Riesenmaschine

25.07.2006 | 17:46 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Stählerner Stahl (Stahl)


40 Tonnen dick (Vordergrund) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Stahl ist eindeutig das beste aller Metalle. Zum einen klingt das Wort Stahl genauso, wie Stahl klingen muss – kein anderes Ding kann von sich behaupten, seinen eigenen Namen ("Stahl") als Namen zu tragen (abgesehen vielleicht von "Schrank"). Zum anderen ist Stahl derart elementar und systematisch, dass es noch nicht mal im Periodensystem der Elemente steht, diesem chemofaschistischen Blendwerk aus Zucht und Ordnung.

Flugzeuge bestehen heute zwar aus Plastik, was verstehen soll, wer kann, geraten dabei aber derart schwer, dass man wiederum Fahrzeuge aus Stahl benötigt, gewaltige Mengen Stahl, um sie vom Fleck zu kriegen (ohne gleich loszufliegen), wie man in der Werbepublikation "Faszination Stahl" des Stahl-Informationszentrums nachlesen kann. Den Airbus A380 und andere bis zu 600 Tonnen schwere Schwerbehinderte beispielsweise fährt ein massives, aber agiles Stahlding namens AST-1 X über die Flughäfen, das die Firma Goldhofer für vermutlich grössere Mengen Geld zur Verfügung stellt. Kaum möglich erscheint es dem modernen Menschen, den AST-1 X anzusehen, ohne in unbekümmerte Verzückung auszubrechen.

Und auch wenn jetzt schon zehnmal das Wort Stahl gefallen ist, man möchte gar nicht mehr damit aufhören, so ist es keinesfalls "stählerne Romantik", die das "originäre Kennzeichen" unserer Befindlichkeit ist, wie es Goebbels 1939 für die Reichsdeutschen feststellte. Im Gegenteil handelt es sich um die vollkommen unromantische Dämmerung (und zwar Morgen-) des gerade brandneu ausgedachten Postdematerialismus mit seinem stählernen Antlitz. Stahl, Stahl, Stahl, es fühlt sich an, als würde man ein glänzendes, massives Schwert aus Stahl verschlucken, einfach so.


23.07.2006 | 13:29 | Anderswo | Alles wird besser | Was fehlt

Vorher Nachher Urlaubsphotos


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Ganz ohne Neutronenbombe (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn nicht so viele Menschen auf ihr rumlaufen würden. Dabei sind jetzt nicht nette und praktische Menschen gemeint, wie die Erfinder des Göffels mit eingebautem Messer oder des Flip Flop Mops, sondern der gemeine Mensch, der einem in Supermarktschlangen, auf Rolltreppen und im Strassenverkehr permanent im Weg steht. Auch auf Photos tummelt er sich gerne und stört sich nicht weiter daran, dass er so den Blick aufs Wesentliche versperrt. Doch da gibt es jetzt Abhilfe, und zwar in Form des Tourist Removers (via BoingBoing). Alles was man braucht, sind mehrere Photos vom gleichen Standort, auf denen mal der eine oder der andere Teil des gewünschten Motivs zu sehen ist. Und mit ein wenig Zauberey werden Strassen und Plätze menschenleer gefegt, wenn es doch immer so einfach ginge.


20.07.2006 | 13:09 | Anderswo | Alles wird besser

Give Six


Sechs Bier bitte
Dass Lordi in Finnland durch seinen Sieg beim Eurovisionssongcontest einen enormen Popularitätsschub für seinen Kaugummi-Metal erfahren hat, kann man daran erkennen, dass bei einer Spontandemonstration gegen die unlautere Demaskierung des Lateinlehrers und Kiss-Fans aus Rovaniemi/Lappland durch ein Revolverblatt 15.000 Menschen eine Karaokeversion seines Siegertitels "Hard Rock Halleluja" vor der grössten Kirche Helsinkis zum Besten gaben, worauf hin sich das Blatt bei ihm entschuldigen (Anteeksi Lordi) musste. Oder auch daran, dass bereits Dreijährige Lordishirts tragen – zwar nur diese, aber sie sind ja immerhin Finnlands Zukunft.

