allerdings ist es in keinem Stadtplan eingezeichnet und kein Fremdenführer kennt es, wenn man nach ihm fragt. Dabei hebt es sich für jeden gut sichtbar von der Silhouette der Stadt ab. Das ist so, als ob man einen Elefanten in einer Ecke seines Zimmers stehen hätte, und ihn einfach ignorieren würde. (Vielleicht tarnt Nordkorea sein Superhotel aber auch mit einem Problem-Anderer-Leute-Feld.)

So war das nicht immer, denn als das Ryugyong Hotel noch gar nicht existierte, gab es bereits Briefmarken, die es abbildeten, und in die Stadtpläne hatte man es auch schon aufgenommen. Es sollte das höchste Gebäude der Welt werden, bis 1992 jählings alle Bautätigkeiten eingestellt wurden, keiner weiss warum, vermutlich sah man ein, dass das Haus sowieso nie richtig ausgelastet werden würde – bei 3000 Zimmern für die paar tausend Touristen, die das Land pro Jahr besuchen dürfen. Nun scheint aber nicht nur Pjöngjang unter einer Hotelkrise zu leiden, sondern auch Berlin, wo Luxuszimmer im von Karl Lagerfeld ausgestatteten Schlosshotel Vier Jahreszeiten längst beim Lebensmitteldiskounter Plus ("Prima Leben und Sparen") verramscht werden.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Im Dutzend surrealer


26.04.2006 | 19:47 | Vermutungen über die Welt

Wann werden wir das Wasser verstanden haben?


Foto: s_fox / Lizenz
Jetzt zu Beginn der Badesaison stellt sich wieder die Frage: Was macht eigentlich das Wasser so momentan, was tut sich, gibt's was Neues, was geht? Darf man schwimmen wo vorher tote Schwäne schwammen? Kann man es so machen wie in Mittweida, wo man gleich den ganzen Schwanenteich einfach ablaufen liess, also quasi das Kind mit dem Bade ausschütten? Aber die Umweltministerien geben allenorts Entwarnung, zu gross für eine zünftige Vogelgrippe-Ansteckung sei die Verdünnung des Wassers. Aber was ist mit den anderen Fragen an das Wasser, wann werden sie beantwortet? Warum schmerzt eine Arschbombe mehr im warmen als im kalten Wasser? Warum ist Wasser eher als andere Stoffe bereit sich zusammendrücken zu lassen, warum dehnt es sich aber aus, wenn es kalt wird, wieso existieren eigentlich zwei Wasser nebeneinander, und wieso verschmieren sie sich manchmal zu eineinhalb Wassern? Und wann wird endlich der Staubsaugerfabrikant die Flüsse zurück zur Quelle zwingen, damit die Lachse sich nicht so quälen müssen, wenn sie zu ihren eigenen Friedhöfen reisen? Diesen Fragen sollte man schon mal nachgehen vorm nächsten Badeausflug, wenn die Kinderchen zu sehr nerven wegen Dursts. Durst ist zwar schlimmer als Heimweh, aber Wasser kann so ein schönes Hobby sein.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Kaltes klares Wasser

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


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