Riesenmaschine

22.02.2007 | 11:45 | Fakten und Figuren | Essen und Essenzielles

Mehrfach gebrochene Grünkernbratlinge


Sie sehen zwar aus wie Tiere, aber man kann sie auch rauchen. (Foto: dongkwan) (Lizenz)
Die von Konrad Adenauer an seine mit seiner Politik und dem Zustand der Nation unzufriedenen Gegner gerne adressierte Floskel "Geh doch nach drüben!", bekam vorgestern Abend in der Talkshow "Kerner" eine zeitgemässe, irritierende Neuentsprechung. Als nämlich der Unsympath Jan Fedder im allerübelsten Dialekt Deutschlands (Hamburgisch, genölt) den Gastgeber, der sich gegen das Rauchen in Autos aussprach, anpflaumte: "Geh doch nachher ins vegetarische Hip-Hop-Lokal und iss Grünkernbratlinge". Hart ist es, wenn als Nikotinersatzstoff Grünkernbratlinge herhalten sollen, härter wird die Verwünschung nachvollziehbar durch das verstärkende, negativ konnotierte Hip-Hop-Argument, am härtesten allerdings, wenn man in Fedders Wikibiografie liest, er sei Vegetarier, esse aber Bockwürste. Vermutlich ist er sogar Nichtraucher. Und Kommunist sowieso.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (9)


21.02.2007 | 00:32 | Essen und Essenzielles

Alle lieben Leber


Verfaulte Schweizerleber (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Leber ist, wie jeder Angler weiss, eines der fängigsten Aromen der letzten Jahre, gefolgt von Buttercreme, Marzipan und Spekulatius.
Wie eine Leber zu mästen sei, daran scheiden sich die Geister, Spitzenkoch Anthony Bourdain beschreibt in seinem Buch "Ein Küchenchef reist um die Welt", dass die Tiere den Bauern mit dem Stopftrichter wirklich zu mögen scheinen und brav folgen, und zwar "nicht widerwilliger als ein Kind, dem die Mutter die Nase putzen will". Seine Kollegin Sarah Wiener hat eine zwiespältige Haltung, sie lehnt die Mast zwar ab, entwickelte aber mütterliche Gefühle, und während sie das kranke Organ aus dem Bauch der toten Gans zog, sagte sie: "Ich komme mir vor wie eine Hebamme". Ihr Image ist derzeit offenbar etwas ramponiert (das der Fettleber). In der Folge schmiss der Trüffelversand Truffières de Rabasse jetzt seine Geflügelleber aus dem Repertoire und ersetzt sie durch die über allen Mastverdacht erhabene Anglerleber. Und nicht vergessen heute Abend am Wirtshaustisch: nicht Alkohol ist der Leberschädling Nummer eins, sondern Zimt.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (5)


15.02.2007 | 21:27 | Fakten und Figuren

Verpasste Chance für den Sieg


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenn am 12. Mai in der Hartwall Arena in Helsinki zum 51. Eurovisions Songcontest für Dänemark ein Ex-Soldat namens Peter Andersen mit einer mit rosa Federn beklebten Badehaube antritt und ein Lied namens Drama Queen singen wird, ein dürres Hi-Energy Liedchen im Stile Erasures, dann wird das mit ziemlicher Sicherheit eine Position auf den vorderen Plätzen, wenn nicht gar der Sieg. Ein Song, der "auf seine Weise eine Art Lordi auf dänisch ohne heterosexuelle Attitüde ist", wie Taz-Autor und Songcontestspezialist Jan Feddersen kryptisch in seinem Grandprix-Blog gestern orakelte.

Gleichzeitig wird aber auch eine historische Chance verpasst, nämlich eine der allergrössten Ausnahmeerscheinungen des Songcontests an den Start zu schicken, die wie ein Roggenhalm im Wind verbogene Aud Wilken, die schon einmal, nämlich 1995 mit dem elektrisierenden Fra Mols Til Skagen, lediglich bekleidet mit einem Sack und begleitet von einem Banjo, antrat und gar nicht mal so schlecht abschnitt (Platz 5). Sie scheiterte in der Vorausscheidung gegen den Soldatenpfau mit einem unfassbaren Schmachtfetzen namens Husker Du, leider hätten nur die Finnen mit der verloren jammernden Chris-Isaak-Gitarre etwas anfangen können (siehe Update). Aud hätte so wenig Punkte bekommen, wie sich jene amerikanische Studentencombo einst auf ihren Bandnamen gestreut hatte, weil es einfach böse aussieht.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Rauli

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31.01.2007 | 19:10 | Essen und Essenzielles

Baff & Beppo


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Neue, frische Produktnamen sollten immer mit Bedacht gewählt werden und beredt sein, Glassex z.B. als Fensterreiniger, nur wenn man ein echtes Interesse am Platejob hat. Jeder in den siebziger Jahren Sozialisierte erinnert sich an ein karamellisiertes Popcorn namens Baff. Die nach einem von einem Hund durchgekauten Pantoffel schmeckenden Nuggets mussten verschwinden, die Beruflich Aktiven Frauen in Franken machten Titelschutz geltend. Und schon wieder wird etwas karamellisiert, Keksmulti Bahlsen wirft Beppo auf den Markt, fettigglasierte Erdnussflips. Was damit assoziiert werden soll, ist unklar, ist es der bayrische Brachialkomiker Beppo Brem, oder die nach faulen Eiern riechende japanische Rentnerstadt Beppu? Zumindest ist die Zielgruppe dadurch schonmal eingekreist.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (7)


17.01.2007 | 15:18 | Anderswo

Das Genie


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Wissenschaft hat jetzt endlich die lange vermisste Verbindung zwischen dem Land der Finnen und dem der Japaner gefunden: Chile. Eine schöne aallange Nation, mit einem wunderlichen, erfinderischen Volk, Weltlieferant von Lachs und Lithium, Diaspora für Margot Honecker und Uwe Schmidt, hier kommt zusammen, was nicht zusammengehört und feiert ein fröhlich prosperierendes Auferstehungsfest, vor allem jetzt, wo die Bestie tot ist. Dass Chile ein Land ist, in dem es irritierenderweise so gut wie keine Ameisen gibt, fällt zwar kurz ungut auf, aber dafür haben sie ja die grössten und dümmsten Pferdebremsen der Welt, die nur einen Monat (exakt vom 19.12.-19.1.) auftauchenden Tabanos. In Chile wird die weltweit ausgebrannte Genitivapostrophunsicherheit weiterhin liebevoll gehegt, so gibt es z.B. in Santiagos Stadtteil La Recoleta eine Bar namens Luca´ss und eine namens "Don Quijote"s. Und nun findet dieses Volk auch noch auf einen Schlag die Lösung für eines der fiesesten Probleme unserer Zeit. Ein fröhlicher Bärtiger verkauft auf der Avenida Maximo Humbser gebogene Strohhalme mit einem Drahtkern. Was man damit macht? Die Löcher verstopfter Salzstreuer putzen natürlich.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


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