Lordis neuer Hit heisst "Chainsaw Affair", und er thematisiert nicht, wie man vermuten könnte, die Berufsunfälle finnischer Waldarbeiter, auch nicht die Interessen der Apotemnophilen, also der Selbstverstümmler, denen das eine oder andere Gliedmass über kurz oder lang lästig geworden ist, und sie durch den dadurch entstandenen Platz mehr Lebensfreude erzielen können.
Dass ein Finne wie Lordi das alles nicht im Sinn gehabt haben kann, beweisen die gliedmassenglorifiziernden Zugrestauranttüren der finnischen Eisenbahngesellschaft, denn wenn sechs Finger schon nicht ausreichen, darf man sie auch ruhig mit dem Fuss auftreten. Nicht allerdings darf man sie mit Koffer, Mantel und Hut betreten. Aber ein Hut ist ja auch kein Körperteil.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Dezimal ist auch keine Lösung

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


19.07.2006 | 03:58 | Anderswo | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Die schwarze Null


Null & Schwarz (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Eines der grossen Probleme der Menschheit bleibt nach wie vor die massive Ungeficktheit und deren Folgen Gewalt und Zynismus. Zynismusverurteilung ist eine leichte Trockenübung, Zynismusvermeidung im Fluss des Alltags eine schwierige Sache. Denn weil der Kern des Zynismus Menschenverachtung ist, kann man auch beim Konsum durch Gedankenlosigkeit zynisch sein, zum Beispiel, indem man ohne gross nachzudenken drei, vier ukrainische Prostituierte ins Hotel bestellt. Trotzdem ist vollkommen unmöglich, über jedes Produkt so weitreichend informiert zu sein, dass man als Verbraucher stets auf der sicheren, unzynischen Seite steht. Zum Beispiel ahnt niemand, dass man mit dem Kauf von Schuhen der Marke Kialo eine Firma unterstützt, deren Mutterkonzern vermutlich auch vom Opiumanbau in Angola profitiert.

Die Wahrheit ist selten pur und immer kompliziert, insofern ist es nicht leicht, vorbehaltlos zwei neue Coke-Produkte vorzustellen, angesichts der vielschichtigen, verwirrenden Debatte um Coca Cola in Kolumbien, wo Gewalttätigkeit total en vogue ist und laut UN-Untersuchung in den letzten fünf Jahren anderthalb Millionen Menschen vor Gewalt im Zusammenhang mit Coca-Anbau geflohen sind. Wenn man von der inzwischen geächteten Chemiewaffe Cherry Coke absieht, kann man aber feststellen, dass Koksen wesentlich mehr Menschen der Gewalt aussetzt als Cola trinken. Erst recht, wenn es sich um zwei neue, hier kennengelernte Produkte handelt. Das neue Lightprodukt Coke Zero schmeckt, wie man sich Coke Light immer gewünscht hat, also minus Seife plus die kristalline Sämigkeit von Zucker, aber ohne Zucker. Coke Blak dagegen schmeckt ärgerlicherweise hervorragend. Wie hat man gehofft, dass der als allerletzter auf den dämlichen Kaffeetrend aufspringende Grosskonzern einen Bauchklatscher im Haifischbecken der Softdrinks hinlegt. Aber schade, Coke Blak ist leider das beste Kaffeegesöff seit Kaffee. Nur mit dem Namen hat man sich vollkommen vertan, blak heisst auf altisländisch "schlagen", das muss in diesen Tagen als klares Bekenntnis pro Gewalt gelten. Wie Coke aus diesem PR-Debakel wohl wieder rückwärts rausgeschlängelt kommt?


17.07.2006 | 16:21 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Verschwörung der Bläser


Leicht zu umgehen: Alcokey (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Technische Lösung sozialer Probleme: LG LP 4100 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Auto in Gefahr: Leicht zu verwechseln. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Als Saab kürzlich den 'Alcokey' ankündigte – einen Autoschlüssel, der seinen Dienst nur tut, wenn vorher nüchtern hineingeblasen wurde – war die Begeisterung nur mässig. Zu einfach kann dieser Selbstschutzmechanismus umgangen werden, indem man sich einfach ins Auto setzt und sich bei laufendem Motor besäuft. Schon besser dürfte hingegen das LG LP4100 funktionieren. Dieses Mobiltelephon, das in Korea bereits auf dem Markt ist, sperrt nämlich gewisse Rufnummern, wenn der Anrufende betrunken ist. Nie mehr morgens aufwachen und panisch die Liste der getätigten Anrufe durchgehen! Nie mehr auf fremden Anrufbeantwortern Kompromittierendes hinterlassen! Dieses Produkt stärkt auf überzeugende Weise unsere Hoffnung, dass es für jedes soziale Problem eine technische Lösung gibt.
Es bleiben jedoch Fragen: Warum sieht ein koreanisches Telephon genau so aus, wie ein gleichzeitig und völlig unabhängig davon in Schweden entwickelter Autoprototyp – und noch dazu ausgerechnet einer von Saab? Da muss man ja nachdenklich werden – was macht eigentlich das Blaue Kreuz mit all den Spendengeldern? Möglicherweise die internationale Designszene unterwandern? Und: Wie gefährlich ist es eigentlich, wenn Telephone zum Reinpusten aussehen wie Autos? Da ist nämlich schnell mal was passiert!


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